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nicht immer, das wesentliche knapp und scharf hervorzuheben, und durch geschickte anordnung des stoffes ein deutliches bild der entwicklung der sagen von Salomo zu geben. In den folgenden abschnitten der arbeit finden wir an vielen stellen ellenlange zitate, die zuweilen mit dem hauptthema nur sehr lose zusammen, hängen. So bringt V. (s. 96 ff.) bei der behandlung der etymologie des wortes Saturn auch die märtyrergeschichte des heiligen Saturninus; in andern fällen hätte statt eines langen zitats ein kurzer auszug seines hauptinhalts vollauf genügt.

Ein hauptergebnis von V.'s arbeit ist der nachweis, dass der altenglische dialog von Salomon und Saturn nicht, wie bisher angenommen wurde, aus zwei, sondern aus drei von einander unabhängigen zwiegesprächen bestehe, zwei poetischen und einem in der mitte zwischen jenen beiden stehenden prosaischen. Nach V. ist Salomo vertreter des christentums, Saturn dagegen stammt, trotz seines namens, eigentlich nicht aus der klassischen mythologie, sondern ist ein Chaldäerfürst, und als solcher vertreter des gelehrten heidentums. Erinnerungen an den chaldäischen sternenkultus, die durch antike oder keltische vermittlung nach England gelangt waren, hätten den verfassern unserer zwiegespräche vorgeschwebt. Aus dieser vermittlung erkläre sich auch der name Saturn, der ja nicht nur der name eines antiken gottes, sondern auch eines planeten ist. Ausserdem sei Saturn schon zur zeit der kirchenväter mit dem phönizischen Moloch verwechselt worden; der grund dafür sei der beiden gemeinsame zug des kinderfressens. Der name Moloch begegnet nur in der Septuaginta; im Hebräischen lautet er Malcom, Malcol. Diese form bilde aber die grundlage für den germanischen namen Marculf oder Morolf, der in andern denkmälern als gegenredner des Salomo auftritt.

Diese aufstellungen V.'s sind teilweise neu und gewiss förderlich. Hoffentlich erscheint bald der zweite teil der arbeit; möge er uns gelegenheit geben, unsere tadelnden bemerkungen noch mehr einzuschränken.

Freiburg i. Br.

Eduard Eckhardt.

English Literature from the Norman Conquest to Chaucer. By William Henry Schofield, Ph. D., Professor of Comparative Literature in Harvard University. London, Macmillan & Co., Limited; New York: The Macmillan Company; 1906. XIII + 500 SS. Price 7 s. 6 d.

I have tried always to keep in mind the peculiar historical conditions which make familiarity with Old French literature necessary to an understanding of almost everything in the Middle English vernacular (p. VIII). In diesen worten der vorrede ist einer der hauptvorzüge dieses buches angedeutet: die fortwährende berücksichtigung der französischen quellen. Nicht minder durchdrungen als von der bedeutung der französischen literatur für das mittelenglische schriftwesen ist der verfasser, prof. Schofield, dem wir schon verschiedene gehaltvolle monographien über probleme der mittelalterlichen literatur verdanken, von dem wert und nutzen der in England verfassten lateinischen werke, weil durch sie die verbindung mit dem geistesleben des kontinents hergestellt wurde. Hätten die Engländer in der mittelenglischen periode von anfang an und ausschliesslich in ihrer muttersprache geschrieben, so würden sie dadurch von den anderen nationen getrennt worden und einer fülle von anregungen verlustig gegangen sein: Their increased isolation would have removed from them the outer stimuli that promoted their best achievement (p. 110).

Dieser anschauung entsprechend bietet uns Schofield nach seinem einleitenden kapitel an erster stelle einen überblick über die anglo-lateinische literatur. Wie bedeutsam diese literatur für die allmählich aufblühende dichtung in der landessprache wurde, beweist er durch eine zusammenfassung der einzelnen fäden, welche Chaucers dichtung mit den lateinischen schriften seiner insularen und auch seiner kontinentalen vorgänger verbinden (p. 76 f.). Das folgende kapitel trägt die auf den ersten blick überraschende überschrift Anglo-norman and Anglo-french Literature überraschend, weil die beiden ausdrücke anglonormannisch und anglofranzösisch oft als gleichbedeutend gebraucht werden. Schofield hingegen betont, dass von den tagen der eroberung an zwei französische strömungen in England bestanden, eine speziell normannische und eine allgemein französische, die in literarischer hinsicht die oberhand gewann: It was not, above all, that [literature] which prevailed in Caen, Bayeux, and Rouen, but the style of Paris,

then the paradise of the learned and literary world, that gave most delight (p. 138). Auch auf dem gebiet der architektur will er denselben umschwung zugunsten des stiles der Île de France erkennen. Den geistreichen vergleich der entwicklung der beiden künste schliesst er mit den worten: The works of Chaucer, like the insular types of Gothic, show the reviving originality of the English people establishing a new national style on a foundation of borrwed art (p. 139). Chaucer das ist der name, der uns aus den meisten seiten dieses buches entgegenleuchtet immer wieder, oft aus tiefen niederungen, werden unsere blicke zu diesem trostreichen höhepunkt der mittelenglischen literatur geleitet.

Für die gruppierung der englisch abgefassten werke hat sich Schofield eines der einteilung in dem Körting'schen grundriss ähnlichen schemas bedient. Weder die zeitliche reihenfolge noch die örtliche herkunft noch auch die persönlichkeit des autors war für ihn das massgebende, sondern der inhalt: Romance, Tales, Historical Works, Religious Works, Didactic Works, Songs and Lyrics sind von ihm in sechs kapiteln zusammengestellt. Innerhalb der einzelnen kapitel sind dann die verschiedenen zweige der betreffenden gattung ins auge gefasst: in dem der romantischen dichtung gewidmeten abschnitt bespricht Schofield zuerst The Matter of France, wie er sich nach französischem muster ausdrückt, dann The Matter of Britain etc. in dem kapitel der kurzen erzählungen Oriental Tales, Fabliaux etc. etc. Für dieses praktische, mir aus meinen eigenen vorlesungen vertraute schema hat sich der verfasser entschieden, weil die masse der dichtung der mittelenglischen periode anonym überliefert ist und einen unpersönlichen charakter hat: "Most composition was impersonal. Rarely do popular mediaeval works seem to have been called forth by the inner, the subjective feelings of their authors. We scrutinise them not so much to discover the genius of particular men as the development of types; not so much to find out the qualities of him who wrote as those of the society that suggested the writing" (p. 7). Ein tieferes eindringen in das wesen einzelner autoren ist somit in diesem ersten, der gliederung des reichen stoffes gewidmeten bande nicht zu finden, wir haben es erst in dem folgenden bande zu erwarten, der deshalb für die mehrzahl der leser noch anziehender sein wird.

Aber auch in dem uns vorliegenden, einführenden band können wir uns an vielem freuen. Schofield beherrscht den stoff

und versteht es, ihn fesselnd zu gestalten. Trockene aufzählungen erspart er uns so weit als irgend möglich, stets ist er darauf bedacht, unsere aufmerksamkeit wachzuhalten durch anregende zwischenbemerkungen oder durch glücklich ersonnene bilder und gleichnisse, von denen mir besonders der fein durchgeführte vergleich der mittelenglischen dichtung mit dem in der wildnis aufgewachsenen, aber schliesslich zu hohen ehren gelangenden gralsritter Parsifal im gedächtnis haften geblieben ist. Kurz, der verfasser bietet uns nicht nur ein in stofflicher hinsicht gutes und volles, sondern auch ein gut geschriebenes buch, das man immer wieder gern zur hand nehmen wird. Sehr zu rühmen sind Schofield's klare und vorsichtige inhaltsangaben, die uns stets erkennen lassen, dass er auf eigenen studien fusst.

Selbstverständlich wird man den von dem amerikanischen gelehrten vorgetragenen ansichten nicht immer rückhaltlos beipflichten können. Seine neue erklärung des namens Hending zb. er sei entstanden aus Hunding + hende (p. 421) hat für mich wenig überzeugendes; hin und wieder scheint er mir auch den einfluss Englands auf die gestaltung verschiedener sagen zu überschätzen, wobei es sich freilich immer um sehr verwickelte fragen handelt. Im ganzen hat sich Schofield, was neue hypothesen anlangt, jedoch einer löblichen und in einem handbuch doppelt gebotenen vorsicht befleissigt, obwohl wir aus seinen früheren arbeiten wissen, dass es ihm in dieser hinsicht durchaus nicht an wagemut gebricht.

Für weitere auflagen, die diesem nützlichen buch gewiss nicht fehlen werden, möchte ich noch folgende einzelheiten der aufmerksamkeit des verfassers empfehlen: p. 290 ist über das metrum des Lydgate'schen "Troy-book" gesagt: [L.] moves freely in the stanza of his master's “Troilus". Ein neudruck dieser dichtung liegt uns noch nicht vor, nach den ausgiebigen proben bei Warton-Hazlitt (III 80 ff.) ist das herrschende metrum nicht die P. 340: rhyme royal-strophe, sondern das heroische reimpaar. in dem ursprünglichen titel des berühmten kompendiums des Boccaccio "De casibus virorum illustrium" fehlen die von Schofield eingefügten wörter et feminarum, obschon sie nötig gewesen wären, um den inhalt des werkes erschöpfend anzugeben. Nebenbei bemerkt, muss ich gegen die form, die dem titel meiner schrift über Lydgate's "Falls of Princes" (cf. p. 481) gegeben ist, grammatische bedenken erheben. P. 384 ist die eigenart der

Orrm'schen orthographie nicht richtig bestimmt mit den worten: The most striking feature is the regular doubling of consonants after such vowels in the same word as were then pronounced shortdie verdoppelung fand nur in geschlossener silbe statt. - Henry of Saltrey ist p. 65 als a Cistercian monk, p. 400 als a Benedictine monk bezeichnet. In der Chronological Table findet sich p. 465a nach z. 12 v. o. eine lücke. In der reichhaltigen bibliographie vermisse ich einige arbeiten über einzelne dichtungen, unterlasse es jedoch sie anzuführen, in der voraussetzung, dass sie in dem noch ausstehenden zweiten band erwähnt sein werden. Strassburg, im Januar 1907. E. Koeppel.

W. P. Ker, Essays on medieval literature. London, Macmillan & Co., 1905. VI + 261 ss. Preis net 5 s.

Die hier zu einem bukett lose zusammengebundenen aufsatze werden vielen fachgenossen bereits bekannt sein, da sie schon fruher, zum teil allerdings in entlegenen zeitschriften, veröffentlicht worden sind. Wenn sie auch nicht immer sehr in die tiefe gehen, was zum teil seinen grund in dem zweck hat, zu dem sie geschrieben waren, so wird man sie doch, in romanisten- wie anglistenkreisen, noch mit interesse lesen. Der erste aufsatz "The earlier history of English prese" diente früher als einleitung zu H. Craik's English prose selections, London 1893. Es ist ein etwas eiliger und allgemeiner uberblick, der seinem besonderen zwecke gemäss in dieser form angelegt war. Die hierauf folgenden "Similes of Dante" frül er gedruckt im Modern Quarterly, März 1898 und "Boccaccio" (ursprünglich ein vortrag und veröffentlicht in den "Studies in European literature", Oxford 1900) werden wegen der beobachtungen Ker's über die einwirkung der beiden Italiener auf Chaucer auch bei den anglisten beachtung finden. Die quellenfrage steht ebenso im vordergrunde des vierten aufsatzes über Chaucer, obgleich dieser in seinen wesentlichen bestandteilen eine besprechung von W. W. Skeat's Chaucer-ausgabe darstellt Quarterly Review, April 1895. In ahnlicher weise bildete der funfte artikel, Gewer, ursprünglich eine kritik von G. C. Macaulay's Gower ausgabe Quarterly Review, April 1903. So vernunftig das urteil Ker's über den dichter ist, so wenig kann ich seinen ausfuhrungen über den herausgeber und seine ausgabe beipflichten, die er, zweifellos verJ. Hoops, Englische Studien, 3*. 1.

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