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Margaret Dutton Kellum, The Language of the Northumbrian Gloss to the Gospel of St. Luke. A Thesis presented to the faculty of the Graduate School of Yale University in Candidacy for the Degree of Doctor of Philosophy. (Yale Studies in English, ed. Albert S. Cook, Part XXX.) New-York, Holt & Co., 1906. 118 ss. Preis 75 cents.

Die vorliegende schrift vervollständigt die reihe der grammatischen einzeldarstellungen zu den nordhumbrischen evangelienglossen des Durham-Books, vgl. die arbeiten von El. Mary Lea, Angl. 16, zu Markus, Hans Füchsel, Angl. 24, zu Johannes, Emily H. Foley, Yale Studies XIV, zu Matthäus (teil I: Lautlehre). Drei von den bearbeitungen der altehrwürdigen denkmäler verdanken wir also weiblicher gelehrsamkeit!

In der systematischen anordnung konnte sich fräulein Kellum ihren vorgängerinnen bzw. ihrem vorgänger im wesentlichen anschliessen. Ihre hauptaufgabe war die einfügung des materials in den rahmen des systems. Sie hat diese aufgabe im allgemeinen mit fleiss und sorgfalt erfüllt. Einige versehen in der ansetzung von vokalen und in der beurteilung von nominalstämmen fallen gegenüber der leistung im ganzen nicht allzuschwer ins gewicht. Folgende einzelheiten glaube ich anmerken zu müssen.

S. 2. fasne 'fimbriam' 8, 44 ist vielleicht in fnase zu bessern, vgl. dat. plur. fnasum Pariser Psalter 44, 14, sowie dän., nor w. schwed. dial. fnas 'hülse, schale, faser'.

S. 5. gecwelledo 23, 32 hat doch nicht wg. e.

S. 6. tosliterum I 2, 11 hat natürlich 7, zu sħītan.

S. 7. Es ist ungenau, das lehnwort pis 'schwer' unter das durch nasalausfall gedehnte i zu stellen; die entwicklung war doch lat. pensum pēsu > pīs. Übrigens gehört pisum (hosum) 'siliquis' Lk. 15, 16 nicht hierher, sondern zu pise 'erbse', vgl. pisan hosa 'siliqua' Corp. Gl. 1867, Sweet, OET. s. 97.

S. 10, § 6. Sollten wirklich leg 'flamma' 16, 24 und nēd 'vix' (Not) 9, 39 wg. ā haben?

S. 12.

Das i in giwiga ist sicher kurz, vgl. giowigia in R und ahd. giwēn, gewōn.

=

beor, Bier,

S. 14, § 12. bear 'sicera' 1, 15 ist doch also nicht zu wg. au gehörig. Zum glück hat es verf. nachher noch unter eu untergebracht.

S. 15, § 12. seam 'sacculus' 22, 36 wäre als lehnwort konsequenter weise abzusondern.

S. 16.

ea (eo) in ondreard ist nicht dem langen o (ča) in froll, hold gleichzusetzen.

S. 19.

Zu warlan vgl. Ritter Arch. 113, 187.

S. 26, § 25 I. Zu seltenem als umlaut von ō ergänze swegungnis 21, 25.

S. 28. breting 'fractio' 24, 35 gehört sicher, wie Lindelof annimmt, zu wg. au+i (ws. *brietan), nicht zu wg. a.

oe in gewoedded 'desponsatam' 1, 27 (nicht gewoeded) ist doch aus umlauts-e entstanden, gehört also zu § 42.

S. 38 (und 51) zu eade vgl. Holthausen I F. 14, 342. S. 98, § 115. halo, fyrhto sind doch nicht 'pure a-stems'. In 122 begegnen sie dann an ihrer richtigen stelle. Wahrscheinlich ist auch redo lectio' nach ihrem muster gebildet.

S. 100. bytt uter' (pl. nom. byt[t]e, dat. byttum) ist nicht a-, sondern ja-stamm (Cook gibt fälschlich neutrales geschlecht). Auf s. 102 hat es sich mit seltsamem schwanken unter die i-stämme verirrt.

Auf s. 98-100 ist statt 'a-, ja-, wa-stem' stets ‘ā-, jā-, wāstem' zu lesen; s. 95, V 2 lies statt jo-stems' 'wo-stems'. Übrigens würde ich die bezeichnungen a- (ja-, wa-) und ō (jö-, wō-jstamm vorziehen. Einige druckfehler in altenglischen worten: S. 50 lies cncoum 22, 41; s. 61 getelles 14, 28; s. 69 gehriordig 12, 19. S. 56 z. 2 sind forduinde und forduined 14, 34 in forduindes zusammengeworfen.

Heidelberg.

Richard Jordan.

Karl Luick, Studien zur englischen lautgeschichte (Wiener beiträge zur englischen philologie unter mitwirkung von R. Luick, R. Fischer, A. Pogatscher hrsg. von J. Schipper, 17. band.) Wien und Leipzig, W. Braumüller, 1903. XI + 208 ss. 8°. Preis 8 K. M. 6,80.

Aus gründen, an denen die verehrl. redaktion dieser zeitschrift unschuldig, hat sich eine besprechung des vorliegenden buches von anderer seite durch mehr als drei jahre verzögert, und so übernehme ich es denn, in die lucke zu treten, um das versaumte nachzuholen und den fachgenossen, wenigstens in kurze, uber inhalt und ergebnisse dieser bedeutsamen studien zu berichten, die ich nicht nur wegen der direkten förderung, die unsere sprachgeschichtliche erkenntnis durch sie gewinnt, für so bedeutsam halte.

sondern auch wegen der sicheren handhabung streng philologischer methode als vorbildlich erklären möchte. Auch die ausdrucksweise, die in früheren arbeiten des verfassers etwas schwer verständlich war, was ich seinerzeit bei besprechung der Untersuchungen zur englischen lautgeschichte (Anglia, beiblatt VIII, 102) lebhaft beklagte, scheint mir in vorliegendem buche viel glücklicher, obwohl man oder wenigstens ich - auch hier manche stelle wiederholt lesen und mir zu meinem eigenen bessern verständnisse randnoten machen muss; aber die materie und die probleme sind ja auch nicht einfach. Und noch ein drittes möchte ich dankend hervorheben: ich freue mich, dass diese studien nicht als zeitschriftenaufsätze, sondern bequem in buchform erschienen sind. Sie wären nämlich ein sehr lohnendes substrat für seminarübungen zur historischen grammatik, so wie ich vor jahren, noch in Freiburg i. B., Luick's >> Untersuchungen« dafür benützt habe. Sprachgeschichtliche erörterungen, die so wie die Luick'schen mit solch meisterhafter umsicht und nüchterner strenge geführt werden, gewähren eine ausgezeichnete schulung im sprachwissenschaftlichen denken und handhaben der methode, allein schon wenn man sie mit den studenten punkt für punkt durchspricht. Ich gehe so weit, zu behaupten, dass für den durchschnitt unserer studenten die beschäftigung mit »historischer grammatik und altenglischen, mittelenglischen, frühneuenglischen sprachproben wesentlich einer geschichtlichen erkenntnis der lebenden sprache zu dienen habe; aber gerade aus ernstem vertiefen in arbeiten wie die vorliegende wird sich den lernenden überzeugend ergeben, wieviel für die erkenntnis des lebenden aus den zeugnissen des vergangenen zu gewinnen ist, und wie beide, die »Historische grammatik und die Deskriptive grammatik der lebenden sprache gar nicht voneinander zu trennen sind.

Das buch enthält fünf aufsätze, die, weil sie doch inhaltlich enge zusammengehören, kapitel genannt werden: I. die entwicklung von altenglisch kurzem und u in offener silbe (ae. -, -) auf dem nordhumbrischen gebiete; II. die nordhumbrische entwicklung von ae. -, ŭ- vor z; III. über me. weird und verwandtes: IV. zur geschichte des me. ě; V. zur entwicklung von ae. -, ŭauf dem südhumbrischen gebiete. Dazu register, berichtigungen, nachtrag.

Das erste, umfangreichste kapitel dankt seinen ursprung einer brieflichen anregung W. Heuser's (vom Mai 1899), ist aber

über diese weit hinausgegangen und unabhängig von Heuser's aufsatz in dieser zeitschrift 27. bd. s. 353-398 über » Die mittelenglische entwicklung von й in offener silbe« erschienen. Luick sucht seiner bekannten theorie, der dehnung von ae. -, ŭ- zu me. ?, ? durch systematisches heranziehen der mittelenglischen schreibung neue stütze und zugleich genauere einzeldeutung zu geben, also, um ein praktisches beispiel zu nennen, der frage, warum wir ne. week und nicht wick aus ae. wicu, ne. door und nicht dur aus ae. duru haben.

Die erste periode unserer behandlung des Mittelenglischen war ja bekanntlich durch unphonetische buchstaben grammatik charakterisiert, und das resultat war da natürlich ein systemloses chaos, wo aus allem fast alles werden konnte. Demgegenüber hatte die phonetische methode mit ihren reimuntersuchungen und ihrer kritischen prüfung der vermutlichen bedeutung der schreibungen eine wirklich geschichtliche betrachtungsweise angebahnt. Dieses prinzip, laut und schreibung gleich kritisch und im zusammenhange miteinander zu betrachten, darf man wohl als die methode bezeichnen, der man nur allseitige befolgung wünschen kann. Luick's vorliegender versuch ist auch nicht etwa eine abkehr von derselben, sondern recht eigentlich eine auf grund umsichtigster historisch - phonetischer methode angestellte einzeluntersuchung der einen, früher unsystematisch behandelten seite, der schreibung). Die ungemein sorgfältige, mühselige arbeit lehrt auch in hinsicht auf die methodische frage, wie wenig man im allgemeinen auf die schreibung sich verlassen kann, zugleich aber, dass bei systematischer untersuchung doch manches mit grösserer gewissheit zu gewinnen ist, als man bei oberflächlicher schätzung

1) Sehr überzeugend weist Luick (ua. s. 118) darauf hin, dass die reime ein etwas einseitiges bild liefern, weil eben die reim möglichkeiten beschränkte, ungleiche sind; auf wud zb. gab es kaum ein passendes reimwort, während solche für wod reichlich vorhanden waren. Hingegen bieten die schreibungen ein viel reicheres material. Ich möchte dem noch hinzufügen, dass wir uns mehr wie bisher auch mit dem gedanken befreunden sollten, dass analogie und systemzwang ebenso sehr für die lautentwicklung wie für die der flexionen ins auge zu fassen sind, dass also lautsubstitution unter umständen auch zu den >>lautgesetzen << gehört. Die »ausnahmslosigkeit der lautgesetze, an der nach wie vor festzuhalten ist, ist doch nie so zu verstehen gewesen, als ob sie als axiome zu gelten hätten; in unzähligen fällen scheinen uns die >> gesetze << durchbrochen, weil wir eben jene gesetzesmodifikationen«, wie zb. analogie, systemzwang etc., noch nicht überall erkennen.

anzunehmen geneigt war. Luick untersucht die graphische wiedergabe von ae. - und - in folgenden texten :

Hs. E des Cursor Mundi (ende des 13. oder anfang des 14. jh., wenn nicht doch ende des 14. jh.), der English Metrical Homilies (hrsg. von Small, aus derselben Hs.), Hss. C, G, F des Cursor Mundi (1. hälfte des 14., ausgang des 14., 1. hälfte des 15. jh.), Surtees Psalter (hrsg. von Stephenson, Hs. Vespas. D. VII, um 1350), Evangelium Nicodemi (Hs. Harley 4196, 14. jh.), The Gast of Gy (hrsg. von Schleich, Hs. mitte des 14. jh.), Ywain and Gawain (hrsg. von Schleich, Hs. mitte des 14. jh.), Nordenglische legendensammlung (hrsg. von Horstmann, Altengl. Leg. N. F., Hs. mitte des 14. jh.), danach von texten des 15. jh.: The Prick of Conscience (nach Morris' ausgabe; die derselben zugrunde gelegte handschrift soll dem anfang des 15. jh. angehören, ist aber stellenweise durch eine andere ergänzt; nebenbei bemerkt, wäre eine neuausgabe dieses wichtigen denkmales recht wünschenswert, vgl. Andreae's dissertation 1888 und Bülbring, Engl. Stud. 23, 1 ff.), die York Plays (hrsg. von L. T. Smith, Hs. zwischen 1430 und 1440), das Thornton Manuscript (um 1440), The Wars of Alexander (Hs. mitte des 15. jh.), Destruction of Troy (Hs. mitte des 15. jh.) und von den übrigen nordenglischen texten des 15. jh. beiläufig auch die Yorkshirer urkunden, wobei Luick mit recht nochmals betont, wie gering das ergebnis solcher sprachproben für die sprachgeschichte ist. Danach kommen die speziell schottischen texte an die reihe. Die schottischen kunden (nach der Ackermann'schen darstellung, 1897) und die für philologische zwecke schwer verwertbaren, weil unzureichend herausgegebenen schottischen gesetze; dann Andrew of Wyntoun (hrsg. von Laing, Hs. zwischen 1430 und 1440), Sir Gilbert of the Haye's Buke of the Lawe of Armes (hrsg. von J. H. Stevenson, Hs. aus dem jahre 1456), die in der Hs. KK 1, 5, der universitätsbibliothek zu Cambridge von verschiedenen schreibern aus dem ausgange des 15. jh. enthaltenen kleineren stücke: Craft of Deyng und Wisdom of Solomon, Ratis Raving, The Foly of Fulys etc., Bernardus de Cura Rei Famuliaris, Early Scottish Prophecies, danach Barbour's Bruce nach der Cambridger Hs. vom 28. August 1487, Schir William Wallace (hrsg. von Moir, Hs. aus dem jahre 1488), die Barbour zugeschriebenen schottischen legenden

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