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Weltlitteratur und Litteraturvergleichung. Von Ernst Elster

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George Borrow. Von Georg Herzfeld

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Dichter und Darsteller. Herausgegeben von Rudolf Lothar. I. Goethe.
Von Georg Witkowski. (Rudolf Lehmann)

201

Jörg Grünwald,

ein dichtender Handwerksgenosse des Hans Sachs.

Uhlands Abhandlung zu seinen Volksliedern (Schriften zur Gesch. d. Dichtung u. Sage, 3, 1866, S. 454 ff., vgl. S. 549) schliefst einigermassen überraschend, doch äusserst wirkungsreich mit sehr voll und schön ausklingenden, wenn auch unerwarteten Wendungen, welche jeden Freund echter Volksdichtung in das tief geheimnisvolle Dunkel des Waldes locken und ihn zu stiller Einkehr, zu nachdenklicher Betrachtung, zu wehmütiger Sehnsucht wunderbar stimmen. Nur ein Dichter von so echt deutschem Gemüt, von so urvölkischer Gesinnung wie Uhland, nur ein solcher Kenner und Kündiger der deutschen Volksseele vermochte so stimmungsvolle Schlufsaccorde zu finden.

ist

Das Lied 'Mir liebt im grünen Maien' u. s. w. (Volksl. Nr. 59) so lauten die letzten Töne der Melodie von jenem gewaltigen Hymnus, den unser trefflicher Uhland über das Volkslied verfafst hat der vollständigste und innigste Ausdruck des Glaubens, dafs der Bund der Herzen im Himmel geschlossen werde; im grünen Mai, dessen die ganze Christenheit froh ist, denkt der Dichter an die fern von ihm unter Blumen wandelnde Geliebte, die er schon im sehnsuchtsvollen Herzen kennt und fühlt, die ihm aber erst durch Gottes Gabe zur rechten Stunde werden und so auf ewig die Seinige sein wird. ... Auf einem alten Flugblatt ist diesem Lied ein Name unten angedruckt: Georg Grünewald. Nach einer Schwänkesammlung aus der Mitte des 16. Jahrhunderts hiefs Grünewald ein Singer am Hofe des Herzogs Wilhelm von München, 'ein berühmter Musikus und

Archiv f. n. Sprachen. CVII.

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Componist', dabei 'ein guter Zechbruder' (Vl. Nr. 238). In letzterer Eigenschaft und nach sonstigen Verhältnissen wird er weiterhin zu besprechen sein. Hier ist zu beachten, dafs die Lieder der zuletzt abgehandelten Gattung zum gröfsten Teil ein gewisses Handzeichen an sich tragen, welches den Namen Grünewalds durchblicken läfst, dafs sie, wie in den Gedanken und der Sinnesart, so auch in Ausdruck und Rhythmus durchaus zusammenhängen und am Schlufs eines kleinen Gedichtes von gleichem Tone Jörg Grünewald sich offen nennt. Jenes Wahrzeichen aber besteht darin, dafs öfters und zumeist am Ende der Lieder, mitunter etwas befremdlich, des grünen Waldes Erwähnung geschieht. ... Aus dem grünen Walde stammt die alte, naturtreue Volksdichtung, der letzte Sänger dieser Weise geht in den grünen Wald wieder auf.

Ein späterer Zusatz lautet: Man kann sich im grünen Walde verirren, aber Jörg Grünewald ist ein Name, der seine Stellung in der Geschichte des deutschen Liederwesens anzusprechen hat.

Über die Lebensumstände dieses von Uhland aus dem Dunkel gezogenen Mannes ist bisher nichts bekannt geworden; nur eine von Wackernagel aus 'dem auf der Hamburger Stadtbibliothek liegenden handschriftlichen Cronickel der Wiedertäufer' ermittelte Notiz hat blitzähnlich ein grelles Streiflicht auf den Volksdichter geworfen, der Uhlands Aufmerksamkeit wie mit Zaubergewalt schon vorher zu fesseln vermocht hatte. Bei Ph. Wackernagel, Das deutsche Kirchenlied, Bd. 3, 1870, S. 129, liest man:

'Anno 1530 ist der Brueder Geörg Grüenwaldt, ein Schuester, ein gar in Gott eüfferiger Brueder vnd Diener Jesu Christi, zu Kopffstain vmb der Göttlichen Warheit willen gefangen, zum Todt verurtelt vnd verbrannt worden, ganz bestendig im glauben. Er hat das Lied, so anfangt "Kombt her zu mir | spricht Gottes Sohn" newgesungen vnd gedichtet.'

Ob das Ergebnis, worauf allein Wackernagel bei Mitteilung dieser Stelle hinzielte, worauf es ihm lediglich ankam, wirklich daraus abgeleitet werden könne, ob dabei der Name des Verfassers für das altberühmte Kirchenlied unzweifelhaft ermittelt sei, wird sich so lange wohl in Frage ziehen lassen, bis erwiesen ist, dafs das Wort 'neugesungen' unzweideutig nur ursprünglich

verfassť, nicht aber 'neuerdings umgesungen' bedeuten könne (vgl. noch Wackern., Kirchenl. 1, S. 748; Fischer, Kirchenlieder-Lexikon 2, S. 12; Böhme, Altd. Liederb. S. 746; u. a.); dafs aber in diesem dichterisch begabten Schuster und Wiedertäufer der von Uhland mit besonderer Auszeichnung und starkem Nachdruck hervorgehobene Verfasser volksmäfsiger Lieder gefunden sei, kann wohl nicht bezweifelt werden. Durch die kurze Bemerkung der wiedertäuferischen Chronik gewinnt die eigenartige Persönlichkeit vor unseren Augen Leben und greifbare Gestalt, und unsere Teilnahme wird rege, unsere Wilsbegierde steigert sich bei der Nachricht von dem Verbrennungstode, welchen der begabte Volksmann zu Kufstein erleiden musste. Um so lebhafter wünscht man, die dichterischen Bruchstücke, die nicht zugleich mit dem Leibe des Ketzers ausgerottet werden konnten, nach Möglichkeit unter den Trümmern zerstörungswütiger Zeiten hervorgesucht und zusammengestellt zu sehen.

In Uhlands Volksliedern trifft man einen Grünwald nur in jenem aus Wickrams Rollwagenbüchlein entnommenem Schwank, der den Herausgebern des Wunderhorns bezeichnend genug für das Wesen des Volksgesanges erschien, um von ihnen sogleich vorn an die Schwelle ihres Werkes gleichsam zur Einweihung des Heiligtums gesetzt zu werden. Da jener Schwank 1530 gespielt haben soll, also in demselben Jahre, in welchem der Wiedertäufer Grünwald verbrannt wurde, da ferner bei dem Grünwald des Schwanks ein unzweifelhaft gültiger Vorname nicht genannt ist und der Geschlechtsname nicht gerade zu den seltenen gehört, so ist es äusserst unwahrscheinlich, dafs jener 'Musikus und Componist', der in Diensten des Herzogs Wilhelm von München stand, mit dem anderen Grünwald zusammenfalle, wenn er sich auch in jenem Schwank allerdings als fertigen Poeten ausweist. Es wirkt überraschend und erscheint bewundernswert,

Es giebt auch einen späteren Dichter Georg Grünwald, der mit unserem hier nicht verwechselt werden darf, um 1660 Bürgermeister von Dransfeld bei Göttingen, Verfasser der Dransfelder Hasenjagd; vgl. ‘Histohrge von den Hasenmelckers un Asinus - Freters, vertelt von Georg Grunewalt. Vom neuen herausgegeben durch Carolus Nordhusanus. Sondershausen, 1835.' Vielleicht beruht die Namensgleichheit auf einer an den wiedertäuferischen Schuster anknüpfenden Familientradition. Beide

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