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dort an vorwärts nicht allein komplizirter, sondern höher organisirt werdend, wie die Reihe fortschreitet, bis der Mensch hervorgeht, der zugleich am meisten komplizirt, am höchsten organisirt und die Krone der Reihe organischer Schöpfungen ist.

Es hält keineswegs schwierig, zu zeigen, wo das Mineralreich abschließt und das Pflanzen oder Thiereich anfängt, weil der Uebergang von unorganischen zu organischen Formen nothwendig sehr plöglich sein muß; allein Naturforscher behaupten, daß es eine äußerst schwierige Aufgabe sei, die Grenzlinie zwischen dem Pflanzen- und Thiereich zu ziehen. Viele Arten der Radiata, nun klassifizirt al3 Anthozoa, im Besondern die campanularia, und das alcyonium, und in noch neuerer Zeit die ganze Klasse der Porifera, wurz den als zum Pflanzenreich gehörend betrachtet. Sind die Progressionsreihen so regelmäßig und vollkommen, wie Theoretiker angeben, dann müssen alle zwischenliegenden Glieder zwischen irgend welchen spezifizirten Punkten in der Reihe ebenfalls vollkommen. sein; und auf diese Voraussetzung der Vollkommenheit in der Reihe wird geltend ges macht, daß die Natur sich bemüht, die Fortpflanzung von Maulthieren oder Bastarden in dem Thiereiche zu verhindern, fie als Auswüchse betrachtend und von den Reproduktionsorganen die Vollziehung ihrer gehörigen Funktionen zurückhaltend.

Im Pflanzenreich wird, obwohl ein bedeutender Streit zwischen den verschiedenen Systemen der Classification, soweit es Genera und Species betrifft, stattfindet, dennoch im Ganzen geltend gemacht, daß dort eine ebenso vollkommene Kette progressiver Entwicklung vorhanden sei, wie beim Thiere; von der einfachen Zelle des Red Snow oder Protococcus hinauf bis zu den elegantesten und am höchsten organisirten Phänogamia. Daher wird zuversichtlich behauptet, daß, obwohl die Vitalität in Pflanzen sehr verschieden von der des Thierreichs ist und in der Organisationsstufe niederer steht als diese, und obwohl Pflanzen in ihren am höchsten organisirten Formen der Einwirkung und großen Veränderung durch des Menschen Dazwischenkunft empfänglich sind wie denn beim Ablactiren, Deuliren, Pfropfen nicht allein verschiedener Abarten derselben Art auf einander, sondern auch auf weit verschiedene Arten selbst, sich diese Operationen als erfolgreich erwiesen haben dennoch ungeachtet der Lebenszähigkeit in den. untersten Ordnungen des Thierreichs Erfolg noch niemals irgend welche Experimente. gekrönt hat, wo verschiedene Arten mit einander zu vermischen versucht wurde.

Viel wurde, wie der Mensch mit den Gesehen der Natur, ganz besonders mit den physiologischen Geseßen, vertrauter wurde, zu Stande gebracht in der Verbesserung und vollkommeneren Entwicklung der Individuen, durch spezielle Pflege und Beachtung der natürlichen Bedürfnisse und Gewohnheiten von Pflanzen und Thieren und durch Modifirnng der Bedingungen von Temperatur, Klima und Nahrung, in Uebereinstimmung mit den die beziehungsweisen Naturreiche regierenden Gesetzen. Im natürlichen Zustande mißt der Ochs im Umfange fünf bis sechs Fuß und wiegt von zehn bis zwölf Hundert Pfund; allein durch Beachtung der physiologischen Geseße und durch ein Verfahren in Conformität mit denselben wurde derselbe so verbessert (?), daß er nun neun bis zehn Fuß im Umfange mißt und über drei Tausend Pfund wiegt. Durch eine strikte Anhänglichkeit an diese Gesetze und Befolgung derselben wurden gewisse wünschbare Eigenthümlichkeiten erlangt und bleibend gemacht, in der Weise, daß diese durch Cultivirung erlangten Eigenschaften Veranlassung zu künstlichen Abarten beim Pferde, Ochsen, Schafe und Schweine gegeben hat. Die schnellsten Rennpferde, wie „Flora Temple“ oder „Lady Suffolk“ sowohl, als das schwerfällige und ungeschlachte Normännische Zugpferd mögen ihre Abkunft vielleicht durch viele Zeiträume und Länder verfel

gen, bis sie in einem und demselben Erzeuger zusammentreffen: allein sie verdanken ihre Unterschiedenheit und Modifikation der Form dem Klima, der Pflege und Bewirkung der Uebereinstimmung mit natürlichen und physiologischen Gesezen. So sind die Kurzhörner, Langhörner, Hereford's, Devon's sc. die Nachkommenschaft des einen und identischen Erzeugers; allein Klima, Dertlichkeit und Pflege haben sie in merkwürdig vers schiedene künstliche Abarten modifizirt und geformt.

Es ist nicht schwierig zu beweisen, daß das ursprüngliche Sächsische Schaf ein sehr rauhwolliges und rohgeformtes Thier war und um seine gegenwärtige Feinheit der Wolle gänzlich des Menschen Thätigkeit verdankt; und derselben Ursache sind die mannigfaltigen Eigenschaften der Wolle und künstlicher Abarten von Schafen zuzuschreiben. Die China, Berkshire, Essex, Suffolk, Gras Breed und andere Abarten des Schweines verdanken ihre Eigenthümlichkeiten der Mitwirkung des Menschen und find ohne Zweifel die modifizirte Nachkommenschaft eines gemeinsamen Elternpaares.

Die oben genannten Verbesserungen können sehr passend als „Entwicklungen" bezeichnet werden; denn ohne Zweifel war jedes oben erwähnte Individuum des Thierreichs von Natur für diese Verbesserungen empfänglich, und Alles, was sie offenbar zu machen nothwendig war, bestand darin, durch die geeigneten Bedingungen und Einflüsse umgeben zu sein.

Allein der Mensch hat in einigen Beispielen sich bemüht, eine Verbesserung in einer anderen Richtung zu machen. Er nahm wahr, daß das Produkt des symetrischen Vollblutpferdes mit dem massiven Zug- oder Normännischen Pferde ein weniger symetrisches Thier, als das eine derselben, jedoch leichter, als das andere, sei; langsamer als das eine, jedoch schneller als das andere; mit einem Wort: Die Eigenthümlichkeiten beider waren verschmolzen und vereinigt in diesem Abkömmling. Dieses neue Thier wurde dann der Stammvater einer neuen Unter- Abart von Pferden. Findend, daß die so produzirte Mischung die kühnsten Erwartungen realisirte, wurde eine Kreuzung zwischen dem Pferde und dem Esel beschlossen und das Resultat war das Maulthier; allein es konnte seine Art nicht fortpflanzen. In den vielen durch Kreuzung versuchten Verbesserungen wurde das folgende Geseg entdeckt: daß eine Kreuzung zwischen zwei Individuen desselben zoologischen Kreises ein Bastard ist, an der Form und den Eigenthümlichkeiten beider Erzeuger partizipirend und der Reproduktion fähig, wie im Falle der eben genann= ten Kreuzung des Renn- und Zugpferdes; aber das Produkt zweier Thiere verschiedener Arten oder zoologischer Kreise ist ein Maulthier, in einem größeren oder geringeren Grade an dem väterlichen oder mütterlichen Typus partizipirend, aber der reproduktiven. Kräfte gänzich beraubt.

Im Pflanzenreich sind die Resultate genau denen im Thierreiche analog. Die ins dividuellen Pflanzen, welche an der Mischung partizipiren, können deutlich in der Bastardpflanze aufgefunden werden. Die durch Mischung verwandter Pflanzen oder Blumen erhaltenen Abarten erzeugen Früchte, welche befruchtende Kräfte besigen, wovon bekannte Beispiele am Korn, Portulaccas, convolvulus oder Morgenglorie gefunden werden; während die durch künstliche Blumenbefruchtung produzirten Bastarde keine Frucht erzengen oder meistens, wenn Frucht produzirt wird, der Samen unfruchtbar ist. Blumen scheinen eine weit stärkere Anziehung für Blumenstaul ihrer eigenen Abarten, als für den verschiedener Arten, zu haben; um daher bei Mischungen Erfolg zu haben, ist es nicht allein sehr wesentlich, daß eine große Menge Blumenstaub verwendet werde, sondern es ist ebenfals nothwendig, daß die Blumen nahe verwandt sind; Mischungen zwischen

Individuen verschiedener Gattungen oder verschiedener Arten, obwohl von den gleichen Keimen, produziren kein Resultat. Es ist ebenfalls unüz, Mischungen mit jenen Pflan= zen produziren zu versuchen, deren Samen in diesem Klima niemals reift.

Es mag an dieser Stelle nicht unerheblich sein, ein paar Worte im Detail über die Pflanzenmischung zu sagen. Die früheste Aufzeichnung, welche wir von Bastardpflanzen finden können, findet sich in den Schriften des Camerarius in 1694. Linnäus schrieb seine Disertation de plantis hybridis" in 1751 und acht Jahre später begann Kolreuter und hatte Erfolg mit der Produktion von Mischlingspflanzen durch künstliche Befruchtung; von der lettgenannten Periode bis zur gegerwärtigen Zeit wurden zahllose Arten und Gattungen von Pflanzen dem Mischungsprozeß unterworfen, welcher an sich selbst äußerst einfach ist.

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Dieser Prozeß besteht darin, daß man den Blüthenstaub, welcher in den Staubbeuteln der einen Blume enthalten ist, mit der Narbe und Befruchtungsröhre der Blume in Berührung bringt, welche man zu befruchten beabsichtigt. Es gibt jedoch gewisse Bedingungen, welche strikt beobachtet werden müssen, sonst kann keine Befruchtung erfolgreich sein: die Blumen, mit welchen man zu operiren sich vorgenommen hat, müssen denselben Grad von Fortschritt im Wachsen erreicht haben, weil Befruchtung an keinen anderen, als solchen Blumen bewirkt werden kann, welche ungefähr um dieselbe Zeit sich öffnen und blühen. Alle, welche mit der Anatomie der Blumen vertraut sind, wissen, daß die Staubfäden die männlichen und die Pistillen die weiblichen Organe der Reproduktion sind. Die Blumenstaubkörner sind ein sehr feiner Staub, in einer sehr delikaten Ums hüllung im Staubbeutel eines Staubfadens enthalten — die Farbe des Blüthenstaubes variirt nach den Arten, ist aber im Allgemeinen von einer blaßgelben Farbe die des Convolvulus sind perlenweiß, während jene der Cucurbitaceä von einem dunklen Gelb find. Jedes Blüthenstaubkorn enthält in einer äußerst zarten, durchscheinenenden Haut eine schleimige Materie, welche starkriechend und die befruchtende Substanz des männlichen Organes ist. Die Pistille hat gewöhnlich ein kleines Schwämmchen, welches das Centrum des Griffels umgibt, genannt die Narbe, welche von einer serösen Flüssigkeit befeuchtet ist, die einen vorzüglichen Grad von Absorptionskraft besitzt. Wenn auf die Extremität dieser Narbe ein kleiner Tropfen gefärbter Flüssigkeit fällt zum Beispiel beim Convolvulus ist die Pistille weiß, nehme eine mit Carmin gefärbte Flüssigkeit manifestiren sich die absorbirenden Kräfte sehr auffallend, denn der Griffel wird bis auf die Basis herunter gefärbt werden. Nun ist der Durchgang, welcher auf diese Weise gefärbt wird, der Canal, den der Blüthenstaub im Phänomen der Befruchtung betritt und durchgeht.

Wenn verlangt wird, eine Mischpflanze von Hermaphroditenblumen zu erhalten, so ist das Erste, was zu geschehen hat, die Staubbeutel zu entfernen; dies wird am Besten früh am Morgen ausgeführt, weil der Thau die Staubbeutel angeschwellt hat und die Deffnung des kleinen Beutels verhindert, welcher den Blüthenstaub enthält; die einfachste Methode der Entfernung der Staubbeutel besteht in der Anwendung einer sehr kleinen Schere oder Zange. Dann entferne man am oder gegen Abend sorgfältig die Staubbeutel von der Blume, mit deren Blüthenstaub wir zu befruchten wünschen und schüttle sie sanft, so daß der Staub auf die Narbe der Blume, von der die Beutel am Morgen entfernt worden, fallen und sich an dieselbe anhängen können. Die Hize des Tages erzeugt eine Ausdehnung des Blüthenstaubes und erleichtert so seine Zerstreuung.

Mischung ist eine Operation, welche Gewandtheit, eine leichte und sichere Hand ver

langt und es wurde häufig bemerkt, daß die Operation gleichförmiger erfolgreich ist, wenn von einer weiblichen Person vollzogen. Viele eigenthümliche Thatsachen mit Rücksicht auf die Struktur der Blumen wurden durch Mischungsversuche entdeckt. Bei der gewöhn= lichen Nessel haben die Staubfäden elastische Fasern, welche zuerst abwärts gebogen sind, so daß sie durch den Kelch verborgen werden; ist aber der Blüthenstaub_reif, schnellen die Fasern aus und zerstreuen so den Staub auf die Befeuchtungsröhren, welche an getrennten Blumen sich finden. Bei der gewöhnlschen Berberisstaude ist der untere Theil der Faser sehr reizbar, und wenn immer er berührt wird, bewegt sich der Staubfaden vorwärts gegen die Pistille. Bei der Griffelwurz find die Staubfäden und Pistillen in eine gemeinsane Säule vereinigt, welche aus der Blume heraussteht; diese Säule ist sehr reizbar beim Winkel, wo sie die Blume verläßt und geht, wenn berührt, mit einem plöglichen Ruck von einer Seite auf die andere und zerstreut so den Blüthenstaub.

Es kömmt in Gärten oft vor, daß sich dort zufällige Mischungen finden, welche verschiedenen Ursachen zugeschrieben werden können, im Allgemeinen jedoch ihren Urs sprung der Vermittlung von Insekten, Bienen, Wanzen ze. verdanken. Diese zufälligen Mischungen kommen am häufigsten beim Kohlgeschlechte vor. Doppelblumen, wie die Chrysanthemums, sind stets unfruchtbar und die Mischlinge können natürlich nicht reproduziren; Mons. Gallesia aber hat durch Vermischung halbdoppelter mit halbdoppelten doppelte Blumen produzirt, und es gelang ihm, fruchtbaren Samen von der halkdoppelten und selbst von der doppelten Ranunkel zu erhalten! Mischlingspflanzen wurden produzirt von Gartenbauern, zwischen dem Orheart und der Morello Kirsche, ebenso wischen dem Damson Pflaumenbaum und dem wilden Schlehenstrauch. Beigefügt ist eine Liste von Pflanzen, von welchen gefunden worden, daß sie in ihrem wilden oder unkultivirten Zustande und ohne Zuthun von Menschen Mischlinge produziren :

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* Die Samen dieser Pflanze sind stets unvollkommen, was Botaniker zu der Vermuthung führte, daß sie ein Mischling sei.

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Professor Gärtner von Stuttgart und A. Neilreich von Wien, welche dem Studium dieses Gegenstandes viel Zeit gewidmet haben, sagen, daß die Cerealien unter den Pflanzen einer Mischung am wenigsten günstig seien. Professor John Lindley, Professor der Botonik am Universitäts-Collegium in London, betrachtet den Prozeß keineswegs als unausführbar, sondern bloß als schwierig in der Manipulation - in der Entfernung der ungeöffneten Staubbeutel und darauffolgenden Verwendung des Blüthenstaubes einer anderen Pflanze. Mr. Maund von Bromsgrove, Warwickshire, (England) erhielt eine Preismedaille an der Industrieausstellung in London, in 1851, für Mischlingsmuster, welche von den beigefügten Abarten Weizen produzirt wurden :

Männlich.

1. Old Lammas,

2. Perlenweiß,

3. Rother dichter,

4. Old Lammas,

5. Boston Roth,

Weiblich.

Donna Maria,

Orford Noth,
Atlaß Weiß,

Kings' Weiß,

Donna Maria,

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Große Aehre, sehr starkes Stroh,

6. Weißer Kegelweizen, [borstig], Northumberland Noth [glatt,] Lange, bartlose Aehre, eher flaumig 7. Dunkler Kegelweizen,

Perle,

Kleine, mißgestaltete weiße Aehre.

Mr. Maund fand als allgemeine Regel, daß ein starker männlicher und ein schwacher weiblicher Theil ein besseres Resultat produziren, als ein schwacher männlicher. und ein starker weiblicher.

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