Inhalt. CVII. Band, der neuen Serie VII. Band, 3. u. 4. Heft. Schlufs der Redaktion 2. Dezember 1901. (Jährlich erscheinen zwei Bände. Vier Hefte bilden einen Band. - Preis pro Band 8 Mk.) Abhandlungen. Danteskes im Faust'. Von Erich Schmidt Seite 241 Romantik, Neuromantik, Frauenfrage. Von Oskar F. Walzel 253 Zur Entstehungsgeschichte der Märchen und Sagen der Brüder Grimm. Von 277 Zum altenglischen Nicodemus-Evangelium. Von Max Förster 311 322 Die eingeschobenen Sätze im heutigen Englisch. Von Hermann Conrad. I. 330 Wiederum zu Jaufre Rudel. Von C. Appel. 338 Die Auslassung oder Ellipse. Von Gustav Krueger. I. 350 Kleine Mitteilungen. Drei deutsche Pflanzennamen. (Erik Björkman). Etymologien. I. (F. Holthausen). Die Runenstelle der Himmelfahrt. (A. J. Barnouw). Alt- und mittelenglische Handschriften. (F. Liebermann). Reimer von Worcester. (F. Liebermann) Zur me. Genesis. (F. Holthausen) Eine historische Anspielung in "The romance of Otuel'. (E. Koeppel). (E. Koeppel). . Thomson und Euripides. (Otto Ritter) Dr. Wolcot und G. A. Bürger. (Otto Ritter) Dr. Wolcot (Peter Pindar) in Deutschland. (Otto Ritter). Zu Walter Scotts Korrespondenz. (F. Sefton Delmer). Beurteilungen und kurze Anzeigen. Wolframs von Eschenbach Parzival und Titurel, herausgegeben und erklärt von Ernst Martin. 1. Teil: Text. (J. Schatz) . Die Carolina und ihre Vorgängerinnen. Text, Erläuterung, Geschichte. In Karl Euling, Studien über Heinrich Kautringer. (J. Schatz) (Fortsetzung des Inhalts auf der 3. Seite des Umschlags.) 375 379 382 385 386 386 392 394 396 397 398 399 401 401 402 403 Danteskes im Faust'. Es begegnet mir von Zeit zu Zeit immer wieder, dass ein älterer wohlmeinender Dilettant in der Divina Commedia den Schlüssel zu allen Geheimnissen des Goethischen 'Faust' gefunden zu haben wähnt und dann natürlich von keinen principiellen und besonderen Zweifeln gegen eine solche verborgene Weisheit etwas hören will. Diese Deutelei, als könne ein grofses Kunstwerk bis in jedes einzelne Motiv von einem anderen abgeleitet werden, ist nur ein harmloses Privatvergnügen gegenüber den gleifsenden und mit aller Macht der Reklame ausposaunten Sophismen, durch die neuerdings ein 'genialer Erklärer' Goethes Weltgedicht aus den Angeln hebt, um den sterbenden Faust zu einem der Magie, will sagen: der Genialität baren, gemeiner Sorge dahingegebenen, bankerotten Philister zu stempeln. Ich mag das Geflecht eines ruchlosen Scharfsinnes, dem es nirgend um die Sache zu thun ist, hier nicht zerpflücken; jeder unbefangene Leser nufs sich gegen die Zumutung empören, dafs Goethe 'der Weisheit letzten Schlufs' so jämmerlich verstanden und die Erlösung dann durch einen Salto mortale vollzogen habe. Ich will vielmehr, ohne den Anspruch jener gemütlichen stillen Adepten, Dantes Spuren im zweiten Teile nachgehn und bei einer Stelle einsetzen, die Herr Oberstleutnant z. D. Paul Pochhammer in Lausanne neu beleuchtet hat (Beilage zur Allgemeinen Zeitung 1898 Nr. 105 f.; Dantes Göttliche Komödie in deutschen Stanzen frei bearbeitet 1901 S. 411, 416). Archiv f. n. Sprachen. CVII. 16 Ariel mahnt die holden Naturgeister (V. 4622): Besänftiget des Herzens grimmen Strauss, Keineswegs ist hier blofser Gedächtnisschwund gemeint, wie im 2. Aufzug (V. 6721) der Baccalaureus den Professor Mephistopheles anspricht: Wenn, alter Herr, nicht Lethe's trübe Fluthen Nicht das Erlöschen jeder Lebenserinnerung, sondern die Aus- Là dove ranno l'anime a lavarsi, Streckfufs, den Goethe las, übersetzt 1824 hölzern: Nicht in der Hölle fliefst der Lethe Fluth Auch wir erblicken hier die Einwirkung Dantes, die Düntzers flüchtiger Hinweis nicht als solche bezeichnen will, Pochhammer dagegen geradezu für den Angelpunkt des 'Faust' erklären möchte. Man bemerke noch das Bild vom letzten Seelenbad in dem Paralipomenon Nr. 209 (5. Aufzug): Badet in der reinsten Quelle Der bestaubte Wandrer sich. Zunächst soll eine zweite einzelne Stelle betrachtet und mit Dante verknüpft werden. Für Fausts Abstieg in den Orcus |