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(s. o. s. 39), die anwendung auf die ehemänner jedoch sicher nicht. Dann aber wird derselbe gedanke von dem bearbeiter in bedeutsamer weise als moral des ganzen gedichtes verwandt (v. 817-820):

Thus ends our tale, whose moral next to make,
Let all wise husbands hence example take
And pray, to crown the pleasure of their lives

To be so well deluded by their wives.1)

Diese geänderte tendenz entsprach sowohl des autors eigener auffassung als auch dem geschmack seiner zeit (vgl. Elwin a. a. o. vol. I, s. 122); man vergleiche den ton in Pope's Epilogue zu Rowe's 'Jane Shore' (aufgeführt 1713), Works, vol. IV, s. 419 ff.

B. Pope's verhalten gegenüber den inhaltlichen einzelheiten seiner quelle.

Auf jenen beiden rücksichten beruht nun überhaupt das wesen der 'modernisations'. Bei der übertragung in das Neuenglische behielt man die hauptzüge der handlung im wesentlichen bei, sonst aber erlaubte man sich an dem original alle möglichen änderungen, wie sie dem zeistgeist und den speciellen ansichten des bearbeiters genehm waren. Der letztere gestaltet seine vorlage so um, wie es ihm gut scheint. Er sucht zu verbessern, was er für fehlerhaft hält; er fügt angebliche schönheiten hinzu, die sich nach seiner ansicht der originaldichter hat entgehen lassen, kurz er tritt an das original sehr kritisch heran. Da er aber das gerippe beibehielt, so erstreckt sich diese kritik besonders auf einzelheiten, an denen leicht etwas auszusetzen war. Vollends ist das bei einem anfänger wie Pope der fall, der kleine schwächen herauszufinden sucht und sich gerade darauf vortrefflich versteht. In diesen einzelheiten zeigt sich denn auch des genannten dichters thätigkeit am meisten; hier sind die abweichungen von dem original äusserst zahlreich. In wie weit und in welcher richtung besonders sich nun der autor von seiner vorlage entfernt hat, geht schon aus dem umfang der beiden gedichte hervor; die

1) Das glück, als ehemann blind zu sein und so über die untreue der frau nichts zu erfahren, preist Hagedorn in einem kurzen gedicht „Der blinde“, vgl. Minot. Ztschr. f. d. ph. XIX, s. 227 f. Anderer art ist Lessing's „Das muster der ehen", wo die frau blind, der mann aber taub sein soll, vgl. Köhler, Vierteljahrschr. f. litt.-gesch. I, s. 492 ff., II, s. 275 ff., dazu a. a. o. V, s. 160, ein nachtrag von M. Landau. In Lessing's gedicht ebenso wie in den a. a. o. angeführten stellen, soweit dort von blindheit die rede ist, ist also der mann der ausschweifende. Nur in einem südslav. sprichwort ist das verhältniss umgekehrt.

E. Kölbing, Englische studien. XXV. 1.

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1174 verse des originals (in A 1188) sind zu 820 zeilen zusammengezogen, und zwar entsprechen den ersten c. 850 versen von Chaucer's fassung die ersten c. 490 der bearbeitung; den letzten c. 320 zeilen der ersteren steht dagegen ziemlich dieselbe zahl in letzterer gegenüber, so dass also die hauptkürzung an den ersten 850 versen vorgenommen worden ist. Doch geben natürlich diese zahlen nur ein ungenaues bild von den inhaltlichen abweichungen, die nun, in auslassungen, änderungen und hinzufügungen unterschieden, in folgendem behandelt werden sollen.1) Dass daneben auch zahlreiche sachliche übereinstimmungen zwischen den beiden dichtungen vorliegen, ist selbstverständlich; es wäre zwecklos, sie hier zusammenzustellen.

a. Auslassungen.

Es liegt in der natur der sache, dass manches fiel, was Pope's publikum unpassend erschien oder unverständlich war. Anstössig war Chaucer's ungebundene erörterung geschlechtlicher beziehungen. Von January's gedanken beim hochzeitsfeste beseitigt die bearbeitung E v. 1755-1761 (511-517), was, wie oben (s. o. s. 44) gezeigt wurde,? von wichtigkeit für die characterzeichnung des ritters ist, indem dadurch sein mitleid unerwähnt bleibt. Auch das wird bei der auslassung mitgewirkt haben. Ueberhaupt haben natürlich bei den abweichungen häufig mehrere gründe vorgelegen, ohne dass sich immer erkennen liesse, welcher der gewichtigste gewesen sei. Den vorhergehenden versen (E v. 1750-1754) nimmt Pope (v. 347—350) wenigstens ihre deutlichkeit. Aus denselben rücksichten fällt dann E v. 1828-1841 (584-597), die worte des ritters in der brautnacht enthaltend, der hier sowohl sein mitleid für May als auch seine hochschätzung der ehe zum ausdruck bringt. Ebenso bleibt unberücksichtigt E v. 1958-1961 (714-717); das gleiche gilt von den die birnbaumscene betreffenden versen, E v. 2352 f. (1108 f.), der zweiten hälfte von E v. 2376 (1130) und E v. 2394 f. (1148 f.). An der letzten stelle, wo January sagt, er habe das und das zu sehen geglaubt, hilft sich Pope geschickt durch: I swore but what I thought I saw (v. 794). Gegenüber A fehlen auch

1) Bei der grossen zahl und mannigfaltigkeit dieser abweichungen ist es schwer, dieselben nur einigermaassen übersichtlich zu ordnen; wenn daher in ermangelung einer besseren die genannte eintheilung befolgt wird, so geschieht dies mit dem bewusstsein, dass dieselbe sehr äusserlich und unzureichend ist, und zugleich mit der bitte um nachsicht, wenn sie zu gunsten mehr innerlicher gesichtspunkte nicht immer ganz streng festgehalten wird. Ebenso ist auch die trennung der inhaltlichen unterschiede von blossen erweiterungen und verkürzungen und von nur stilistischen eigenthümlichkeiten leider nicht immer gelungen.

2) Schon in den vorhergehenden ausführungen erwähnte abweichungen sollen bei der einzelvergleichung nur soweit wiederhoit werden, als sie irgend welche bedeutung für dieselbe besitzen.

noch sechs der acht hinter E v. 2353 (1109) eingeschobenen, sehr obscönen verse. Geringfügiger sind die auslassungen von E v. 1452 (208), E v. 1459 (216), E v. 1460 (217) und E v. 2048 (804). Abgesehen davon, dass E v. 1452 mit einer reihe andersgearteter verse fällt und E v. 2048 einerseits sich gewissermassen in duteous (v. 474) wiederfindet, andererseits dasselbe sagt, was nachher die von dem autor benützten verse E 2051 f. (807 f.) enthalten, ist es überhaupt sehr zweifelhaft, ob Pope an den letztgenannten vier stellen anstoss nahm. Denn zahlreiche derartige dinge hat er ruhig beibehalten, andere ähnliche bemerkungen sogar neu eingeführt (so z. b. v. 175, 310).

Nur jene stärksten leistungen konnte er seinen lesern nicht bieten; sonst war das publikum nicht allzu zartfühlend, es scheute mehr die zu derbe darstellung als die erwähnung der sache selbst. Die dichtung ist denn auch, trotz der auslassungen, wie Elwin, Works, vol. I, s. 122 und Lounsbury a. a. o., vol. III, s. 180 mit recht betonen, durchaus nicht moralischer als das original; vielmehr ist ganz abgesehen von der s. 48 f. besprochenen tendenz, Pope's elegante lascivität bedenklicher als Chaucer's etwas zu offenherzige auseinandersetzungen, die dem 18. jahrhundert nicht behagten. Für diese zeit war auch der urwüchsige humor Chaucer's nicht angebracht, wie er sich in der schilderung von January's äusserem und benehmen kundgiebt.

Es fallen daher der modernisirung E v. 1824–1827 (580–583) und E v. 1847-1854 (603—610) zum opfer (s. o. s. 46). Ebenso ist vielleicht auch der ausfall von E v. 1944-1954 (700—710) dem modernen schicklichkeitsgefühl zuzuschreiben: May geht von January's seite fort, um an einem heimlichen orte Damian's brief zu lesen; da Pope sich so des einzigen mittels beraubte, das lesen des briefes in der verborgenheit vor sich gehen zu lassen, schwieg er ganz darüber. Doch waren hier jedenfalls auch noch andere wichtige gründe mit ím spiele.

Indess nicht nur das für seine leser anstössige unterdrückte der jüngere dichter; auch was ihnen fremd und veraltet, ja, unverständlich erscheinen konnte, blieb unberücksichtigt. Dahin gehören besonders stellen des originals, die nur zu den sitten und verhältnissen des mittelalters passen.

So erscheint January für moderne verhältnisse ziemlich anspruchsvoll, wenn er keine alte frau, nämlich keine, die 20 jahre überschritten habe, heirathen will, E v. 1417 (173); A liest sogar fifteen'. Selbst E v. 1421 (177): I wol no womman thritty yeer of age scheint wenig zu old zu passen; in der bearbeitung fehlen beide zahlenangaben. Zu Chaucer's zeiten hatten sie aber durchaus nichts auffallendes. Als Justinus darauf hinweist, was man bei der wahl einer frau alles zu berücksichtigen habe, führt er als einen der ersten punkte die trunksucht an, E v. 1333 (289); Pope unterdrückt diesen punkt; ein vornehmer des 18. jahrhunderts würde wohl kaum in erster linie an diesen fehler gedacht haben. E v. 1773 (529): Which carf biforn the knight ful many a day (von Damian ge

sagt), fehlt in ‘Jan. and May'.

Die E v. 1807-1809 (563-565) angeführten, mittelalterlichen getränke, deren January sich zur anregung seiner lebensgeister bedient, ersetzt die bearbeitung wenigstens durch angeblich ähnlich wirkende, moderne mittel mit gelehrten namen (v. 377 f.: satyrion, eringo,1) cantharides); Chaucer's clarree, E v. 1843 (599), ersetzt der nachdichter durch den allgemeinen ausdruck cordial (387). Nach der schilderung der brautnacht berichtet das original E v. 1859 (615 ff.), dass die junge frau nach damaliger sitte nun bis zum vierten tage in ihrem gemache blieb, und diese angabe wird nach ablauf der zeit, E v. 1888-1892 (644–648), wiederholt. Pope lässt die erste stelle, so weit sie hier in betracht kommt, ganz fort, der zweiten stelle entnimmt er nur, dass May nach vier tagen ihr zimmer verliess, ohne aber die obige sitte irgend zu erwähnen, selbst ohne zu sagen, dass May dasselbe während der vier tage nicht verlassen habe. So erscheint hier diese zahlenangabe ziemlich unmotivirt. Es ist doch kaum anzunehmen, dass zu Pope's zeiten diese sitte noch lebendig und so jedem leser die erwähnung des vierten tages erklärlich war. Nur für mittelalterliche verhältnisse passte Chaucer's angabe E v. 1879 (635), dass Damian sich das schreibmaterial (a penner) zu seinem briefe erst borgen musste; in der bearbeitung bleibt diese daher fort.

Noch einige andere, weniger bedeutende fälle seien erwähnt, die, wenn sie auch, ebenso wie die schon besprochene änderung der getränke, nicht eigentliche auslassungen sind, doch das mittelalterliche element verschwinden lassen. So wird every scrit and bond, By which that she was feffed in his lond, E v. 1697 f. (453 f.) zu: each previous settlement and deed (v. 305); es stehen sich gegenüber E v. 1710 f. (466 f.):

And at the feste sitteth he and she

With other worthy folk up-on the deys,

Jan. and May (v. 316 f.): The guests appear in order, side by side,

And placed in state, the bridegroom and the bride. Nach der schilderung des hochzeitsfestes heisst es im original, E v. 1817 (573): Men... the travers drawe anon; 2) Pope führt dafür ein: the sheets were spread (v. 381). An stelle Damian's a compleynt or a lay, E v. 1881 (637), tritt a sonnet (v. 397). In der bearbeitung legt ferner der junker zwar auch den brief in eine seidene umhüllung und an sein herz, wie im original, aber nicht, wie dort, in einen am hemd hängenden beutel, E v. 1883 f. (639 f.); Pope v. 399. An stelle von Chaucer's angabe, dass, nachdem May den wachsabdruck von dem gartenschlüssel gemacht, der diener einen nachschlüssel hergestellt habe, tritt in Jan. and May nur die, dass die dame ihrem galan den wachsabdruck gegeben habe, E v. 2120 f. (876 f.); P. v. 511. Ob der grund dafür darin zu suchen ist, dass im 18. jahrhundert der junker den nachschlüssel kaum selbst gemacht haben würde, ist schwer zu sagen, aber doch möglich. E v. 2172 (928) sagt January al myn heritage, toun

1) Dieses mittel findet sich auch sonst in der zeitgenössischen litteratur; so verlangen in Dryden's übertragung von Juvenal's sechster satire, v. 409, die vom wein erhitzten frauen ‘hot eringoes and fat oysters'; ebenso vgl. Prior's Paulo Purganti and his Wife, v. 72 (Eringo roots').

2) Ueber diesen vorhang vgl. Skeat zu E v. 1817 und Hertzberg a. a. o., zu v. 6831 und v. 9691.

and tour; in der 'Translation' (v. 562) nur: my whole estate. Wenn die ziemlich mittelalterliche stelle, E v. 1312-1314 (68-70):

[blocks in formation]

in der neuenglischen dichtung durch all other goods (v. 51) ersetzt ist, so liegt der hauptgrund dafür wohl in Pope's neigung, die concreten einzelangaben der vorlage durch allgemeinere, abstractere begriffe wiederzugeben, so z. b. his lond or his catel (E v. 1525) durch our concerns (v. 180); das sehr anatomische hir myddel smal, hir armes longe and sclendre, E v. 1602 (358), durch her form divinely fair (v. 246); ebenso wenn January in den Canterbury Tales E v. 2141 f. (897 f.) die taubenaugen und die den wein an lieblichkeit übertreffenden brüste seiner frau preist, bei Pope aber sagt: ev'ry charming part (v. 531).

Auch der mit dem mittelalterlichen leben in engem zusammenhang stehende, den meisten lesern verhasste katholicismus tritt in der bearbeitung etwas zurück.

So bleibt der das fegefeuer erwähnende vers E v. 1670 (426) des originals: Paraunter she may be your purgatorie, ebenso E v. 1703 (459): "with stole aboute his nekke fort; E v. 1702 (458): For to receyve the holy sacrement ersetzt die bearbeitung durch eine spöttische bemerkung (v. 310). Die verse E v. 1319 (75) und E v. 1322 (78) dagegen fallen in grösserem zusammenhange, sind also hier nicht von bedeutung. Ueberhaupt ist zu bemerken, dass Pope nicht consequent alle derartigen elemente beseitigt hat; so behält er z. b. v. 404 high mass für Chaucer's heighe masse (E v. 1894) bei; May spricht in beiden gedichten (E v. 2334; P. v. 732) von der himmelskönigin u. s. w.

Aehnlich schwankend verhält sich der autor gegenüber den mittelalterlichen astronomischen und astrologischen angaben, die seinen lesern unpoetisch erscheinen, z. th. auch unverständlich sein

mussten.

E v. 1795 ff. (551 ff.) sagt das original, die sonne habe unter den horizont sinken müssen, und fügt mit jetzt seltsam berührender genauigkeit hinzu: as in that latitude (E v. 1797); Pope unterdrückt diese letztere bemerkung. Um den ablauf von vier tagen zu bezeichnen, bedient sich Chaucer, E v. 1885-1887 (641-643), der astronomischen bestimmung:

The mone that, at noon, was, thilke day
That Januarie hath wedded fresshe May,
In two of Taur, was in-to Cancre gliden,

um erst später, E v. 1893 (649), den zeitraum in gewöhnlicher weise mitzutheilen. Dagegen giebt die vorlage nirgends das datum jenes vierten tages an, ebenso wenig, wann die hochzeit stattfand. Dass der jüngere dichter jene verwickelte rechnung, die selbst modernen gelehrten schwierigkeiten gemacht hat (vgl. Hertzberg a. a. o. s. 630 zu v. 9760; Skeat zu E v. 1887), seinem publikum nicht zumuthete, ist ganz natürlich, auch wenn er sie selbst verstanden haben sollte. Hat er aber A benützt, so ist das unmöglich; denn A liest, wohl ganz sinnlos:

The Moone at nonetide that ilke day
(That Januarie had iwedded fresh May)
Out of Taure was in the Cankre gleden.

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