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von einem in Wien gebornen Manne, der selbst ausübender Künstler ist, und mit einer Erfahrung, wie sie ein längerer Aufenthalt in Rom gewährt, eine glühende Begeisterung für die Kunst überhaupt, und für die Ehre und den Ruhm seines Vaterlandes verbindet, vor nicht langer Zeit gefaßt worden ist, und in weiteren Kreisen erwogen und beachtet, vielleicht zur Ausführung kommen, und so die Blüthe des Schönen mächtig befördern könnte.

Am Schluffe des öffentlichen Theiles der Sigung ist eine Frage zur Sprache gekommen, welche wieder auf eine moderne Palästra führte, und mit der Frage der Emanci vation der Frauen in einem gewissen Zusammenhange steht.

Es wurde nämlich wegen eines besonderen Falles, in welchem eine Dame eine Academiefizung zu besuchen wünschte, angeregt, ob Frauen von dem Besuche dieser Sigungen ausgeschlossen seien, und die Berathung und Entscheidung über diesen Gegenstand der allgemeinen Disciplin auf eine Sizung verschoben, in welcher auch die Mitglieder der anderen Classe gegenwärtig sind.

3.

Sitzung der mathematisch-physicalischen Classe

vom 17. Jänner 1850.

Profeffor Stampfer eröffnete die Vorträge der SiBung der physicalisch-mathematischen Classe mit einer Abhandlung über die lichtzerstreuende Kraft der Atmosphäre.

Bekanntlich zerfällt das Licht in fieben verschiedenfarbige Strahlen, von denen die rothen die geringste, die violetten die meiste Brechbarkeit haben. Deshalb muß sowohl die Lage der verschiedenfarbigen Sterne, als auch der scheinbare Halbmesser der Himmelskörper verschieden geändert werden, und es ist dem Astronomen von Interesse, zu wissen, wie groß die Brechung der verschiedenfarbigen Lichtstrahlen in der Atmosphäre sei, um darnach die scheinbare Lage und Größe der Himmelskörper berichtigen zu können. Professor Stampfer hat mittelst einer sehr finnreichen Methode in einer Reihe von Versuchen, die er im December 1848 bei sehr reinem Morgenhimmel an der Sonne angestellt hat, diese Frage zu lösen gesucht und die Resultate seiner Forschungen und Berechnungen mitge

theilt. Die Methode bestand darin, daß er abwechselnd mit einem rothen und einem blauen Blendglase seines Fernrohrs die Apulse der Sonnenränder beobachtete, und die sich daraus ergebenden Unterschiede der Durchgangszeiten des Sonnendurchmessers den weiteren Berechnungen zu Grunde legte.

Als nun ein Benedictiner von Kremsmünster folgte, und in einem sehr anziehenden Vortrage über eine astronomische Arbeit eines seinigen Mitbruders aus dem gleichen Stifte berichtete, so konnte ich nicht umhin, des agilolfingischen Baiernherzogs Tassilo dankend zu gedenken, der der Gründer jener ältesten österreichischen Benedictiner-Abtei war. Ein Eber hatte ihm den lieben Günther, den die Sage als seinen Sohn bezeichnet, auf der Jagd ges tödtet; er fand ihn im wilden Walde in seinem Blute liegen. Um für seine Seelenruhe beten zu lassen, berief er im Jahre 777 Benedictiner-Mönche aus Baiern, und so entstand jener alte Herd der Civilisation und Wissenschaft im schönen Alpengelände der Donau, das Münster an der Krems, und überdauerte siegreich die Stürme der Zeiten.

Der Adjunct der dortigen Sternwarte, P. SigisFellöcker, betheiligt sich nämlich an der Herausgabe des astronomischen Atlas der Berliner Academie der Wissens schaften, welcher die Detailkarten des Sternenhimmels vom 15. Grade nördlicher bis zum 15. Grade südlicher Breite umfaßt, und hat vor Kurzem die Karte hora 7 vollendet. Ueber diese berichtete neulich der Academiker und Sectionsrath im Unterrichtsministerium, P. Marian Koller, und legte dar, welch' großen Nußen diese Detailkarten der

Kunde des Sternenhimmels schon gebracht haben und noch bringen werden, indem durch dieselben ein systematisches Suchen erreicht wird, während früher astronomische Entdeckungen auf diesem Felde dem Zufalle überlassen waren. Die Auffindung mehrerer neuen Planeten, der Afträa durch Henke 1845, der Hebe durch Henke 1847, der Fris und Flora durch Hind 1847, der Metis durch Groham 1848, der Hygieia durch Gasparis 1849, und des Neptun, obwohl in Folge Berechnung postulirt durch Leverrier, doch aufgefunden durch Galle in Berlin, verdankt man größtentheils diesen Karten. Der menschliche Geist erschrickt beinahe über so gigantische Fortschritte, und beinahe nur ein Eingeweihter der Aftronomie. kann heutzutage Anspruch machen zu wissen, daß unser Sonnensystem nicht 6 oder 7 oder 11, sondern 18 bekannte Planeten zählt.

Den Zuhörern, welche in der jüngsten Sigung dem Anatomen Hyrtl ihr Bedauern schenkten, daß er seine lezte, in Corsica selbst gemachte Sammlung von Fischen wegen eines Mißverständnisses in der Zollbehandlung noch immer nicht erhalten hatte, können wir aus guter Quelle mittheilen, daß dasselbe seither gelöst wurde, und Hyrtl sich bereits im Befiße seiner Sammlung befindet. Leider konnte sie zu der Abhandlung nicht mehr benügt werden, welche er neulich mit einigen einbegleitenden Worten für die Denkschriften der Academie übergeben hat, und welche eine vergleichende Untersuchung des Urogenitalsystemes bei den Fischen enthält. Die Einbegleitung entwickelte die Veranlassung dieser für die comparative Anatomie der Fische so wichtigen Arbeit, zeigte an diesem Beispiel,

wie befruchtend der Streit ist, wenn edle Wahrheitsliebe ihn auf beiden Seiten nährt, und machte auf einige der hervorragendsten Resultate der Arbeit aufmerksam. Sie gehen sämmtlich darauf hinaus, die wunderbare Weisheit in der Anordnung der innern Organe der Fische zum Behufe der jedem einzelnen Geschlechte eigenen Natur auf das eindringlichste und augenfälligste zu zeigen.

Die Abtheilung der Knorpelfische hat Hyrtl ausgelaffen, weil sie erst kürzlich auch in Beziehung auf das Urogenitalsystem von Müller in Berlin so ausgezeichnet behandelt wurde, daß nach dem gegenwärtigen Stande der Wissenschaft darüber nichts mehr zu sagen erübrigte.

Den Schluß der Vorträge machte eine Abhandlung des jungen Physikers Pierre über Magnetismus und Diamagnetismus, von der selbst Männer, welchen die Lehren der höheren Mathematik geläufig sind, geurtheilt haben, daß sie sich zwar für die Denkschriften vortrefflich schicke, aber nicht in die Vorträge der Academie gehöre, weil es selbst Eingeweihten nicht möglich sei, den verwickelten Rechnungen mit der nöthigen Schnelligkeit zu folgen, wodurch der Faden verloren gehen müsse, und so die Zeit nuglos verwendet werde.

Professor Böhm in Innsbruck hatte eine Arbeit über Sonnenflecken geschickt, welche dem P. Marian Koller zur Beurtheilung gegeben wurde, der zum Consul Oesterreichs für Centralafrica ernannte Freiherr von Müller die Academie eingeladen, ihn mit wissenschaftlichen Aufträgen zu beehren. Er wird im Frühlinge abreisen und

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