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Jahre 1852 eine Partie Eisenröhren für eine städtische Wasserleitung. Die böh mischen Eisenwerke wollten nur in einer ungehörig langen Frist die verlangte Waare liefern. Da wandte sich die Gemeinde nach England, und erhielt von hier die Nöhren nicht nur viel früher, sondern auch trok des langen Transports verhältnismäßig wohlfeiler geliefert, als in der eigenen eisenreichen Provinz möglich war. Und die Erklärung dieser auffallenden Stagnation? Sie liegt in allen Industrieberichten offen zutage.

Bei der ursprünglichen Anlage der meisten Eisenwerke hatte man vorzugsweise jene Gegenden ausgesucht, in denen das Brennmaterial, d. h. das Holz, am billigs sten war, wenn auch die Erze und der als Zuschlag dienende Kalkstein oft meilen. weit auf der Achse zugeführt werden mußten. Die den großen Grundbesigern ver mittels der Robot zustehende Verfügbarkeit über zahlreiche Fuhrwerke ließ diesen Übelstand übersehen. Die erstere Rücksicht ist gegenwärtig gänzlich unpraktisch geworden. Böhmen besit nicht mehr jene grenzenlose Forste, um mit ihrer Ausbeutung ausschließlich die Eisenindustrie fristen zu können: die Holzpreise sind so hoch gestiegen, daß sie eine größere Ausdehnung der Eisenproduction gewinnlos machen. Der Vortheil nahegelegenen, wohlfeilen Brennstoffs ist verschwunden, alle andern Übelstände find geblieben, haben sich sogar noch vermehrt. Das neudecker Eisenwerk mußte im Jahre 1851 längere Zeit feiern, weil ihm kein Brennstoff zugeführt wurde; die Werke von Stiahlau, Rokişan, Darowa, Nowomistic im pilsener Kreise stellten die Stabeisenerzeugung ein, und sind kaum im Stande, ben reducirten Hohofenbetrieb mit einer aus unreifem und doch theuerm Holze producirten Kohle zu erhalten. Im Lichte dieser Thatsachen betrachtet, erscheinen die in den lezten Jahren erzielten hohen Eisenpreise nicht als ein Industriegewinn, sondern als eine unbillige Steuer, die zu #Gunsten einzelner Producenten auf dem allgemeinen Gewerbgeiste lastet, und die Foderung, den Eingangszoll auf fremdes Roheisen noch weiter, als es im neuen #Zolltarif der Fall ist, herabzusehen und den Werthzoll in einen bloßen ConItrolzoll zu verwandeln, vollkommen gerechtfertigt. Die Mittel, der ausländischen Concurrenz zu begegnen, sind einfach: verbesserte Communicationen, sodaß Brennstoff und Erz rascher und leichter als bisher aneinanderkommen, und eine ausgedehntere Einführung des mineralischen Brennstoffs an die Stelle des vegetabilen. Es läßt sich übrigens nicht leugnen, daß in den lezten Jahren der gute Wille, die Eisenproduction zu heben und zu verbessern, mannichfach rege wurde, nur blieb es oft bei dem guten Willen und machte eine schlechte Ausführung der Reformplane den thatfächlichen Erfolg wieder zunichte. Das schlagendste Beispiel dafür ist der schon früher angeführte Versuch, die im Kreise der radnißer Kohlengruben gelegenen Schmelz. öfen auf Coaks einzurichten. Wie geroöhnlich bei allen Industrieunternehmun gen des Abels, war die technische Anlage durchaus verfehlt, statt des Gewinnes ein Schaden ersichtlich, infolge dessen wieder die Holzkohle zur Anwendung kam. Wenn wir nicht irren, so wurde erst in der jüngsten Zeit wieder die Coaksfeuerung, nachdem alle technischen Mängel beseitigt worden, versucht.

Das böhmische Eisen besißt nicht die Vorzüge des steirischen und kärntner Eisens, um ungestraft die Rücksicht auf Wohlfeilheit vergessen zu können. Gerade die in den östreichischen Alpenländern übliche Ausschmelzung der manganhaltigen Braunsteine mit Holzkohlen verleihen dem Producte die berühmte Vortrefflichkeit. Der englische Cementstahl steht dem östreichischen Schmelzstahle unbedingt nach, welcher überhaupt an Quantität wie an Qualität die gleichnamigen Producte aller europäischen Staaten übertrifft. Und selbst hier, obgleich die Ausbeute an Mäch. tigkeit nichts verloren hat (Östreich erzeugt nach den lesten Ausweisen 271000 Centner Stahl, wovon auf Oberöstreich, Steiermark und Juhrien ungefähr 260000 Centner entfallen), wird die Klage über Mangel an Abfas immer allgemeiner, und ist die Eisenindustrie nicht hoch genug entwickelt, um zu verhindern, daß ein Theil des besten östreichischen Stahls nach England, Frankreich und Belgien wandert, um von dort, zu Fabrikaten verarbeitet, mit erhöhtem Werthe und namhaft vertheuert

an die Ursprungsorte zurückzukehren. Über den Gang, welchen die öftreichische Eisenindustrie zu nehmen hat, soll sie ihren wichtigsten Zweck, als Hülfsstoff für die übrige Industrie zu dienen, vollkommen erfüllen, kann kein Zweifel herrschen. Ber dem gleichen Gesichtspunkte betrachtet, darf auch der Schuß, welchen die Erzeugung von Schwefel, Alaun u. f. w. fodern, und bisjeßt, ähnlich wie die Eisenwerkbefizer, auf Kosten der allgemeinen Wohlfahrt erreicht hat, nicht erhöht werden. Es if billig, daß verbesserte Communicationsmittel den Absaß der inländischen Producte er leichtern und der unnatürliche Zustand aufhört, nach welchem die Fracht aus de Mineralhütte nach Prag oder bis an die Elbe kaum weniger beträgt als die Was ferfracht von Hamburg bis Böhmen; es ist aber unbillig, wenn die Monopolbesige der böhmischen Mineralwerke, und diese sind die wichtigsten in Östreich, verlangen, ihnen zulicbe folle die Industrie den bessern englischen Alaun, den sicilischen Schwe fel, der hier aus der Erde gegraben wird, während er in Böhmen mühsam unt kostspielig aus Schwefelkies in Thonretorten geschmolzen werden muß, theurer bezah len. Übrigens wird der seit Jahren zwischen den böhmischen Monopolisten und den übrigen Industriellen geführte Streit bald eine natürliche Lösung erhalten. Vorläufig wird die englische Concurrenz durch die schlechte Valuta paralysirt, in der Zw schenzeit dürfte aber die Auffindung mächtiger Schwefel- und Alaunlager in Sieben bürgen die ganze Sachlage ändern. Im Umkreise von sechs Stunden unternommene Schürfungen in haromszeker Stuhle (Szeklerland) haben das Vorhandensein von Schre felerde mit 50-70 reinen Schwefels nachgewiesen und die Wahrscheinlichkei einer Schweselausbeute von 40 Millionen Centnern in Aussicht gestellt. Ausgedehnte Waldungen und Torflager in der Nähe der Gruben begünstigen den Bergbau, fr daß nur bessere Communicationsmittel fehlen, um die Stätte der chemischen Pro 5 duction von Böhmen nach Siebenbürgen zu verpflanzen. Es mag dies mit als Br weis dienen, wie wichtig und einflußreich die östlichen Provinzen für die östreichische Industrie werden müssen, wenn ihre Cultivirung einmal mit Ernst und Energi angebahnt wird.

V. Industrie und Gewerbe.

Durch Prohibitivzölle der höchsten Art vor jeder Mitbewerbung des fremden | Gewerbsleißes auf dem heimischen Markte gesichert, im Besize wohlfeiler Arbeits kräfte, vieler wichtigen Rohstoffe mühelos habhaft, besaß die östreichische Industri zwar die Bedingungen zu einer gefunden Entwickelung, fristete dabei aber doch nur eine scheinbare Blüte. Im Genusse eines künstlichen Schußes, vergaß man die h nomie, den technischen Fortschritt: man blieb stabil in den einmal ergriffenen Indu striezweigen und wurde desto veränderungssüchtiger in der Einführung verschiedener In dustrien. Die Prohibitivzölle gestatteten kranken Industriezweigen fortzusiechen, vers wehrten aber den gefunden, sich kräftig zu entfalten. Wie überall, wo das Prohibiti system herrscht, so diente auch in streich der Schmuggel zur Ausgleichung der günstigung der Producenten und der Intereffen der Consumenten. Durch eine muster haft schlechte, in Bezug auf ihre Bestechlichkeit europäisch berühmte Douane befördert, von der Regierung unbestraft gelassen, von der Bevölkerung als ein keineswegs et loses Geschäft angesehen, erreichte der Schmuggel während der Dauer des alten Zoll systems eine Ausdehnung, welche in der That ganz geeignet war, den ehrlichen har del und Wandel völlig muthlos zu machen. Den Schmuggel aufzuheben, bildete ein wesentliches Motiv in der Reform der östreichischen Handelspolitik im Jahre 1852 und veranlaßte vorzugsweise, mit politischen Rücksichten und Erwägungen vereinigt, die endliche Abschaffung des Prohibitivsystems. Trosdem hat der Schmuggel nur wenig von seinem frühern Schwunge eingebüßt: diejenige Proving, welche schon früher ihre Confumtion durch illegale Einfuhr deckte, die Lombardei, wurde der inländischen In dustrie nicht zugänglicher gemacht. Die Gründe, welche zur Erklärung dieser That fache angeführt werden, weichen voneinander ab, die Klage selbst aber wird mit trauriger Einmüthigkeit laut. Es wurde dafür die nationale Abneigung der Italie

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ner gegen Alles, was aus Östreich stammt, verantwortlich gemacht. Dann müßte aber, abgesehen davon, daß Hansemann's bekannter Spruch wol auch für Italien gilt, constatirt werden, daß ausschließlich italienische und nicht auch deutsche Kaufleute in der Lombardei mit dem Schmuggelhandel sich abgeben. Stichhaltiger ist die Hinweisung auf die schlechte Douane als eine Hauptquelle des zunehmenden Schmuggels. Die Schmuggelprämie betrug in der Lombardei, ehe die Regierung den ener gischen Beschwerden der Handelskammern Folge leistete, 5%, fie stieg, als die Douane durch einen Militärcordon verstärkt wurde, auf 20%, und sank, nachdem die Strenge der Bewachung nachließ, wieder auf 8%. Die Hauptquelle des Schmuggels, wel. cher förmliche Assecuranzen eingerichtet hat und mindestens von 2000 Kaufleuten, die Grenze blos von Krakau bis an den Bodensee gerechnet, betrieben wird, liegt aber tiefer. Wenn die englische Waare mit Transport, Schmuggelprämie und Asse» curanz niedriger zu stehen kommt als das im Inlande erzeugte Product, so ist es für den Kaufmann bequemer, die erstere auf illegalem Wege zu kaufen, zumal im Falle der Betretung nicht der Kaufmanu, sondern nur der Schmuggler, das Werk zeug, Gefahr läuft. Thatsächlich kommen aber die östreichischen Waaren, z. B. aus Böhmen und Mähren in der Lombardei bezogen, wegen der hohen Productionskosten und Frachtspesen theurer zu stehen als die englischen, oft in der Qualität noch beffern Artikel. Ferner, wenn der Kaufmann auf dem flachen Lande die Wahl hat zwischen dem Bezuge seiner Waaren von inländischen Hauptpläßen, welche auf die schwankende Valuta Rücksicht nehmen und die höchsten Preise ansehen, um sich im Falle einer ungünstigen Wendung der Geldverhältnisse zu decken, oder vom auslän sischen Schmuggler, welcher nach dem Tagescurse verkauft, so fällt die Entscheidung bei einem kaufmännischen Gewissen nothwendig zu Gunsten des Schmuggels aus. Die schlechte Valuta, die oft schon angeführten äußern Hemmnisse der östreichischen Industrieentwickelung sind die primären Quellen des Schmuggels und erklären aus, ceichend die Machtlosigkeit des neuen ermäßigten Zolltarifs, dem Übel Einhalt zu hun. Beklagenswerth bleibt es immerhin, daß die Lombardei, welche von allen Provinzen die meisten Baumwollwaaren consumirt und von den Valutaschwankun. zen gar nicht berührt wird, für die einschlägige östreichische Industrie so gut wie gar icht existirt, daß für seine Linnen, silberne Uhren u. s. w. förmliche Schmuggel. Depots im Innern des Reiches bestehen; aber iccthümlich wird der Regierung die Macht zugetraut, Abhülfe zu schaffen und Zustände zu ändern, welche in den factischen Verhältnissen, in der Natur der Dinge gelegen sind. Gewiß hat die Regie rung das nächste Interesse, den neuen Zolltarif z. B. wirksam zu sehen, und den. noch ist ihr dies ebenso wenig gelungen als die Abschaffung des Schmuggels. Der neue Zolltarif ist noch immer eine bloße Theorie. Die Entwerthung des östreichi. jchen Papiergeldes gestattet in den meisten Fällen keine ausgedehnte Einfuhr, und, bezeichnend genug für die herrschenden Zustände, der beste Wille des wiener Ministeriums reichte nicht aus, die untergeordneten Organe zu einer richtigen Auffassung der neuen Handelspolitik zu bewegen. Im Geiste des Prohibitivsystems erscheint jede Einfuhr als Schmuggel, als ein halbes Verbrechen. Durch eine quälerische Amts. handlung, durch absichtliches Schaffen von Schwierigkeiten, durch kleinliche Verdrehung des Gesezes von der Einfuhr abzuschrecken, dünkte und dünkt noch manchem östreichischen Zollbeamten als eine Ehrenpflicht. So wurden, um nur ein Beispiel aus einer endlosen Menge, die vor uns liegen, anzuführen, Marmorkamine nach der Ansicht der Provinzialbehörden unter Kurzwaaren rangirt, weil sich zufällig an denselben ein Bronzegriff (am Gitter) befindet. Da nun für die Declaration nicht der Befund, sondern die Angabe des Einführenden als Grundlage galt, so ward vor. ausgeseßt, daß man von jener geheimen Eigenschaft des Marmorkamins als einer Kurz waare Kenntniß habe, und wer diese Eigenschaft eben nicht entdeckte, wurde als Zoll. frevler bestraft und war für alle Zukunft von der Einfuhrlust befreit. Allerdings gaben die Oberbehörden niemals der beschränkten Logik der untergeordneten Organe Recht, aber Die Gegenwart. XI.

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selten war dem Kaufmanne damit gedient, nach monatelangem Harren in den Best seines Eigenthums zu gelangen, und somit blieben die erwarteten guten Folgen de neuen Tarifs für den allgemeinen Verkehr eine reine Fiction. Aber auch das Unheil welches engherzige Fabrikanten von demselben und dem nähern Anschlusse an den deut schen Zollverein vorhersagten, ging nicht in Erfüllung. Weder wanderte das öftreichisch: Capital in Masse nach dem Auslande, noch verdrängten fremde Colonisten die heimi schen Arbeitskräfte. In einzelnen Industriekreisen machte sich zwar schon eine Con currenz bemerkbar, wie in Schlosserarbeiten, Goldschmiedwaaren. Französische Seiden. bänder, leichte elberfelder Seidenstoffe, sächsische feine Schafwollwaaren, englischer Baumwollsammet zeigten sich auf dem Markte, und im Laufe von zwei Jahren wurden 12000 Centner fertiger Dampftessel eingeführt; die Mehrzahl der Gewerbe blieb abe: von der Mitbewerbung fremder Arbeit noch unberührt und hat die nöthige Zeit ge wonnen, durch eine energische Benuzung der vorhandenen Hülfsmittel, durch di Einführung einer bessern Technik auf den Wettkampf sich zu rüsten. Hört man aber dennoch häufige Klagen über den schädlichen Einfluß des neuen Tarifs, so darj man nicht vergessen, daß nirgends die Anschauungen verschiedenartiger, die Urtheile widersprechender die Werthbestimmungen relativer find als in den Industriekreisen. Je nachdem ein Gegenstand dem einen Industriellen als Rohstoff oder Hülfsmaterial dient, von dem andern als Ganzfabrikat betrachtet wird, muß auch die Ansicht übe Nußen oder Schaden von Zollermäßigungen wechseln. Die östreichischen Maschinen. fabrikanten entsegten sich über den niedrigen Zoll, welcher auf die Einfuhr auslän› discher Maschinen gesezt ward, und erklärten die gesammte östreichische Eisenindustrie zugrunde gerichtet; die Besizer von Kattundruckereien dagegen protestirten gegen die allzu hohe Zollbelastung der von ihnen gebrauchten Maschinen und verlangten im Namen der von ihnen vertretenen Industrie Abhülfe. Der Zolltarif, welcher alle Classen von Producenten und auch die Consumenten gleichmäßig befriedigt, soll noch erfunden werden.

Diese Erwägungen erschienen nothwendig, um unser Urtheil zu begründen, daß die östreichische Industrie gegenwärtig in einem übergangsstadium begriffen ist, desser Folgen noch keineswegs klar vorliegen. Im Allgemeinen kann man wol eine Z nahme des Gewerbfleißes annehmen und mit Zuversicht auf eine bedeutende Ent wickelung der östreichischen Industrie hoffen; aber die Stellung der verschiedenen Ar beitszweige wird sich wesentlich verändern, viele bisjezt mit Vorliebe betriebenen Ge werbe werden in den Hintergrund treten, andere früher vernachlässigte und verachtete eine große Bedeutung gewinnen. Auch die Wendungen in der äußern Politik sind für das Schicksal der östreichischen Industrie von mächtigem Einflusse. Erweiterte Öftreich, wozu die Regierung, von der öffentlichen Meinung getragen, eine zeitlang Neigung zeigte, feine östlichen Grenzen, führte es die Donaufürstenthümer als Sie gesbeute aus dem orientalischen Kriege heim, so gewinnt der östreichische Producent einen Markt, welcher für die durch die deutsche Mitbewerbung etwa erlittene Einbuße glänzend entschädigt; bleibt die untere Donau unter der russischen Herrschaft und die Fürstenthümer in ihrer gegenwärtigen Stagnation, so hat die östreichische Industrie nichts dort zu suchen und sieht sich zur Auffindung neuer Absaßwege ge zwungen. Nur dadurch ferner, daß Ostreich seinen Schwerpunkt mehr nach dem Often verlegt, würde die Consumtionsfähigkeit seiner östlichen Provinzen namhaft vermehrt und die Sorge der westlichen Reichsländer, wohin sie ihre Producte mit Gewinn abseßen könnten, vermindert werden. Der gleiche Grund, der ein abschließen. des Urtheil über die öftreichische Industrie verwehrt, zwingt uns auch die statistische Übersicht der Gewerbsthätigkeit aus Daten desjenigen Zeitraums zu wählen, welche: dem neuen Zolltarif vorangeht, und die neuesten Erhebungen erst bei der Betrach tung der einzelnen Industriezweige zu berücksichtigen.

Nach der lezten allgemeinen Zählung, wobei aber Ungern nicht einbegriffe wurde, zählte man in Östreich 7642 Fabriken und Manufacturen, 785536 hant werksmäßig betriebene Gewerbe, 237 Wechsler, 1207 Großhändler, 30000 Klein

handlungen und Niederlagen und 85802 besondere Beschäftigungen, wie Advocaten,
Agenten, Techniker, Künstler, Ärzte, Pächter u. s. w., welche ein Capital von etwa
einer Milliarde repräsentiren. .
Die Fabrikindustrie vertheilte sich auf die einzelnen Provinzen in folgender

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14251566 307 441 327 191|261|1389 347 252/65/1847 1027|295 > *)|32|7642

Man erkennt aus diesen Zahlen auf den ersten Blick die gewerbreichsten und
gewerbärmsten Provinzen, sowie die Vertheilung der Industriezweige in den einzel
nen Ländern. Die Militärgrenze, Dalmatien, das Küstenland, Siebenbürgen und
Galizien bilden den einen, Böhmen, die italienischen Provinzen und Niederöstreich
den andern Grenzpunkt; die Seidenindustrie ist am meisten localisirt, die Erzeugung
chemischer Producte und der Lederwaaren am meisten verbreitet.

In der Metallindustrie spielen natürlich die deutschen Alpenländer die erste
Rolle, wie in Zuckerfabriken Böhmen. Luch- und Schafwollwaaren werden vorzugs.
weise in Böhmen und Mähren erzeugt, und in Baumwollwaaren steht ebenfalls Böh-
men obenan, von Wien, Mähren und Vorarlberg wirksam unterstüßt. Die Zahl der
Buchdruckereien in den einzelnen Provinzen gibt ein deutliches Bild von der litera-
rischen Bewegung, welche in denselben herrscht.

Wir gehen nun zur Besprechung der einzelnen Industrieartikel über.

Ordinäre Thonwaaren, vielfach noch handwerksmäßig und so wie es die Altvor-
dern liebten, erzeugt, lassen in Bezug auf Güte und Wohlfeilheit viel zu wünschen
übrig, finden aber doch wegen ihrer Unentbehrlichkeit und der Schwierigkeit eines
langen, Landtransports die gewöhnliche Abnahme. Der Umstand, daß die meisten
Töpferöfen noch auf Holz eingerichtet sind, vertheuert nicht allein die Waare, son.
dern trägt auch die Schuld an der häufigen Verwendung gesundheitsschädlicher Gla.
furen. Um nämlich die Kosten zu sparen, wird Bleioryd zugefest und so eine leich
1 ter schmelzbare Glasur erzielt, oder der Hißyrad zu niedrig genommen und deshalb
keine vollkommene Glasur erreicht; in beiden Fällen ist dann das Bleioryd durch
Säuren löslich und gesundheitschädlich. Der Fortschritt, welcher in der gewöhnlichen
Thonwaarenerzeugung vermißt wird, macht sich desto erfreulicher in der Porzellan-

*) Im Jahre 1851 zählte man 416 größere industrielle Anstalten, welche Vermehrung
Jorzugsweise dem Aufschwunge der Eisenindustrie zuzuschreiben ist.

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