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weiser, wie solche zu lesen, zu brauchen, zu nußen seyn mögen? Selten ist in einem Buch Alles gut, wenigstens selten gut für alle und jede. Die Zei ten ändern sich, und åndern mancherlei in den Büchern; zur schönsten Bibliothek gehört also ein Ausleger, und das beste Geschenk, das einem jungen Menschen werden kann, sind nicht Bücher, sondern Rath, wie er die Bücher brauche.

Was ich an Lowth eigentlich nur als einen Rand wies, den Sie nicht überstürzen müßten, war die etwas zu künstliche, neue Art, mit der er alte ebräische Poesie, theils allgemein, theils in einzelnen Elaffen und Stücken behandelt, oder vielmehr, in der einige feiner Nachfolger feine Meinung weit übertrieben haben. Nach der Behandlung dieser testeren hat David diesen Psalm als Idylle beis nahe zum Zeitvertreib, jene Elegie zur füßen Ju gendübung, der Eine Prophet seine stärksten An. mahnungen, Flüche und Trostreden als Proben ebräischer Lehrstücke verfasset, und mit Behaglichkeit hingegeben; ich kann nicht sagen, wie sehr dieser Geist, die Bibel anzusehen, dem Gebrauch dersel ben schadet. Es ist üble Verdauung in den ersten Wegen, aus der in allen übrigen Gefäßen nichts Gutes kommen kann es ist erster, falscher Ge= sichtspunkt, der alle folgenden verdirbt und verwir, ret. Poesie, wie sie in der Bibel ist, ist nicht zum Spaß, nicht zur entbehrlichen, müssigen Ge müthsergözung, noch weniger zu dem schändlichen Schlendrian erfunden, dazu wir sie jest zum Theil anwenden; fast sollte nicht einerlei Name so ver: schiedene Gattungen und Werke bezeichnen. Dec

poetische Ausdruck, die Art der Vorstellung und Wirkung war damals überall Natur; Erfors derniß der Sprache und des Gemüths deffen, der sprach, so wie des Ohrs und Gemüthes - derer, die hörten; Bedürfniß der Sache, der Zeit, des 3 wecks, der Umstånde. Dies sage ich nicht, weil ich von der Bibel, sondern weil ich von der Kindheit und Jugend der Welt, von dem Orient, von dieser Sprache, - von diesem Volk und seinen Büchern rede. Hier = wåre uns ein neuer Lowth zu wünschen, der das Fachwert der Poesie späterer Zeiten gleichsam nicht lennte, die Sammlung dieser Schriften von Anfang an durchgienge und in jeder, in jedem Inhalt der felben ihren simpelsten 3 weck und Kreis des - Werdens zeigte. Vielleicht wird's Ihnen nicht unwillkommen seyn, wenn ich einige Ideen hiers über, sofern sie ein Brief faffen kann, hinwerfe. Sie bekräftigen meinen ersten Grundsag: man müsse die Bibel menschlich lesen;" und mich dunkt, die große Verschiedenheit der biblischen Bücher stößt uns schon auf den Weg, sie zu finden. Zwei und zwanzig oder 24 Bücher, die theils Die Geschichte von 3500 Jahren begreiffen, theils ihren Verfassern nach ein ganz Jahrtausend von eins ander abstehen, deren Urheber wir theils gar nicht kennen, theils beinahe so viel annehmen, als Bicher da sind eine solche Erndte von Zeiten, Schriften, Inhalt und Verfaffern läßt sich doch nicht mit einem Strohhalm binden, daß man sie, etwa weil es ein Buch heißt, in der Dämmerung, im Traum, in Einem Athem als Eine Lection forte Lefe

Ich fange von keinem begeisternden Ausruf Meine Liebe zu Ihnen soll mich begeistern, und Ihr Andenken an mich mache diese Blätter zu einer Muse, die Ihnen bei'm stillen Lefen der ålte. ften und ehrwürdigsten Schriften der Welt als Freun= din beisteht, und einige vertrauliche Lehre zulispelt.

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Aus den Händen der Ebråer haben wir diese reiche Sammlung von Büchern bekommen und mich důnkt, ihnen sollten wir auch in Eintheilung derselben folgen. Nicht als ob ich von Graden und Unterschieden der Inspiration re de, um die wir uns jcht noch nicht bekümmern'; fondern weil ihre Eintheilung in Gesek, Propheten und heilige Schriften Winke giebt, theils wie und wann diese Bücher verfaßt sind ? theils wofür sie bei dem Volk, dem sie anvertrauet zuerst gegolten? Das Gesez Mofis war der Stamm ihrer Gefeßgebung und Religion; dies und die älteste Geschichte ihres Volks war in seinen Büchern enthalten. Die früheren Propheten, (die Bücher von Josua bis zu den Königen) sind eine Fortsehung dieser Geschichte und heißen also, weil (und ohne Zweifel mit Grund und Recht) geglaubt ward, daß Propheten diese Geschichte gesammlet und der Geschichte Moses nachgeordnet haben. Die späteren Propheten find die, die wir Propheten nennen, Daniel ausgenommen. Sie galten als Erklärer des Willens Gottes, als Anwender des Gesezes Mofes auf einzelne Falle des Staats, auf Zeis ten und Situationen. Abermals mit Recht, denn in diesem Sinn, der die eigentliche Prophes zeihung

zeihung nicht immer nöthig machte, gehört Daniel nicht unter fie, ob er gleich in dem Verstande, wie wir das Wort Prophet nehmen, es im vorzüglichen Grade ist, beinahe ganz und gar ein Seher der Bukunft. Jene Propheten standen unter dem Gefes Moses, fie waren gleichsam der Mund desselben für diese Stelle und Zeitver bindung, fie konnten und mußten nach demsel ben geprüft werden, und waren mehr oder minder Demagogen im Staat, mit dessen Umständen fie auch genau zusammen gehören. Kurz, fie find gleichsam der sprechende, athmende Geist der vorhergehenden Geschichte. Alle Bücher endlich, die in diese zwo Classen nicht ge= hörten, oder die klein, spåter bekannt oder spåter geschrieben waren, wurden als Beilagen und zum Theil als Beurkundung und Fortsehung der vorigen Geschichte unter dem Namen he is liger Schriften, hinzugethan, und man siehet in ihnen zum Theil die Sorgfalt, nichts unterges hen zu lassen. In diesen Gesichtspunkt müssen wir treten, wenn wir den Unterschied, oder die Ordnung der Bücher an Stelle und Ort be trachten wollen

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Die Bücher Moses fangen von alten Ers zählungen an, bei denen es der Inhalt und Ton, die Farbe ihrer Erzählung, ihr Abgebrochenes, ihe Wechselndes, selbst mit dem göttlichen Namen, kurz, ihre ganze fragmentarische Zusammenordnung zeigt, daß Moses sie nicht erson= nen, oder durch Gabriel aus den Wolken empfan= gen, sondern daß er aus åltern Traditionen oder Herders Werke. Rel. u. Theol. IX.

Urkunden geschöpft, und mit einer Genauigkeit zu= sammen geordnet habe, die dem ältesten Geschichtschreiber menschlicher Dinge so wohl ansteht. Die ersten 11 Kapitel find offenbar einzelne Stücke, zum Theil Fragmente; auch im Ton, wie im Inhalt (selbst dem Namen der Gottheit) unterschieden, und in jedem genau der Farbe jeder Begeben= heit und Zeit folgend. Von nun an, (Kap. 12.) fcheint zwar die Geschichte der Väter zusammenhängender zu werden; die Zusammenfügung und Einschaltung bleibt aber noch sichtbar, wie insonderheit Kap. 14. 25. 36. 38. und am deutlichsten zuleßt der Segen Jakobs zeiget. Warum ist dieser vom Segen Moses an die zwölf Geschlechter (5. Mos. 33.) so verschieden, da der erste dem leşten doch offenbar vorschwebet? Eben weil jener ein durch die Tradition herabgekommenes heiliges Naz tionalstück war, das feht die Zeit und der Zustand Ifraels im Munde Moses natürlich ändern mußte, aber durchaus nicht weglassen, sondern vielmehr bes stätigen wollte.

Fragen Sie mich nicht, von wem jedes dies fer ältesten Stücke sey? seit wann und wie es fich herabgeerbet habe? Die Untersuchung hierüber, wenn sie sich auch über Muthmaßungen erhübe, dürfte kaum ein Brief faffen, und zum Verstande und rechten Gefühl dieser Stücke ist Ihnen genug, daß Sie sie als das betrachten, was sie offenbar sind, als Stimme der Våter aus den åltesten Zeiten, wie (in schlechten Aehnlichkeiten) zwar alle alte Nationen haben, keine der bisher entdeckten aber etwas hat, das auch nur von Seite der Sim

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