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Indessen brüllen die 'Hyrcanischen tiger' auch in anderen englischen dramen, so schon in der anonymen, 1594 erschienenen tragödie von Selimus (von Robert Greene verfasst?):

L 1165

But thou wast borne in desart Caucasus

And the Hyrcanian tygres gave thee sucke

und, merkwürdiger weise wörtlich übereinstimmend, in Marlowe - Nash's Dido act V:

But thou art sprung from Scythian Caucasus

And tigers of Hyrcania gave thee suck

(vgl. meine schrift: Shakespeare's lehrjahre s. 84).

Shakespeare wird Tasso's und Guarini's schäferdramen kaum gekannt haben; was in seinen dramen schäferlich anmuthet, stammt wohl meist aus Sidney's Arcadia. Diesen roman (der allerdings nicht rein pastoral ist, aber doch viele pastorale elemente enthält) und seinen einfluss auf die dramatische litteratur jener zeit hat Smith kaum berücksichtigt, und nach dieser seite hin wäre seine darstellung noch zu ergänzen. Auch die interessanten beziehungen des schäferdramas Gl' Intricati von Pasqualizo zu Shakespeare's Sommernachtstraum, auf welche neuerdings dr. Vollhardt aufmerksam gemacht hat (vgl. Engl. stud. XXIV, 470, Neuphilol. centralbl. XI, 219) verdienten wohl noch genauere untersuchung.

Kiel, März 1898.

G. Sarrazin.

The Countess of Pembroke's Antonie. Edited with Introduction by Alice Luce, Boston, Mass. U. S. A. Weimar, verlag von Emil Felber. 1897. (A. u. d. t.: Litterarhistorische forschungen. Herausgeg. von J. Schick und M. frh. v. Waldberg. III. heft). 120 ss. 8. Ladenpreis: mk. 3; subscriptionspreis: mk. 2,60.

Auch die academischen dramen französischen ursprungs aus der zeit Shakespeare's haben jetzt erfreulicher weise die aufmerksamkeit der litterarhistorischen forschung auf sich gezogen. Vor einigen jahren (1894) hat Gassner Kyd's übersetzung von Garnier's Cornélie neu herausgegeben (vgl. Engl. stud. XXIII, 303); sehr bald ist der neudruck eines anderen, vielleicht noch interessanteren Garnier-dramas gefolgt, des von lady Pembroke übersetzten Antonius.

Als litterarhistorisch interessant kann man dies stück allerdings wohl nur bezeichnen wegen der persönlichkeit der übersetzerin und wegen des einflusses, den es auch ausserhalb der eigentlich academischen kreise ausgeübt hat. Denn offenbar wurde, wie die herausgeberin zeigt, Thomas Kyd durch die im jahr 1590 verfasste übersetzung der Lady Pembroke zu seiner Cornelia - übersetzung ermuthigt; und sogar Shakespeare selbst ist wahrscheinlich dadurch angeregt worden, wie wir noch sehen werden.

Der text, den die herausgeberin bietet, scheint sehr sorgfältig und zuverlässig zu sein. Nur eine stelle ist mir aufgefallen, an der vielleicht ein versehen (uncorrigirter druckfehler?) vorliegt, was ich, da mir die original-ausgabe gegenwärtig nicht zugänglich ist, nicht feststellen kann:

v. 870

All leaue me, flee me: none, no not of them
Which of my greatnes greatest good receiu'd,
Stands with my fall

Ist etwa zu lesen: none, not one (oder no, none) of them -? Kurze anmerkungen, meist sprachliche eigenthümlichkeiten und das verhältniss zum französischen original betreffend, dienen in dankenswerther weise zur erläuterung.

Die einleitung giebt zunächst eine sorgfältige und anziehend geschriebene skizze vom leben der lady Pembroke 1) und eine reichhaltige und interessante zusammenstellung von urtheilen der zeitgenossen über diese bedeutende frau und bespricht sodann ihre litterarischen arbeiten.

Im zweiten theil geht die herausgeberin zu Garnier's Marc Antoine über, characterisirt den stil und das verhältniss zu den Seneca-dramen, erörtert die übersetzungskunst und den versbau der lady Pembroke und schliesst mit einigen bemerkungen über den einfluss, den dieses litterarische product auf die entwicklung der dramatischen dichtung ausgeübt hat.

Die ganze arbeit macht der schule prof. Schick's, aus der sie hervorgegangen ist, alle ehre; sie legt zugleich zeugniss ab von den ausgebreiteten und gründlichen litteraturstudien und dem guten ästhetischen urtheil der herausgeberin.

Die wenigen originaldichtungen der lady Pembroke sind nach der ansicht von Alice Luce poetisch ziemlich werthlos; an dem Arcadia-roman hat sie nur als herausgeberin antheil. Poetisches talent verrathen nur ihre übersetzungen, besonders die metrische Psalmen - übersetzung. Aber auch die übersetzung von Garnier's Marc Antoine ist bis auf einige stellen correct und gewandt. Immerhin verdankt der 'Antonie' seinen achtungserfolg wohl hauptsächlich der allgemeinen beliebtheit und verehrung, deren sich die übersetzerin in litterarischen kreisen erfreute.

Eine interessante, aber schwierige frage ist von der herausgeberin nicht berührt worden:

Ob Shakespeare die übersetzung der lady Pembroke gekannt hat? Von vornherein ist es gar nicht unwahrscheinlich. Wir wissen jetzt, dass der grosse dichter auch den academischen dramen, die 'caviar für's volk' waren, seine aufmerksamkeit zuwandte, dass er es nicht verschmähte, von Kyd und Peele, ebenso wie von Marlowe, zu lernen; wir wissen ausserdem, dass ihn der dramatische stoff, die geschichte von Antonius und Cleopatra, lebhaft interessirte. Die veröffentlichung der "Tragedie of Antonie' fiel aber gerade in eine periode (1592), in welcher Shakespeare fühlung mit aristocratischen kreisen suchte und gewann, in welcher er sich bemühte, ein höfischer dichter zu werden und seinen stil dem der academischen dramen anzupassen. In Richard III. können wir dies streben deutlich beobachten. Und gerade in Richard III. finden wir deutliche anklänge an 'Antonie'. Zu vergleichen sind namentlich folgende stellen:

1) Einen kleinen, übrigens nebensächlichen irrthum auf s. 7 möchte ich bei dieser gelegenheit berichtigen. Es war nicht lord Burghley's tochter, sondern seine enkelin, Bridget, die tochter des Earl of Oxford, welche mit William Herbert, dem ältesten sohn der lady, verlobt werden sollte.

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So ofte by martiall deeds is gone in smoke:

Since then the Baies so well they forehead knewe
To Venus1) mirtles yeelded haue their place:
Trumpets to pipes: field tents to courtley bowers:
Launces and Pikes to daunces and to festes
Since then, o wretch: in stead of bloudy warres
Thou shouldst have made upon the Parthian Kings

Thou threw'st thy Curiace off, and fearfull healme,
With coward courage unto Ægypts Queene

In haste to runne, about her necke to hang
Languishing in her armes thy Idoll made

Rich. III., I, 1, 5

Ant. 533

Now are our brows bound with victorious wreaths
Our bruised arm
rms hung up for monuments;

Our stern alarums chang'd to merry meetings
Our dreadful marches to delightful measures
Grim-visaged War hath smooth'd his wrinkled front;
And now instead of mounting barbed steeds
To fright the souls of fearful adversaries,
He capers nimbly in a lady's chamber

Sooner shining light

Shall leaue the daie, and darknes leaue the night
Rich. III., IV, 4, 401 Day yield me not thy light; nor, night, thy rest
Ant. 737
To make a conquest of the conqueror
Rich. III., III, 1, 87 Death makes no conquest of this conqueror
Ant. 1671
The sonne his sire saw in his bosome slaine
The sire his sonne

Rich. III., V, 5, 25

The father rashly slaughter'd his own sonne, The son compell'd been butcher to the sire. Besonders die ähnlichkeit der erstverglichenen stellen kann kaum auf zufall beruhen.

Eine sehr naheliegende ideen-association führte dazu, den tapferen, ritterlichen, aber genusssüchtigen Eduard IV. als Antonius-natur aufzufassen und das

1) Sehr ähnlich ist auch, was in 'Venus and Adonis' die liebesgöttin von ihrem triumph über den kriegsgott erzählt:

Ven. 103

Over my altars hath he hung his lance,
His batter'd shield, his uncontrolled crest,

And for my sake hath learn'd to sport and dance

Making my arms his field, his tent my bed

Man beachte die übereinstimmende gegenüberstellung von 'lance'

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dance',.

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treiben am englischen königshofe nach der beendigung der rosenkriege mit dem leben am egyptischen königshofe nach der schlacht bei Philippi zu vergleichen. Die herausgeberin hat selbst noch auf einige mit Shakespeare übereinstimmende gedanken und ausdrücke aufmerksam gemacht, die allerdings nicht genügen, einen litterarhistorischen zusammenhang zu erweisen. Mich erinnerten z. b. die chorus - betrachtungen über den selbstmord (v. 1250 ff.) an Hamlet's berühmten monolog; aber die übereinstimmung zeigt eben nur, dass jener monolog wie auch manches andere im Hamlet noch halb im Seneca-stil geschrieben ist. Kiel, März 1898. G. Sarrazin.

J. Vodoz, An Essay on the Prose of John Milton. Züricher dissertation. Winterthur 1895. VII + 105 ss. 8o.

....

Wenn es von vornherein auffallen muss, dass ein so umfassendes thema, wie das vorliegende, auf 105 seiten abgehandelt wird, so wundert man sich bei näherem zusehen nicht wenig, dass von diesen noch etwa 50 seiten auf dinge verwandt werden können, die m. e. mit der hauptfrage nur in sehr losem zusammenhang stehen oder zur lösung dieser wenig oder nichts beitragen können. Nachdem in cap. I über die vorzüge des Milton'schen stils im allgemeinen gehandelt worden ist, bietet das folgende eine übersicht über die litteratur des 17. jahrhunderts, die sich mit der orthographie, aussprache, grammatik und dem wortschatz der englischen sprache beschäftigt. Cap. III, s. 27-50 behandelt dann die orthographie der prosa Milton's. Erst in dem vierten capitel, das dem verb gewidmet ist, werden nebenbei auch die doch im mittelpunkt der arbeit stehen sollenden syntactischen fragen berührt; so beschäftigt sich der verfasser hier z. b. mit dem umschreibenden do und behauptet über dasselbe auf s. 58 folgendes: "The spoken language first adopted it in negative sentences, thence it found its way into written English . . . Mätzner gives numerous examples taken from Shakespeare, from Par. Lost, &c. "I did not see your grace" (Rich. III. 2, 3). “Do you love me?” (Tempest 3, 1) others; but the instances given, derived chiefly from dramatic poetry, only go to prove, if we read them aright, that as we hinted above, the circumscription was but a means adopted to give more force to the denial, to render the question more pressing and emphatical" und ähnliches mehr. Auf grund welcher erwägungen und beobachtungen ist denn der verfasser in der lage, derartige behauptungen aufzustellen? Bislang steht er mit denselben vereinzelt da und wird es auch bleiben. Der rest der arbeit, weitere 7 capitel, behandelt das substantiv, adjectiv, zahlwort, pronomen, den artikel; cap. X trägt die überschrift 'Particles', zu diesen werden gerechnet adverbien, präpositionen und conjunctionen! In dem letzten capitel wird das facit gezogen. Unter dem vielen unrichtigen und schief formulirten, was die arbeit enthält, sei nur auf einiges hingewiesen: In the much variety s. 98 heisst much gross: dies hätte bemerkt werden müssen. Banish mit dem accusativ ist eine ganz gewöhnliche construction, die auch heute noch vorkommt; der verfasser meint, es sei hier of unterdrückt. Ebenso soll of ausgelassen sein nach both in both which s. 100; die frage, unter welchen bedingungen eine präposition über

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haupt ausgelassen werden kann, hat sich der autor nicht vorgelegt. Seeing (s. 101) ist die dem 16. und 17. jahrh. geläufige form der conjunction; es kann keine rede davon sein, dass hier that gefallen ist, wenn auch die moderne sprache nur seeing that gebraucht. Ein weiteres eingehen auf die arbeit hat keinen zweck. Wenn der verfasser sich die grammatik von Mätzner etwas näher angesehen hätte, von der übrigen litteratur gar nicht zu reden, so würde er vor einer menge von irrthümern bewahrt worden sein und seine ganze grammatische auffassung würde sicherlich eine andere sein.

Tübingen, Juli 1897.

W. Franz.

D. C. Tovey, The poetical works of James Thomson. memoir and critical appendices. London, George Bell & CXX, 260 + 324 ss. 8°. Pr.: 5 sh.

A new edition with
Sons, 1897. 2 vols.

Die vorliegende hübsche ausgabe bringt an erster stelle eine ziemlich umfassende abhandlung über leben und wirken des dichters. Das bild, das der herausgeber von den litterarischen kreisen zu Thomson's zeit entwirft und welches sich mehr durch scharfe zeichnung als durch farbenfrische auszeichnet, weiss er durch manche bedeutsame anekdote zu beleben. Man kann nicht behaupten, dass Tovey von grosser voreingenommenheit für seinen autor befangen sei. Das beweisen schon die grausamen, freilich vollkommen gerechtfertigten äusserungen über Sophonisba und Liberty. Doch giebt er sich gewiss einer angenehmen täuschung hin, wenn er annimmt, das interesse an den dichter der Jahreszeiten sei heute auf dem continent ein grösseres als in England selbst. Wohl wird der litterarhistoriker stets den mächtigen einfluss würdigen, den die Seasons auf die festländische dichtung ausübten, der litteraturfreund wird Thomson nur als den verfasser des Castle of Indolence lieben. Aus dem reichen inhalt der abhandlung wollen wir nur als besonders wichtig den unseres wissens neuen, hinweis auf die abhängigkeit von Edward and Eleanora von Euripides' Alcestis hervorheben. Grosses lob verdienen die ausführungen über das wesen der Thomson'schen dichtung und ganz besonders die parallele zwischen Wordsworth und Thomson. Der erste band enthält dann noch die Jahreszeiten" mit den vorreden sämmtlicher originalausgaben. Der text von 1746 bildet die grundlage, von der fast nur in interpunctionsfragen abgewichen wird. Der vorzügliche kritische anhang bringt eine genaue beschreibung der wichtigen, mit papier durchschossenen und mit verbesserungen von Thomson's und von eines fremden hand versehenen ausgabe des jahres 1738 (Britisches Museum C. 28 E.). Der herausgeber glaubt, dass die verse von fremder hand nicht von Thomson dictirt wurden, und bringt für diese ansicht gute gründe bei. Er neigt der ansicht zu, dass Pope schreiber und verfasser der verbesserungen sei, obwohl in neuester zeit die identität der handschrift des unbekannten mit der Pope's bestritten wurde. Der anhang giebt sodann die lesarten der verschiedenen ausgaben, sowie die handschriftlichen verbesserungen Thomson's und des unbekannten.

Der zweite band enthält die übrigen gedichte mit ausschluss der dramatischen werke. Aus dem kritischen anhang zu diesem bande ist eine gute con

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