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jectur zu Liberty III, 363 zu notiren. T. setzt statt des ferocious der originaldrucke feracious, da die stelle Horaz, Carm. IV. 4, 57 ff. (nicht III, 4, wie Tovey schreibt) nachgebildet ist, und für diese stelle die lesart ferocious völlig ausgeschlossen ist.

Noch ist zu erwähnen, dass dem ersten bande ein bild Thomson's nach dem stiche von H. Robinson, dem zweiten ein facsimile der verse an Miss Young: 'Accept, lov'd Young, this tribute due' etc. beigegeben ist.

Memmingen, Juni 1897.

Br. Schnabel.

Lectures

Edward Dowden, The French revolution and English Literature. delivered in connection with the sesquicentennial celebration of Princeton University. London, Kegan Paul. 1897. VI + 284 ss. 8°. Pr.: 7 sh. 6 d.

In seinem schönen buche über die lehrjahre des jungen Wordsworth, das nun auch in einer von Mathews besorgten englischen übersetzung erschienen ist, hat uns Émile Legouis mit grosser gründlichkeit und feiner beobachtungsgabe dargethan, welche wirkung die grosse französische staatsumwälzung auf das leichtempfängliche gemüth des jugendlichen dichters ausgeübt hat. Diesem mit zarten pinselstrichen ausgeführten cabinetstück gegenüber, bei dem alle einzelheiten klar und scharf hervortreten, erscheint Dowden's neues buch über die französische revolution und deren wirkung auf die englische litteratur als eine flott gearbeitete skizze, die nur die wichtigsten momente hervorhebt; freilich ist es eine skizze von meisterhand, deren betrachtung jeden kunstkenner immer und immer wieder erfreuen wird.

In dem einleitenden capitel über die vorläufer der revolution erfahren wir, wie die revolutionäre geistesströmung in England vor der revolution drei hauptelemente aufweist: erstlich, den gedanken an den fortschritt der menschheit und an ihre fähigkeit, sich immer mehr und mehr zu vervollkommnen; sodann das aus dem gleichheitsgedanken hervorgehende, fast sentimentale mitgefühl mit den leidenden menschenclassen; endlich das sehnen nach vereinfachung der lebensführung, nach der „rückkehr zur natur“. Als hauptvertreter dieser geistesbewegung bezeichnet der verfasser den streng kirchlichen dichter Cowper, der von besseren künftigen tagen träumt, aber an die möglichkeit einer revolution nicht denken mag, dem menschliche selbsthülfe ohne göttliche gnade ein eitel ding ist und der so die frohe botschaft Rousseau's in ein Paulus - evangelium umwandelt. Ihm. gesellt er Crabbe bei, dessen wahrheitsgetreue schilderungen hoffnungslosen elends ein düsteres vorspiel sind zu der grossen tragödie, die sich bald in Frankreich abspielen wird.

Nun geht der verfasser zu den englischen theoretikern der revolution über, wie er Godwin und Mary Wollstonecraft nennt. Er kennzeichnet in grossen zügen Godwin's, die menschliche kraft so grenzenlos überschätzende weltverbesserungspläne, die in Shelley's dichterthaten ihre poetische verklärung gefunden. Dann rühmt Dowden die vorkämpferin der modernen frauenbewegung, die Rousseau's so vielfach unhaltbare, die erziehung des weibes vernachlässigende pädagogik, mit ernsten, noch heute beherzigenswerthen vorschlägen ergänzt, in

dem sie für die heranbildung der frau zur ebenbürtigen gefährtin des mannes unerschrocken eintritt.

Die bekämpfung der revolutionären schriftsteller durch Burke wird im folgenden abschnitt besprochen. Der verfasser der betrachtungen über die französische revolution wird als der hervorragendste lehrer der staatsweisheit, den England je besessen, bezeichnet. Der unterschied zwischen dem kaltdenkenden theoretiker Godwin und dem warmfühlenden staatsmann Burke wird in knapper form festgelegt.

Wir hören dann, wie sich die bestrebungen der französischen revolution in der dichtung des Robert Burns wiederspiegeln, dessen antheilnahme nicht auf einer abgeklärten weltanschauung beruht, nicht durch eindringen in die lehren der revolutionäre, sondern durch den unwiderstehlichen reiz hervorgerufen wurde, den das entfesselte spiel der leidenschaften auf den pflüger von Airshire ausübte. Dass auch bei Southey der einfluss der revolution mehr das herz als den intellect berührte, beweist uns Dowden auf den folgenden seiten.

Coleridge hat einmal dieses dichters 'Johanna von Arc' als Pain im unterrock bezeichnet. Dowden nennt sie weit zutreffender eine Mary Wollstonecraft in waffenrüstung. Dem autor des Johanna-epos wird der schöpfer der Religious Musings gegenübergestellt, welcher den umwälzungsgedanken mehr als denker, als religiöser denker auf sich wirken lässt, welcher in seinem innigen glauben an eine göttliche ordnung der dinge, in allem bestehenden einen guten kern sucht, und doch sich nach einer neugestaltung der gesellschaft sehnt. Die ursachen, die zum allmählichen abfall der beiden von der sache der revolution führen, werden dargelegt. Am schluss des capitels wird das unsympathische treiben des Anti-Jacobin besprochen.

Darauf spricht der verfasser von Wordsworth. Er schildert uns, wie der junge poet zuerst mit leib und seele auf seite der revolution gestanden, wie er dann abgestossen von den traurig hässlichen erscheinungen, die ihr weiterer verlauf darbot, sie verurtheilte und nur noch an die theorieen der revolution sich anklammerte; wie sein stück The Borderers dann deutlich zeigt, dass der dichter zur überzeugung gelangt, eine vernünftige morallehre lasse sich nicht durch rein analytische denkarbeit gewinnen; wie er so von der abstracten betrachtung der menschenrechte zur allumfassenden liebe zum einzelwesen übergeht, wie dies wieder zur innigen antheilnahme an dem schicksal unterdrückter nationen führt und wie diese liebe ihn und seine freunde Southey und Coleridge für die grausamen enttäuschungen entschädigt, die sie erlitten.

Wir kommen zum letzten capitel. Es ist den litterarischen bekämpfern der reaction, Moore, Landor, Byron und Shelley gewidmet. Moore's köstliche briefe seiner familie Fudge in Paris werden gut gekennzeichnet, Landor's harmonischer, all dem, was er revolutionäre metaphysik nennt, abgeneigter character wird mit viel wärme gewürdigt. Was über Byron hier geschrieben ist, gehört zu den besten seiten der durchweg vortrefflichen arbeit. Der verfasser sagt, wem es gelungen sei, Byron voll gerecht zu werden, der habe die beste schule in billiger, vorurtheilsfreier würdigung menschlicher charactere durchgemacht. Nun, Dowden hat die probe glänzend bestanden. Sein urtheil über Byron zeugt von ruhiger objectivität. Und gerade über diese complicirte dichternatur liest man so selten ein urtheil, das nicht stark subjectiv gefärbt ist. Die ausführungen über die gründe der vorliebe Byron's für Pope sind sehr lesenswerth. Ueber E. Kölbing, Englische studien. XXV. 2.

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Shelley sagt der verfasser nur wenige worte, indem er den leser auf seine Shelleypublication hinweist.

Wir können von dem buche nur mit warmen worten der anerkennung scheiden. Es enthält eine reiche fülle neuer gedanken und neuer gesichtspunkte über einen der interessantesten abschnitte der geschichte der englischen litteratur. Memmingen, Oct. 1897. Br. Schnabel.

Marie Gothein, John Keats' leben und werke. Halle, Niemeyer, 1898. 2 bde. XII + 277, 293 ss. 8o. Pr.: mk. 10.

Es war schon seit geraumer zeit bekannt, dass Marie Gothein mit der übertragung der schönsten gedichte von Keats beschäftigt sei und dass sie gleichzeitig mit dieser übertragung ein leben des dichters veröffentlichen werde. Nachdem die verfasserin durch ihre verdienstvolle, wenn auch nicht vollkommen fehlerfreie Wordsworth-arbeit rühmlich bekannt geworden war, durfte man sich von diesem neuen werke nur gutes versprechen. Unsere erwartung ist nicht getäuscht worden. Die biographie ist ein fleissig ausgearbeitetes, anmuthig geschriebenes buch, in dem das reiche, in der Forman'schen ausgabe, sowie in den wichtigen publicationen von lord Houghton und von Colvin niedergelegte material umsichtig ausgenutzt ist. Es ist der verfasserin sogar gelungen, zu dem gewiss vorzüglichen aufsatz von Hoops über Keats' jugend und jugendgedichte werthvolle ergänzungen zu bringen.

Während Hoops (hier bd. XXI, s. 305) schreibt, es lasse sich ein directer einfluss Chatterton's auf Keats nicht nachweisen, macht uns Marie Gothein auf eine poetische, im Rowley-stile geschriebene erzählung aufmerksam, die Keats in das collegienheft eines commilitonen geschrieben. Während Hoops nur von den stellen spricht, in denen Keats des dichters Wordsworth erwähnt, dann aber hinzufügt, Keats sei nicht in nähere beziehungen zu Wordsworth getreten, weist die biographie auf verschiedene anklänge an Wordsworth in Sleep and Poetry hin, sowie auf eine grössere bereits von Hunt entdeckte anlehnung in dem Endymionentwurf vom jahre 1716. Der einzelnen jugendfreundschaften des dichters wird eingehender gedacht als bei Hoops, mehrfach wird der lebenslauf der freunde auch noch weiter verfolgt, nachdem Keats schon längst aus ihrem gesichtskreis getreten. Der briefwechsel wird weit ausgiebiger zu rathe gezogen, wie auch für die spätere, noch nicht von Hoops behandelte zeit die geschickte ausnutzung der correspondenz dem buche einen grossen reiz verleiht. Hoops' annahme, Keats habe Leigh Hunt erst nach dem Margater aufenthalt kennen gelernt, bekämpft Marie Gothein mit guten gründen.

Aus den capiteln, welche die zeit nach erscheinen des ersten bandes behandeln, sei noch kurz auf die wichtigsten stellen hingewiesen.

Im vierten capitel interessirt vorzüglich die schilderung des briefwechsels mit Fanny Keats und die worte über Keats als briefschreiber. Das fünfte ist ganz dem Endymion gewidmet.

Im gegensatz zu Colvin neigt sich die verfasserin der ansicht zu, nicht Drayton, sondern Fletcher habe unserem dichter die anregung zu Endymion gegeben. Nachweisen lässt sich dies freilich nicht.

Auch die thatsache, dass Keats in seinem Panshymnus durch Jonson's Pan Anniversary beeinflusst sei, will uns nicht so zweifellos dünken wie der verfasserin; die ähnlichkeiten sind doch zu gering. Dagegen ist eine anlehnung an Chaucer, die sie uns im Endymion nachweist, einwandsfrei dargethan. Ein weiterer wichtiger quellenfund ist in der hindeutung auf die kupfer von Spence's Polymetis zu sehen. Aus dem folgenden capitel verdient die vorzügliche darstellung des unseligen verhältnisses zu Fanny Brawne rückhaltloses lob. Das siebente behandelt Keats' meisterwerke. Isabella und St. Agnes Abend werden feinsinnig gewürdigt. Bei der besprechung des Hyperion wird Milton's einfluss auf den dichter eingehend gekennzeichnet. Aus dem vorletzten capitel ist erwähnenswerth, dass die verfasserin die möglichkeit einer anregung durch Dante für die umarbeitung des Hyperion wahrscheinlich macht. Im letzten findet sich u. a. eine, leider nicht sehr befriedigende, darstellung des einflusses, den Keats' dichtung auf die nachwelt ausgeübt.

Der zweite band des werkes enthält die übersetzungen. Denkbar grösste anlehnung an das original und schönheit der form sind glücklich vereint. Als probe sei die übertragung von Keats' herrlichem letzten sonnet gegeben:

Glanzvoller stern! wär ich so stet wie du,

Nicht hing ich nachts in einsam stolzer pracht!
Schaut nicht mit ewigem blick beiseite zu,
Einsiedler der natur, auf hoher wacht
Beim priesterwerk der reinigung, das die see,
Die wogende vollbringt am meeresstrand;
Noch starrt ich auf die maske, die der schnee
Sanft fallend frisch um berg und moore band.
Nein, doch unwandelbar und unentwegt
Möcht ruhn ich an der liebsten weicher brust,
Zu fühlen, wie es wogend dort sich regt,
Zu wachen ewig in unruhiger lust,

Zu lauschen auf des athems sanftes wehen

So ewig leben sonst in tod vergehen!

biographie und übertragung

Die beiden bücher von frauenhand werden dem dichter zahlreiche neue freunde auf deutschem boden erwerben. Memmingen, Febr. 1898.

Br. Schnabel.

Georg Herzfeld, William Taylor von Norwich. Eine studie über den einfluss der neueren deutschen litteratur in England. [A. u. d. t.: Studien zur englischen philologie, herausgeg. von L. Morsbach. Heft 2]. Halle a/S. Niemeyer. 1897. VIII + 71 ss. 8o. Pr.: mk. 2.

Die deutsche litteratur und wissenschaft hat der englischen seit mehr als einem jahrhundert in reichem maasse zurückgezahlt, was sie von ihr empfangen hat. Sie ist die bedeutendste triebkraft in jener geistigen revolution gewesen, die das nationale denken und empfinden in England allmählich umgestaltet hat. und die wir als eine art aufklärung bezeichnen können. Gewöhnlich hält man Coleridge und nach ihm, neben Lytton Bulwer und De Quincy, Carlyle für die

bahnbrecher des deutschen geistes in England. Es ist das verdienst dieser abhandlung, auf einen vorarbeiter dieser männer hingewiesen zu haben, dessen bedeutung bisher in Deutschland noch keineswegs genügend gewürdigt worden ist. Es ist dies William Taylor von Norwich. William Taylor ist dem unitarianismus entsprungen, der damals in Norwich seinen hauptsitz hatte. Das litterarische interesse vereinigt sich bei ihm, wie noch in höherem maasse bei seiner jüngeren mitbürgerin Harriet Martineau, mit politischem und religiösem radicalismus; die deutsche litteratur erscheint hier gleich als geistig befreiende macht. Er hat mehrere jahre seiner jugend in Deutschland zugebracht und nach seiner rückkehr die kenntniss der deutschen litteratur durch übersetzungen und kritiken zu fördern gesucht. Sein hauptwerk ist die „Historic Survey of German poetry“ (1828/30), die erste deutsche litteraturgeschichte in englischer sprache. Es ist dies ein sehr unvollkommenes werk, voll von irrthümern und mängeln und, was die ältere litteraturperiode angeht, vollständig unbrauchbar; dennoch verdiente es nicht die harte kritik Carlyle's in der Edinburgh Review (1831), gegen die der verf. Taylor in manchen punkten, wie es scheint, durchaus glücklich vertheidigt. Taylor gehört eben zu jener grossen classe von männern, die mehr anregend als selbst schaffend wirken. Wenn auch von seinen zahlreichen übersetzungen, kritiken und abhandlungen heute kaum noch etwas bekannt ist, so ist doch sein einfluss ein bedeutender gewesen, und er verdient daher einen ehrenplatz in der geschichte des einflusses der deutschen litteratur in England.

Diesen ihm zu verschaffen, ist das ziel der vorliegenden abhandlung. Sie ist ansprechend geschrieben und mit grossem fleisse und gewissenhaftigkeit abgefasst; leider ist sie durch eine unzahl von druckfehlern entstellt, von denen ein theil am schlusse berichtigt ist.

In einem anhange giebt der verfasser im anschlusse an ein werk von dr. Sayers, das von Taylor herausgegeben ist, einige bemerkungen über die nordischen stoffe in der poesie des vorigen jahrhunderts, die litterarhistorisch recht werthvoll sind, wenn sie auch mit dem eigentlichen thema der arbeit nichts zu thun haben.

Berlin, Juni 1897.

Ph. Aronstein.

Robert de la Sizeranne, Ruskin et la religion de la beauté. Paris, Hachette, 1897. 360 ss. 8o.

Es ist eine stattliche reihe von bänden, die John Ruskin geschrieben hat. Gar viele davon tragen räthselhafte titel, deren sinn der leser oft erst nach langem prüfen und rathen ergründet. Seltsam verschiedenartig wie die äussere gestalt dieser bücher ist auch die künstlerische form ihres inhalts. Zahllose widersprüche, scheinbare und wirkliche, finden sich oft in einem bande vereinigt, oft auch stehen die lehren des betagten ästhetikers in auffallendem gegensatze zu dem was der junge kunstfreund predigte.

Gedanken von blendender schönheit, in herrliche form gegossen, wechseln mit thörichten deductionen, die uns durch die blinde, kindische verbohrtheit, mit der sie durchgeführt, wie durch die überselbstbewusste, tyrannische art, mit der sie uns aufgedrängt werden, oft mit widerwillen und abscheu erfüllen. Wohl

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