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Mondes während dem heftigsten Treffen, welcher die größte und unerhörte Wirkung entsprach, sagen?

Was von Samuel, der niemals nicht groß war und immer das Größte gewirkt hat?

Was von meinem David, der an Frömmigkeit und Großmuth, seine Fehler abgerechnet, der Größte war und es in den Augen aller Edeldenkenden sein wird? was von jenem Worte, das nach meiner Meinung nicht nur Zeichen, sondern Frucht der größten Seele ist, wo, vom heftigsten Durste geplagt, er das Wasser nicht trinken wollte, welches drei Helden mit Todesgefahr mitten durch das Lager der Philister aus dem Brunnen Bethlehems geholt hatten: „Gott! es sei ferne von mir, daß ich das Blut dieser drei Edlen trinke! Es sei Gott geopfert, weil es Gottes würdiger ist, als meiner!"

Was soll ich von der mehr als königlichen Größe Nathan's, Elias, Jesajas, Hiskias, Josias, Daniel's und seiner Mitgefährten sagen?

Vom Zeitmangel gedrungen getraue ich mir kaum, ihre Namen zu nennen. Aber selbst die engen Grenzen der Zeit sollen mich nicht abhalten, einige Augenblicke dem Andenken der größten Männer zu weihen, die wir unter dem Namen der Apostel kennen, und auch dem Andenken ihres und unsers ewig anbetungswürdigen Oberhauptes.

O, die großen Männer, größer als die Größten, die stets voll vom Geiste Gottes über den Wogen zeitlicher Dinge und Sorgen wandelten, sich durch höhere Betrachtung zu himmlischen und ewig dauernden Dingen erhoben und mit tiefen Seufzern und den wärmsten Wünschen in den Himmel selbst emporzufliegen suchten!

O, unsterbliche Männer, unsterblicher als Alle, die die Welt unfterblich nennt, die eins und dasselbe immer gedachten, wünschten, verfolgten, ergriffen!

O, wahrhaft himmlische, wahrhaft englische Männer, die nur Himmlisches predigten, nur Ewiges empfahlen, nur Göttliches thaten und Geistiges und Beseligendes sprachen!

O, ihr immer größten Männer! wenn ich auch nie groß werden kann, so kann ich durch Betrachtung euers Lebens und euerer Thaten euch mich alle Tage nähern.

Was kann ich endlich von dem ewig Einzigen Würdiges sagen? • Das Größte, vom Größten gesagt, scheint das Geringste zu sein.

Was von seinem Uebermaße von Weisheit und Liebe, von seiner hell leuchtenden und Alles durchdringenden Weisheit, Vorsehung, Ahnung und göttlichen, sich stufenweise mehr offenbarenden Macht?

Was von der reinsten Reinheit seiner Seele, von der Heiligkeit seines Lebens, von seinen unzählbaren großen Thaten und Wirkungen, die größer als die größten Thaten der größten Männer find?

Welche Beredsamkeit, welche Mannigfaltigkeit der ausgesuchtesten Worte, welche Weisheit der Sterblichen wird je ein Bild zeichnen, das des Größten und Einzigen würdig wäre?

O, des Einzigen, der Alles in fich begreift!

O, Kind und Held! Knecht der Knechte und König der Könige! O, der allmächtigen Sanftmuth! o, der bescheidenen Majestät! O, der Summe des Universums und der Zierde und des Musters aller Guten und Gerechten, der mit Einem Worte mehr bewirkt, als die mächtigsten Umwandler der Dinge, der mit einer einzigen Fingersbewegung Rich Alles unterwarf, der mit Einem Blicke in alle Eingeweide der Dinge und des Menschen hineindrang und mit dem leiseften Berühren Krankheit und Elend vernichtet hat!

O, des ewigen und über alles Lob erhabenen Fürsten der Kinder Gottes, der Alles, was Menschennatur tragen und nicht tragen konnte, vor seinem Vater stille und allein trug, der, der Reinste von allen Sünden, die Sünden aller Sünder, die Leiden aller Sterblichen, den Tod aller Todten und Sterbenden und die Bangigkeit aller Beängftigten litt und verschlang, daß er mit Recht der Mittler, Regierer, König und Erlöser, das Heil Aller würde!

O, des Einzigen, der, obgleich der Schein wenig versprach, in

wenigen Jahren mehr zu Stande gebracht hat, als tausend Mal taus send weise und königliche Menschen!

Nicht wie der Mond unter den geringern, leuchtenden Himmelskörpern, nicht wie die Sonne unter den irrenden Sternen, nicht wie ein König unter seinen Unterthanen, nicht wie der Gekrönte unter den Krönenden, nicht wie ein Held unter den Starken und Großmüthigen, sondern wie der Mensch der Menschen, wie der Herr der Herren, wie der Allmächtige unter den Sterblichen, wie Alles für Alle unter Verlornen, damit sie nicht verloren gingen, stand, ging, verweilte Er; er that Alles, was zu thun war, litt Alles, was zu leiden war, that Alles aufs Beste; schritt vom Größten zum Größern fort, umfaßte alle Alter, alle Völker, alle Jahrhunderte, alle Indis viduen und Momente mit gleicher Leichtigkeit; sah auf nichts, als den Willen dessen, der ihn gesendet hatte; haßte nichts, als was seinem Vater entgegenstritt; suchte nur die Ehre seines Vaters; dürs ftete nach nichts, als nach dem Heile Aller; lebte und starb allein und ganz für Alle.

O, Alles, was je einmal den Namen von Größe sich angemaßt oder von den Zeitgenossen und den Nachkommen erhalten hat, was ist es anders, als Schatten neben der Sonne? als ein Tropfen gegen das Meer? als ein Funke aus einer Feuersbrunst?

Ich erstaune! ich falle in Nichts zurück! ich bete an, der ich nicht würdig bin, den göttlichsten Namen auszusprechen! D, menschlichster Gott, der Alles in fich begreift! dir sei das göttliche Lob und die Liebe und die Anbetung zur größten Ehre des Vaters durch den Hauch des heiligsten Geistes! Amen.

Lavater's Schriften. IV.

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Christliche Gedanken.

In wenigen, heiligen Momenten aus tiefer intuitiver Ueberzeugung und Herzensdrang niedergeschrieben.

(Aus dem Englischen.) ›

1.

In einem Augenblicke stillen, tiefen Nachdenkens fiel ich einst auf den Gedanken, mir die Idee (Vorstellung, Begriff) von Christus aus der Zahl der Wesenheiten oder aus der Reihe meiner Vorstel Jungen zu abstrahtren; sogleich war es mir, als ob Alles um mich verschwände und ich ganz allein in ein ödes Chaos oder vielmehr in ein vollkommenes Vacuum (Leerheit) entrückt wäre, ohne mich an irgend etwas halten oder anlehnen zu können und ohne einige Aussicht einer Rettung aus dieser entseßlichen Lage.

So schauervoll dieser Augenblick war, so sehr freute er mich nachher; denn er überzeugte mich, wie sehr mir Christus wirklich und buchstäblich Alles in Allem wäre und es jedem Menschen sein kann,

Ich spürte sogar deutlich die Vorstellung von einer Gottheit, die mit ihm mir gänzlich weggenommen ist; ich sah ein, wie sehr es wirklich nur durch ihn und in ihm ist, daß wir uns einen Begriff von Gott machen können, nach dem, was er selbst sagt: „Niemand kann zum Vater kommen, als nur durch mich," und: „Ich und der Vater find eins." Ich fühlte dieses in diesem Augenblicke auf eine ganz ausgezeichnete Weise.

Den 21. November 1786.

Anmerkung.

Ich habe diese Gedanken nachher hundert Mal und in sehr verschiedenen Momenten wieder durchdacht, und es ist mir leicht begreiflich, daß fie Jedem als fanatisch (schwärmerisch) vorkommen müssen, bet welchem Christus nicht so ganz in sein Gedankensystem verwebt und an alles Andere geknüpft ist, wie bei mir; bei welchem die Idee von Christus, dem gekreuzigten Nazarener, nicht der erste Hauptpunkt ist, von welchem er wenigstens bei allen seinen Vorstellungen und Ueberzeugungen, in Abficht auf die Religion ausgeht. Auch kann es sehr leicht sein, daß diese Gedanken mir ganz individuell und also jedem Andern unerreichbar find. Mir aber ist und bleibt diese Vorstellung höchst einleuchtend und zugleich die einfachste, sicherste Stüße aller meiner Ueberzeugungen oder vielmehr meiner Gefühle und Intuitionen. Besonders ist mir das äußerst klar, daß alle unsere metaphyfischen Vorstellungen von einer Gottheit bloße Abstraktionen, Negationen oder auch, wenn man will, Zusammenseßungen, Complexionen (nλngwoɛis) find, daß wir aber nur durch und in Christus allein eine positive einfache Vorstellung oder Idee, Intuition von Gott erhalten, die sich hinwieder zu den anthropomorphitischen, einzig nur für das Kindesalter des Menschengeschlechtes schicklichen Vorstellungen des patriarchalischen oder mosaischen Jehova verhält, wie der Schatten zu dem wirklichen schattenwerfenden oder reflektirten Körper.

Was Paulus von Gott überhaupt als von unserm Schöpfer und in Rücksicht auf unser natürliches, letbliches Leben sagt: „In ihm leben wir, bewegen wir une und sind wir“, dasselbe kann besonders von Christo gesagt werden in Rücksicht auf unser geistiges Leben, so wie es von ihm in diesem Sinne heißen kann, was David schon sagte: „Wenn du deine Hand aufthust, so werden fie mit Gutem gesättigt; verbirgst du dein Angesicht, so erschrecken fie u. s. f.“

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