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Michaut giebt in seiner Einleitung zuerst eine Übersicht über den Stand der die Dichtung betreffenden Forschung unter Anführung der Ausgabe von Suchier, der Einleitung von G. Paris zu Bidas Übersetzung und der Bemerkungen desselben Gelehrten im 29. Bande der Romania. Es folgt eine poetische Würdigung der Dichtung und die Begründung dafür, dass die Abenteuer in Torelore in den Anhang verlegt sind. Die neue Übersetzung will den Stoff einem gröfseren Publikum zugänglich machen, womit wohl angedeutet sein soll, dafs Bidas schöne Arbeit mit ihren reizenden Radierungen nicht für jeden zu erschwingen ist. Die Übersetzung schliefst sich an den Text der vierten Auflage Suchiers an, benutzt aber an einigen Stellen die Änderungsvorschläge von G. Paris.

Der Verfasser der Übersetzung hat sich in seinen früheren Arbeiten auf dem Gebiete der klassischen Philologie und dem der neueren französischen Litteratur bethätigt, seine Studien hatten sich bisher nicht auf das Mittelalter erstreckt. So hat denn auch die Interpretation der bisher dunkel gebliebenen Textstellen durch ihn keine Förderung erfahren. Die Übersetzung folgt, wenn irgend möglich, wörtlich dem Urtext, leider so sehr, dafs selbst ein ausländischer Leser die Anlehnung als zu stark empfindet, auch wenn er nicht durch Bédiers Bemerkung auf S. XII darauf aufmerksam gemacht wäre. Wenn, wie der Übersetzer beabsichtigt, die schöne Dichtung weiteren Kreisen zugänglich gemacht werden soll, so darf der poetische Reiz nicht durch einen doch etwas gezwungen scheinenden altertümlichen Stil verschleiert werden, der nur dem philologisch Gebildeten den ihm zugedachten Genufs ungestört läfst. Für den Laien führt die Beibehaltung altertümlicher Ausdrücke leicht zu Mifsverständnissen, da oft ein solcher Ausdruck im modernen Französisch eine andere Bedeutung angenommen hat. So durften wohl afz. dolent und cortois nicht durch nfz. dolent und courtois wiedergegeben werden. Der Genauigkeit der Übersetzung sind auch die Assonanzen der gesungenen Abschnitte zum Opfer gefallen; die Silbenzahl (7) ist meist aufrecht erhalten, leider nicht immer, so dafs man nicht die Empfindung bekommt, gebundene Rede zu lesen.

In V. 2 des ersten Abschnittes ist Michaut bei der Lesart duel caitif stehen geblieben, die, wie inzwischen durch A. Schulze (Arch. CII 224) nachgewiesen ist, sicher nicht in der Handschrift steht. Im vierten Abschnitt heifst es vom Schlosse des Vizgrafen (Z. 20): un rice palais par devers un gardin, was Michaut übersetzt mit: un riche p. au fond d'un jardin. In Z. 26 desselben Abschnittes ist une fenestre par devers le gardin richtig durch (il y avait seulement) sur le jardin une fenêtre wiedergegeben. An einer Stelle lehnt sich der Übersetzer, soweit ich sehe, an keine der vorgeschlagenen Lesarten an. Es ist dies in Abschnitt 14, Z. 20 bei dem Ausspruch Aucassins über die Liebe der Frauen im Gegensatz zu der der Männer. Es heifst dort in der Handschrift: Car li amors de le femme est en son oeul, Suchier liest, anlehnend an das Folgende, en son l'oeul, Bartsch en son l'oeil; Michaut übersetzt à la pointe de ses cils, womit er

sich, wenn er nicht eine andere Lesart übersetzt, unverhältnismässig weit vom Wortlaute des Urtextes entfernt. Mifsverstanden scheint der Anfang von Abschnitt 23: Aucassins oï les mos de s'amie o le gent cors, mout li entrerent el cors, wo Michaut übersetzt: Aucassin entend le message de sa mie au corps charmant les mots entrent dans son cœur. Endlich ist 24, 13 vallet mit vilain übersetzt; dafs es ein Bauer ist, lehrt seine Erzählung, vallet ist eigentlich nur 'Bursche'.

Charlottenburg.

Rudolf Tobler.

Frankreich in Geschichte und Gegenwart. Nach französischen Autoren zur Einübung der französischen Grammatik. Ein Übungsbuch zu jeder französischen Grammatik, insonderheit zu Böddekers Die wichtigsten Erscheinungen der französischen Grammatik'. Herausgeg. von Prof. Dr. Böddeker und Oberlehrer J. Leitritz. Mit einer Karte von Frankreich und einem Plane von Paris. Leipzig, Renger, 1901. XIX, 227 S.

Das vorliegende Buch will einem doppelten Zwecke dienen, dem Sprachund dem Sachunterrichte. Es will Materialien zum freien Übersetzen in die fremde Sprache bieten und damit der Einübung und der Vertiefung der grammatischen Kenntnisse dienen, den Stoff dazu aber so wählen, dafs die Forderung nach Unterweisung in den Realien, die bisher besonders bei der Auswahl der Lektüre erhoben wurde, erfüllt werde. Zu dem Zwecke sind die Übersetzungsstücke so gewählt, dafs sie einen Überblick über die politische und kulturelle Entwickelung Frankreichs, über die Hauptepochen seiner Geschichte, sowie über das Leben und die Thaten seiner grofsen Männer, eine ausreichende Anschauung von dem fremden Lande und Volke und seiner Eigenart geben.

Das Buch ist nicht das erste, das diese beiden Zwecke zu vereinigen sucht; aber eines der besten und konsequentesten in seiner Art. Die Stücke beruhen zum grofsen Teil auf frei verarbeiteten französischen Originaltexten. So wird die Gewähr geboten, dafs die Unterlage dem Schüler und Lehrer auch wirklich die Möglichkeit giebt, etwas echt Französisches hervorzubringen. Bei aller Rücksichtnahme auf die einzuübenden grammatischen Erscheinungen ist doch dem Texte niemals in der Weise Gewalt angethan worden, dafs man ihn durchaus für die Anwendung einer Regel zurechtprefste. Die Inhaltsverzeichnisse geben einerseits die grammatischen Erscheinungen an, die die einzelnen Stücke berücksichtigen, andererseits die Autoren, denen die Texte entnommen sind.

Der Text ist, was mir ein Vorzug scheint, weder durch Anmerkungen noch durch Hinweise unterbrochen. Ein Anhang aber giebt Übersetzungshilfen, die mir auch für die schwierigeren Stücke völlig auszureichen scheinen.

Berlin.

Theodor Engwer.

Köcher, Dr. Edmund, Ancien régime. (Neusprachliche Abhandlungen, herausgegeben von Dr. Cl. Klöpper-Rostock, 7. Heft. Dresden u. Leipzig, C. A. Koch.) XII, 104 S. 8. M. 2,80.

Dieser Arbeit kann kein grofses Lob gespendet werden. Aufserlich fällt eine seltene Unübersichtlichkeit störend auf: man denke sich ein Buch von 104 Seiten ohne Register, ohne jede Kapiteleinteilung, ohne Unterbrechung der Darstellung. Gerade bei einer Arbeit, die pädagogische Zwecke verfolgt, vermifst man ungern alle Mittel der Orientierung. Auch der Inhalt ist ungeordnet. Die vorn genannten Quellen (unter denen Luchaires wichtige Forschungen fehlen) sind kompiliert, nicht verarbeitet, S. 10 ist Ranke fast wörtlich ohne Citat ausgeschrieben. Während Unwichtiges breit vorgetragen wird, bleibt Wichtiges fort: der Kampf Philipps IV. mit dem Papsttum, der Anfang der Valois, Jeanne d'Arc, Jacques Cœur, Montesquieu, Quesnay sind gar nicht genannt. Die gefälschte Pragmatische Sanction ist zu 1268 als echt angeführt. Auf langen Strecken (S. 15) fehlen wichtige Datenangaben, auch die der Bartholomäusnacht (S. 37). Es verrät Flüchtigkeit, wenn Personen und Ereignisse so angeführt werden, als ob sie vorher schon genannt seien, was doch nicht der Fall ist, so S. 30 'der Admiral' (Coligny ist gemeint), so S. 22 'das französische Übergewicht in Italien', von dem wir noch kein Wort gehört haben. S. 7 mufs es, statt Karl, Ludwig VIII heifsen. In den späteren Partien werden die Auszüge aus Ranke u. a. immer häufiger. Während die auswärtigen Dinge ganz wegbleiben, werden die inneren, die oft erst durch jene zu verstehen sind, mit vielen unnötigen Einzelheiten aufgezählt. Dennoch sind dies die brauchbarsten Seiten des Buches, weil eine Menge nützlicher Notizen, wenn auch ohne Kritik, zusammengestellt ist. Friedenau. R. Sternfeld.

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La classe en français. Ein Hilfsbuch für den Gebrauch des
Französischen als Unterrichts- und Schulverkehrssprache von
Dr. K. Engelke. Gotha, Perthes, 1901. VI, 59 S.
Manuel de conversation scolaire. Recueil de termes techniques
pour l'enseignement du français par Gustav Schmidt. Berlin,
Gaertner, 1901. IV, 67 S.

Beide Bücher wollen Lehrern und Schülern Hilfsmittel bei dem Versuche sein, in der französischen Stunde die fremde Sprache als Unterrichts- und Verkehrsmittel zu verwenden. Die 'Lehrpläne und Lehraufgaben' von 1901 kommen diesem Bestreben ja entgegen, verlangen jedoch nicht den ausschliesslichen Gebrauch der fremden Sprache, den das Vorwort des erstgenannten Werkes von U III an verlangt.

Für die Lektüre lassen die 'Lehrpläne' (S. 43) nur die 'Versuche' zu, 'an die Stelle der Übertragung in gutes Deutsch zeitweise eine Besprechung des Textes in der fremden Sprache treten zu lassen, ... soweit als die Sicherheit des Lehrers und die Entwickelung der Schüler auch bei diesem

Verfahren die völlige Erschliefsung des Gedankeninhaltes gewährleisten'. Schmidt kommt diesem Versuche (S. 22-24 'Modèle d'explication de textes') entgegen, während Engelke (S. 33-35 'La lecture') einige Ausdrücke giebt, die sich nur auf die alte Übersetzungsmethode beziehen können.

Die 'Lehrpläne' (S. 44) schlielsen französisch und englisch geschriebene Grammatiken vom Schulgebrauche aus und betonen, dass 'für schwierigere und tiefergehende Erklärungen, namentlich auch bei der grammatischen Unterweisung, überall mit Recht auf die Muttersprache zurückgegriffen werden' wird. Ich bin ganz der Meinung, dafs gründliche grammatische Unterweisung ein derartiges Mafs von Aufmerksamkeit für den Inhalt verlangt, dafs hier nicht auch noch das fremde Idiom sein. Recht beanspruchen darf. Die auf die Grammatik bezüglichen Teile obiger Bücher (Engelke S. 36-44, Schmidt S. 45-66) sind also höchstens gelegentlich bei Repetitionen zu verwenden.

Immerhin bietet der fremdsprachliche Unterricht noch Gelegenheit genug, das zu Erlernende auch gleich praktisch im Unterricht zu verwenden. Engelke sucht hierbei zu helfen, indem er in der Form einer Phraseologie, Französisch mit danebenstehender deutscher Übersetzung, behandelt: die Arten von Schulen; vorgesetzte Behörden, Lehrer, Aufnahme der Schüler, Schulbesuch u. s. w.; Schulgebäude, Klassen; Schulsachen; Versetzung, Prüfung, Zeugnisse, Lebensberuf, Haltung, Lob, Tadel, Bemerkungen in der Stunde, die einzelnen Unterrichtsfächer, schriftliche Arbeiten und ihre Korrektur. Schmidt bedient sich nur der französischen Sprache und giebt 1) die locutions scolaires du maître, 2) die 1. sc. de l'élève, in betreff der discipline, tenue, leçons, explication de textes und devoirs.

Beide Bücher, die in Kochs 'La classe en allemand' (Paris, Hachette) ein Vorbild hatten und sehr verständigerweise von Franzosen durchgesehen wurden, erweisen sich als brauchbare Hilfsmittel. Ausstellungen im einzelnen wird man allerdings reichlich und besonders da zu machen haben, wo die französischen und die deutschen Schuleinrichtungen sich nicht decken, statt der Übersetzung also das möglichst Entsprechende gesetzt werden muss, wie z. B. bei den Klassenarbeiten (Extemporalien u. s. w.), die nicht ganz den compositions jeder Art entsprechen, u. v. a.

Zu Engelke: S. 1: écoles mixtes sind écoles pour filles et garçons, aber nicht solche avec internat et externat; S. 2: neben proviseur kommt der censeur in Betracht; examen d'État scheint mir Germanismus; S. 3: für rétribution scolaire (Schulgeld) ist des verbreiteten Internats wegen der allgemeinste Ausdruck wohl pension; correspondant ist nicht der Pensionswirt, sondern der Vertrauensmann der auswärtigen Eltern, der für die Alumnen an den Ausgehtagen die Verantwortung übernimmt; alle die Wendungen mit bourse sind zu schwerfällig für donner, avoir une b., faire une demande de bourse; S. 10: promotion, promu ungebräuchlich für passage dans (en), passé dans (en) Versetzung, versetzt; S. 11: redoubler (nicht doubler) sa classe; S. 12: statt étudier sagt man meist faire

son droit u. s. w.; S. 13: statt embrasser la carrière militaire häufiger entrer dans ...; S. 20: die Feder spritzt = crache, nicht gratte; écrivez plus droit (statt raide); S. 22: ich habe stets nur gehört: je pose 8 et retiens 3 (statt le 8, le 3). Von den Interjektionen sind S. 43 ouais, hom, oui-dà! selten. Und so liefsen sich noch manche Hinzufügungen machen, z. B. sauter zu passer une ligne u. ä.

Immerhin ist Engelke von schweren Germanismen frei, was man leider von Schmidt trotz der Hilfe des Herrn Godart, Nancy, nicht sagen kann. Denn S. 37: J'ai perdu mon porte-plume en route, N. en a deux, ose-t-il m'en prêter un darf er (peut-il)? ist doch wohl ein zu grober Fehler. Ebendaselbst: ma gomme est tombée à terre, est-ce que j'ose la ramasser statt puis-je? Zu beanstanden ist ferner: puis-je utiliser ce cahier st. me servir de (S. 37); on n'y voit plus rien statt plus du tout (S. 36); Mr le professeur N. statt Monsieur N., da professeur kein Titel ist, auch der Titel nicht so gebraucht wird wie im Deutschen (S. 36); S. 23: le duc de Wurtemberg était contraire à son élection für faisait opposition?? Falsch ist heute S. 27: relevez les verbes à l'infinitif, en indiquez l'espèce statt indiquez-en; propositions qui dépendent des verbes qui expriment, schleppend statt exprimant; S. 28: mettez ce morceau en passé défini, statt au? S. 29: si vous essayez encore une fois de tricher, il faudra fermer votre livre statt je vous ferai fermer; S. 32: die für die traduction gegebenen Ausdrücke beziehen sich fast alle auf die version (Herübersetzung), die bei uns leider weit weniger üblich ist als das thème (Hinübersetzung). S. 34: was ist le style est dépiécé par une orthographe incorrecte? Soll es etwa déprécié sein? S. 36: statt se refroidir sagt der Schüler, glaube ich, prendre froid, s'enrhumer. S. 31 enthält für die Rückgabe der Arbeiten nur tadelnde Ausdrücke; man will doch auch zuweilen loben.

Ich könnte noch viele solcher Ausstellungen machen. Selbst wenn der Verfasser mir, dem Deutschen, nicht alles zugiebt, wird er doch die Notwendigkeit einsehen, eine zweite Ausgabe recht gründlich mit einem Franzosen durchzuberaten.

Berlin.

Theodor Engwer.

Mackenroth, Mündliche und schriftliche Übungen zu Kühns französischen Lesebüchern. Mit einem grammatischen Elementarkursus von Karl Kühn als Anhang. Bielefeld und Leipzig, Velhagen & Klasing, 1901. Teil I und II. 166, 193 S. Dazu ein Heft von 36 S. für den Lehrer.

Es ist schon öfter daran erinnert worden, dafs für die Verarbeitung des grammatischen Übungsstoffes dem Lehrer nach der Beschaffenheit seiner Klasse freie Hand gelassen werden mufs: er hat die Aneignung der im Lesestück behandelten Erscheinungen zweckmässig zu vermitteln. Dass gerade hierbei die individuelle Begabung und Tüchtigkeit des Lehrenden das meiste thut, steht aufser Frage; ebensowenig ist zu bezweifeln, dafs

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