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scheint, sowie auch zur Bellerophonsage, wo Athene und Poseidon selbst dem Helden ihren Beistand leihen. Die Übereinstimmungen legen den Gedanken nahe, die indische Geschichte möchte vielleicht aus Persien eingewandert sein und auf eine ältere Fassung der Chosrosage zurückgehen. Indessen, da die Quelle, aus der Godabole schöpft, anscheinend nur die moderne mündliche Tradition ist, so dürfte gröfste Vorsicht geboten sein, und ich wage, bevor ältere indische Fassungen der Erzählung nachgewiesen sind, nicht, mit derselben zu operieren.

Weber in dem genannten Aufsatz publiziert eine der JainaLitteratur angehörige Erzählung, die zu der von ihm Sitzungsber. 1869, S. 42 mitgeteilten buddhistischen Relation in naher Beziehung steht. Obgleich der Text möglicherweise erst nach dem 12. Jh. anzusetzen ist, glaubt W. doch annehmen zu dürfen, „dafs uns hier der Reflex einer alten buddhistischen Erzählung vorliegt, die dann eben ihrerseits teils zur Zeit der Kreuzzüge nach dem Orient wanderte, teils in Indien selbst ihre verschiedenartigen Sprossen getrieben hat.". Die Geschichte steht der Constantiusnovelle und der Darstellung Saxos ferner als die übrigen besprochenen indischen Versionen. Der Name des Mädchens ist hier Tilottamâ. Von den oben herausgehobenen, der Version Godaboles mit der Hamlet-Chosrosage gemeinsamen Zügen findet sich hier nur No. 7.

Das Referat von Wesselofsky enthält nichts, was für die vorliegende Untersuchung in Betracht käme.

Kuhn endlich a. a. O. bespricht eine äthiopische und eine arabische Version, die nach ihm unzweifelhaft auf ein griechisches Original zurückgehen.

Den Inhalt der äthiopischen Version entnimmt K. der Beschreibung einer Hds. des 17. Jhs., die Rodwell in einem Katalog von Quaritsch gibt. Es handelt sich hier um einen Knaben, den seine Eltern dem heiligen Michael geweiht haben und der später den Namen Thalassion erhält, weil er in einem Sack auf dem Meere ausgesetzt wird. Michael selbst nimmt die Vertauschung des Briefes vor; er unterrichtet den Knaben von dem Inhalt des Schreibens und gibt ihm ein anderes. Rodwell verweist wegen des Uriasbriefes auf den Mythus von Bellerophon.

Die arabische Version steht in einer Gothaer Hds., einem Buche über die Macht und die Wunder des Erzengels Michael; sie weist gegenüber der äthiopischen nur geringe, für uns irrelevante Abweichungen auf. Michael tritt hier auf unter der Gestalt eines Soldaten. Auch Kuhn hält, wie Wesselofsky, diejenigen Fassungen, welche das Fridolinsmotiv anknüpfen, für jünger. Eine ebenso sekundäre

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Erweiterung ist es, bemerkt K., wenn wir andererseits unsere Erzählung durch die Episode vermehrt finden, dafs der unbequeme Schwiegersohn von dem Schwiegervater, welcher ihn um jeden Preis verderben will, weiter ausgesandt wird, Haare oder Federn des Teufels, des Vaters Allwissend, eines Riesen, eines Drachen, eines gewissen Vogels zu holen oder an den Teufel usw. eine Frage zu stellen, unterwegs aber noch von anderen Personen gebeten wird, ihnen auf gewisse Fragen Antwort zu schaffen." Die betreffenden Erzählungen sind zusammengestellt von R. Köhler, Archiv f. slav. Philol. 5, 74.

Zu S. 72, Anm. 1.

Die Angabe, es handle sich an den Stellen, auf die Heyman bezüglich des Motives von den „wiederaufgerichteten Toten" verweist, vielmehr nur um Puppen, welche aus Holz, Haaren u. a. Material hergestellt werden, ist nicht zutreffend für die Romance de don Garcia bei Wolf-Hofmann, Primavera y Flor de Romances II, p. 43ff. Hier spricht Don Garcia, dessen Schlofs Urueña seit sieben Jahren von den Mauren belagert wird, die Absicht aus, seine toten Krieger zur Täuschung der Feinde, bewaffnet auf die Zinnen stellen zu wollen: veo morir à los mios,

no teniendo que les dar,
póngolos por las almenas
armados como se están,
porque pensasen los moros
que podrian pelear.

Die Herausgeber verweisen auf die a. a. O. citierte Episode im Ogier li Danois als mutmafsliche Quelle der Romanze. Da es sich aber in letzteren eben nur um Puppen handelt, so darf vielleicht aufserdem, insofern an die Stelle der Puppen Leichname getreten sind, eine Reminiszenz aus dem Havelok angenommen werden.

Zu S. 122 und 194:

Die Strophen, durch die in der Hrolfssaga Kraka die Völva (Seherin) Heid bei dem Festmahl in der Königshalle Frotho vor Helgi und Hroar warnt, lauten in der Übersetzung von Th. Torfaeus, Historia Hrolfi Krakii, Kopenhagen 1715, die ich erst nachträglich einzusehen Gelegenheit hatte - das altnordische Original war mir unzugänglich —: Sunt queis fidendum non ego censeo,

Intra palati limina Regii;

Viri duo, quorum hic uterque

Exteriore foco calescit.

Dann:

Hos arte longo tempore Virfilis [sic]
(Novi) tenellos insula nutriit:

Dum nominis quondam latrantum

Hoppus et Ho tegerentur umbrâ.

Später fügt sie hinzu, dafs sie Frotho töten werden:
Halfdanides video: sedet isthic salvus uterque;
Helgius hinc, illinc Hroar: uterque ferox.
En horum auspiciis occumbet Frodius ispe
Ni cito tollantur; quod mala fata vetant;

und indem sie von der Schwelle herabsteigt:

Exardent oculi: Regum certissima proles

Hranius atque Hamus fervida corda gerunt.

Wie S. 195 ff. ausgeführt, vermute ich in dem Spruche der Völva einen Widerschein der dem Tarquinius Superbus durch das delphische Orakel (die Pythia) gewordenen Prophezeihung: er werde dann den Thron verlieren, wenn ein Hund (= Brutus) mit menschlicher Stimme reden werde.

Im folgenden erzählt Frotho seinen Mannen einen schweren Traum, den er gehabt: Er habe eine Stimme gehört, welche sagte: Nun bist Du mit den Deinigen nach Hause gekommen. Als er gefragt: Wohin? habe die Antwort gelautet: Zur Hel, zur Hel; tamque propinquum eum, qui clamavit, visum, ut excussum vestibus ejus ventulum persentire videretur; eodemque momento evigilasse.

Die unheilverkündenden Träume des Tarquinius, Faustinus, Afrasiab haben also in dieser Sage gleichfalls ihre Entsprechung, was aus der Analyse Detters nicht zu entnehmen war.

In dem Liede, das dann Regin in der Aufsenhalle singt: Foris Reiginus filiique Halfdani versantur, dolosi sagittarii: nunciate Frodio Varem clavum cudisse, Varem caput ei affixisse, Varem firmum durabilemque clavum elaborasse, ist von Interesse die Bezeichnung Helgis und Hroars als Bogenschützen", indem sie sich dem Ausspruche Amleths bei Saxo vergleicht: er verfertige scharfe Pfeile zur Vaterrache, s. o. S. 16.

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Eine dänische Übersetzung der Hrolfssaga enthält C. Ch. Rafn, Nordiske Kaempe-Historier, Kopenhagen 1821, I, 1ff.

Zu S. 127.

Gollancz, Hamlet in Iceland, wurde besprochen von Detter im Anzeiger f. deutsch. Altert. 26 (1900), 274 ff. D. hält fest an seiner

Ableitung der Hamletsage aus der Brutussage; er betrachtet es als ziemlich gewiss, dafs das Stabmotiv schon vor Saxo vorhanden war, worin ich ihm ja beistimme. Er handelt dann noch über die Herkunft des Namens Amlođi und verweist wegen der Entwickelung der Sage auf den S. 120 Anm. 1 angeführten Artikel von Olrik.

Zu S. 169.

Zu der Vermutung, es liege in der Erzählung von Amlodis Kampfe mit dem Höhlenbewohner Caron vor eine Verwechselung des griechischen Charon mit dem Hadeshunde Kerberos, sei nachgetragen, dafs sich nach Wilamowitz, Hermes 34, 230 griechischer Volksglaube den Todesgott Charon als wildes Tier mit funkelnden Augen und scharfen Krallen dachte.

Zu S. 335.

Ich habe die Vermutung geäufsert, dafs der Bellerophontes des Euripides mit dem Brutus des Accius zu einem griechischen Drama kontaminiert wurde. Indessen dürfte doch auch die Möglichkeit zu erwägen sein, dafs es sich vielmehr um ein römisches Drama gehandelt habe. Es könnte sein, dass eine lateinische Übersetzung des Bellerophontes veranstaltet worden war und das Drama in dieser Gestalt mit dem Brutus kombiniert wurde. Die Popularität des Euripides bei den römischen Dramatikern wird konstatiert von Alfred Schöne, Das historische Nationaldrama der Römer. Die Fabula praetexta, Kiel 1893, S. 5: „Allerdings ist auch die Tragödie, wie die Komödie, als sie unmittelbar nach dem ersten Punischen Kriege im Jahre 240 durch Livius Andronicus in Rom eingeführt wird, nichts anderes als Übersetzung und Bearbeitung griechischer Originale, und zwar vornehmlich der Tragödie des Euripides, den die Hauptvertreter der Römischen Tragödie: Livius, Naevius, Ennius, Pacuvius und Accius, die während der Zeit von 240 bis ungefähr 100 v. Chr. tätig sind, unverkennbar bevorzugen." Es wäre doch gewifs recht wohl denkbar, dafs dieses Drama später, sei es in dramatischer, sei es in epischer Form, wiederum eine griechische Bearbeitung erfahren hätte. Leider bewegt sich, bei dem Mangel jeglicher Anhaltspunkte, die Untersuchung hier auf einem über die Massen unsicheren Boden.

Zu S. 343 ff.

Zu der Annahme, Shakespeares Hamletdrama gehe durch das Medium eines antiken Mimus teilweise zurück auf den im Altertum

weitberühmten Bellerophontes des Euripides, bietet eine vortreffliche
Parallele der von Hermann Reich, Der Mann mit dem Eselskopf, ein
Mimodrama vom klassischen Altertum verfolgt bis auf Shakespeares
Sommernachtstraum, Weimar 1904 (Separatabdruck aus dem Shakespeare-
jahrbuch B. 40) erbrachte Nachweis, dafs die Quelle der Esels-
scenen im Sommernachtstraum in letzter Linie ein antiker
Eselsmimus des 1. Jhs. n. Chr. gewesen sein mufs. Das Vor-
handensein eines solchen Mimus wird bezeugt durch ein erst vor
sieben Jahren von Pasqui veröffentlichtes Reliefbild auf der Scherbe
eines aus dem genannten Jahrhundert stammenden Topfgefälses; das
Bild gibt deutlich eine Scene aus einem Mimus wieder und lässt unter
anderen Figuren auch einen nackten Mann mit einem Eselskopfe er-
kennen, s. die Abbildung bei Reich S. 5. Reich vermutet, dafs Shake-
speares unmittelbare Quelle der 1566 in englischer Übersetzung er-
schienene Goldene Esel des Apulejus gewesen sei, insofern die Liebes-
scene des eselköpfigen Webers Zettel mit der Feenkönigin Titania
eine den Zufall ausschliefsende Übereinstimmung mit der Liebesscene
des in einen Esel verwandelten Lucius im X. Buche, cap. XXff., des
Apulejus'schen Romanes zeigt, s. Reich S. 20. Da der Roman erst aus
dem 2. Jh. n. Chr. stammt, so ist anzunehmen, dafs er auf dem Esels-
mimus beruht. Ich verweise wegen alles Näheren auf die interessante
Abhandlung Reichs.

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