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Säure, als unsere eigenen Analysen anzeigen. Mr. Way's Durchschnittsbetrag Phosphorsäure ist in der That beinahe 5 Prozent weniger bei der Asche, als der unserige. Seine Reihe jedoch umfaßt viele Arten Weizen, die unserige nur eine den alten rothen Lammas. In mehreren seiner Fälle nehmen wir ebenfalls wahr, daß das Prozent dieser Säure unserem eigenen Durchschnittsprozente sehr nahe kömmt.

Ohne Zweifel hat sich dem Geiste des Lesers beim Durchlesen dieser Seiten häufig die Frage aufgedrängt: wie erhält die Pflanze ihre Nahrung aus dem Boden; und wenn sie durch unorganische oder mineralische Substanzen allein ernährt wird, wie oder durch was für einen Prozeß werden diese felsigen und erdigen Substanzen aufgelöst und flüssig gemacht, so, daß sie durch die Pflanze absorbirt werden können?"

Es wurde bereits ein kurzer Auszug von Mr. Osborne's Beobachtungen und Versuchen gegeben; allein es muß dabei erinnert werden, daß sich diese Versuche nicht weiter erstrekten, als auf das Wachsthum der Pflanze bis zur Periode der Erschöpfung des albuminösen Körpers oder des durch die Elternpflanze für die Existenz und Entwicklung des Embryo bis zu seinem Vermögen der Selbsternährung aus der Erde bereiteten Nahrungsbetrages. Mr. Osborne's Beobachtungen und Versuche dehnen sich nicht weiter aus, als bis zu der Periode, während welcher der Embryo oder Fötus seine Nahrung von der Elternpflanze durch die Nabelschnur empfängt. Es wird nun angenommen, die Pflanze habe den Nabel von der Mutterpflanze getrennt und beginne ihr eigenthümliches Leben, für ihre Nahrung ihr tägliches Brod von ihrer eigenen Thätigkeit abhängend.

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Durch was für einen Prozeß absorbiren die Pflanzen Feuchtigkeit oder Flüssigkeiten vom Boden? Physiologische Botaniker sind in der Ansicht über diese Frage getheilt. Während die eine Partei behauptet, daß die Pflanze mit Vitalität begabt und diese Vitalität augenscheinlich mächtig genug sei, durch Inspiration (das heißt eine lebensthätige Capillarattraktion) zu absorbiren, behauptet eine andere Partei mit eben der Zuversicht, daß die Pflanze ihre Nahrung aus dem Boden mittelst endosmosis (Impuls von Ins nen) erhalte, so praktisch der Pflanze alle Vitalität absprechend, weil der Prozeß der Endosmosis und Erosmosis ein rein mechanischer ist. Es mag nicht ungeeignet sein, in dieser Verbindung, den Prozeß und Versuch bei der Endosmosis und Erosmosis im Detail anzugeben. Man nehme eine Glasröhre von beliebiger passender Länge und binde über ein End der Röhre fest ein Stück einer Blase. Wird nun die Röhre theilweise mit einer starken Auflösung gewöhnlichen Kochsalzes angefüllt, so wird man finden, daß die Auflösung nicht durch die Deckhaut dringt, wenn die Röhre an der Luft aufgehängt wird. Wird die Röhre aber in ein, reines Wasser enthaltendes, Gefäß eingeführt, findet man, daß die Salzauflösung die Blase durchdringt und das reine Wasser mit einem salzigen Geschmacke schwängert; zu gleicher Zeit vermehrt sich das Volumen der Auflösung in der Röhre durch das reine Wasser, welches die Blase durchdringt und sich mit der Salzauflösung vermischt. Der Akt des reinen Wassers oder des äußeren Elements, durch den es seinen Weg durch eine Haut oder Bedeckung findet, so daß es sich mit dem Element innerhalb vermischt oder assimilirt, wird Endosmosis genannt; der umgekehrte (jedoch gleichzeitige) Akt heißt: Erosmosis; diese beiden Thätigkeiten

jedoch sind rein mechanisch, weil sie mit Erfolg durch von jeder Vitalität ganz entblößte Substanzen ausgeführt werden können.

Die Doktrin der Endosmose erlangte unzweifelhaft eine beträchtliche Stüße an der wohlbekannten Thatsache, daß Pflanzen ohne Unterschied alle in Auflösung im Waffer enthaltenen Substanzen absorbiren; dann aber geben sie durch ihre Wurzeln oder durch andere Theile alle Stoffe ab, welche ihre vitale Thätigkeit beeinträchtigen können (Liebig, Mulder, Lehman.) Besäßen Pflanzen das Vermögen, nur solche Substanzen auszuwählen oder zu absorbiren, welche für ihr Wachsthum und ihre Entwicklung wesentlich find, würde das Problem der Ernährung vergleichungsweise leicht zu lösen sein; da fie aber dieses Vermögen nicht besigen, ist das Problem äußerst komplizirt und mit dem fleißigsten Suchen, der emsigsten Forschung und Beobachtung ist unsere Kenntniß in dem Ernährungsprozesse vegetabiler Organismen so beschränkt und unvollkommen, daß es viel weniger leicht fällt, eine überzeugende Wiederlegung aufzustellen, als einen strikten Beweis zu führen."

Es ist jedoch eine über allen erfolgreichen Widersprnch festgestellte Thatsache, daß die Pflanzenwurzeln Feuchtigkeit und Flüssigkeiten aus dem Boden absorbiren, und daß die Funktionen der Wurzeln andere, als eine bloße Stüße sind, die Pflanze unbeweglich und in einer aufrechten Stellung zu erhalten. Die Flüssigkeiten werden unstreitig durch die Wurzeln unter dem Einflusse einer vitalen Kraft oder eines Vermögens, und nicht einer bloß mechanischen, aus dem Boden gezogen; denn wäre die Doktrin der Endosmosis korrekt, so ist es nicht sehr klar, wie es jährliche Pflanzen geben könnte oder wie Wurzeln ohne Entfernung von der Stelle, wo sie gewachsen sind, absterben würden.

Isert, ein dänischer Arzt, machte die Entdeckung, daß ein Gefäß, gefüllt mit Wasser, worin die tropische Pflanze pistia Stratiotes wuchs, sechsmal so schnell ausdüns ftete, oder vielmehr, sechsmal den Betrag Wasser durch Ausdünstung abgab, als ein Gefäß Wasser vom selben Umfange, in welchem keine Pflanze wuchs. Dies ist dems nach ein positiver Beweis, daß Pflanzen Wasser absorbiren und daß dieses von demselben ausgehaucht wird. Moleschott in seinem „Kreislauf des Lebens" sagt, daß diese Ausdünstung eine der mächtigsten Ursachen der Absorbtion der Elemente in Auflösung durch die Pflanzenwurzeln sind. Liebig sagt: „von der Oberfläche der jungen Pflanzen findet eine fortwährende Ausdünstung von Wasser statt, deren Betrag im Verhältniß zur Temperatur und Oberfläche der Pflanze steht. Die zahlreichen Wurzelfasern führen daß Wasser zu, welches ausdünstet, in der Weise, als ob sie so viele Pumpen wären, so daß, so lange der Boden feucht bleibt, die Pflanzen mittelst Wasser die nothwendigen Bestandtheile vom Boden erhalten. Eine Pflanze mit doppelt der Oberfläche einer ans deren Pflanze muß zweimal die Qualität Wasser ausdünsten, wie die lettere. Das so absorbirte Wasser wird wieder als Dunst abgehen, aber die der Pflanze durch ihr Mittel zugeführten Salze und Bestandtheile des Bodens bleiben zurück“.

Ich überzeugte mich nie vollkommen von der Richtigkeit der Ansicht von Moleschott, Liebig oder Lehman in dieser Beziehung. Es schien mir immer, daß die Ausdünstung von Pflanzenoberflächen eher ein Folge, als eine Ursache war die von der Natur adoptirte Methode sowohl, die Pflanze von einem Uebermaaß von Feuchtigkeit zu befreien, als ein Mittel, wodurch abgenugter Stoff entfernt wird. Wie kann Ausdünstung von Pflanzen stattfinden, welche keine ausdünstende Oberfläche besigen? Bekanntlich find die frischen Theile von Pflanzen, Blätter, Knospen und Blüthen die einzigen Theile,

von welchen Ausdünstung stattfindet; wie kam demnach Ausdünstung im Frühling, ehe die Knospen angeschwollen sind, die Ursache der Absorption von Flüssigkeiten aus dem Boden durch die Wurzeln sein, so daß die Saftströmung bewirkt wird? die Weinrebe bluten, wenn sie verlegt werden? Allein, so weit es die Weizenpflanze betrifft: ift es eine feststehende Thatsache, daß Ausdünstung von den Blättern stattfindet, ehe die Wurzeln Flüssigkeiten aus dem Boden absorbirt haben?

Diese Theorie der Ausdünstung als der Ursache der Absorption von Flüssigkeiten durch die Pflanzenwurzeln, welche Theorie von Liebig in's Leben gerufen, von Moleschott weiter geführt und, obwohl offenbar unter Bedenken, von Lehman indossirt wurde, ist vielleicht, während plausibler und vorwurfsfreier als die Theorie der Endosmosis, gleich weit von der Wahrheit entfernt, weil sie alle und jede vitale Thätigkeit oder Betheiligung durch die Pflanze selbst ignorirt.

Welches die genaue Funktion der Hauptwurzel (C, Fig. 3,) ist, deren Erscheinung den ersten deutlichen Beweis erfolgreichen Keimens liefert, ist nicht bekannt; allein, es ist ziemlich gewiß, daß sie, unmittelbar nachdem die Nebenwurzeln den Absorptionsprozeß begonnen, gänzlich absorbirt wird. Nach den von Mr. Osborne gemachten EntdeLungen (Siche vorher, über Keimen) ist es höchst wahrscheinlich, daß die Nebenwurzeln nach den Kapseln, (E, E, E, Fig. 3,) eine auflösende Flüssigkeit oder einen vegetabilen Magensaft führen, welche Flüssigkeit solche unorganische Substanzen auflöst, die ihren auflösenden Eigenschaften nicht wiederstehen können; die neue Masse wird alsdann von den Kapseln oder Schwäminchen, welche an den termini jeder Wurzel und jedes Wurzelschößlings gefunden werden, ebenso von den absorbirenden Zellen, welche stets an den Extremitäten der zahllosen Schößlinge sich bilden, aufgenommen; denn an diesen Punkten fand Mr. Osborne die Zellenstruktur stets gierig, allen fremdartigen Stoff aufzunehmen, welchen in die Medien, in welchen die Pflanzen gezogen wurden, einzuführen, ihm immer gelang. Mr. D. gibt deutlich an, daß er keine Cirkulation in den Wurzeln gegen die Krone oder den Anfang der Wurzeln hin verfolgen konnte, fand aber deutlich eine Circulation nach der Kapsel oder der Extremität des Wurzelschosses hin.

Der Magensaft oder die auflösende Flüssigkeit mag vorzüglich aus Kohlensäure beFtehen, welche für das Wachsthum der Pflanzen sehr wesentlich ist und, wie im Kapitel aber Keimen vollständig im Einzelnen dargestellt worden, im albuminösen Körper des Samens unmittelbar nach dem Beginnen des Keimens vorgefunden wird. Es wurde bereits eine Darstellung gegeben, welche die verschiedenen unorganischen oder elementären Substanzen aufzählt, welche in die Zusammensetzung der Weizenpflanze aufgenommen werden; um die Stichhaltigkeit der Hypothese bezüglich der auflösendeu Flüssigkeit zu zeigen, ist nöthig, die Wahlverwandtschaft zu der auflösenden Kraft die Kohlensäure über die elementären Substanzen zu verdeutlichen.

Die Luft, welche wir einathmen ist zusammengesett aus Sauerstoff und Stickstoff, aber diejenige, welche wir ausathmen oder welche aus den Lungen zurückkehrt, ist zusammengesetzt aus Kohlenstoff und Sauerstoff oder aus Kohlensäure. Kohlensäure wird von verschiedenen Substanzen im Verlaufe ihrer Verwesung abgegeben und sie findet sich in der Atmosphäre als ein Produkt der Verbrennung denn das Verbrennen von Kohlen, Holz oder irgend welcher anderen Substanz erzeugt Kohlensäure. Sie ist in schr bedeutenden Quantitäten im Mineralreich vorhanden, verbunden mit metallischen Dryden; also in allem Quell- und Flußwasser, theils in Verbindung mit erdigen und alkalischen Basen, theils in unverbundenem Zustande aufgelöst im Wasser. [In vulkanischen

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Gegenden entsteigt Kohlensäure den Rissen oder Deffnungen, welche durch Ausbrüche oder Erdbeben veranlaßt werden.

Kohlensäure ist demnach das Erzeugniß der Gährung und des Fäulnisprozesses. Da Kohlensäure so allgemein durch die Natur verbreitet ist, wird sie fortwährend durch Regen in den Boden geführt. Substanzen, welche eine große Menge Kohlenstoff ents halten, werden durch die Wurzeln ausgeschieden und vom Boden absorbirt; auf diese. Weise erhält der Boden den größeren Theil des Kohlenstoffes, den er den jungen Pflanzen in der Form von Kohlensäure geliefert hatte. Nach Entfernung einer Ernte jähris ger Pflanzen bleiben ihre Wurzeln im Boden, gehen dort in Fäulniß über und liefern solcher Weise eine Substanz, welche einer neuen Vegetation Kohlensäure gibt. Die Verwefung der Holzfaser verwandelt ein Volumen Sauerstoffgas in ein gleiches Volus men Kohlensäure; - die Holzfaser im Zustande der Verwesung ist die als „Humus" bezeichnete Substanz und eine fortgesette Quelle von Kohlensäure. Humus oder vegetabiler Moder nährt daher die Pflanze nicht dadurch, daß er in seinem auflöslichen Zustande assimilirt würde, sondern indem er eine stufenmäßige und dauernde Quelle Kohlensäure bildet, welche für die Pflanzenwurzeln die Hauptnahrung ist und so lange sich erneuert, als der Boden freien Zutritt von Luft und Feuchtigkeit gestattet - diese Bedingungen find nothwendig, um die Verwesung vegetabilen Stoffes zu bewirken.

Die eben aufgeführten Quellen liefern einen reichlichen Vorrath Kohlenstoff für alle Zwecke der Vegetation. Es herrschte lange eine Meinungsverschiedenheit bezüglich der Weise, auf welche Pflanzen mit Kohlenstoff versehen werden. Es ist eine beliebte Thess rie bei einigen Pflanzenphysiologen, anzunehmen, daß derselbe gänzlich mittelst der Blätter aus der Atmosphäre erhalten werde. Wie plausibel jedoch eine solche Theorie auch sein mag, so erklärt sie doch nicht alle Vegetationsphänomene, wie dies ihre Befürs worter zu deren Gunsten geltend machen. Daß junge und wachsende Pflanzen ihre volle Proportion mineralischer Substanzen aus dem Boden erhalten haben, ist aus der Thatfache sehr klar, daß gleiche Quantitäten junger Pflanzen zweimal den Aschenbetrag ges ben, den reife Pflanzen geben. Saussure fand, daß Weizen vor dem Blühen 70/1000, wenn in Blüthe 1000, nach dem Reifen des Samens aber bloß die Hälfte dieser Quantität Asche ergab. Wenn demnach die Theorie, daß Pflanzen all ihren Kohlenstoff aus der Atmosphäre erhalten, korrekt ist, wird die Erklärung schwierig, wie Pflanzen durch Tröcne affizirt werden sollten, da sie nach dieser Theorie bereits Alles aus dem Boden erhalten haben, was sie erfordern und Kohlensäure — nach der Ansicht einer anderen Klasse Vertheidiger der Theorie vor Stürmen und Regen eher reichlicher vorhanden ist, als nachher, so daß die Pflanze allen zur Aufnahme und Assimilation mineralischer Nahrung erforderlichen Kohlenstoff, Stickstoff und Sauerstoff einathmen oder absorbiren kann. Lehman, der berühmte physiologische Chemiker, sagt: der erste Anfang der Kohlenhydrate, denen wir in ihren vorgerückteren Stadien der Entwicklung als Dextrin, Zucker, Stärke und Zellenstoff begegnen, wurde mit anscheinender Korektheit auf die Zers setzung von Kohlensäure unter dem Einflusse von Licht bezogen. Allein Erfahrung lehrt, daß, wie reichlich auch die Kohlensäure vorhanden sein mag, bei langer Abwesenheit von Regen Pflanzen sinken, welken und absterben und im Samen nicht Stärke, Zucker 2. produziren, was sie unter dem Einflusse milder Regen und eines angemessenen Vorrathes Kohlensäure von den Wurzeln und durch dieselben thun würden. Liebig ist jedoch nicht vollkommen überzengt, daß Pflanzen mehr als einen Viertheil des nothwendigen Bes trages Kohlenstoff aus der Atmosphäre empfangen; er sagt: „junge Pflanzen, wenn von

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der Luft allein abhängig, können ihre Kohlenstoffmenge nur nach dem Maaße ihrer absorbirenden Oberfläche vermehren. Allein es ist klar, daß ihre Gewichtsvermehrung nach der Annahme des Vorhandenseins aller Bedingungen für die Assimilation des Kohlenstoffs vierfach sein wird, wenn ihre Wurzeln mittelst Humus dreimal den durch die B.ätter in der nämlichen Zeit absorbirten Kohlensäurebetrag erhalten. Daher muß viermal die Quantität von Stengeln, Blättern und Knospen gebildet werden, und durch die solcher Weise vermehrte Oberfläche erhalten die Pflanzen in demselben Grade eine vermehrte Kraft, Nahrung aus der Luft zu absorbiren." Bei der Tröckne, welche die Pflanzen affizirt, ist die Schwierigkeit durch die Behauptung nicht beseitigt, daß, ungeachtet die Pflanzen all ihren Kohlenstoff aus der Atmosphäre empfangen, fie Sticks stoff, Wasserstoff und Sauerstoff aus den Wurzeln empfangen; denn es muß Jedem klar sein, daß es wahrscheinlicher ist, daß legtgenannte Gase aus der Atmosphäre absor= birt werden, als daß dies mit der Kohlensäure der Fall ist: und die Behauptung ist et was inkonsequent, daß das schwerste Gas durch die Blätter aus der Atmosphäre ab= sorbirt werde, während die leichteren Gase durch die Wurzeln vom Boden absorbirt werden.

Die Theorie, daß die Pflanzen den Kohlenstoff aus der Atmosphäre erhalten, unhalts bar findend, bietet Prof. Henfrey*, ohne Zweifel in einem Geiste der Versöhnung, Folgendes an: „Da es offenbar ist, daß die verschiedenen äußeren Organe, wie die Blätter, Stengel und Wurzeln, sämmtlich irgend eine der Funktionen vegetabilen Lebens ausüben können, so kann die allgemeine Anatomie oder das Studium äußerer Formen zu unserer Leitung vom geringen Nugen sein, und soir müssen uns mit den charakteristischen Eigenthümlichkeiten der elementären Gewebe bekannt machen, aus denen ein gegebenes Organ zusammengesetzt ist. Dieses zu verdeutlichen, verfallen wir keinem Irrthum, wenn wir sagen, daß im Menschen und in den höher entwickelten Thieren das Athmen durch die Lungen vollzogen wird. Nicht auf dieselbe allgemeine Weise können wir behaupten, daß die Blätter die Respirationsorgane der Pflanzen bilden, denn diese Funktion wird nicht allein regelmäßig theilweise durch frische Schößlinge des Stengels vollzogen, sondern in einigen Fällen, wie bei den Cacti, werden die Blätter durch harte Dornen vertreten und der Stengel übernimmt die ganze Respirationsfunktion, und doch gehören die Cactaceæ zur höchsten Klasse Pflanzen. Ferner sind der Magen und Einges weidekanal von Thieren im Allgemeinen die Organe für die Absorption der Nahrung, und diese Funktion ist mit anderen Funktionen nur verbunden, wenn der ganze Organis mus sehr tief in der Stufenleiter steht; bei Pflanzen aber machen wir nicht ungewöhnlich die Wahrnehmung, daß die Wurzeln, selbst bei den höchsten Formen vegetabilen Lebens, zusätzliche oder verschiedene Funktionen auf sich nehmen; denn bei der Rübe, Möhre und anderen analogen Pflanzen, wir die Wurzeln ein Organ nicht allein der Absorption, sondern auch für die Niederlage und zeitweilige Erhaltung assimilirter Nahrung."

Diese Darstellung von der Feder des Prof. Henfrey ist um so werthvoller, weil er nicht bloß Professor der Botanik in King's College, London, sondern zugleich einer der besten Pflanzenphysiologen unserer Zeit ist.

Nach der, ungerne zugestandenen, Behauptung Liebig's, daß drei Viertheile der von der Pflanze erforderten Kohlensäure durch die Wurzeln erlangt werden, und nach der po

*Royal Agricultural Journal, Vol. XVII.

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