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nû bin ich alt und hâst mit mir dîn gampelspil:

ist mir daz zorn, sô lachest dû.

Nû lache uns eine wîle noch:

dîn jâmertac wil schiere komen,

35 und nimet dir swazt uns hâst benomen, und brennet dich dar umbe iedoch.

Mîn sêle müeze wol gevarn!
ich hân zer welte manegen lîp
gemachet frô, man unde wîp:

40 künd ich dar under mich bewarn!

Lobe ich des lîbes minne, deis der sêle leit:
si giht, ez sî ein lüge, ich tobe.

der wâren minne giht si ganzer stætekeit,
wie guot si sî, wies iemer wer.
45 Lîp, lâ die minne diu dich lât,
und habe die stæten minne wert:
mich dunket, der dû hâst gegert,
diu sî niht visch unz an den grât.

Ich hât ein schone bilde erkorn, 50 und ouwê daz ich; ie gesach ald ie sô vil zuoz ime gesprach! ez hât schon unde rede verlorn..

Dâ wonte ein wunder inne: da fuor ine wei; war: dâ von gesweic daz bilde iesâ.

55 sîn liljerôsevarwe wart sô karkelvar,

daz ez verlôs smac unde schîn. Mîn bilde, ob ich bekerkelt bin in dir, sô lâ mich ûz alsô daz wir ein ander vinden frô: 60 wan ich muoz aber wider in.

Z. 36. Der Untergang der Welt durch den Weltbrand ist heidnische wie christliche Vorstellung. Vgl. Handb. der d. Myth. §. 47.

Erziehung.

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197. ERZIEHUNG.

L. 87.

Vgl. zu 113. Klingende Reime (von zwei Hebungen) wechseln mit männlichen. Die Strophen bestehen aus Aufund Abgesang, letzterer kehrt aber nur die Zeilen um. Dieses zierliche Zurückwandeln der zuerst angegebenen Folge der Reimzeilen hat Walther mit keinem andern Minnesinger gemein, auffallend genug wenn wir sehen wie ihm andere Künste wie jenes Vocalspiel Nr. 118 alsbald nachgemacht worden.

Nieman kan mit gerten

kindes zuht beherten:

den man zêren bringen mac, Idem ist ein wort als ein slac. 5 Dem ist ein wort als ein slac, den man zêren bringen mac : kindes zuht beherten

nieman kan mit gerten.

Hüetent iuwer zungen:
10 daz zimt wol dien jungen.
stô den rigel für die tür,
lâ kein bose wort dar für.
Lâ kein bose wort dar für,
stôz den rigel für die tür.
15 daz zimt wol dien jungen :
hüetent iuwer zungen.

Hüetent iuwer ougen
offenbâr und tougen,
lânt si guote site spehen

20 und die basen übersehen.

Und die boesen übersehen
lânt si guote site spehen
offenbâr und tougen:
hüetent iuwer ougen.

25 Hüetent iuwer ôren,

oder ir sint tôren.

lânt ir besiu wort dar in, daz gunêret iu den sin. Daz gunêret iu den sin, 30 lânt ir bosiu wort dar in, oder ir sint tôren:

hüetent iuwer ôren.

Hüetent wol der drîer

leider alze frîer.

35 zungen ougen ôren sint

dicke schalchaft, zêren blint. Dicke schalchaft, zêren blint zungen ougen ôren sint. leider alze frîer 40 hüetent wol der drîer.

198. SPÄTE REUE.

L. 122.

Die Anspielung auf den Eingang des Parzival ist deutlich. Daraus hat man schließen wollen, daß Walther der Verfaßer nicht sei. Er hätte wißen müßen, sagt man, daß Wolfram nicht lesen konnte. Aber mit dem Wort las ist in der Kürze nur angedeutet, daß eine Erzählung, kein Lied gemeint sei: es würde sonst sanc heißen. In der ersten Strophe ist der Charakter der Jugenddichtung Walthers wie absichtlich bezeichnet, wie er es 78, 4. 5 mit gleichem Bewustsein gethan hatte. Daß Walther sich sonst in rührenden Reimen nicht versucht hat, konnte gerade für ihn, der sonst in seiner Kunst das Höchste geleistet hatte, ein Antrieb sein es auch mit diesem Spiel zu versuchen. Die Frage, ob Walther bei solchem Inhalt ein solches Spiel angemeßen erachtet hätte, beantwortet am Besten die Hinweisung auf 196, das die höchste Kunst an den ernstesten Inhalt wendet. Daß das Gedicht nicht individuell genug sei, läßt sich nur behaupten, wenn man die in der ersten Strophe liegenden Bezüge übersieht. Die Mängel der Ueberlieferung soll man zu befern bemüht sein, nicht den Dichter dafür verantwortlich machen. Das

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Lied ist durchaus jambisch, nur die Schlußzeile der Stollen geht trochäisch; davon macht Z. 8 eine Ausnahme, wenn nicht ir gestrichen werden muß.

Ein meister las,

troum unde spiegelglas,
daz si zem winde

bî der stæte sîn gezalt. 5 Loup unde gras,

daz ie mîn fröide was,
swiech nû erwinde,

ir dunket mich alsô gestalt;

Dar zuo die bluomen manecvalt,

10 diu heide rôt, der grüene walt.

der vogele sanc ein trûrec ende hât;
dar zuo diu linde

süeze unde linde.

sô wê dir, Werlt, wie dir gebende stât!

15 Ein tumber wân

den ich zer welte hân,

derst wandelbære,

wand er bæsez ende gît:

Ich solt in lân

20 kan ich mich wol verstân,

daz er iht bære

mîner sêle grôzen nît.

Mîn armez leben in sorgen lît:

der buoze wære michel zît.

25 nû fürhte ich siecher man den grimmen tôt,

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Sit ich gewan

den muot da ich began 35 zer werlte dingen

merken übel unde guot,

Dô greif ich, als ein tôre tuot,

zer winstern hant reht in die gluot,
und mêrte ie dem tievel sînen schal.

40 des muoz ich ringen

mit sorgen twingen:

nû ringe und senfte ouch Jêsus mînen val.

Heiliger Krist,

sît dû gewaltec bist

45 der werlt gemeine,

die nach dir gebildet sint,

Gip mir den list

daz ich in kurzer frist

alsam gemeine

50 dich sam dîn erwelten kint.

Ich was mit sehenden ougen blint

und aller guoten sinne ein kint,
swiech mîne missetât der werelt hal.
mach ê mich reine,

55 ê mîn gebeine

versenke sich in daz verlorne tal.

Mit Z. 10 vgl. 115, 24. Z. 20 wan C. Zu Z. 37 vgl. Liebrecht Germ. I, 475. Z. 47 die list Hdschr.

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Vgl. zu 103. Der Abgesang hebt mehrfach trochäisch an.

Vil süeze wære minne,

berihte kranke sinne:
Got, dur dîn anbeginne
bewar die kristenheit.

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