Pagina-afbeeldingen
PDF
ePub

Und wie sorgsam war er, da er wußte, daß seine Stunde käme, seine Freunde auf diesen entseßlichen Jammer vorzubereiten! „Euer Herz erschrecke nicht!" sagte er,,,ich gehe, euch in meines Vaters Haus eine Stätte zu bereiten. Und obschon ich hingehe, so komme ich doch wieder, um euch zu mir zu nehmen! Ihr habt gehört, wie ich gesagt habe, ich gehe hin und komme wieder zu euch. Hättet ihr mich lieb, so solltet ihr euch freuen, daß ich gesagt habe, ich gehe hin. Es ist euch gut, daß ich hingehe; ich werde euch keine Waisen lassen; ich komme wieder u. f. f.“

Kann in aller Welt etwas Rührenderes, etwas Zärtlicheres sein als dieses? Welche Liebe, welche Güte, welche zärtliche Sorgfalt ist doch in diesem so oft wiederholten Versprechen, in der unermüdeten Versicherung: „Ich komme wieder!"

Welch' ein Abschied! welch' eine Trennungsrede! O du lieblichstes und liebendstes aller Wesen, deine Liebe übersteigt alle Begriffe! Du kennest alle unsere Schwachheiten und bemitleidest fie mit einem Grade von Zärtlichkeit, wovon wir uns nur keinen Schatten eines Begriffes machen können. Welch' eine Seligkeit, daß seine Freunde nach diesen so ausdrücklichen Versicherungen bei seinem Tode wohl hätten fingen mögen:

„Und kommt er denn nie zurück?

Und kommt er denn nie zurück?

O ja! ist er auch todt, er bleibt es nicht!
Wahrlich, wahrlich, er kommt zurück!“ 1

Und welch eine Seligkeit, daß wir mit nicht weniger Zuverläsfig= keit fingen können:

1 And will he not come again?

And will he not come again?

Yes, though he be dead, ho wo'n't long be dead,
And surely he'll come again!

,,Und kommt er denn nie zurück?
Und kommt er denn nie zurück?

O ja! War er auch todt! er bestegte den Tod!
Sicherlich kommt er wieder zurück!

Sicherlich kommt er wieder zurück !“ 1

,,Und der Geist und die Braut sagen:
,,,,Komm !"" Und wer es hört, der spreche:
„„Komm!"" Und der dieses zeuget, spricht:

Ja, ich komme bald! Amen! So komm denn, Herr Jesu!""""

31.

Wenn wir uns in Gedanken vertiefen über das mannigfaltige Elend und die Versuchungen dieses Lebens, über die in uns wohnende Kraft der Sünde, über die Schwachheit des Fleisches, so möchten wir oft allen Muth finken lassen und uns nur nach unserer baldigen Erlösung sehnen, wohl wissend, wie viel besser es uns wäre, bei Christus zu sein.

Allein außer vielen andern Betrachtungen wie kräftig müssen nicht alle diese unsere ungeduldigen Wünsche gehemmt werden durch die leßten Worte des feierlichen Gebetes unsers Herrn (Joh. XVII.), wo er, nachdem er sagte: Wie die Welt diejenigen hassen würde, die sein wären, weil sie eben nicht aus der Welt wären, gleich ihm selbst, der nicht aus der Welt war und darum gehaßt wurde, hinzufügt: Ich bitte nicht, daß du sie von der Welt nehmest, sondern, daß du file vor dem Uebel bewahrest."

Wollten wir uns denn vermessen, das zu bitten oder zu wün

1 And will he not come again?

And will he not come again?

O yes! He was dead, but arose from the dead,

And as surely will come again!

And as surely will come again!

schen, wovon Christus erklärt: Er wolle es nicht für uns bitten? Könnten wir Erhörung erwarten?

32.

Liebe ist der Hauptgegenstand des ganzen Neuen Testaments: „Gott ist die Liebe!“ sagt Johannes. „Christus ist die Liebe!" ruft das ganze Evangelium. Alles, was Christus für die Seinen immer wirkte oder litt, das faßte er zusammen in dem Worte: „Ebenso, wie der Vater mich geliebt hat, so habe ich euch geliebt!"

Alles, was Christus immer zu thun versprach und für sie thun kann, ist in dem Worte befaßt: „Die er einmal geliebt hat, die liebt er bis an das Ende.“

Alles, was Christus immer von den Seinen zur Erkenntlichkeit feiner Liebe verlangt, sprach er in dem Worte aus: „Bleibet in meiner Liebe!"

Und das größte Lob, das einem sterblichen Menschen gegeben werden kann, ist wohl das, was Petrus von den Christen sagt, an die er seinen Brief schrieb: „Welchen (Chriftus) ihr nicht gesehen und doch lieb habet, und nun an ihn glaubet, wiewohl ihr ihn nicht sehet, und freuet euch über ihn mit unaussprechlicher und herrlicher Freude.“

Und welch ein Epilog zu diesem Allem: „Ihr liebet mich, wenn ihr meine Gebote haltet! Und dieses ist mein Gebot, daß ihr eins ander liebet, ebenso, wie ich euch geliebet habe!"

Laß uns, o Quell der Liebe! laßt uns einander lieben, wie du uns geliebt haft! Amen.

Räthe

eines Weltmannes an einen Prinzen,

der als Soldat in die Welt ging.

Liebe und Freundschaft berechtigen meine Erfahrung. Ihnen über das Betragen, das Sie in dem Wirbel der Welt, worein Sie jest geworfen werden, zu halten haben, einige Räthe mitzutheilen.

Sie werden vielleicht finden, daß ich sehr auf Kleinigkeiten dringe; aber erinnern Sie sich: wer eine Treppe besteigen will, bedarf der Staffeln, und wer Stunden nicht achtet, verliert zulegt Tage, Jahre und sein ganzes Leben.

[blocks in formation]

Unsere jungen Leute find, ich muß es gestehen, auf eine unerträgliche Weise fein und artig; es sei also Ihre erste Sorge, in Ihrem Ton und Aeußern stets bescheiden zu sein. Die Männer werden glauben, Ihr Verdienst mache so starken Eindruck auf Ste; und das Frauenzimmer wird Ihre Schüchternheit der Macht ihrer Reize zueignen; die geschmeichelte Eigenliebe wird beiden eine gute Meinung von Ihrer Person einflößen, wo nicht Ihnen selbst einiges Verdienst beilegen.

[blocks in formation]

Ehre heißt im Militärstande, bei Personen von schlechter Erziehung nichts anders, als Wildheit, die glaubt sich fürchterlich zu machen, wenn sie brutal wird. Für Leute, die den Werth der Worte und der Empfindungen kennen, ist Ehre, wahre Ehre das feine Ge

fühl, das uns zur rechten Zeit belehrt, nie eine Unbill zu leiden und nie eine zuzufügen; allen Streit zu fliehen, doch ihm nicht auszuweichen, wenn er sich von selbst uns anbietet. Wer eines sanften Charakters, bescheiden ist, wird selten angegriffen. In jedem Falle kühlt eine kaltblütige, standhafte Antwort jeden herausfordernden Prahler ab, und es sind auch nicht leicht Andere, als diese und Berauschte, die fich an einen Fremdling wagen, der ohne Wildheit eine gewisse Würde in seinem Betragen erhält.

[blocks in formation]

Ihr Rang wird Eifersucht erregen. Warum dieser Vorzug? wird man fragen. Antworten Sie darauf mit einem stets gleichen Verhalten.

[blocks in formation]

Verlieren Sie keine Gelegenheit, Dienste zu leisten. Ohne fich Jedem an den Kopf zu werfen, seien Sie gegen Jeden zuvorkommend. Fürchten Sie nicht, Undank zu erfahren; ohne Wohlthaten gibt es keinen Undant, und man muß bloß in der guten Handlung seine Belohnung suchen.

[blocks in formation]

Man wird Ihnen sagen, daß Genauigkeit (Pünktlichkeit) das Vers dienst niedriger Personen sei; glauben Sie es nicht, meine Feund! (ein Soldat muß seiner Natur nach pünktlich sein. Wenn jeder Soldat so spräche: „Eine Minute später; es ist eine Kleinigkeit!" was würde geschehen? Die Vorwache könnte Montags abmarschiren und die Hins terwache würde vielleicht kaum acht Tage nachher aufbrechen.) Ohne Genauigkeit keine Ordnung und ohne Ordnung geschieht nichts. Halten Sie in allen Ihren, auch kleinsten Geschäften Ordnung.

[blocks in formation]

Gewöhnen Sie sich an große Reinlichkeit; sie ist Pflicht gegen die Gesellschaft (und ein Beispiel, das der Offizier dem Soldaten schuldig ist); nichts Ausgesuchtes, Alles an seiner Stelle; die Pugstunde kurz, und einmal vorbei, nie mehr daran gedacht.

« VorigeDoorgaan »