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Flichen zur See in damaligen Zeiten die kühn ste Flucht, daß die freiwillige Verbannung eines If= raeliten und Propheten aus dem Lande Ichovah's die entschlossenste Aufopferung war, ist für sich selbst klar; die Thorheit des dargestellten Beispiels geht also auf offenem Wege weiter. Feigheit, den Wilien Jehovah's zu thun, wird zur verwegensten und zugleich albernsten Flucht vor ihm auf dem ges fährlichsten Elemente. Der Sturm entsteht: Jo nas schläft, das Loos fällt, er bekennt seine Schuld aufrichtig, ja er giebt ihnen selbst den Rath, wie ihr Schiff einzig zu retten sey. Er wird ins Meer geworfen; der Fisch kommt, ihn zu verschlingen: es ist ein wunderbarer Fisch, den der Mächtige, vor dem er floh, selbst herbeiführt. Das Gebet im Schlunde des Fisches ist offenbar eine spätere Burudnehmung, denn man hört darinnen eis nen schon Erretteten danken; kurz, die Geschichte ist die sichtlichste Darstellung, wie wenig man Gott entfliehen könne, wie alles, auch im Grunde des Meeres, ihm zu Gebote sey, wie er aber auch den tiefsten Seufzer im Bauche des Fisches, des Oce ans und der Hölle, vernehme. Das dankende Lied ist so sanft und schön, daß ich nicht umhin kann, meinen Brief damit zu zieren :

Ich rief in meinen Wengsten zu Jehovah,

und Er antwortete mir.

Vom Bauch der Hölle schrie ich;

Du hörtest meine Stimme.

Du warsst mich in die Tiefe,

Ins Herz des Meers.

Mich hatt' der Strom umgeben,

Xu deine Wellen, deine Fluthen,
Giengen über mich hin.

Da sprach ich:,,weit bin ich verstoßen
,,Von jener Gegend deines Blicks!

„Noch will ich fort und fort zurücke blicken
,,Sum Tempel deiner Hoheit."

Die Wasser drangen mir tiefer bis zur Seele,.
Der Abgrund schloß mich um und um,
Meergras schlang sich um mein Haupt,
In Klüfte der Berge war ich gesunken,
Die Erde mit ihren Riegeln war auf mir
ewiglich.

Da ließest du aus der Grube

Mein Leben aufstehn,

Jehovah, du mein Gott!

Als meine Seele über mir verzagte,

Gedacht' ich an Jehovah:

Echnell kam zu dir mein Flehen,

Zum Tempel deiner Hoheit.

Die nicht'gen Lügengógen dienen,

Irren umher erbarmungslos ;

Ich aber, mit der Stimme des Dankes will ich kommen,

Und opfern, was ich dir gelobt,

,,Meine Rettung, dem Jehovah!"

Ihm will ich sie zuschreiben, ihn mit der Stim me des Bekenntnisses preifen; wozu denn eben auch, als Gelübde, dies feierliche Lied gemacht ist. Ich darf Sie nicht erst aufmerksam machen, mein Freund, auf die tiefe Stimme im Schlunde der Roth, die aus diesem Liede tónet, auf das wilde

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Lager, das er hier im Grunde des Meeres hat, auf die harten Gedanken, die ihm an's Herz stos sen:,,0 wårst du nun im Lande Gottes, dem Pal,,last seiner Hoheit nah, wo er wehnt, wo er Ger ,,bete erhört! Und doch will ich nicht ablassen, ,,rückwärts dahin zu blicken, dahin zu beten." Und wie die lehte Noth zunimmt, bis er befreiet wird. Nun fühlt er augenscheinliche Hülfe Jchos vah's, daß dieser nicht nur in Judia, daß er über all, auch im Bauche der Erde Gott sey, und Ge bete höre; alle Gößendiener hangen an Nichts, am Winde, ohne Hülfe und Rettung. -- Jezt ges het er nach Ninive und thut Jehovah's Befehl. Wunderbar! man hört ihn, man åndert sich über alle feine Erwartung. Es kehret fich also das Blatt, die angedrohten Gerichte treffen nicht ein, und siehe, er ist wieder ein Mensch, glaubt, der Wahrheit seiner Verkündigung entgehe damit ets was, ist unwillig, zůrnt, wünschet sich den Tod. Und nun kommt die schöne Enthüllung des Sticks durch den Kürbis: so leicht, so lehrreich, Gottes so anständig, den schwachen clenden Pros pheten so beschämend, daß ich mir über den Ausgang des Buchs,,,die größeßte Sache durchs Kleinste ,,anzuzeigen, und den Einen Blick Gottes, des ,,Weltmonarchen, über Meer und Erde, über Ninive und den Kürbis zu schildern" beinahe nichts finnlicheres, kindlicheres denke. Die so gerühmte popische Vergleichung zwischen dem Helden und dem Sperlinge, der bubble und world, die in Gottes Augen Eins seyn soll, ist, auf ihre Theil wahrheit zurückgeführt, ein Wortklang; hier ist simple,

simple, und doch so große Wahrheit. Sie sehen, mein Freund, wie bei dieser Hypothese das Ganze schon zusammentrifft, und nicht nur den israelitis schen Stolz, sondern auch zwei Extreme von Pros phetenschwachheiten und Fehlern lehrreich schildert. Mich dunkt, selbst der Verfasser bes Propheten Babouc, mußte, wenn er sich in die Prophetenzeit des jüdischen Volks zurücksehen wollte, die Dichtung niglich und schön finden. Je wunderbarer und größer die Maschinen, desto mehr sind sie sodann an Stelle, und man håtte kein Gesicht, keinen Traum, keine ungeheuren Rettungen weiter nöthig. It nun diese Geschichte, als Dichtung, schön, treffend, nüglich; warum sollten wir uns mit den Schwierigkeiten den Kopf zerbrechen, ob sie auch und wie wenn sie Geschichte wäre? Was durch sie gesagt werden soll, sehen wir so gut in der Fabel als in der Geschichte; und was brauchen wir mehr? - Noch Ein Wort von Ezechiels Tempel.

Wie viel Mystisches über ihn gesagt sey, wiss fen Sie; (wenn Sie's nicht wiffen, verlieren Sie auch nicht viel.) Der ganze Tempel wie er da steht, und was er dem Buchstaben nach vorstellt, ist meines Erachtens ohne alle Mystik, ganz in der Schreibart dieses Propheten. Ezechiels Manier ift, ein Bild ganz und weitläufig auszumahlen: feine Vorstellung schien große Gesichte, von allen Seiten umschriebene Bilder, fogar langwierige, schwere, fymbolische Handlungen zu fordern; wovon sein ganzes Buch voll ist. Israel in feiner Irre, auf den Bergen seiner Zerstreuung, unter Herders Werke 1. Rel, u. Theol. IX.

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andern Sprachen und Völkern, hatte einen Propheten nöthig, wie dieser war, hatte Sprüche und Darstellungen nöthig, wie er sie schildert. So auch diesen Tempel. Ein anderer hätte ihn mit fliegen den Bildern in erhabenen Sprüchen entworfen; dieser in bestimmten Maaßen. Und nicht nur den Tempel, sondern auch Zubehör, Stamme, Verwal. tung, Land: das Heiligthum wird Pallast des Fürs ften mitten im Lande. Daß diefer platonische Entwurf Ezechiels nicht erfüllt worden ist, war seine Schuld nicht; auch die Eintheilung des Landes un ter die Stämme, wie er sie angiebt, ward nicht erfüllt, und so minderte sich jener von selbst. Wie sehr ist Israel immer, wo es auf seine eigenen Be strebungen ankam, unter den Befehlen, Winken, Verheißungen Gottes in der Tiefe geblieben! Nur eine arme Nachlese zog ins Land und bauete; nichts minder als alle zwölf Stämme, und so mußte auch Ezechiels Tempel unterbleiben.

So vielerlei, mein Freund, mich noch in die fen treflichen Männern, den Propheten, reizte, daß es entzückend für mich wäre, Ihnen das Bild einiger der vornehmsten, so wie auch den Inhalt und die Zwecke ihrer vornehmsten Stücke zu ents werfen*): so winkt mich doch mein Plan mit ernstem Stabe weiter; ich gehe ohne ein Wort fernerer Vorrede zum dritten Theile der ebräischen Bücher,

Im 3ten Theil der Eichhorn'schen Eins Leitung ins A. T. ist dies mit so viel Kennt niß und Wärme geschehen, daß, wenn man weis ter glenge, eher ein Uebermaas zu besorgen wäre.

A

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