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II.

Die hier vorgetragene erklärung von speoft würde ich nicht wagen, wenn sie nicht an einem ähnlichen fall eine stütze hätte, nämlich an dem schon genannten beoft(un). Es ist folgendermassen belegt:

Lindesfarne, Evang.: Matth. 11, 17 mid hondum beafton lamentavimus; Luk. 7, 32 hond-beafton id.; Luk. 23, 27 hond-bæftadon lamentabantur.

Glosse Rushworth: Luk. 23, 27 hondum beoftun. (Luk. kap. 7 fehlt in der Rushw.-hs.)

Cook in seinem Glossary setzt als infinitiv s. 26 beafta lamentare, s. 117 hondbæftiga lamentari an, ähnlich Sweet Students' Dictionary s. 17 beaftan 'lament'.

Die wörtliche bedeutung, die sich bei berücksichtigung des stets dabeistehenden hond(um) sogleich ergibt, hat bereits das New English Dictionary s. v. beft richtig ermittelt: hondum beoftun heisst: 'wir schlugen mit den händen', also beoftun gehört zu einem verbum, das schlagen bedeutet. Diese bedeutung wird auch dadurch erwiesen, dass sich im Mittelenglischen und Neuenglischen im Norden ein prät. und part. prät. (nach Wright's Dialect Dict. auch präsens) beft 'schlagen' erhalten hat, s. belege im New Engl. Dict. und Dial. Dict. s. v. beft. Wie der glossator von Lindesfarne zu seiner seltsamen übersetzung von lamentare kam (R, hat sie von ihm abgeschrieben), muss ich vorläufig dahingestellt sein lassen. Er kann gemeint haben: 'mit den händen schlagen zum zeichen der trauer'; aber plangere, bei dem diese auffassung viel näher gelegen hätte, glossiert er mit (ge)māna, hẽafiga.

Die erklärung nun aber, welche das NED. der form beoft(un) zu teil werden lässt (vgl. auch Lindelöf, Bonner beiträge X, § 99 anm.), scheint mir kaum annehmbar. Es wird da ein *beofta(n) oder *beaftia(n) auf *be-haf(e)tian zurückgeführt, zu hafetian 'mit den händen oder flügeln schlagen'. Wie soll aber bei verbalem, also unbetontem präfix be sich

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Eine befriedigendere lösung bietet sich, wenn wir auf beoftun das über speoft gefundene anwenden. Wie bei speoft(un) fällt auch bei beoftun die wiederholung des labials auf. Fassen wir sing. *beoft, plur. beoftun (mit northumbrischem

schwanken von eo und ea auch beaft-) als redupliziertes präteritum *be-bxt, so finden wir als präsens, indem wir für x germ. au einsetzen, das bekannte verb beatan! be-txt ist gleich be-baut. Die weitere entwicklung wäre folgendermassen anzusetzen: bebaut > bebåt > bebat (Bülbring, El.-B. § 394), dann entsprechend der oben im anschluss an Weyhe zu speoft gegebenen entwicklung: plur. beðatun > beðutun > beobutun beoftun, danach sing. *beoft.

beoft(un) ist also die ursprüngliche reduplizierende präteritalbildung zu beatan gegenüber dem sekundären sonst herrschend gewordenen (in Lind. und R, nicht belegten) beot = ahd. bioz. Während die bisher bekannten fünf reduplizierten präterita reord, leolc asw. kontrahierte bildungen mit ē neben sich haben (rēd, lēc Sievers, Gram. § 395), dürfte nun beoft(un)

wenn

wir von dem unsicheren blefla absehen das einzige die reduplikation bewahrende präteritum aus derjenigen klasse darstellen, welche eine kontrahierte präteritalform mit eo entwickelt hat (Sievers § 396).

Bedenken gegen unsere erklärung könnten vielleicht die zwei beafton zusammen mit einem bæftadon in Lindesfarne erregen. Diese könnten auf u-umlaut eines @ hinweisen, der im Northumbrischen sehr vereinzelt vorzukommen scheint nach Bülbring, El.-B. § 251; Kellum the Language of the Northumbrian Gloss to the Gospel of St. Luke (Yale Studies XXX) § 30 anm. beoftun in R, hätte dann sekundäres eo für ea, wie dies hier häufig für brechungs-ea vorkommt (ebenso wie bei länge), vgl. Bülbring, El.-B. § 144; Lindelöf, Bonner beiträge X, s. 29. Aber auf eo, nicht ea oder a weist doch das erwähnte me. und ne. nördl. dial. beft1). So glaube ich daran festhalten zu können, dass eo <e auch das ursprüngliche ist. Hat doch Lindesfarne für ursprüngliches ondreord in grosser zahl ohne ausnahme ondreard gegen ondreord in R, vgl. Cook, Glossary s. 155; Lindelöf, Glossar zu R, s. 70. bæftadon dürfte als schlechte schreibung für beaftadon aufzufassen sein. Fehlschreibungen von ea für æ lassen sich auch sonst in Lindesfarne belegen, vgl. agaett Mark. 14, 3 (Lea Angl. 16,

1) Das wohl onomatopoetische schott. baff 'schlagen' hat mit beft ursprünglich nichts zu tun, doch kann es sich damit assoziiert haben (daher wohl die nebenform beff [Dial. Dict. s. v. baff]). Stratmann stellt das prät. beft irrtümlich zu baffen.

s. 100, § 56, 1); dæd Joh. 19, 7; hæfde 19, 2 (Füchsel, Angl. 24, s. 16, 12). Dass in diesen fällen langes ea vorliegt, macht natürlich hinsichtlich der schreibung keinen unterschied.

Schliesslich ist noch eine frage zu beantworten: wie erklärt sich bei unserer auffassung das part. gespeoftad, das Sievers veranlasste, ein ursprüngliches schwaches verbum anzunehmen, und das entsprechende schwache bæftadon (= beaft-, beoftadon)? Es lässt sich darauf folgendes erwidern.

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Bei speoft, beoft- war durch die verschiedenheit der labiale die reduplikation verdunkelt, sie wurden nicht mehr deutlich als reduplizierte präterita, dh. als mit reord, leolc usw. zusammengehörig, empfunden. Von der zweiten klasse der kontrahierten verba (Sievers § 396) waren sie dadurch getrennt, dass diese jedenfalls grösstenteils langes eo hatte. Wohl aber konnte man die plurale speofton, beofton als schwache, dh. *speoft-don, *beoft-don auffassen. Nun sind in der bildung der schwachen präterita im Spätnorthumbrischen, und namentlich im nördlichen, die klassenunterschiede schon teilweise verwischt: in klasse I finden sich neben formen auf -de, -ede, part. -ed auch solche auf -ade, -ad (vgl. Lea, Angl. 16, s. 163 ff., §§ 132, 3, 133, 3; Füchsel, Angl. 24, s. 78 ff., § 74; Kellum a. a. o. s. 88, 89); umgekehrt in klasse II neben formen auf -ade, part. ad auch solche auf -ede, -de, part. -ed (Lea §§ 134, 135; Füchsel § 75; Kellum § 106); in klasse III nebeneinander giude, giuede, giuade (Sievers, Gram. § 416 anm. 14b). So konnten leicht neben speofton, beofton, als *speoft-don, *beoftdon aufgefasst, formen nach klasse II wie gespeoftad, beaftadon <beoftadon gebildet werden 1). Vielleicht war die bildung auf ade, ad bei speoft-, beoft- dadurch begünstigt, dass in vielen worten bei o, a-umlaut von e sich die lautfolge eo (north. auch ea) -a findet. Im partizip jedenfalls begünstigte die bildung auf -ad der stammauslautende dental, vgl. Sievers, Gram. § 406, anm. 6.

Beachtenswert ist, dass der glossator von R. Luk. 23, 27 für das in Lindesfarne begegnende bæftadon beoftun einsetzt, also die bildung auf -adon nicht mitmacht, obwohl ihm die

1) Als ähnliche weiterbildung könnte man reordadun neben reordun (legere, zu rādan) in R1 anführen, doch hat hierauf wohl reordian 'sprechen> eingewirkt.

1

J. Hoops, Englische Studien. 38. 1.

3

34 Jordan, Zu den reduplizierenden präterita: northumbr. speoft, beoft

2

Lindesfarne glosse als vorlage dient. Es lassen sich dazu noch parallele fälle anführen: so hat R. Mark. 9, 4 und Luk. 24, 34 æt-eowde gegenüber æd-eawade in Lindesfarne, Mark. 5, 17 R2 afirde gegen Lindesfarne afirrade, Mark. 10, 46 R2 giornde gegen Lindesfarne giornade, Joh. 9, 22 R, giondette gegen Lindesfarne geondetate (= ade). Diese beispiele, in denen sich R2 konservativer als Lindesfarne zeigt, legen es an sich schon nahe, dass das kürzere beoftun in R2 gegenüber bæftadon (beaft-) in Lindesfarne das ursprüngliche ist. — Dass der glossator von R2 Luk. 18, 32 statt gespeoftad seiner vorlage Lindesfarne gispitted setzt, deutet gleichfalls darauf hin, dass ihm die weiterbildung ungeläufig war. Er scheint speoftun,

beoftun noch nicht als schwache formen empfunden zu haben, aber speoft hatte sich für ihn von seinem präsens und part. prät., das wir als *spatan, *gespäten ansetzten, schon isoliert, und so gebraucht er im part. prät. ein ganz anderes verbum.

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Das mittelenglische nördliche prät. beft (s. Stratmann s. v. baffen, Mätzner s. v. beffen) scheint das alte prät. plur. beoftun bewahrt zu haben, dem, wenn es schwach aufgefasst wurde, ein sing. *beofte entsprach; es kann aber auch durch synkope aus der in Lindesfarne begegnenden erweiterten form beaftadon beoftadon, sing. *beoftade > me. beft(e)d(e) entstanden sein. Als präsens erscheint der stamm beoft— in dem ne. dial. beft 'schlagen', welches Wright's Dialect Dictionary aus Schottland und Cumberland anzuführen weiss (zb. I will beft), während des New Engl. Dict. beft nur als prät. und part. prät. kennt. Schon im Spätaltenglischen konnte der stamm als präsens verwandt werden, sobald beoftun als schwache form aufgefasst wurde; zu der erweiterten form beoftadun war ein schwaches verb *beoftian möglich wie zu *gespeoftad ein *speoftian.

Bei unserer auffassung wird also die von Sievers für speoft aufgestellte entwicklungsreihe umgekehrt: nicht aus einem schwachen prät. (speoftun = speoft-dun) entwickelte sich ein sekundäres starkes, sondern das starke, reduplizierende verbum ist in beiden fällen das primäre, das schwache das sekundäre.

Heidelberg.

Richard Jordan.

WEITERES ZUR GESCHICHTE DER STIMMHAFTEN INTERDENTALEN SPIRANS IM ENGLISCHEN.

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Die soeben erschienene zweite auflage von Kaluza's Historischer grammatik der englischen sprache gibt mir zu ein paar bemerkungen über diesen gegenstand anlass.

I. In meiner schrift Zur geschichte der stimmhaften interdentalen spirans im Englischen (Lund 1906), s. 23, habe ich das folgende gesetz aufgestellt: »Das durch den abfall des end-e in den auslaut tretende a bleibt nur nach langem vokal. Nach kurzem entweder nie gedehntem oder sekundär gekürztem vokal und nach einem konsonanten tritt die stimmlose spiransein.< Es ist für mich sehr erfreulich, dass Kaluza in der erwähnten arbeit (§ 410) diese regel angenommen hat. Er macht aber einen zusatz, dessen richtigkeit mir als sehr zweifelhaft vorkommt. Nach ihm sollte auch vor plural-s nur nach langem vokal bleiben, nach kurzem vokal oder nach einem konsonanten in p übergehen. Als beispiele führt er smiths, cloths, deaths, births, months auf. Ich finde jetzt, dass dieses gesetz schon in der ersten auflage von Kaluza's arbeit aufgestellt wird. Leider habe ich das zur zeit, als ich meine schrift verfasste, übersehen. Sonst hätte ich wohl schon damals meine gründe gegen diese ansicht vorgeführt.

Es ist wohl ohne weiteres davon auszugehen, dass zur zeit, als die synkope des e der pluralendung -es erfolgte, das s schon stimmhaft war. Aus zb. frühme. bāđes sollte sich regelrecht badz entwickeln. Wenn Kaluza's meinung richtig ist, dass eine form wie deps die lautgesetzliche ist, so haben wir also einen übergang đz > ps anzunehmen.

Zuerst behandle ich die fälle von ps nach kurzem vokal.

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