Pagina-afbeeldingen
PDF
ePub

1

Wahr ist es, daß wir noch dergleichen nicht gesehn,
Allein, wie folgt der Schluß, drum kann es nie ges

schehn?

= Ich schelte nicht den Fleiß, der für die Wahrheit kåm:

3

pfet,

Durch Gründe der Vernunft des Glaubens Feinde dåms pfet,

Und zeigt, ihr kühner Spott sah als unmöglich an. Was leicht durch die Natur der Schöpfer wirken kann.

Doch glaub ich dieses auch; der Erden Ziel zu fürs
zen,

Darf nicht die Vorsicht erst Kometen auf uns stürzen,
Denn wäre der Komet, der uns verderben soll,

Zuvor auch eine Welt, von Sünd und Menschen voll,
Und hätt ihn ein Komet aus dieser Bahn verdrunk
gen:

So frag ich weiter fort, wo dieser her entsprungen?
Und endlich komm ich doch auf einer Erden Brand,
Der von was anders her, als vom Komet, enta
stand.

Und viele sind gewiß bestimmt zu andren Zwei

1

cten,

Die friedlich ihren Schweif in ùnsern Kreisen strea

cken.

Das Feuer, das der Ball der Sonne stets verliert,
Wird ihr durch sie vielleicht von neuem zugeführt,
Vielleicht, daß sie den Dampf durch unsren Himmel
streuen,

Auf allen Kugeln stets die Säfte zu verneuen,
In feste Körper wird viel Feuchtigkeit verkehrt,
Wofern uns die Natur recht, wie sie wirkt, bes

iehrt.

Co sehn wir festen Schlamm aus faulem Wasser gehen,
Co sehn wir hartes Holz aus Wasser meist entstehen,
Vielleicht daß ein Komet, wenn er zu uns sich senkt,
Mit frischer Feuchtigkeit die trocknen Welten tränkt.

Raftner.

Kästner. So zweifelt Newton hier, und darf man es jetzt was

gen,

Wo Newton zweifelnd spricht, was sichres schon zu sa

gen?

Denn Himmel und Natur schleußt nach und nach sich
auf,

Nur wenig kennen wir von der Kometen Lauf,
Und ihren wahren Zweck, wohin sie sich entfernen,
Wie lang ihr Umlauf währt, das mag die Nachwelt
lernen.

Licht wer.

S. Th. I. S. 52. Nur die Armuth unsrer Literas tur an meisterhaften Gedichten dieser Art nöthigt mich ges w fermaßen, auch aus Lichtwer's Recht der Vernunft, in fünf Büchern (Leipz. 1758. kl. 4.), eine kurze Stelle mitzus theilen, ob man gleich die Wolfischen Lehrsåge dieser Wissenschaft fast in keiner Prose matter und ermüdender vortragen kann, als in den meisten Stellen dieses Gedichts geschehen ift. Der Stof war allerdings, in manchen einzelnen Gesichtspunkten gefaßt, einer poetischen Behandlung fähig, aber L. nahm ihn in seinem ganzen fyftematischen Umfange; und so mußte die Ausführung nothwendig verunglücken, wäre sie auch von einem größern und gedankenreichern Dichter vers sucht worden.

Aus dem Recht der Vernunft, B. V.

Thu keinem leicht zu viel; gieb Lob, dem Lob
gebühret;

Verschleuß auch deinen Mund, wenn sich die Schmäh
sucht rühret;

Und sey der Lügen gram, die, wenn sie lobet, schilt,
Und um die Schlangenhaut der Freundschaft Mantel
hüllt.

Der reinen Wahrheit Gold sey stets auf deinen Lippen,
Und hasse den Betrug, der, gleich verborgnen Klippen,
Der frommen Einfalt droht, und fremdes Gut vers
schlingt.

Verflucht sey, wer mit List des andern Hab erringt!
So pflegt bey dunkler Nacht ein falsches Licht vom weis

ten

Den müden Wandersmann in Sümpfe zu verleiten;
So lockt ein süßer Ton der frommen Vögelschaar
Zu Neg und Schlingen hin.
bahr,

Was nicht Gewalt ges

Was

Lichtwer.

"

Lichtwer. Mas Waffen nicht vermocht, das ward durch glatte

Zungen,

Durch heuchlerischen Mund und Schlangenlist erzwun:

gen.

O! wäre doch der Mensch der Tugend stets getreu ;
So wiche Wahrheit nie verlarster Gleißnerey.
Das was dein Herz bejaht, soll nicht der Mund vers
neinen:

Doch will dein bloßes Wort dem Bruder unwahr. scheis
nen;

Wenn es die Noth befiehlt, und Menschen dir entstehn;
So laß Gott Zeuge seyn; er kann die Herzen sehn.
Der Allmacht Donner wird die Låsterung des Frechen,
Des Lügners falschen Schwur, den schweren Meineyd
rächen.

Erzittre, Sterblicher! dich sieht, dich höret Gott;
Ein schreckliches Gericht folgt, Schwörer! deinem
Spott,

Zwar daß den guten Zweck kein schlauer Feind ver:
nichte,

Hålt auch die Klugheit oft die Maske vors Gesichte.
Was niemand Schaden bringt, und andre retten kann,
Das sieh nicht für Betrug, und nicht für Lügen an.
Trau keinem allzuviel; sey redlich doch verschwiegen;
Laß dein Geheimniß auch nicht ohne Noth verfliegen!
Was dir dein Freund vertraut, bewahr als einen
Schatz!

Nie fand Verråtherey in edlen Herzen Plaß.
Ohn Absicht rede nie: denn der Natur Geseße
Geht auch auf deinen Mund, und duldet, kein Ge
schwätze.

Unwiederbringliche, vorlängst vergangne Zeit,
Des friedlichen Saturns! befreit von Krieg und
Streit;

Hier zeichnete kein Stein die Marken grüner Felder,
Kein Fleck das eigne Lamm, kein Maalbaum fremde
Wälder.

Der

Der Apfel auf dem Baum, war dessen der ihn brach;
Kein Räuber trachtete verwährten Schäßen nach.
Das Erzt, darum sich jeßt bewehrte Schaaren wür:

gen,

Lag frey und ohne Werth, im Feld und auf Gebir:
gen;

Vernunft und Menschenhuld beschüßten diesen Stand,
Wo keinem was gebrach, und jeder Hülfe fand.
Wie Wasser, Luft und Licht, gleich dem Geruch und
Schalle,

War jedes Ding gemein, und der Gebrauch für aflè.

Indessen häufte sich der Sterblichen Geschlecht; Oft beugte die Gewalt des Schwächern gleiches Recht.

Die Zeit, da Menschen noch in rauchen Håuten gien: gen...

Da man noch Eicheln aß, mißfiel den Abkömmlingen.
Stolz, Undank, Bosheit, Trug, erschöpften die Ge
duld;

Astråa flog davon, mit ihr Vernunft und Huld:
Und die Gemeinschaft selbst hub an das Haupt zu neis

gen;

So ward gemeines Gut nun dem Besitzer eigen.
Dem Jåger ward der Hirsch, der Fisch dem der ihn
fing,

Der Vogel dem zu Theil, in dessen Netz er ging.
Die Perl im tiefen Meer erbeutete der Finder;
Und was der Feind besaß, erfecht der Ueberwinder.
Dieß ist das große Recht, das den, der es besitzt,
Allein zum Herrn erklärt, vor andrer Anspruch
schüßt.

Monarch auf seinem Grund, und König eigner
Güter,

Thut er, was ihm gefällt, und schaltet als Gebieter..
Für ihn preßtman den Most, ihm trägt das Feld al:

lein;

Sein ist der Lämmer Frucht, und Milch und Woll' ist

sein.

Lichtwer.

Der

« VorigeDoorgaan »