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Es war ein glücklicher Gedanke, uns diesen Text als Bildungsmittel für die oberen Klassen der Realanstalten zugänglich zu machen. Es zeichnet sich aus durch einen abgerundeten Stil, die Sachlichkeit des Urteils, die Reichhaltigkeit von eigenartigen Gesichtspunkten des Verfassers bei der Anordnung des Stoffes, den er in seltenem Grade beherrscht. Das Werkchen ist wie kaum ein zweites geeignet, die Kenntnis von Land und Leuten zu vermitteln. Es zerfällt in eine geschichtliche Einleitung, 27 Seiten, und eine Reihe von Abschnitten, die Universitäten, Great English Public Schools, Heer und Flotte, Land- und Stadtleben, Klima, Eisenbahnen, Klubs, Gesellschaftsleben, Kunst und Wissenschaft und vieles mehr auf 70 Seiten behandeln.

Die Anmerkungen, S. 97-116, sind zweckmässig und äusserst lehrreich, wie das bei einem so grofsen Kenner englischer Realien, wie G. Wendt, nicht anders zu erwarten ist. Möchten sich doch auch andere Herausgeber zur Richtschnur nehmen, was Wendt über Anmerkungen S. VI sagt: 'Ich habe mich auf das Notwendigste beschränkt und nichts gegeben, was in den gewöhnlichsten Handbüchern steht oder sonst als bekannt vorausgesetzt werden kann.'

Zu S. 106-34, 10: Geturnt (in unserem Sinne) wird in England nicht, wäre zu bemerken, dafs es auf dem Truppenübungsplatz Aldershot eine besteingerichtete Turnhalle giebt, in der die Rekruten regelrecht im Turnen ausgebildet werden.

Die Anfügung eines Registers zu den Anmerkungen ist dankbar zu begrülsen.

Biebrich a. Rh.

Herman Lewin.

First days in England or talk about English life. By Emily J. Candy. Für den Schulgebrauch herausgegeben von Emily J. Candy (Französische u. englische Schulbibliothek. Herausgegeben von Otto E. A. Dickmann. Reihe C, Bd. XXV). Das Bändchen schildert die ersten Eindrücke, die eine junge Deutsche von Land und Leuten in England erhält, da sie mit ihrem Gemahl, einem jungen Engländer aus guter Familie, in ihrer neuen Heimat anlangt. Es bildet ein treffliches Hilfsmittel zur Einführung in das englische Gesellschaftsleben. Das Leben in einem der ersten Londoner Hôtels, Familienleben der oberen Klassen, die Vergnügungen derselben, Gottesdienst, die Sehenswürdigkeiten Londons, Wahlen alles das hat einen Platz darin gefunden.

Leider finden sich in dem Bändchen einige Druckfehler und Ungenauigkeiten. Lies S. 2: of this kind und Admiralty Pier. S. 12: continual. S. 22: visitor. S. 23: principal. S. 27: vicious. S. 62 und 74: bachelor. S. 77: es scheint mir zweifelhaft, ob man sagt: to carve the fish and different joints; besser wohl to help the fish and carve the joint. ein hunting-sportsman spricht nie von 'dogs', sondern von 'hounds'.

S. 83 f.:

S. 103:

moment.

In den Annotations (zwölf Seiten) die Anmerkungen sind in englischer Sprache abgefafst überwiegt bibliographisches Material. Shakespeares Leben wird in sechzehn Zeilen von der Wiege bis zum Grabe abgehandelt. Nicht viel besser ergeht es den anderen litterarischen und sonstigen Gröfsen.

Biebrich a. Rh.

Herman Lewin.

Heinrich Schneegans, Molière (42. Bd. der 'Geisteshelden,' eine Sammlung von Biographieen). Berlin, Ernst Hofmann u. Co., 1902. IX, 261 S. 8. M. 2,40.

Zu den deutschen Molièremonographien von Lotheifsen und Mahrenholtz gesellt sich nun nach etwa zwanzigjährigem Zwischenraum eine dritte, die, obgleich für weitere Kreise bestimmt, auch dem Fachmann manches Neue bringen dürfte. Nicht blofs auf eine zusammenfassende Verwertung der neuesten Forschungsergebnisse kam es dem Verfasser an, er wollte auch die Eigenart Molières, seine dichterische und technische Schaffensweise, die kulturelle Bedeutung seiner Satire und den innigen Zusammenhang von Erlebnis und Dichtung in der Molièreschen Komödie unter ein besseres Licht rücken.

Diese letztgenannte Absicht ist für die ganze Form der Darstellung bestimmend geworden: Schneegans verflicht die biographische Erzählung aufs innigste und in 'streng chronologischer Anordnung' mit der litterarhistorischen und ästhetischen Würdigung der einzelnen Komödien, so dass sich jedesmal aus dem Erlebnis die seelische Stimmung und aus dieser wieder die dichterische Schöpfung erklärt. Dafs durch dieses Verfahren das Verständnis in mannigfachster Weise vertieft wird, kann gewiss niemand in Abrede stellen, der das schöne Buch gelesen hat. Man wird auch dem Verfasser nicht vorwerfen dürfen, er habe etwa die allgemeine und sociale Bedeutung von Molières Werk darüber vernachlässigt, oder er sei im Aufspüren des historischen und psychischen Substrats der Dichtung zu weit gegangen. Seine Betrachtung bemüht sich vielmehr in jedem einzelnen Falle wieder der löblichsten Vielseitigkeit.

Wenn sich aber der Litterarhistoriker einer so komplizierten Erscheinung wie Molières Leben und Werk gegenüber in eine Darstellungsform verschliefst, die nach einem einzigen Grundgedanken aufgebaut ist, so verzichtet er damit notwendigerweise auf eine Reihe von Vorteilen, die ihm eine biegsamere Disposition gewährt hätte. Die Subjektivität ist eben immer nur eine Seite, und, ich glaube, nicht einmal die wichtigste in Molières geistiger Physiognomie. Auch Schneegans, so scharf er sein Augenmerk darauf richtet, hat sie nur als ein zeitweilig hervorbrechendes, nicht als ein dauernd herrschendes Princip des künstlerischen Schaffens zu erweisen vermocht.

Sollte nicht vielmehr die Objektivität bei Molière das überwiegende Element sein? Sollte man nicht auf seine persönliche Subjektivität erst dadurch aufmerksam geworden sein, dafs sie wie etwas Ausnahmsweises,

Plötzliches, Blitzartiges herausbricht? Gerade durch ihr explosives Auftreten wirken diese Gefühlsergüsse. Wir Modernen mit unserer psychologischen Neugier freuen uns, so oft wir den Dichter auf einem Selbstbekenntnis ertappen. Aber kaum dürfte es einen zweiten Dramatiker geben, der mit ähnlicher Objektivität und Strenge über sein Herz gewacht hätte wie Molière. Wer aufser ihm hätte es vermocht, das eigene Lebensunglück komisch zu verwerten, wie es im Misanthrop geschehen ist? Und wenn das Stück uns 'kalt anmutet,' so glaube ich nicht, dafs der Grund in der Unwahrscheinlichkeit des Aufbaues oder in der mangelhaften Individualisierung der Nebenfiguren zu suchen sei, wie Schneegans möchte (S. 156), sondern wohl darin, dafs der normale Mensch dem Dichter nicht mehr zu folgen vermag in die feine Höhenluft jener Komik und Selbstironie. Besonders bei uns Deutschen fängt das Mitgefühl und die tragische Empfindung bälder an, an einem Punkte, wo der objektiver veranlagte Franzose noch das Komische des Konfliktes zu geniessen vermag. Dazu gehört aber jene vernunftmässige Strenge und jene ästhetische Enthaltsamkeit dem eigenen Gefühlsleben gegenüber, welche die innere Gröfse aller klassischen Kunst ausmacht. Von diesem Gesichtspunkte aus muss uns gerade der Misanthrop als die höchste Leistung des Molièreschen Geistes erscheinen. Zum wirklichen Genufs des Werkes aber mufs das Publikum und besonders das deutsche erst erzogen werden; und das, glaube ich, konnte eben dadurch erreicht werden, dafs man weniger auf die sporadischen subjektiven Gefühlsäufserungen in Molières Werken aufmerksam machte, als vielmehr auf die edle Strenge und Objektivität, die ungetrübte ich will durchaus nicht sagen: kalte - sondern höchst gesunde Vernünftigkeit seines Geistes. So lange sich der Deutsche mit dieser Grundeigenschaft Molières nicht befreundet, werden wir es immer zu beklagen haben, dafs der grofse Komiker bei uns nicht populär ist.

-

Die Vernunft, gepaart mit einem künstlerischen Harmoniegefühl, viel mehr als der ethische Hafs gegen die Lüge oder als persönliche Gefühle, sind der Boden, aus dem mir seine Komik und Satire gewachsen zu sein scheint. Wir werden gewils dem Verfasser beistimmen, wenn er sagt: 'Wer sich anders giebt, als er ist, wer besser scheinen will, als die Natur ihn gemacht hat, der ist seinem Spotte unbarmherzig verfallen. Dieser Grundzug, der Kampf gegen den Schein und die Unnatur, unter welcher Form sie sich verbergen mögen, durchzieht wie ein roter Faden sein ganzes Wirken. Die Preciösen und die Marquis hatte er aus diesen Gründen bisher angegriffen. Die heuchlerischen Frömmler, welcher Partei sie auch angehören mochten, verfolgte er demselben Ideal der Wahrheit zuliebe.' Trotzdem möchte ich glauben, dafs Molière zunächst weniger der heroische Vorkämpfer für Wahrheit und Aufrichtigkeit war, als der taktvolle Franzose, dem aller Widerspruch von Schein und Sein als komisches Motiv erscheint, als Lachgelegenheit. Er ist kein Juvenal. Wenn sich seine Thätigkeit bald zu einem heroischen Kampfe und zur Satire gestaltet hat, so ist das wohl eher das Verdienst seiner

Feinde, die ihn dazu zwangen, als der Ausflufs einer subjektiven Streiter

natur.

Die Neigung, im Menschen eher den Typus und den Charakter als das Individuum zu erfassen, beruht bei Molière manchmal wohl auf einem Versagen der schöpferischen Phantasie, öfters wohl auf einer Konzession an die klassische Poetik, in der Hauptsache aber doch auf seinem starken Bedürfnis nach Verallgemeinerung und Objektivierung des Geschauten, Erlebten und Erlittenen. Sogar das Wenigste in seiner Objektivität ist zeitlich bedingt oder konventionell. Man kann nicht wissen, was aus demselben Mann geworden wäre, wenn er unter dem Zeichen der Romantik gelebt hätte; aber soviel ist sicher, dafs ein Dichter, der mit dem Tod im Herzen noch den 'Malade imaginaire' schafft, in allerhöchstem Masse die Fähigkeit besitzt, sich über sich selbst zu erheben. Was ist die komische und schauspielerische Begabung überhaupt anderes als ein Antidoton gegen Subjektivität?

Damit soll nicht in Abrede gestellt werden, dafs gerade die besten Stücke Molières Gelegenheitsdichtungen sind. Eines äufseren und inneren Erlebnisses bedarf es natürlich zu jedem guten Kunstwerk; aber dieses persönliche Element scheint hier nicht so wesentlich, dafs es der ganzen Darstellung mit innerer Notwendigkeit zu Grunde gelegt werden mufste.

Wenn sich Schneegans trotzdem für die streng biographische Darstellung entschlossen hat, so erreicht er damit allerdings das eine, was keiner vor ihm in so eindringlicher Weise vermochte: er bringt uns seinen Helden menschlich näher, erwärmt uns für ihn, erschliefst uns den Einblick in sein Herz und flöfst uns mit dem historischen Verständnis zugleich die Liebe ein. Besonders wenn man den Zweck der Popularisierung ins Auge fafst, so hat Scheegans sicherlich den besten Weg gefunden. Schlicht und anspruchslos, lebendig und schmiegsam läuft die Erzählung dahin und wechselt unvermerkt mit der Belehrung über Milieu, Sitten und Unsitten, über Quellen, Inhalt, Technik, scenische Aufführung, Erfolg oder Mifserfolg, künstlerischen und kulturellen Wert der einzelnen Stücke. Durch vergleichsweises Zurück- oder Vorgreifen auf frühere oder spätere Werke des Dichters wird der künstlerische Entwickelungsgang und technische Fortschritt, auch über die eingeflochtene Biographie hinweg, immer wieder in Zusammenhang gebracht. Wie von selber fügt sich nach und nach ein Charakterzug an den anderen; und es formt sich unter unseren Augen ein immer klareres, umfassenderes Bild; nie tritt ein neues Element unvorbereitet ein, so dafs der Fortschritt der Darstellung in merkwürdigster Weise dem organischen Sichauswachsen der dargestellten Persönlichkeit gleicht. Der Verfasser hat es darum auch nicht nötig, seine Erzählung durch theoretisierende Betrachtungen, Resumés und dergleichen zu beschweren. Sobald der Held die Augen schliefst, hat sein Illustrator auch den letzten Pinselzug schon aufgetragen: das Bild ist fertig: klar und sprechend und spricht auch für sich selbst. Karl Vofsler.

Heidelberg.

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Voltairiana inedita aus den Königlichen Archiven zu Berlin, herausgegeben von Wilhelm Mangold. Berlin, lib. Wiegandt et Grieben, 1901. 91 p.

L'intéressant opuscule que publie M. Mangold contient cinq lettres inédites de Voltaire, et une lettre de son ami Thieriot écrite en 1739 au prince royal de Prusse.

Cette dernière lettre était mal écrite, et n'a pas été bien déchiffrée: ... une personne de la cour dit qu'on pouvait appliquer aux accès de Voltaire ce qu'on disait des enfants d'Hérode; au reste, monseigneur, je ne vous aurais jamais [écrit] après des traits aussi affligeants ...' Lisez: aux amis de Voltaire. Le mot écrit a été intercalé par l'éditeur; lisez : je ne vous aurais jamais appris des traits ... Une amicale communication de M. Mangold, à qui j'avais proposé ces corrections, m'apprend qu'il a revu l'original, et reconnu qu'elles étaient justes.

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Quant aux enfants d'Hérode, l'éditeur cite en note un passage de l'Evangile qui se rapporte au massacre des Innocents. Mais non: Thieriot faisait allusion au mot de l'empereur Auguste, qui disait, après qu'Hérode eut fait mettre à mort deux de ses enfants, lui qui, en bon juif, ne mangeait jamais de viande de porc: 'Il vaut mieux être le pourceau d'Hérode, qu'être son fils!' Thieriot trouvait de même que Voltaire traitait ses amis comme il n'aurait pas traité son chien.

A la fin de cette lettre de Thieriot, un quatrain de Sainte-Aulaire a été imprimé comme si c'était de la prose.

Une lettre adressée à Voltaire est attribuée par l'éditeur à Frédéric le Grand. Elle est certainement d'un Allemand; mais à lire ce paragraphe: 'C'est avec raison que vous nous portez envie, à nous qui vivons à Potsdam, qui nous représentons le siècle d'Auguste comme présent, à nous à qui il est permis de penser, parler, poétiser avec autant de justice que liberté,' j'attribuerais plutôt cette lettre à quelque personne de l'entourage du roi.

de

L'éditeur a quelquefois (pages 44, 69, et 81, note 11) proposé des corrections dont son texte n'avait pas besoin. Page 41, je lirais: Quand Belle-Isle partit de nuit ...; page 45: on la connut; page 52: ainsi Dieu le voulut.

Genève.

Eugène Ritter.

Aucassin et Nicolette, chante-fable du XIIème siècle, mise en français moderne par Gustave Michaut, avec une préface de Joseph Bédier. Ohne Ort und Jahreszahl (Vorrede 1901 datiert). XLVII, 135 S. kl. 8.

Bédier behandelt in seiner Vorrede des Werkes die Stellung der Dichtung von Aucassin und Nicolette in der Gattung der Idyllen und begrüfst die vorliegende Übersetzung als ein neues Glied in der augenblicklich wirksamen renaissance romane.

Archiv f. n. Sprachen. CVIII.

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