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portes, ob auf eigenen oder fremben Schiffen, wahrlich sehr untergeordneter und leicht überwindbarer Natur sein; im Gegentheile ist es zu klar und zu einleuchtend, daß selbst unsere Schifffahrt in dem Maße an Ausdehnung und Bedeutung zunehmen muß, als unsere Production im Innern des Landes der Menge, Güte und Billigkeit nach im Stande sein wird, mit der unserer Nachbarn im Welthandel zu concurirren, und als sie den nothwendigen Drang fühlen und demselben auch Folge zu leisten sich bemühen wird, für diese ihre qualitative und quantitative Fähigkeit auf den Weltmärkten ihren Lohn zu finden. Wer uns aber den Ehrgeiz für ein solches Streben abspricht, die Nothwendigkeit, die eiserne Nothwendigkeit, als productives und abseßendes Volk uns Mittel und Geltung zu verschaffen, nicht einsehen will; die Fähigkeit und die Macht endlich zu reussiren; uns zu behaupten und unsere Interessen zu wahren, uns in Abrede stellt: der, meine Herren, verkennt und verleumdet absichtlich die unverwüstliche Zähigkeit, die neugeweckte Energie der österreichischen Völker, den unerschöpflichen Reichthum unseres Vaterlandes an allen Mitteln und Bedingungen eines mächtigen Industriestaates, und die erleuchtete und liberale Tendenz der gegenwärtigen. Regierung Desterreichs:

Meine Herren, es liegt der Tendenz meiner heutigen Mittheilung ferne, auch über die politische Bedeutung Marocco's für Desterreich zu sprechen; allein Eines erlauben Sie mir in Beziehung hierauf im Vorübergehen zu erwähnen: daß nämlich Desterreich, welches durch die Ereignisse von 1866 aus dem Mitbesitze der deutschen Häfen an der Nordsee verträngt und ausschließlich auf seine eigeren Häfen im adriatischen Meere angewiesen wurde, von nun an die commercielle Lekanntschaft (Kundschaft, wie man int täglichen Leben fagt), politische Achtung und nachbarliche Freundschaft der am mittelländischen Meere wohnenden Völker sich zu erwerben bemüht sein sollte. Es kann eines Tages die Zeit fommen, in der selbst die passive Sympathie oder Antipathie Marocco's, bas auf der anderen Seite der so hochwichtigen Meerenge von Gibraltar feste und sichere Puncte, bequeme Häfen, Wasserstationen, Provisionsmärkte u s. w. besist, einem öfterreichischen Kriegs- oder Handelsschiffe sehr viel nützen oder respective schaden könnte.

Wir wollen nun auf unser eigentliches Thema von heute übergehen, und die Ver Fehrsmittel, die Urproducte und den Erport Marocco's besprechen.

Was nun die Verkehrsmittel betrifft, wollen wir das heute in Bezichung auf Dolmetsche und Privat-Handelsagenten bereits Mitgetheilte uns noch einmal in's Gedächtniß zurückrufen, und uns einstweilen damit begnügen, in ihnen die künftigen Spediteure und verantwortlichen Bevollmächtigten österreichischer Handlungshäuser in Marocco zu erblicken, die uns der Mühe entheben, für den etwas langweiligen Transport auf Mauleseln und Kameelen, wie er im Innern Marocco's bis nach der Wüste Sahara, dem Sudan und dem Innern von Afrika hin stattfindet, selber zu sorgen.

Worauf es uns hier zunächst anfömmt, ist zu wissen, auf welche Weise die Waaren en hier aus an jene unsere Vertreter gelangen können. Außer dem kostspieligen Landweg über Spanien und jenem zu Wasser über Triest, die wir ebenfalls bereits erwähnt haben, gibt es noch einen dritten über Marseille. Daselbst befinden sich zwei DampfSchifffahrts-Gesellschaften: die Messagerie Impérial und die Compagnie Maroquaine; lettere unter der Leitung des Herrn N. Paquet, den ich die Ehre habe persönlich zu kennen, die abwechselnd alle 10-12 Tage ihre Dampfer über Gibraltar nach Tanger, Casablanca, Masagan und Mogador aussenden und auf der Rückreise mit maroccanischen Rehproducten befrachten. Diese Marseiller Linien haben vor den Triestern den Vorzug, daß sie direct bis nach den wichtigen mareccanischen Häfen ihre Fahrten fortsetzen, dagegen ist ihr Frachtja ein viel höherer, und sind überdies die Spesen bis nach Marseille von hier zu Lande aus viel bedeutender, als nach Triest. Aus diesem öfenomischen Grunde und aus der Möglichkeit, daß frequente Frachtsendungen über Triest den österr. Lloyd bestimmen würden, die einmal bereits etablirten, später aber eingegangenen Dampfschifffahrtsverbindungen mit Gibral tar wieder in's Leben zu rufen, und auf diese Weise ein wahrhaft patriotisches Werk zu fördern, sollte der Versendung von Waaren über Triest ber Vorzug gegeben werden.

In Gibraltar selbst erlaube ich mir den Herrn Richard Cowell, Chef des englischen Großhandlungshauses Longlands, Cowell & Comp. und gleichzeitigen k. k. österr. Consul daselbst, als höchst liebenswürdigen und gefälligen, sowie einflußreichen und biederen Mann, der um die österreichische Segelschifffahrt zu Gibraltar große Verdienste sich erworben hat und nach mir gegebenen Versicherungen sich glücklich schätzen würde, auch um den österreichischen Handel mit Spanien und Marocco fich verdient machen zu können, auf das Beste zu empfehlen. Seine ausgedehnten Relationen mit eben diesen Ländern, seine glänzenden Vermögenszustände, der Besit eigener Dampfschiffe, die Gibraltar mit Marocco verbinden, setzen ihn in den Stand, dem österreichischen Handel nach dem Süden Spaniens und dem Norden Marocco's wesentliche Dienste zu leisten.

Außer diesem Herrn empfehle ich noch den Herrn Eduard Rocca, Spediteur und Handelsagenten zu Gibraltar, welcher sich mir ebenfalls zur Beförderung österreichischer Waaren nach Spanien und Marocco angeboten hat.

Die Sicherheit des Hafens zu Gibraltar, seine bequeme Lage gegenüber von Spanien und Marocco und der zollfreie Eingang von Waaren nach demselben haben. ihn von jeher zum Emporium für den Handel nach den zwei Nachbarländern gestaltet, und es ist daher nothwendig, für jedes Haus, das nach den letzteren Geschäfte zu machen gedenkt, in Gibraltar seine Vertreter oder Agenten zu befizen.

Durch den Einfluß, welchen Gibraltar und England überhaupt auf den matocca. nischen Handel von jeher ausgeübt haben, sind die Maße und Gewichte, die für europäische Industrieproducte in Marocco in der Regel gangbar sind, die englischen, nämlich die Yard für Gewebe und der englische Centner von engl. 112 Pfund für Massenproducte, ebwohl in neuester Zeit der französische Einfluß auch in der allmäligen Verdrängung dieser leßteren und in der Einführung des Meters und Kilos sich zu erkennen gibt.

Auch was die Münzsorten betrifft, gibt man heute dem französischen Gelde, namentlich den filbenen Fünf-Frankenstücken, den Vorzug; doch neben demselben behauptet sich noch immer, bəsonders im Detailverkehre, das spanische Geld, dessen harter Thaler, der Duro, 2 fl. 10 fr. Silber österr. Währ. im Werthe gleichsteht.

Was nun die Art und Weise der Zahlungen betrifft, die für angekaufte oder eingeschickte Waaren zu leisten sind, so geschehen diese gewöhnlich erst in 3-4 Monaten nach Anlangen der Waaren in Gibraltar oder einem Hafenplate Marocco's mittelst Baarsendungen an ein Gibraltarer Haus, oder eines Wechsels auf Marseille, Paris oder London, und auf dieselbe Weise bequemen sich maroccanische Kaufleute bei Zahlungen, die sie in Europa zu fordern haben. Ausnahmen von dieser Regel kommen allerdings vor, da wo sie im Vorhinein als Bedingungen hingestellt werden.

Die Handelssprache des Landes ist die spanische, doch kann man sich bei der fortschreitenden Bildung, zumal der jüdischen Kaufleute, auch der französischen, und für Häuser in Mogador auch der englischen Sprache bedienen.

Briefe müssen stets via Spanien und Gibraltar und in lateinischer Schrift nach den Handelsstädten Marocco's, nie aber via Marseille adressirt werden; weil sie senst nach Algerien geschickt würden und einen Zeitraum von 15-20 Tagen zur Erreichung des Adressaten brauchten, während auf obigem Wege, wie bereits erwähnt, ein Brief von Wien z. B. nach Tanger in 7-8 Tagen gelangen kann.

Der Briefverkehr im Innern des Landes läßt noch sehr viel zu wünschen übrig; nur in neuester Zeit haben die Generalconfulate zu Tanger ihre eigenen Laufccuriere zur sicheren Beförderung der Correspondenzen nach den verschiedenen Hafenstädten enga girt; man würde daher wohl thun, Briefe, die nach dem Innern des Landes bestimint find, zunächst an die Generalconsulate zu Tanger zu richten.

Meine Herren! Nachdem ich Sie mit dieser eigenthümlichen Analyse des maroccaischen Verkehrs gewiß gelangweilt habe, bitte ich Sie, mir im Geiste auf meiner Wanderung durch das große, schöne und variirende Maroccaner-Land zu folgen, um draußen, ferne vom menschlichen Treiben und Haschen nach Gewinnst, an dem Anblicke dieses prachtvollen, weitumspülenden Meeres, dort an den sanft und gewaltig sich erhebenden Hügeln und Bergen des kleinen und großen Atlas, hier an diesen fruchtbaren Thälern,

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diesen blüthenreichen Wiesen, dort an den immergrünen und duftenden Drangen- und Olivenbäumen, über uns an den wild umherschwärmenden Bienen und neben uns an dieser friedlichen und zahlreichen Heerde zu ergößen und an allen diesen Erscheinungen die geräuschlosen und geheimnißvollen Proceffe der ewig schöpferischen, ewig um ihre Söhne besorgten Mutter Natur anzustaunen!

Unmittelbar aus diesen segensreichen, im Ueberflusse stroßenden Werkstätten der heiligen Natur, ohne eigenen Fleiß, ohne eigenen Schweiß, trägt der arbeitsscheue Bebuine und Berber (im Gegensatze zum industriellen, intelligenten und thätigen Mauren und Städtebewohner) die „Producte feines Landes" zum Verkaufe an den „Ungläubigen“. Es gibt kein Land, auf welches das alte biblische Sprichwort: „wo Milch und Honig fließt", besser Anwendung fände, als eben auf Marocco. Zwischen der Meerenge von Gibraltar und der Wüste Sahara breitet es sich, vom mittelländischen und atlantischen Meere 300 Seemeilen weit umspült, in einer Flächenausdehnung von 24.500 Quadratmeilen aus, die heute kaum mehr als 8 Millionen Einwohner beherbergen, obwohl sein vortreffliches, deliciöses und constantes Klima im Norden, seine nächste Nähe zu Europa, sein überaus großer Reichthum an Rohproducten aller Art, seine Tausende von Hectaren noch unbebauten Landes gewiß Anziehungspuncte für fünftige Niederlasfungen von Europa her gewähren würden.

Unstreitig der wichtigste Ausfuhrartikel Marocco's ist die Wolle; von ihr werden zwei Hauptsorten unterschieden, die hier in Mustern vorliegen, von denen die bessere zu 140 Francs per Zollcentner loco Gibraltar, die schlechtere auf 65-106 Francs zu stehen kommt.

Die Gesammtausfuhr derselben beläuft sich ungefähr auf 60 80.000 Centner per Jahr, und der Zoll, der für selbe bei der Ausfuhr entrichtet wird, beträgt 10 bis 15 Francs per Centner *).

Nach der Wolle gebührt dem Olivenöle der Rang als wichtiger Exportgegenstand Marocco's. Hier zeige ich ein Muster, das ich der löbl. n. ö. Handelskammer bereits vor zwei Jahren einzuschicken die Ehre hatte, an welchem Sie die Qualität der maroccanischen Waare wahrzunehmen belieben. Die Quantität von Del, welche Marocco bei gut gerathener Olivenernte zu liefern im Stande ist, beläuft sich etwa auf 50-60.000 Centner per Jahr, obwohl es in diesem und im vergangenen Jahre durch die allgemeine Mißernte darauf angewiesen ist, seinen Bedarf durch Einfuhr aus der Fremde zu decken. Ich habe daher von hier aus die Preise unseres Rüböles nach dorthin bereits mitge= theilt und darf bei dem Mangel und hohen Preise, unter denen Olivenöl jezt in Tanger und Tetuan leiden, auf den Abschluß eines Geschäftes hoffen. Der Exportzoll für Del beträgt 7 Frcs. für jeden Zollcentner; an Import würden 8-10 Procent ad valorem zu erlegen sein.

Als nächstwichtiger Exportartikel verdient das Wachs erwähnt zu werden. Die durch 9 Monate im Jahre abwechselnd im Blüthenschmucke prangenden, mit füßen Früchten gesegneten und mit immergrünem duftigen Gebüsche und Gehölze bedeckten Abhänge des fleinen und großen Atlas zwischen Tetuan, Tanger, Fez und der reichen, noch unbekannten Riffküste auf der einen Seite, und zwischen der Stadt Marocco und dem Saume der Wüste Sahara auf der anderen, bieten die eigentlichen Schauplätze für die Taufende und Millionen von kleinen wunderbaren Werkstätten der ewig rastlosen und fleißig schaffenden Biene.

Der Reichthum Marocco's an Wachs und Honig ist unter den Mauren sprichwörtlich geworden und in der, in Symbolen und Gleichnissen sich gefallenden arabischen Sprache, so oft sie die Naturschönheiten des Landes besingt, ebenso sinnig wie richtig dargestellt.

*) Als Curiosum verdient hier bei Besprechung der Wolle erwähnt zu werden, daß Belgien fast ausschließlich in der Absicht, die aus Marocco bezogenen Sorten dieser Waare so rein und vollwichtig als nur möglich zu erhalten, fich veranlaßt gefunden hat, die belgische Generalconsulsftelle, die ehedem ebenfalls in fremden Händen sich befand, auf einen eigenen Unterthan zu über. tragen, der, wenn auch nicht persönlich, doch mittelst seiner Agenten in den Häfen und im Innern des Landes für die Erreichung obgenannten Zwedes, mit welchem das Gedeihen der belgischen Tuchfabrication in irgend einem Zusammenhange stehen sell, zu sorgen hat.

Bis jetzt werden jährlich an 10 15.000 Centner Wachs aus dem Lande ausgeführt, obwohl das Fünf- oder Zehnfache zu Stande gebracht werden könnte, wollte man nur alle in den Hainen und Wäldern wildlebenden Schwärme von Bienen aufsuchen und das durch Witterungseinflüsse sich verlierende Erzeugniß derselben rechtzeitig fammeln oder gar sich selber sorgsam mit der Bienenzucht abgeben.

Hier liegt ein Muster maroccanischen Wachses vor, welches heute zu Tetuan um den sonst für niedrig gehaltenen Preis von 165-170 Francs per Zollcentner à borde Gibraltar angeboten wird.

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Ich ergreife mit Freuden hier die Gelegenheit, des Wiener Großhandlungshauses 3. Miller und Comp., welches für die Gründung eines großen Geschäftes in diesem höchst wichtigen Handelsartikel seine Bereitwilligkeit und thatsächliche Unterstützung meinem Dolmetsch Herrn Coriat zugesagt, und sein ebenso lebhaftes Interesse für die Besser= gestaltung unserer Vertretungszustände in Marocco öffentlich ausgesprochen hat, hiermit dankbarst Erwähnung zu thun.

Der Ankauf des maroccanischen Wachses für Desterreich geschieht bis jetzt gewöhnlich auf englischen und französischen Märkten, wo es den Namen Mogador-Wachs führt, welches in der Regel 10, 15 bis 20 Percent Talg beigemengt enthält; es wird also hier ein gefälschter Artikel gekauft, der obendrein durch die Frachtspesen von Marocco bis auf jene Märkte, durch Lagerzins, Provision und Profit wenigstens um andere 10 bis 15 Percent vertheuert wird, und der, wüßten unsere Kaufleute nur, an wen sie sich mit Vertrauen in Marocco wenden dürften, direct von dort nach Triest geschickt werden könnte. Begegnen die Bestellungen, welche ein hiesiges Haus gemacht hat, noch einem gefüllten Markte in Tetuan, so dürfen wir hoffen, binnen Kurzem 2-300 Centner echten Tetuaner Wachses hier in Wien anlangen zu sehen. Als größter Consument des maroccanischen Wachses gilt Frankreich, welches in seiner Zündwaaren-Fabrication sich theilweise dieses Materiales an Stelle des bei uns gebräuchlichen Holzes bedient.

Dem Wachse wollen wir nun zunächst den Gummi Sandarac, eine andere maroccanische Drogue von Bedeutung, folgen lassen. Es gibt verschiedene Sorten je nach der Reinheit dieses Artikels, und hiernach richten sich die Preise; beste gewaschene und großkörnige Waare behauptet heute zu Tetuan den Preis von 40 Frcs. per Zollcentner à borde Gibraltar; die jährlich aus allen maroccanischen Häfen ausgeführte Quantität beläuft sich etwa auf 5-10.000 Centner, wobei sich jedoch Mogador und Tetuan zumeist an diesem Geschäfte betheiligen.

Mandeln erreichen in gesegneten Jahren die Exporthöhe von 10.000 Centnern und werden zu dem Preise von 55 Frcs. loco Gibraltar angeboten; doch wird die Ernte in diesem und vergangenen Jahre kaum die Bedürfnisse des eigenen Landes decken.

Die Billigkeit, die große Menge und die Süßigkeit der maroccanischen Feigen dürfte selbe für die Fabrication hiesiger Kaffee - Surrogate besonders empfehlen, und obwohl in diesem Jahre die Ernte, gleich der von Mandeln und Olivenöl, sehr schlecht ausgefallen und der Verbrauch im eigenen Lande an dieser Frucht an die Stelle des Brotes getreten ist, so halte ich es dennoch nicht für überflüssig, die hiesigen Fabrikanten im Vorhinein auf eben diesen wichtigen Artikel aufmerksam zu machen.

Desto besser sind die Datteln, Kinder der sengenden Wüste, die dem Mangel an Regen, an welchen Marocco schon seit 3 Jahren Noth leidet, widerstehen, in diesem Jahre gerathen. Die Maroccaner Datteln sind vorzüglich süß und zuweilen von der Größe eines Hühnereies; ras hier vorliegende Muster ist schon drei Jahre alt, seit welcher Zeit es im Schaukasten der n. österr. Handelskammer sich befindet, und obwohl es hart und eingeschrumpft ist, wird man an ihm noch die Vorzüglichkeit der frischen Waare erkennen.

Datteln dieser Sorte werden zu Gibraltar per 40 Frcs. der Zollcentner angeboten, doch gibt es gemeinere Sorten, welche von 30-35 Frcs. per Zollcentner verkauft werden. Vielleicht dürften auch Datteln als Kaffee-Surregat sich eignen, wofür dann Marocco in Jahren, wo es an anderen Nahrungsmitteln gesegnet ist, massenhaftes und auch billiges Material liefern könnte.

Diesen füßen und edlen Südfrüchten wollen wir nun naturgemäß die goldenen Hesperidenfrüchte, die Orangen und Citronen, folgen lassen, und obwohl der Bedarf für diefelben bei uns niemals groß, am größten aber erst im Sommer wird, zu einer Zeit,

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in welcher es kaum möglich wäre, die überfüßen Orangen Tetuan's und Larasche's selbst auf die Länge einer nur 10-12tägigen See- und Landreise zu erhalten, so gestattent Sie mir tennech, dieses Naturproduct Marocco's aus persönlicher Vorliebe hier ein wenig eingehender zu besprechen.

In Tetuan, meinem bisherigen Wohnsize, werden alljährlich von 2-3-4 Millienen Orangen ausgeführt, dech eben so viele gehen durch Elementarschäden, Wind und Regen insoferne für den Exporthandel zu Grunde, als die einmal lädirten, im Wachs. thum verkümmerten, und vorzüglich die abgefallenen für den Transport und die Ausstellung auf den europäischen Märkten sich nicht eignen. Solche Früchte kommen den Armen des Ortes zu Gute, welche sie dann zu Dußenden, um den Preis von etwa 10 fr. das Hundert, statt Brot verzehren.

Allein, mit der Erzeugung von ätherischen Oelen vom Hause und Fache aus vertraut, habe ich auf das Vorhandensein eines so billigen und massenhaften Rohmaterials in Tetuan eine Fabrik von ätherischem Orangen- und Citronenöl gegründet, welcher es nach vielen Mühen, bitteren Erfahrungen und Kämpfen meinerseits endlich gelungen ist, jährlich nach Europa, zumal Wien und Leipzig, 1015 Centner solcher Essenzen zu liefern, die einer Verarbeitung von 2—3 Millionen Orangen entsprechen. Ich lege Ihnen hier die Muster inciner eigenen Fabrik vor und erlaube mir überhaupt, nicht etwa aus speculativen Absichten, durch so lange Zeit von mir und meiner Industrie zu sprechen, sondern um manche junge unternehmende Männer, die denselben Drang, hinaus auf fremde Gebiete sich zu begeben, in sich fühlen, und Muth und Ausdauer genug sich zutrauen — mit Echwierigkeiten, Hindernissen, Oppositionen, Intriguen u. f. w., an welche ein Aufenthalt und ein Unternehmen in uncivilisirten Ländern, besonders wenn es Einem an dem nöthigen Echute fehlt so reich ist, zu kämpfen; ich sage, um solche junge Leute hiermit aufzufordern, ihr Glück in dem schönen Maroccanerlande auf diese Weise zu versuchen. Sie werden zumal in Tetuan von der Natur Alles vorbereitet und zusammengedrängt vorfinden, was zu den Bedingungen großer Essenz- und Parfüm-Fabriken, wie sie im Süden von Frankreich bestehen, gehört; cine überaus üppige Flora der wohlriechendsten und medicinisch wirksamsten Pflanzen, vorzüglich fruchtbaren Boden für die Cultivirung gewisser, für obige Zwecke nuhbringender Gewächse, außerordentlich billige Arbeitskräfte und Locale, und über Alles ein gesundes, vielleicht das gesundeste Klima der Erde, unter dessen wohlthätigem Einflusse, bei allen gegebenen Bedingungen von Hunger, Noth, Schmutz, Uebervölkerung u. s. w., wie sie dort in Tetuan angetroffen werden, Lungenentzündungen, Typhus, maligne Fieber u. f. w. nie vorkommen.

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Als andere bedeutende Exportgegenstände verdienen Häute, Schaf- und Ziegenfelle erwähnt zu werden; in diesen Artikeln machen Frankreich, England und Italien ganz bedeutende Geschäfte mit Marocco; namentlich ist es Frankreich, welches zur Fabrication von Handschuhen 50--80.000 Dutzend von Ziegenfellen allein aus Megador per Jahr bezieht. Um von der Schönheit und Solidität der in Marocco selbst gegärbten und gefärbten Schaf- und Ziegenfelle zu schließen, sollte man glauben, daß unsere Handschuhleder- und Galanteriewaaren Fabrikanten, welche ihre Rohwaaren erst nach Frankreich schicken, um sie dert so zu sagen ausarbeiten zu lassen, den Versuch nicht scheuen sollten, die Gewäffer von Tetuan und Rabat, allwo jene prachtvollen Marcquins fabricirt werden, zu prüfen, ob sie denn nicht gleich den französischen im Stande wären, die erwünschten Nüancen und Feinheiten, wie sie der europäische Markt erfordert, hervorzubringen, in welchem Falle dann ein enerm billiges Rohmaterial an Ort und Stelle angekauft, dort unter den billigsten Arbeits- und Miethsverhältnissen bearbeitet und dann fertig nach hieher geliefert werden könnte. Großen Aufschwung hat in den letzten Jahren der Export in dem Grase,,Esparto", das zur Fabrication des Papieres verwendet wird, nach England und Frankreich genommen.

Als fernere, zwar für Desterreich weniger belangreiche, doch immer nennens werthe Exportartikel mögen folgende Gegenstände angegeben werden:

Eichenrinde und Korke (die zwar gegenwärtig auf Befehl des Sultans — hoffentlich aber auf nicht lange Zeit die Häfen Marocco's nicht verlassen dürfen), wurden bis auf die jüngste Zeit nach Spanien und England in ganzen Schiffsladungen versendet, was die unbesonnenen und muthwilligen Gebirgsbewohner veranlaßt hatte, ganze Wal

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