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entdecken, wodurch Pope den leichtesten Anlaß zur Beschwerde hatte; aber seine erstaunlich reizbare Natur war durch Vernunftgründe nicht zu beruhigen" (Stephen S. 56). Die nackte Tatsache, daß eine andre Übersetzung desselben Stoffes mit der seinigen zufällig gleichzeitig erschien, reizte seine ewig wache Eifersucht. Er witterte Addisons Teilnahme, zumal dieser Tickells Übersetzung die beste in englischer Sprache nannte. Der Streit brach offen aus: Pope erging sich in leidenschaftlichen Ausdrücken gegen den,,little senate“ bei Button's und betrat es nie wieder. 1719 ließ er sich in Twickenham dauernd nieder, und der erlauchte Kreis von Schöngeistern, den seine Gastfreiheit dort um ihn versammelte, entschädigte ihn vollauf für die Kaffeehausgesellschaft.

Von den übrigen Besuchern bei Button's werden am häufigsten genannt: John Hughes, Ambrose und John Philips, Tickell, Laurence Eusden, Charles Johnson, Arbuthnot, Carey, Colonel Brett und andre. Vielleicht gehören zu ihnen auch viele der regelmäßigen Mitarbeiter des ,, Tatler",,,Spectator" und,,Guardian". Ob auch Congreve, der zu Steele große Zuneigung gefaßt hatte, sich ihnen zugesellte, ist nicht bekannt.

Dennis lebte schon von 1710 ab in offener Feindschaft mit Addison, die sich 1714 nach dem Streit um „Cato" noch zuspitzte (Elwin 5, 81): „Er hatte die fundamentale Schwäche des „Cato" in dramatischer Hinsicht erkannt und sprach ohne Zweifel, wie es seine Gewohnheit war, vernehmlich und in lehrmeisterlichem Tone darüber in den Kaffeehäusern."

Tickell dagegen wurde durch ganz besondere Herzlichkeit Addisons ausgezeichnet. Ihre Beziehungen begannen schon, als der noch unbekannte Dichter in Oxford studierte. Mitte 1712 kam er nach London und wird von 1713 ab auch bei Button's verkehrt haben. Zwischen beiden herrschte ein besonders gutes Einvernehmen (Addisoniana 2, 29): „Addison liebte Tickell wie seinen Sohn und tat alles für ihn, wenn er ihm helfen konnte." In Nr. 23 des,,Guardian" sprach er warm von der,,noble Performance" seines Gedichtes,, To his Excellency the Lord Privy Seal" und druckte einleitende Verse von ihm vor seinem „Cato" ab. Noch 1715 war Tickell bei Button's Stammgast, wie aus einem Briefe Youngs vom 28. Juni hervorgeht. 1717 nahm Addison ihn als Privatsekretär mit

nach Irland und machte ihn kurz vor seinem Tode zum literarischen Testamentsvollstrecker, was Steele zu Tickell in offenen Gegensatz bringen mußte.

Garth bei Button's stellt eine kleine Zeichnung von Hogarth dar, wie er am Tisch steht, an welchem Pope sitzt.

Carey, der Dichter und Opernkomponist, war durch seine Beziehungen zu Pope ebenfalls,,one of Addison's little senate" (Dictionary of National Biography 3, 980).

Savage hat dahin einige Beziehungen durch Hill, der eine Sammlung seiner Gedichte herausgab und bei Button's eine Subskription eröffnete, von Johnson als eine damals,,very extraordinary manner" bezeichnet. Alle, die sich erboten, das Protektorat über diese Sammlung zu übernehmen, wurden um Hinterlassung ihres Namens gebeten. Als Savage wenige Tage danach das Kaffeehaus aufsuchte,,without expectation of any effect from his proposal", fand er zu seiner Überraschung 70 Guineen vor, die ihm infolge des Mitleids, das Hills pathetische Vorstellung geweckt hatte, zugesandt worden waren. Unter den Gönnern befanden sich Lord Gainsborough, Lord Mislington, der Duke of Rutland und neun Damen.

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Charles Johnson, bekannt dafür, daß jedes Jahr von ihm ein Stück erschien, war,,famous for being at Button's every day" und mußte wegen seines Körperumfanges von den andern Wits sich manchen Spaß gefallen lassen.

Addison und Steele zusammen führten einmal einen gelehrten Geistlichen, William Whiston, ein. Dieser Mann war wegen ketzerischer Anschauungen von seinem Lehrstuhl in Cambridge verjagt worden und hielt,,many astronomical lectures at Button's coffee-house, to the agreable entertainment of a good number of curious persons", wie er selbst in seiner Autobiographie schreibt (Aikin 2, 681).

VII. Über das Kaffeehaus in den moralischen

Wochenschriften.

Bis zur Jahrhundertwende etwa bewegt sich die Linie des englischen Kaffeehauses in aufsteigender Richtung: Drydens Genius brachte der sich entfaltenden Blüte die glücklichste Hülfe, Addison und Steele führten sie zur Reife. Sie wiesen das literarisch interessierte Publikum erst richtig auf die Kaffeehäuser hin und machten es mit ihnen durch die moralischen Wochenschriften vertraut. Das Leben in ihnen spiegelt sich im,, Tatler",,,Spectator" und,,Guardian" so haarscharf wieder, daß man es zur Zeit der höchsten Entwicklung nach den einzelnen Nummern genau rekonstruieren könnte.

1. Im,,Tatler".

Die oft zitierte erste Nummer des,, Tatler" vom 12. April 1709 verkündete das Programm der neuen Zeitschrift:,,All accounts of gallantry, pleasure, and entertainment, shall be under the article of White's Chocolate-house; poetry, under that of Will's Coffee-house; Learning, under the title of Grecian; foreign and domestic news, you will have from Saint James's Coffee-house." Diese Häuser standen im Brennpunkt des Interesses, und ihr Organ, ihr Sprachrohr, wollte der,, Tatler" sein. Steele gibt die Namen der damals bekanntesten Häuser wieder: White's in der St. James's Street bildete sich langsam zum vornehmsten aller Klubs heraus, Will's war noch immer der Träger eines klangvollen Namens, während sich im Grecian (in Devereux Court, Strand) die Mitglieder der Royal Society und der Gelehrtenwelt, im St. James's Steele und seine Gesinnungsfreunde aufhielten.

Welche Macht sie im literarischen Leben der Themsestadt darstellten, wußte er genau. Er selbst war ja ihr eifrigster Besucher und konnte seines Erfolges sicher sein, wenn er sie

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als Bundesgenossen hatte. Steele wußte auch (Cambridge History 9, 33), wie verworren und irregeleitet ihre politischen Redekämpfe oft waren dank der unverantwortlichen Zeitungen, die London überfluteten." Zu dem fortschrittlich gerichteten Mittelstande, der noch immer die Fesseln des Puritanertums nicht ganz abgestreift hatte, sprach er. Der in der englischen Literatur beispiellose Erfolg bewies ihm, daß er recht getan hatte, sich an die,,worthy citizens" zu wenden,,,who live more in a coffee-house than in their shops" (,, Tatler" Nr. 160). Schon aus dem folgenden Monat (vom 17. Mai 1709) in einem Briefe Wycherleys an Pope haben wir die Bestätigung für die Richtigkeit dieses Gedankenganges. Er schreibt:,,A whimsical new News-Paper call'd The Tatler, which I suppose you have seen" bilde das Tagesgespräch in allen Kaffeehäusern der Stadt. Die deutlichste Sprache aber redet der reißend schnelle Absatz von 4000 Nummern täglich.

An Hand der Kaffeehausüberschriften läßt sich die innere Linie der Entwicklung und die Stoffverteilung genau verfolgen. Von den 270 Einzelnummern des ,, Tatler" gruppieren sich unter White's Marke im ganzen 61 Artikel, unter Will's 58, unter St. James's 60, unter dem Grecian dagegen nur 14 und 203 unter,,From my own apartment“.

Manche von den Plaudereien Steeles mag in einem der vielen Kaffeehäuser an Ort und Stelle entstanden sein, was nicht zum wenigsten den Reiz ihrer Ursprünglichkeit ausmacht. Namentlich von den einleitenden tragen einige deutlich den Stempel von Kaffeehausunterhaltungen an der Stirn.

2. Im,,Spectator".

Am 2. Januar 1710/11 stellte der,,Tatler" plötzlich sein Erscheinen ein, was von allen seinen Lesern lebhaft bedauert wurde. Das hebt Gay in dem Pamphlet,, The Present State of Wit" vom gleichen Jahre sehr deutlich hervor, indem er sagt (Aitken, Steele 1, 253): „Sein Verschwinden schien wie ein allgemeines Unglück beklagt zu werden" und bemerkt, daß vor allem die Kaffeehäuser durch diesen Verlust am schmerzlichsten betroffen wurden; denn allein das eifrige Arbeiten des Herrn Plauderers hatte ihnen mehr Gäste zugeführt als alle ihre andern Zeitungen insgesamt."

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Genau zwei Monate danach sprang ein neues Blatt in die Bresche, der ,,Spectator": am 1. März stellte er sich dem lesenden Publikum vor. Die Einteilung des Stoffes nach verschiedenen Kaffeehäusern wird ganz fallen gelassen. Dafür verspricht der Herausgeber, „weil es keinen Platz gibt, wo man allgemein verkehrt, den ich nicht häufig durch mein Erscheinen auszeichne“, durch ihren regelmäßigen Besuch mit seinen Lesern in Berührung zu bleiben. „Manchmal", sagt der,,Spectator", ,,sieht man mich, wie ich meinen Kopf in eine Runde von Politikern bei Will's stecke und voll gespannter Aufmerksamkeit den Geschichten lausche, die in jenen kleinen Sammelpunkten erzählt werden. Manchmal rauche ich eine Pfeife bei Child's, und während ich auf nichts als auf den Postboten aufmerksam zu sein scheine, höre ich die Unterhaltung an jedem Tisch im Raum. Sonntag abends erscheine ich im St. James's und geselle mich manchmal den kleinen politischen Ausschüssen im inneren Zimmer bei wie einer, der dahin kommt, zu hören und zu bessern. Mein Gesicht ist gleicherweise sehr gut im Grecian, dem Cocoa Tree . . . bekannt, und manchmal gelte ich für einen Juden in der Versammlung von Effektenhändlern bei Jonathan's."

Im,,Tatler waren die Kaffeehäuser mehr der Rahmen, durch den das Ganze eingefaßt, gegliedert wurde: im „Spectator" gestaltet sich ihr Anteil an Zusammengehörigkeit mit dem Stoff noch inniger. Es spinnen sich viele neue feine Fäden vom Publikum zum Verfasser, der die Kaffeehäuser viel häufiger als Hintergrund benutzt, kleine Erlebnisse in einem von ihnen zum Anlaß nimmt, seine Betrachtungen daran anzuknüpfen. Die Beziehungen zwischen beiden nehmen eine etwas persönlichere Färbung an. So hatten die Leser des Mittelstandes, aus denen sich die Besucherschaft in erster Linie zusammensetzte, Gelegenheit, wie Hettner sagt,,,sich selbst und ihr ganzes bürgerliches Tun und Treiben im Spiegel der Dichtung genau so wiederzufinden, wie es in Wirklichkeit war, ohne Verschönerung und ohne Verzerrung, mit allen menschlichen Fehlern und Schwächen und doch im innersten Grunde durchaus wacker und tüchtig". Die unsterblichen Gestalten eines Sir Roger de Coverley und Will Honeycomb waren vermutlich auch Stammgäste irgendeines der Kaffeehäuser, in denen die

Westerfrölke.

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