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je nach deren Beschaffenheit recht verschiedene Resultate bei derselben Klasse erzielt werden. Auch ist einen tüchtigen Lehrer und ausreichende Vorbereitung vorausgesetzt dennoch der schliefsliche Erfolg des Lehrjahres und der Zusammenhang mit der nächsten Klasse häufig darum ein wenig genügender, weil die Heranziehung der Schüler zu fruchtbarer Arbeitsleistung auf zu grofse individuelle Schwierigkeiten stöfst und unaufgearbeitete Reste das Fortkommen erschweren. Diesem Übelstande kann durch einheitliche Methode der Arbeit nicht unerheblich grammaire gesteuert werden: lecture dictée (Extemporale) composition (zusammenhängende schriftliche oder mündliche Wiedergabe) könvon der Anfängerstufe an zu gleichmässiger Verwendung gelangen, so dass sich die Klassen enger aneinander schliefsen, auch die grammatische Arbeit nach den Zielen der ganzen Anstalt eine einheitliche wird. Wenn sich der einzelne bei dem bescheidet, was er im Dienste des Ganzen zu leisten hat, wird er so offenbar mehr nützen als mit individuellen Glanzleistungen, die doch höchstens bei begabteren Schülern hervortreten. Ohne also in den Verdacht schablonenhafter Fabrikation von Eselsbrücken zu geraten, darf man es unternehmen, für das Gesamtmaterial von Lesestoffen einer Anstalt eine einheitliche grammatische Durcharbeitung zu entwerfen, deren Wert um so höher steigt, je mehr sie sich über das Niveau einer Gelegenheitsarbeit erhebt.

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Einer solchen Arbeit unterzog sich, und zwar für Kühns Lehrbücher, die im Archiv wiederholentlich besprochen wurden, Mackenroth, indem er in zwei Bändchen von mässigem Umfang kurz zusammenstellte, was im Anschlufs an Kühns Lehrbücher zu verarbeiten ist. Auch die Reihenfolge der von dem fleifsigen Bearbeiter behandelten Pensen schliefst sich an Kühn an. Die so verarbeiteten Stoffe ergaben sechs Abteilungen, von denen I und II ausschliefslich französisches Material aus dem 'Lesebuch für Anfänger', III und IV solches aus der 'Unterstufe', V und VI solches aus der 'Mittel- und Oberstufe' von Kühns Lesebuch enthalten. Dazu kommen am passenden Orte noch Stoffe aus den Grammatiken. Der beim Fortschreiten erweiterte Gesichtskreis macht, sobald das Deutsche als Unterweisungssprache aufhört, nämlich von Abschnitt III an bis zu Ende, auch Übersetzungen aus dem Deutschen ins Französische in zusammenhängender Komposition zulässig. Auch knüpft ein nicht unbeträchtlicher Teil der Übungen an die Hölzelschen und andere Bilder an. Für die Anfänger in Abschnitt I und II kann man den als Anhang zum ersten Bändchen von Kühn selbst gegebenen grammatischen Elementarkursus wohl billigen, der auf elf Seiten von sechzehn des Ganzen elementare Kenntnis des Verbums, auf fünf die nominalen Redeteile darbietet.

Was die Disposition der Übungen' selbst betrifft, so ist zu billigen, dass das Zeitwort die ausgiebigste Verwendung in mannigfacher Art der Behandlung gefunden hat; dafs der Verfasser bestrebt ist, mit der Form zugleich ihren syntaktischen Wert zum Bewulstsein zu bringen; dals immer wieder der Zusammenhang mit dem schon bekannten Lesestück, das mit Änderungen, Zusätzen, Umbildungen erscheint, durch schon be

kannte Dinge das lebendige Verständnis von neuen, noch unbesprochenen weiter vermittelt, wobei der Gebrauch der Fürwörter, einfach aussagende oder dialogische Besprechung, That- und Leideform, endlich die sogenannten Unregelmässigkeiten der Flexion in geschickter und glücklicher Auswahl herangezogen werden. Dasselbe gilt von den nominalen Redeteilen, wo namentlich in den Elementarabschnitten aus den Mustersätzen der Lesestücke leichte und reichliche Verarbeitung durch Verwendung der Analogie erzielt wird, ferner formal oder sachlich zugehörige oder verwandte oder ähnliche Nomina, dann deren Ableitungen mit bestimmten Endungen, Wortbildung, Wortfamilie, endlich systematische Gruppierung des formal oder sachlich Zusammengehörigen.

Schon dieser Versuch der Aufzählung zeigt, dafs sich der Verfasser die Sache keineswegs leicht gemacht hat; wie er das Material durchgearbeitet und gesichtet hat, ehe etwas in die Übungen' als passend zur Aufnahme gelangte. Ich bin überzeugt, dass, wer mit Kühns Büchern arbeitet, sicherlich wenigstens etwas findet, was er von Mackenroths Darbietung für die Stunde brauchen kann. Von einseitiger Manier habe ich nichts bei ihm entdeckt, dagegen vielseitige, sorgfältige Verarbeitung in reichlicher Auswahl, mit Hinzuziehung, wie selbstverständlich, auch anerkannter Muster. Dies gilt z. B. von

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Le Paresseux L. A 18 zu M I, 30; L'Enfant gâté L. A 20 zu M 31; Les Repas L.A 18 zu M 31; Le petit Maçon L.A 32 zu M 31; Notre Ecole L.A 6-7 zu M 55; La Semaine du Paresseux U 4 zu M 103; Henri IV, a-i, U 18-20 zu M 146-50.

Le Père U 118-19 zu M II, 4-6; L'Enfant prodigue U 119-20 zu M 7-11; Les Corvées du Paysan O 47-48 zu M 73-74; L'Eclairage de Paris 0 41-42 zu M 99–101; Promenade de deux Garçons à travers Paris O 113-24 zu M 134-144.

Was die Art der Verarbeitung betrifft, so ist durch die Aufstellung des Materials in möglichster Kürze und ohne subjektive Zuthaten dem Lehrenden die denkbar gröfste Freiheit der Bewegung gelassen; dem Schüler werden nur Materialien geboten, die er, namentlich anfangs, nur unter Anleitung des Lehrers im Gange des belehrenden Gespräches verwenden lernt, dessen selbständige Leitung sonach immer der Erkenntnis und Beurteilung des Lehrers unterliegt.

Mackenroths Übungen werden daher denen, die mit Kühns Büchern arbeiten, willkommen sein; sie verdienen aber auch allen anderen Freunden sorgfältiger grammatischer Praxis angelegentlich empfohlen zu werden.

Den zwei Bändchen für die Schüler liegt ein 'Lehrerheft' bei, das die vom III. bis VI. Abschnitt auftretenden deutschen Übersetzungsstücke in französischem Originaltext oder mustergültiger französischer Übersetzung für den Lehrer bereit hält.

Charlottenburg.

George Carel.

1 Kühn, Lesebuch für Anfänger L. A; Unterstufe U; Mittel- und Oberstufe O; Mackenroth M; die arabischen Zahlen bedeuten die Seiten.

A. Thumb, Die griechische Sprache im Zeitalter des Hellenismus. Strafsburg, Trübner, 1901. VIII, 275 S. 8.

Immer wieder wirft der Romanist seine Blicke hinüber nach Griechenland. Wer die Entwickelung der ersten fremden Sprache, mit der man in früher Jugend bekannt wird, verfolgt, den lockt es wohl auch, zu erfahren, was aus der zweiten, die mit jener die ganze lange Zeit des Gymnasiums zusammengekoppelt war, geworden ist. Und er thut es nicht ohne Nutzen. Zwar, was die einzelnen Züge der Sprachveränderungen betrifft, so sind die Übereinstimmungen wohl geringer als die Abweichungen, jedenfalls zeigen andere der europäischen Sprachen, wie beispielsweise das Kymrische und gewisse germanische Mundarten, weit gröfsere Gleichmässigkeit mit den Vorgängen auf spätlateinischem oder auf einzelnen romanischen Gebieten. Aber in einer anderen Hinsicht treffen wir eine Gleichartigkeit wie sonst nirgends auf europäischem Boden. Im Bereich der griechischen wie in dem der lateinischen Sprache können wir nämlich beobachten, wie aus einer gröfseren oder geringeren Zahl litterarisch verwendeter Mundarten eine einzelne allmählich das Übergewicht bekommt, zur allgemeinen Schriftsprache, zur xový, zum 'volgare illustre' wird, dann auch die Umgangssprache bildet und die alten Mundarten nach und nach verdrängt; wie dann aber diese Gemeinsprache sich wieder in neue Mundarten spaltet, deren wesentliche Merkmale aber mit denen der alten Mundarten nichts zu thun haben. Es ist also hier ein Prozess abgeschlossen, dessen erste Anfänge, die Bildung der Gemeinsprache, wir ja auch im Deutschen, Französischen, Italienischen besonders gut verfolgen können, dessen weitere Entwickelung in Frankreich schon sehr grofse Fortschritte gemacht hat, auch in Deutschland sich beobachten läfst, dessen letzte Folgen wir aber noch nicht erlebt haben und auch nicht mehr erleben werden, wogegen wir sie auf den beiden Gebieten des Romanischen und des Griechischen vor uns haben. Dabei zeigt sich aber wieder ein bemerkenswerter Unterschied zwischen den zwei Sprachzweigen. An Mannigfaltigkeit der Erscheinungen, an der Stärke der Umgestaltung gebührt dem Romanischen zweifellos der Vorrang, namentlich hinsichtlich der lautlichen Veränderungen und hinsichtlich der Vereinfachung des Formensystems, wie ja letzteres bei der gröfseren geistigen Rührigkeit der Romanen nur natürlich ist; was aber den Reichtum der Überlieferung betrifft, die Zahl und die Verlässlichkeit der Dokumente, die den Vorgang der Umwandelung zu beobachten uns in die Lage setzen, so steht hier das Griechische voran.

Es ist das Verdienst von Thumb, diese Dinge mit grofser Klarheit und Vollständigkeit, mit überall ruhig erwägendem Blicke, weder nach der einen noch nach der anderen Seite hin von Vorurteilen befangen, dargestellt zu haben. In sechs Kapiteln wird gehandelt vom Begriff und Umfang der xový, vom Untergang der alten Dialekte, von Resten der alten Dialekte und der xový, vom Einfluss nicht griechischer Völker auf die Entwickelung der hellenistischen Sprache, von dialektischer Differen

zierung der xový und der Stellung der biblischen Gräcität, endlich vom Ursprung und Wesen der xový.

Von besonderer Wichtigkeit ist zunächst das dritte Kapitel, weil es uns zeigt, wie geringe Reste die alten Mundarten gelassen haben. So irrig es wäre, alle und jede Spuren der abweichenden Laut- oder Wortformen zu leugnen, so ergiebt sich doch, dafs die Gemeinsprache nicht nur einen siegreichen, sondern geradezu einen aufreibenden Kampf geführt hat, und dafs fast immer nur vereinzelte Wörter übriggeblieben sind, die ihrerseits gelegentlich die alten Grenzen überschritten haben und heute nun weit verbreitet sind, ähnlich wie die Wörter mit intervokalischem f im Romanischen. Ich will hier nur ráxa 'Wiege' hervorheben, das mit seinem -a deutlich dorisch ist, und das Thumb aus der Maina nachweist. Es muss auch den unteritalischen Griechen angehören oder angehört haben (die Arbeit Morosis über Otranto und die älteren Pellegrinis sind mir nicht zur Hand, daher ich mich nicht bestimmt äufsern kann), da es zweifellos die Grundlage von lecc., kal., siz. naca 'Wiege' ist, das mit Morosi Arch. glott. IV 40, D'Ovidio ebenda 407 auf navica zurückzuführen lautlich unmöglich ist, das noch weniger arab. qinaq sein kann, wie Scerbo meint, dessen Zusammenhang mit griech. vax 'Vliefs' übrigens schon Dorsa (Tradizione greco-latina nella Calabria citeriore) vermutet hatte, ohne freilich die Bedeutungsverschiebung zu erklären, über die jetzt Thumb S. 83 Anm. befriedigende Auskunft giebt.

Nicht weniger interessant ist das vierte Kapitel, und zwar auch darum, weil seine Ergebnisse doch im ganzen negative sind. Ja, ich habe sogar noch an dem wenigen einzelne Zweifel. Wenn i vor s+ Kons. phrygisch sein soll, so ist doch orgára in Cypern und Liwision kein sicherer Beweis, da ja im Lateinischen seit dem 2. Jahrhundert istrata, nicht strata gesprochen worden ist. Und wenn der Wandel von Tenuis zu Media nach Nasal ganz sicher kleinasiatischen Ursprungs ist, so möchte ich doch fragen, ob die Kontinuität dieser Erscheinung von Asien über Griechenland und Albanien bis an die Westküste des unteren Italiens, wo man ihr umbrische Grundlage zuschreibt, ein Zufall sei, und ob, wenn vom Westen und Osten unabhängig die Strömung ausging, nicht in dem europäischen Griechenland beide zusammengetroffen seien? Dafs die nordgriechische Vokalreduktion auf einem fremden ethnologischen Substrate beruhe, gewinnt vielleicht durch den schon gelegentlich in dieser Zeitschrift (96, 474) damit in Verbindung gebrachten entsprechenden Vorgang im mazedonischen Rumänischen etwas an Wahrscheinlichkeit, dafs aber mit der daraus resultierenden Accentintensität der Wandel von o, e zu u, i zusammenhänge, möchte ich füglich bezweifeln, da ich auf anderen Gebieten gerade bei schwachem Accente u, i, bei starkem ganz andere Erscheinungen wahrnehme.

Alle sprachwissenschaftlichen Fragen sind, sobald man sie etwas tiefer und weiter auffafst, sociologische, und das ist vielleicht einer der wesentlichsten Unterschiede zwischen Sprachwissenschaft und Philologie. Am klarsten erhellt das aus dem letzten Kapitel, in dem nachzuweisen ver

sucht wird, dafs die Grundlage der Gemeinsprache ein geläutertes Attisch mit namentlich lexikalisch starkem ionischem Einschlag gewesen ist. Gerade hier bieten sich viele Parallelen im Romanischen; die Entstehung der italienischen Schriftsprache in ihrem Verhältnis zum Vulgärflorentinischen; die Ausbreitung des Pariserischen, bis es zur vollen Herrschaft gelangte, kann Thumbs Thesen stützen und von den von ihm beobachteten Thatsachen Erläuterungen erfahren, so dafs es verlockend wäre, etwas länger dabei zu verharren. Doch ist dazu hier nicht der Ort, wohl aber mögen noch ein paar Kleinigkeiten erwähnt werden, die für den Romanisten von Wert sind. S. 191 wird der Wandel von k vor e zu ť, č, ts besprochen und dabei guxλa neben zúzla aus einer Verfluchungstafel etwa vom Jahre 400 aus Rom und rúgvgov neben úğuyor als umgekehrte Schreibung erwähnt. Diese Formen haben allerdings das Mifsliche, dafs sie ebensogut Belege des lateinischen Lautwandels wie des griechischen sein können.' Was die zweite betrifft, so scheint mir darin allerdings nichts weiter vorzuliegen als die sattsam bekannte Gleichwertigkeit von griech. und lat. ge, j, dj, die in nfrz. jalous ja noch nachklingt. Dann kann auch zla mit allerdings auffälliger Verwechselung stimmlosen und stimmhaften Lautes t'ikla darstellen. Und zu der S. 193 f. besprochenen Aussprache des v als iu mag als vollgültiger Zeuge für die Sprache apúa ergänzt werden, dessen romanische Entsprechungen ein apiua voraussetzen, s. Rom. Gr. I, S. 31.

Ob in seinen allgemeinen Sätzen und in den Einzelheiten Thumb durchweg recht behalten wird oder recht hat, ist eine Frage, die hier füglich unentschieden bleiben kann; auch wenn im Laufe der Zeit sich einzelnes anders darstellen sollte, bleiben die Grundlagen fest, und der Wert des Buches für die allgemeine Sprachwissenschaft, also für die Nichtgräcisten, kann dadurch nicht vermindert werden.

Wien.

W. Meyer-Lübke.

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