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Schlamm an einer bestimmten Ecke des Brunnens identifiziert und jeder Ecke eine bestimmte Zahl von Fundamenten (so verstehe ich fote) anweist, die nun ihrerseits wieder mit kleineren Sünden identifiziert werden, ist ein Zeichen seines noch durchaus mittelalterlichen Geschmacks, und dies Bild geht durch. Kirchliche Vorschriften und Ermahnungen, namentlich zum eifrigen Zehntengeben (man denkt an die Lollarden!), wechseln mit mehr oder weniger erbaulichen Geschichten, oft genug krassen Wunderberichten. Der Verfasser wirkt hier und an anderen Orten mit recht groben Mitteln auf sein Publikum: wer keine Zehnten giebt, ist nicht nur verflucht, sondern dreissigmal verflucht; durch ein ergötzliches Rechenexempel weifs er diese furchtbare Drohung glaublich zu machen. In der Wahl seines Ausdruckes begegnet ihm öfters bedenkliches Mifsgeschick: er zählt die Verwandtschaftsgrade auf, die eine Heirat verbieten und erlauben unter letzteren befindet sich das Verhältnis zwischen dem Hörer und der Urenkelin seiner Enkelin! Dies braucht nicht als Spafs gemeint zu sein; bei der Schwerfälligkeit seines Stils, seinen langen Perioden, der schleppenden Wiederholung desselben Satzanfanges ohne jede Abwechselung ist dem Verfasser eine gewisse Trägheit des Denkens wohl zuzu

trauen.

Die Einleitung zum vorliegenden ersten Bande sagt über den Autor nur recht wenig: sie beschränkt sich darauf, den Inhalt des Werkes anzudeuten und es in die einschlägigen Kategorien der Litteraturgeschichte einzuordnen; darauf wird die Frage nach Quellen und Verfasser gestreift und die Handschrift beschrieben; eingehend wird nur die Frage nach dem Alter des Ms. behandelt. Ich glaube, über den Charakter des Verfassers und seines Publikums liefse sich doch vielleicht noch mehr ermitteln. Weshalb werden auch Verordnungen und Ermahnungen für Geistliche erwähnt, die für weltliche Zuhörer wenig oder kein Interesse haben konnten? Deuten die nicht ganz seltenen englischen Bibelcitate auf eine Bekanntschaft mit Wycliffes Bibel? Auch die kulturgeschichtlichen Bilder, die der Prediger entwirft, verdienten wohl noch eingehendere Beachtung; es ist doch interessant, dafs Handwerker und Kaufleute ihren Zehnten vom Nettoertrag berechnen dürfen, für Bauern dagegen der Bruttoertrag als Mafsstab dient (S. 40, 56) u. s. w.

Die Sprache des Werkes wird ebenfalls nur gestreift, und zu einer sicheren Dialektbestimmung ist sie natürlich nicht zu verwenden. Doch ist mir aufgefallen, dafs sie im allgemeinen Wycliffe und Pecock weit näher zu stehen scheint als der hauptstädtischen Urkundensprache, und dafs südliche Elemente recht stark darin vertreten sind. Falls der Verfasser dem zweiten Bande ein Glossar beizugeben vorhat (und manche Ausdrücke bedürfen der Erklärung), richtet er sein Augenmerk hoffentlich auch auf Formen, deren Vorkommen für die Sprache des 15. Jahrhunderts bedeutsam ist.

Die Richtigkeit des Textes kann ich hier natürlich nicht prüfen. beryin S. 64 9 dürfte Schreib- oder Druckfehler sein, ebenso Jist S. 96 30 statt gif, be S. 97 26 statt pou oder be. Dagegen ist perlyous S. 8 15 (tilge

das sic!) unzweifelhaft die echte Lesart, sie findet sich auch in den Paston Letters I 114. Grofs-Lichterfelde.

Wilhelm Dibelius.

Mandell Creighton, The age of Elizabeth. In gekürzter Fassung für den Schulgebrauch herausgegeben von Dr. Philipp Aronstein, Oberlehrer am städtischen Progymnasium zu Myslowitz. I. Teil: Einleitung und Text. II. Teil: Anmerkungen. Preis zus. M. 1,50. 176 S. Hierzu ein Wörterbuch (86 S.). M. 0,80. Leipzig, Verlag von G. Freytag, 1900.

Es war gewils ein guter Gedanke, dieses Werk des inzwischen (14. Januar 1900) im Alter von 58 Jahren verstorbenen Bischofs von London als Einleitung zur Shakespeare-Lektüre für die Schule zu bearbeiten. Der Herausgeber hat, um die für eine Schulaufgabe erforderliche Kürze zu erzielen, im wesentlichen einfach diejenigen Teile aus Creightons Geschichtswerk herausgenommen, die sich speciell mit englischer Geschichte befassen. Der Abdruck ist, soweit ich ihn durch Stichproben geprüft habe, korrekt; unbedeutende Änderungen sind eine notwendige Folge der Kürzung, und da es sich um kein wissenschaftliches Werk, sondern um ein Schulbuch handelt, brauchen sie nicht verzeichnet zu werden. S. 57 19 lies subjects, S. 141 2 Thomas a Becket.

41 Seiten Anmerkungen geben hauptsächlich sachliche Erklärungen. Gegen diesen Teil der Ausgabe, der die Anmerkungen enthält, ist aber eine principielle Einwendung zu machen. Aronstein hat meines Erachtens in zahlreichen Fällen aus seiner Absicht, eine Einleitung zur ShakespeareLektüre zu schaffen, nicht die nötigen Konsequenzen gezogen. Denn dazu gehörte dafs er bei jeder sich nur bietenden Gelegenheit auch auf Shakespeare verwies, um dem Schüler auf Schritt und Tritt die Fäden zu zeigen, die Shakespeare mit der zeitgenössischen Litteratur und Geschichte verknüpfen. Wenn der Herausgeber befürchtete, den Umfang seiner Ausgabe zu sehr zu vergröfsern, so brauchte er nur ganz kurze Andeutungen zu geben und die weitere Erklärung dem Lehrer überlassen. Einige von den Fällen, die ich im Auge habe, seien im folgenden vorgeführt: Wenn der Herausgeber (zu S. 109 28) Holinshed als eine Quelle Shakespeares charakterisiert, hätte er es auch bei William Camden (zu 110 12) thun sollen. Bei der Erwähnung von Ben Jonsons Every man in his humour (zu 126 2) konnte darauf aufmerksam gemacht werden, dafs Shakespeare 1598 in diesem Stück als Schauspieler aufgetreten ist. Zu Greenes Groatworth of Wit (zu 118 21) waren der Beziehungen Shakespeares zu diesem Pamphlet zu gedenken. Bei Machiavelli (zu 120 4) wäre es sehr passend gewesen, mit wenigen Worten auf die anderen machiavellistischen Charaktere in der elisabethanischen Litteratur und besonders in Shakespeares Dramen zu verweisen. An der Stelle, wo von Medina Sidonia und der Vernichtung der Armada die Rede ist, konnte die bekannte Talbot-Scene in Heinrich VI. angeführt werden. Wenn

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bei der Besprechung von Francis Bacons Bedeutung (zu S. 113 12) die Bacon-Frage mit Stillschweigen übergangen wird, so kann man, vorausgesetzt dafs dies bewufst geschehen ist, darüber vielleicht verschiedener Meinung sein. Ich glaube, die Erwähnung würde nichts geschadet haben. Ausserdem habe ich folgendes zu bemerken: In der Anmerkung zu GlasIn gow (zu 43 22) empfiehlt sich die Hinzufügung der Einwohnerzahl. der Note zu 46 5 über shame and disgrace heifst es statt 'Der Gebrauch zweier Worte' besser 'Der Gebrauch zweier Synonyma'. In der Bemerkung über Archbishop Parker (zu S. 52 23) sollte auf Seite 109 des Buches verwiesen werden, wo Creighton ausführlicher von ihm spricht. Hier konnte auch gesagt werden, dafs sich die wertvolle Handschriftensammlung Parkers nun als ein Vermächtnis im Besitze des Corpus Christi College zu Cambridge befindet. Die Anmerkung des Herausgebers zu 73 31 lautet: 'gown ist ein Talar, ähnlich wie der unserer Richter und Geistlichen'; besser hiefse es: 'gown ist ein nach dem akademischen Grade verschiedener Talar' etc. Warum wird dem Schüler in der Anmerkung zu 109 15 der englische Ausdruck für reimloser Vers blank verse verschwiegen? - Bei der Bezeichnung der Aussprache der Eigennamen ist mit grofser Ungleichheit verfahren. Während bei ganz einfachen Wörtern, wie z. B. Stirling (S. 30 26) oder Tudor (S. 92 18), die Aussprache angegeben ist, sucht man sie bei schwierigeren Wörtern, wo sie viel nötiger gewesen wäre, vergebens. So möchte ich bezweifeln, ob dem Schüler die Aussprache von Wörtern wie Fitzgerald (77 21), Cleopatra (102 1) u. a. so geläufig ist, dafs sie eine nähere Angabe entbehrlich macht.

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Das dem Bändchen beigegebene Wörterbuch von 86 Seiten schliefst nur ganz bekannte Wörter aus. Bei der Durchsicht ist mir folgendes aufgefallen: S. 16 wird die Form cherubim angeführt, ich habe nur cherubin im Texte gefunden; es liegt also entweder ein Druckfehler vor, oder die letztere Form ist vergessen worden. Versehen oder Druckfehler liegen ferner vor in der Angabe der Betonung bei den Wörtern to correspónd (nicht córrespond) und Westmoreland (nicht Westmoreland). Das Wort salt habe ich in England nur noch mit der Kürze gehört, die auch Sweet angiebt. Literature mit [-tj-] klingt geziert, besonders signature mit [-ts] gegenüber.

Die Ausstattung der Ausgabe ist die bekannte der Freytagschen Sammlung, schöner Druck, gutes Papier, dauerhafter Einband. Eine Karte von England scheint aus Creighton übernommen zu sein, sonst wäre zu wünschen, dafs die im Buch vorkommenden Orte auch wirklich auf der Karte verzeichnet würden. Das Titelbild zeigt uns die Königin Elisabeth, ich kann es nicht als sehr gelungen betrachten, man vergleiche nur dasselbe Bild in Mandell Creightons Queen Elizabeth (Ausg. London, 1899). Unangenehm aufdringlich und störend wirken die der Ausgabe und dem Wörterbuch vorgebundenen Reklameseiten der Verlagsfirma.

Wenn der Herausgeber seine Ausgabe bei einer Neuauflage einer Durchsicht unterzieht, wird er dessen Brauchbarkeit wesentlich erhöhen können. Berlin. Heinrich Spies.

Shakespeares Tempest nach der Folio von 1623 mit den Varianten der anderen Folios und einer Einleitung herausgegeben von Albrecht Wagner. Berlin, Emil Felber, 1900. Preis (ungebunden) M. 2.

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Dieses Buch sauber und schön gedruckt auf gutem Papier bildet das 6. Heft der 'Englischen Textbibliothek', herausgegeben von Prof. J. Hoops. Der Verfasser, Professor an der Universität Halle-Wittenberg, der uns zur Genüge bekannt ist als Herausgeber von kritischen Texten von Marlowes Tamburlaine, Jew of Malta, Shakespeares Macbeth u. s. f., bietet uns hiermit in dankenswerter Weise einen getreuen Abdruck des Foliotextes vom Sturm (nebst Varianten und Einl.) und erfüllt somit einen Teil seines Versprechens: 'andere Stücke folgen' zu lassen, wie in seiner Einleitung in der erwähnten Macbeth - Ausgabe (1890) zu lesen war. In der Ankündigung zur Englischen Textbibliothek auf der Umschlagseite werden wir versichert: 'Auf einen streng kritischen Text wird das gröfste Gewicht gelegt werden. Die wichtigsten Sinnvarianten werden, soweit es nötig erscheint, am Fußse der Seiten gegeben werden. Wo sachliche Erläuterungen erforderlich sind, stehen sie am Schlufs.' Diesmal scheint der Herr Verfasser vom Programm abgewichen zu sein. Es finden sich nämlich mehr als die wichtigsten Sinnvarianten, und sachliche Erläuterungen zum Verständnis des Textes fehlen ganz. 'Die Ausgaben der Englischen Textbibliothek sind in erster Linie für den Gebrauch auf den Universitäten, sowie für alle diejenigen bestimmt, denen es um ein wissenschaftliches Studium der englischen Litteraturgeschichte zu thun ist.' Professor Wagner denkt speciell an Mitglieder der englischen Seminare an deutschen Hochschulen (vgl. p. XXIII). Es lohnt sich also, eine eingehende Besprechung, bei der auch allerlei naheliegende Fragen mit erörtert werden sollen, vorzunehmen. Ich wende mich zuerst zu der Einleitung, die, aus 26 Seiten bestehend, die Entstehungszeit, litterarische Einflüsse, Überarbeitungen und Fortsetzungen von Shakespeares Tempest und den vorliegenden Text behandelt. Hiermit werden uns die wichtigeren Probleme, die sich an den Sturm knüpfen, genannt. In den Ausführungen stützt sich Professor Wagner im wesentlichen auf Furness. Zuerst untersucht der Herr Verfasser den terminus a quo und findet ihn bestimmt durch das Erscheinen des Jourdanschen Traktats (1610), den er später (p. XIV) als eine Quelle des Stückes angiebt. Ich meine dagegen nicht die Publikation dieses Pamphlets, sondern höchstens das Bekanntwerden (in England) der Abenteuer des Sir George Somers und seiner Genossen bildet die obere Grenze, wenn Shakespeare dieses Ereignis im Auge hatte. Um diesen Satz näher zu begründen, werden wir die Frage beantworten müssen: 'Welche Züge in Shakespeares Tempest erinnern an den Schiffbruch auf den Bermudas-Inseln, und welche Züge deuten speciell auf eine Bekanntschaft des Dichters mit dem vielgenannten Jourdanschen Traktat?' Wenn es im folgenden erscheinen sollte, als ob ich einige Fragen mit einer Genauigkeit untersuche, die nicht im Ver

hältnis zum Gegenstand steht, so bemerke ich im voraus, dafs ich bei meiner Untersuchung mancher unrichtigen Bemerkung, mancher schwankenden Meinung begegnet bin, die es mir nicht erlaubten, diese günstige Gelegenheit vorübergehen zu lassen, einige Resultate selbständiger Untersuchung niederzulegen. Einiges hoffe ich ein für allemal festgestellt zu haben. Bin ich manchmal unsicher, so liegt das nicht an mir. Ich halte es für richtiger, etwas Unsicheres als unsicher zu bezeichnen als Partei zu ergreifen mit Gründen, die sich immer leicht einstellen.

Die Bermudas-Inseln waren allerdings schon lange vor Somers' Schiffbruch (1609) entdeckt worden, aber für äufserst gefährlich für alle Seefahrer angesehen und deshalb 'the isle of the devils' getauft und für verzaubert erklärt worden. Erst durch das Bekanntwerden der Abenteuer des Admirals Somers und seiner Leute auf den Bermudas, die man bis dahin mit aller Sorgfalt gemieden hatte, waren diese Inseln in den Vordergrund des Interesses gerückt. Die Beschreibung des Sturmes und des Schiffbruches im Tempest; die Erwähnung der 'still-vex'd Bermoothes'; der Umstand, dafs die verzauberte Prospero-Insel lieblich und schön ist (obwohl sie den Gestrandeten wüst und unbewohnbar schien, Akt II, i, 35 ff.); Verschwörungen unter den Geretteten — erinnern an jene BermudasAbenteuer. Da die Kommentatoren die Ähnlichkeit zwischen Shakespeares erwähnten Sturm-Partien mit dem Sturm und Schiffbruch des Admirals Somers nachdrücklich betonen, darf ich mich nun unmöglich mit einem Hinweis auf Malone (Shakesp. varior. edit. XV, 415), der diese Frage bis ins Detail untersucht, begnügen, sondern hebe hier die Punkte kurz hervor, die sowohl dem Sturm in der Dichtung wie dem wirklichen Sturm auf den Bermudas gemeinsam sind: Der Sturm, in dem des Admirals (bezw. des Königs) Schiff von dem Rest des Geschwaders getrennt wird und verloren scheint, das St. Elmsfeuer (vgl. Tempest I, 1, 196 ff.), der Umstand, dafs einige Seeleute vor Müdigkeit einschlafen, dass man alle Hoffnung aufgiebt und Abschied voneinander nimmt, und die schliefsliche Rettung der gesamten Besatzung. Es soll natürlich nicht gesagt sein, dafs einige Züge aus dem Somersschen Sturm, die auch bei Shakespeare wiederkehren, nur für jene Bermudas - Ereignisse charakteristisch seien. Es gab gewifs auch Stürme vor und nach dem Somersschen, in denen St. Elmsfeuer zu sehen war, oder in denen die Mannschaft keine Hoffnung auf Rettung mehr hatte u. s. w. Man wird sich aber ungern dem Eindruck verschliefsen, dafs hier ein innerer Zusammenhang vorliegt.

Sidney Lee und Douce glaubten noch andere Züge gefunden zu haben, die dem Tempest und jenen Bermudas - Ereignissen gemeinsam sind. Ihre Ausführungen beruhen aber auf Irrtum. Douce hat in seinen Illustrations of Shakespeare folgenden Satz: 'a sea-monster in shape like a man had been seen, who had been so called after the monstrous tempests that often happened at Bermuda'. Der letzte Teil des Satzes ist ganz unsinnig. Douce hat nämlich den Bericht (abgedruckt bei Lefroy 'Memorials of the Bermudas' p. 102) mifsverstanden: This name was given

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