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nannt würden. Grundsäge aber wären Urtheile und also so wie diese aus Ideen zusammengesezt; die Frage, ob es angeborne Grundsäge gebe, käme daher auf die Frage zurück, ob es angeborne Ideen gebe 1). Nun scheint ihm aber die Erfahrung zu beweisen, daß wir keine Ideen mit uns zur Welt bringen, sondern alle erst durch Erfahrung und Beobachtung erhalten. Am ersten könnte man annehmen, daß uns die Idee Gottes angeboren wäre; aber die Erfahrung zeigt, daß nicht alle Menschen sie haben, und so möchte wohl noch viel weniger von andern Begriffen behauptet werden können, daß sie uns ursprünglich beiwohnen 2). Am wenigsten dürfte von den allgemeinen Begriffen, welche in den Grundsägen der Wissenschaften mit einander verbunden werden, anzunehmen sein, daß sie ein ursprünglicher Besiß der Seele wären; denn die Erkenntniß müsse vom Besondern zum Allgemeinen auffteigen 3).

Wie wenig nun dieser Streit gegen die angebornen Begriffe und Grundsäge auf ein entscheidendes Ergebniß führt, werden wir nicht nöthig haben auseinanderzusehen. Es hängt alles davon ab, ob Locke im Stande sein werde

1) Ib. I, 4, 1. Had those who would persuade us that there are innate principles, not taken them together in gross, but considered separately the parts out of which those propositions are made, they would not, perhaps, have been so forward to believe they were innate. Since if the ideas which made up those truth were not, it was impossible that the propositions made up of them should be innate, or our knowledge of them be born with us. Ib. I, 4, 19; 11, 32, 1; IV, 5, 2. 2) Ib. I, 4, 2; 7 sqq.; 17.

3) Ib. I, 2, 19 sq.; 4, 2; II, 1, 23; IV, 6, 7; 16; 7, 9.

feine Behauptung zu rechtfertigen, daß die Begriffe, aus welchen unsere Urtheile sich zusammensehen, von unten auf aus der besondern Erfahrung und ohne Beihülfe allgemeiner Grundsäge sich bilden 1). Nur die Richtigkeit der Analyse unseres Denkens, welche er unternommen hat, kann als die wahre Grundlage und als der Beweis der Richtigkeit seiner Erkenntnißlehre angesehn werden.`

Er geht in derselben von der richtigen Bemerkung aus, daß wir Ideen haben müssen, wenn wir über sie nachdenken wollen. Daran knüpft sich die Frage an, wie wir zu ihnen kommen 2). Die Antwort ist, durch die Erfahrung. Diese beruht auf Beobachtung, welche entweder auf finnliche Gegenstände außer uns oder auf uns selbst gerichtet ist. In jenem Fall erhalten wir den Stoff für unser Nachdenken durch den äußern, in diesem Fall durch den innern Sinn, welcher auch die Reflection heißt. Diese beiden Arten des Sinnes werden die einzigen Fenfter genannt, durch welche Ideen in uns kommen 3). Sie entsprechen der erstere der äußern Körperwelt, der andere unserm Geiste, den beiden Arten des Seins, welche Locke mit den Cartesianern unterscheidet. Bei der Untersuchung aber über die Entstehung unserer Begriffe kommt ihm zu

1) lb. IV, 7, 6; 9. 2) Ib. II, 1, 1.

0:3) Ib. II, 1, 2.

Whence has it (sc. the mind) all the materials of reason and knowledge? To this I answer, in one word, from experience. Our observation employed either about external sensible objects, or about the internal operations of our minds, perceived and reflected on by ourselves, is that which supplies our understandings with all the material of thinking. b. 3 sq.; 11, 17..

erst der äußere Sinn in Betracht, weil von ihm die Reflection abhängig sein soll; denn zuerst müßten wir Begriffe durch den Sinn empfangen haben, ehe wir auf sie, wie sie unserer Seele beiwohnen, und auf die Thätigkeiten unserer Seele in der Behandlung solcher Begriffe reflectiren könnten 1). Daher heißt es auch, wir könnten keine Idee von etwas haben, was wir nicht sinnlich empfunden hätten und die finnliche Empfindung führe alle Gedanken in uns ein 2).

Bei der Untersuchung des äußern Sinnes beabsichtigt Locke nicht in die Fragen über die Entstehung der finnlichen Empfindung einzugehn, welche besonders von der Cartesianischen Schule lebhaft betrieben worden waren. Er zweifelt nicht daran, daß äußere Gegenstände Empfindungen in uns erregen; denn wir verhalten uns im Empfinden leidend und es ist nicht in unserer Gewalt zu empfinden oder nicht zu empfindea; ähnlich wie Geulinor behauptet er, wenn die Seele dabei thätig wäre, so würde sie es wissen 3). Er nimmt daher auch nicht einmal eine Reaction der Seele gegen den finnlichen Eindruck, noch weniger eine Thätigkeit der Aufmerksamkeit in der Auffaffung des Reizes an, durch welche die Empfindung zu unserm Bewußtsein gebracht würde, vielmehr betrachtet er die Aufmerksamkeit nur als eine spätere Thätigkeit · der Reflection auf in uns vorhandene Ideen 4). Er ist zwar

1) Ib. II, 1, 8; 24.

2) Ib. II. 2, 2; 9, 1; 15. Perception is the first operation of all our intellectual faculties and the inlet of all knowledge into our minds.

3) Ib. II, 1, 25; 12, 1; 21, 72; 22, 2,1

4) Ib. II, 19, 3.

geneigt die Empfindung als eine Bewegung zu betrachten, welche von unserm Sinnenorgane auf unser Seelenorgan fich fortgepflanzt habe 1), und möchte in dieser phyfischen Erklärung an die Hypothese der Corpuscularphilosophie sich anschließen; aber er gesteht auch die Schwierigkeiten ein, welche in der Lehre von der Verbindung zwischen Körper und Geist liegen; wie eine Bewegung im Körper eine Empfindung und Vorstellung in der Seele hervorbringen könnte, vermöchten wir nicht einzusehn 2); das her hält er sich nur an die Erfahrung, daß wir leidend uns verhalten, indem wir durch die Empfindung Vorstellungen empfangen.

In seiner Analyse unseres Denkens muß er nun aber darauf ausgehn die einfachen Empfindungen oder Vorstellungen aufzusuchen. Er betrachtet sie als die Grenzen unseres Denkens, über welche wir nicht hinausdringen könnon 3). Es erinnert an Cartesianische Lehren, daß er in ihnen die klaren und deutlichen oder adäquaten Gedanken sieht, welche uns nicht täuschen könnten 4). Nur schwach wehrt er sich dabei gegen die Cartesianische Schule, welche die Verworrenheit aller finnlichen Eindrücke behauptet hatte, indem er meint, wir hätten dabei ganz abzusehn von dem, was die Vorstellungen außer uns bedeuteten. Wir könnten uns denken, daß Gott an die Bewegungen sehr zusammengesetter Körper Vorstellungen knüpfte, welche

1) Ib. II, 9, 1; 3.

2) lb. II, 8, 12; IV, 3, 13; an exam. of P. Malebr. opinion p. 430 sqq.

3) Ess. c. hum. und. II, 23, 29.

4) Ib. II, 31, 2; 7; 12; 32, 14.

mit ihnen durchaus keine Ähnlichkeit hätten; ihrer gegenständlichen Bedeutung nach würden sie alsdann zwar sehr zusammengefeßter Natur sein; aber sie würden deswegen doch nicht aufhören einfache Vorstellungen zu sein 1). In unserm Erkennen haben wir uns nur an unsere Ideen zu halten, deren Übereinstimmung oder Nichtübereinstimmung wir beurtheilen können 2). Man würde vielleicht geneigt sein mit dieser rein subjectiven Betrachtung unserer einfachen Vorstellungen sich zufrieden zu geben, wenn nicht Locke selbst ihnen doch eine objective Bedeutung zu gewinnen suchte. Er will nicht zugeben, daß fie nur Einbildungen find; sie sollen Dinge außer uns in ihrer objectiven Natur darstellen 3). Hierauf beruht es, daß sie als adäquate Vorstellungen betrachtet werden dürfen. Daher fordert Locke, daß die einfachen finnlichen Empfindungen genau den Kräften der Dinge entsprechen, welche sie in uns her

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1) Ib. II, 8, 7. To discover the nature of our ideas the better, it will be convenient to distinguish them as they are ideas or perceptions in our minds, and as they are modifications of matters in the bodies that cause such perceptions in us; that so we may not think (as perhaps usually is done) that they are, exactly the images and resemblances of something inherent in the subject; most of those of sensation being in the mind no more the likeness of something existing without us, than the names that stand for them are the likeness of our ideas. lb. 13.

2) Ib. IV, 1, 1 sq.

3) Ib. IV, 4, 1 sqq. It matters not what men's fancies are, 'tis knowledge of things that is only to be prized. 'tis evident, the mind knows not things immediately, but only by the intervention of ideas it has of them. Our knowledge therefore is real, only so far as there is a conformity between our ideas and the reality of things.

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