Pagina-afbeeldingen
PDF
ePub

chaumbre, reaume, coupe; 2) me. roum > ne. room; 3) ne. calf, Holborn. Dieser Vorgang ist, wie ich jetzt hinzufügen möchte, nicht allen Dialekten eigen. In Windhill z. B. heifst es wohl seav, tšeəmə, mit dem Laut, der sonst me. a wiedergiebt; aber ram 'room' mit der normalen Entsprechung des ne. [au] aus me. u (Wright § 171), und koof, oaf 'calf, half' (§ 62) mit dem Diphthong, der sich aus me., früh-ne. au entwickelt hat. Der u-Schwund wäre also nur in der frühesten Schichte der hieher gehörigen Fälle eingetreten. Man möchte daher bezweifeln, ob er überhaupt auf rein lautlichem Wege zu stande gekommen ist, ob nicht etwa die vorauszusetzenden Grundformen save, chamber aus anderen Dialekten oder der Schriftsprache stammen, oder vielleicht die heutigen Formen nur lautgetreue Übersetzungen aus der Schriftsprache sind. In der That finden wir, dafs in einem Fall, der chamber ganz analog liegt, eine andere Entsprechung gilt: džoom 'side post of a door or chimney piece' (vgl. ne. jamb) aus afrz. (norm.) jaumbe (vgl. nfrz. jambe 'Pfeiler') zeigt die normale Wiedergabe des me. au (Wright § 225, 63). Da nun in diesem Falle Beeinflussung durch die Schriftsprache völlig ausgeschlossen ist, werden wir gewifs die lautgesetzliche Entwicklung vor uns haben. Somit ergiebt sich, dafs im Windhiller Dialekt der u-Schwund vor Labialen nicht eingetreten ist. Ähnliches zeigt sich auch in anderen Dialekten des Nordens und im Schottischen.

Wo aber dieser Lautwechsel eintritt, ist zu erwarten, dafs auch in den nordischen Lehnwörtern me. ou und au vor Labial zu ō, ā übergehen, und zwar, da dieses ou mit dem sonstigen me. qu zusammenfällt, genauer zu ğ, ā. In der That läfst sich dies meines Erachtens nachweisen.

Sicher hierher zu stellen ist me. lope neben loupe (an. hlaupa, hlaup), mindestens als Substantiv, da es bei Gower I 310 auf hope reimt (vgl. Mätzner s. v.) und dieser Dichter sich schwerlich die Bindung von und gestattet haben wird. Ferner früh-ne. gopin(g) aus me. goupin (an. gaupn), neben dem gewöhnlichen ne. gowpin (vgl. NED.). Die Form ist allerdings halbdialektisch; aber die Schreibung mit o bei Ray und vor allem die Verkürzung zu goppen weisen ziemlich deutlich auf eine me. Basis §.

Nicht ganz so sicher ist me. ne. cope 'handeln' aus älterem me. coupe (an. kaupa), das von Lydgate an mit o belegt ist (vgl. NED.). Die früh-ne. Schreibung cope und die heutige Lautung [ō"] sind be

weisend für me. 9. Kluge und Murray haben das Wort aus dem Niederländischen ableiten wollen, und da es in dem Beleg bei Lydgate in Verbindung mit Vlaemen auftaucht, so ist diese Annahme auf den ersten Blick sehr verlockend. Es fragt sich, ob sie lautlich zulässig ist. Das niederländische oo aus germ. au hat heute in der Schriftsprache geschlossenen Laut, und ein sicheres Lehn wort aus dem Niederländischen mit demselben Vokal, ne. boom 'Spiere', zeigt die Entsprechung des me. . Danach würde man als Reflex des ndl. koopen eher ne. *coop erwarten. Indessen wird ndl. oo, wie J. te Winkel so gütig war, mich zu belehren, dialektisch noch heute vielfach als gesprochen (z. B. in Amsterdam), und diese Lautung hatte wohl früher noch weitere Verbreitung, speciell im eigentlichen Holland. Somit ist die Lautung von cope mit der Annahme Kluges und Murrays nicht unvereinbar. Da aber me. coupe nur aus dem Nordischen stammen kann, wird man vorziehen, die Form cope daran anzuknüpfen, wenn dies lautlich möglich ist, und dies zeigen die vorhin angeführten Fälle. Aus ähnlichen Gründen hat ja Zupitza a. a. O. die Ableitung von loose aus dem Niederländischen abgelehnt.

Andere Belege sind vorläufig noch nicht mit Sicherheit anzusprechen. Auch hinter manchen modern-dialektischen Formen, die Wall Angl. XX 78 anführt, wie soam, oamly, wird sich me. § bergen. Doch sind sie ohne genauere Einsicht in die Lautgeschichte der betreffenden Dialekte nicht zu deuten, zumal vielfach (wie in der Schriftsprache) me. qu und § zusammengefallen sind.

Auf der anderen Seite ist zu bemerken, dafs das o in derartigen Lehnwörtern mit anderen Konsonanten als Labial, wie me. gök, hōgh, sich zumeist durch Reime als erweist.

Für die Entsprechung me. a weifs ich vorläufig keinen anderen Beleg als die von Wall Angl. XX 101 aus Yorkshire beigebrachte Form gapen (an. gaupn), für welche er die Lautung [e] angiebt. Diese würde nach den aus Ellis zu ersehenden Lautverhältnissen in Yorkshire (vgl. meine 'Untersuch.' § 210 und 220) eher auf me. ai zurückweisen, das aber ganz unerklärlich wäre. Ich vermute, dafs [e] gemeint ist, das an einigen Punkten die dialektische Aussprache des geschriebenen a in late, came darstellt, und somit in diesem Worte ein me. ā zu Grunde liegt. Mit Wall Beeinflussung durch das Verbum gape anzunehmen, ist nicht nötig.

Dafs sonst kein a bis jetzt konstatiert worden ist, wird seinen

Grund darin haben, dafs seine Vorstufe, au, als Wiedergabe des skandinavischen Lautes überhaupt seltener ist.

Dafs endlich neben den so entstandenen und à die diphthongischen Entsprechungen weiter bestehen und in den lebenden Mundarten ihre Reflexe finden, ist nach dem, was oben S. 323 über die geographische Ausdehnung des u-Schwundes gesagt worden ist, nicht zu verwundern.

Scheinbar hat ja das nordische ou au noch eine andere Entsprechung. Wir finden in der Schriftsprache und wohl auch in manchen Dialekten in gowk und gowpen den [au]-Diphthong, der die normale Wiedergabe des me. u bildet. Doch ist schwerlich daraus auf eine solche Basis zu schliefsen. In die Schriftsprache sind diese Wörter ziemlich spät aus den Dialekten eingedrungen (vgl. NED. s. v.), und in diesen ist öfter me. ou zu demselben Diphthong geworden wie me. u, oder doch zu einem au, au (vgl. Untersuch. § 52 f.). Übrigens kann auch einfach eine von der Schrift ausgehende Aussprache vorliegen, eine Erscheinung, die, wie eben Koeppel gezeigt hat, im Englischen eine so grofse Rolle spielt.

2.

Ein dem oben behandelten entsprechender Schwund der zweiten Komponente tritt auch bei dem me. ai auf, welches an. ai/ei sowie oy/ey wiedergiebt. Ich habe bereits Untersuch. § 366 f. darauf hingewiesen, dafs me. ai vor st seine zweite Komponente verliert. Das Material B.s bietet weitere Belege. Me. traiste, fraiste erscheinen in gewissen Texten als traste, fraste (S. 65, 42). Auch gnaiste, gnaste 'to gnash, fremo, strido' (S. 55) wird wohl hierher gehören. B. weist die Anknüpfung an an. gneista 'sparkle' wegen der Bedeutungsdifferenz ab und will es von dem Substantiv an. gnastan 'gnashing' herleiten. Die häufige Schreibung mit ai sei schwer zu erklären, könne aber dem folgenden st zu danken sein. Ich halte es indessen für wahrscheinlicher, dafs das englische Wort die Form von an. gneista, die Bedeutung hauptsächlich von an. *gnasta bezogen hat, zwischen denen eine Berührung der Bedeutung nach immerhin denkbar ist.

Nach diesen Fällen ist es möglich, das erst seit dem 16. Jahrhundert belegte baste 'schlagen' an das an. beysta anzuknüpfen (S. 67). Ist dies richtig, so haben wir zugleich einen Beleg für die Quantität des me. a, das sich bei diesem Vorgang ergiebt: es ist lang, wie ich

a. a. O. angenommen habe. In dem anderen noch ins Neuenglische ragenden Fall eines solchen i-Schwundes vor st, in master, kann die Kürze, auf welche die heutige Lautung zurückweist, infolge des -er sekundär entstanden sein.

Aus dem Material B.s geht nun weiter hervor, dafs derselbe i-Schwund, wie zu erwarten, auch vor anderen s-Verbindungen eingetreten ist. Sicher ist baisk > Sicher ist baisk > bask (an. beiskr S. 40), möglich gaispen > gaspen (an. geispa S. 53). Kluge möchte letzteres, das allerdings im Me. nur einmal mit ay und dreimal mit a belegt ist, auf ein ae. Jáspian zurückführen: dann müfste gayspande MA 1462 eine umgekehrte Schreibung sein. Das ă, auf welches die heutige Lautung zurückweist, erklärt sich in jedem Fall als Verkürzung vor sp (während st bekanntlich alte Längen bestehen lässt).

Es zeigt sich also, dafs vor allen s-Verbindungen me. ai seine zweite Komponente verliert, wobei sich offenbar zunächst a ergab, das sich aber nur vor st halten konnte. Im ausgehenden Me. scheint der Vorgang allgemein vollzogen zu sein.

Danach ist zu erwarten, dafs andere Diphthonge auf vor solchen s-Verbindungen sich mindestens ähnlich verhalten. In Betracht kommen me. oi und ui (vielfach auch oi geschrieben), und dafs das zu Erwartende für sie gilt, lehren die Belege für boist, boistous, boisterous im NED. Nur ist der Schwund hier nicht allgemein geworden. Die entsprechenden Erscheinungen vor š, tš und dž sind Angl. XIV 299 und XVI 505 ff. dargelegt.

3.

Schwieriger liegen die Verhältnisse, wo der Diphthong ai zu spät-me., ne. ea, d. i. [i], zu führen scheint. Zwei Fälle mit s, das im 15. und 16. Jahrhundert je einmal belegte maise, gegenüber dem heutigen mease 'eine Zahl von fünfhundert' (von Häringen), zu'an. meiss 'a wooden box or basket to carry fish' (S. 58), ferner das me., früh-ne. qua(i)si, neben ne. queasy, zu norw. dial. kweis (eb.), möchte ich von vornherein beiseite stellen. Bei letzterem scheint sich, wie B. im Anschlufs an Behrens andeutet, ein romanisches Wort eingemengt zu haben. Bei ersterem möchte ich die Frage aufwerfen, die B. in anderen Fällen mit Recht gestellt hat, ob nicht etwa das altnordische Wort auch ins Normannische eingedrungen und durch dieses Medium neuerlich ins Englische gelangt sei. Die direkte Entlehnung würde

maise, die aus dem Normannischen mease ergeben haben. Wenn Belege im Normannischen fehlen, so ist dies bei einem so speciellen, im engsten Kreis gebrauchten Fachausdruck der Fischerei nicht so auffällig.

Dagegen ist in einer anderen Gruppe eine Sonderentwicklung deutlich. Man kann sagen: sämtliche Fälle von ai vor k, die nicht im Me. aussterben, zeigen vom 15. oder 16. Jahrhundert ab die Lautung und Weiterentwicklung des me. §.1 Völlig klar sind me. bleyk, blayk ne. bleak, me. weyk, wayk ne. weak (B. S. 41, 52). Nicht völlig sicher ist me. steyke, steke > ne. steak (S. 59, 63), da es nur einmal im Promptorium mit ey belegt ist und in diesem Texte, worauf erst B. aufmerksam gemacht hat, ey auch als Bezeichnung des è erscheint. Die heutige Lautung dagegen ist eine spätere Ausweichung, die unser Problem nicht berührt (vgl. Untersuch. § 323). Aufserdem ist aber wohl anzureihen ne. bleak 'Bleihe', welches zu Ende des 15. Jahrhunderts auftaucht und gut zum nordischen Namen des Fisches, bleikja, stimmen würde, während der heimische ae. bláze me. ne. blay ist (vgl. NED. s. v.); ferner ne. feake 'twitch, jerk, pull smartly', das im 16. Jahrhundert auftaucht, ohne sich in der Schriftsprache halten zu können, und bei dem Murray (NED. s. v.) wohl mit Recht an das an. feyka 'blow, drive away, rush' erinnert. 2 Im übrigen fällt auf, dafs es mehrere neuenglische Wörter auf -eak giebt, für die im Me. keine rechten Belege da sind: freak 'Laune', sneak, squeak, tweak. Vielleicht läfst eines oder das andere eine ähnliche Anknüpfung zu. Die mir zur Verfügung stehenden Wörterbücher der skandinavischen Sprachen sind so kümmerlich, dafs ich diese Frage nicht entscheiden kann: ich empfehle sie Björkman. 3

Nun sind ja für die angeführten Fälle Einzelerklärungen mög

'Ich habe dankend anzuerkennen, dafs Pogatscher mich auf diesen Zusammenhang aufmerksam gemacht hat.

2 Im Dialekt von Windhill giebt es ein Subst. feak 'trick, deception', das auf ein me. *faik zurückgehen mufs und von Wright von an. feikr hergeleitet wird. Sollte dies verwandt sein? (Übrigens findet sich bei Cleasby-Vigfusson kein feikr.)

3 Auch ne. streak ist im Auge zu behalten. Denn ae. strica würde ne. *strick oder *streek erwarten lassen. Die Entwicklung ae. i>io > eo, die allerdings zu me. stręk, ne. streak führen würde, ist vor e nur im Kentischen möglich (Sievers § 107, 160, 164). Das heutige Wort müfste also ein Kenticismus sein.

« VorigeDoorgaan »