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Inhalt: Vereins-Anzeigen: Woche vom 27. Jänner bis incl. 2. Februar 1868. S. 49.
Mittheilungen: Die Verkehrsmittel, die Urproduction und der Exporthandel Marocco's.
S. 50; Ein Wort der Erinnerung an Herrn Rudolph Edlen v. Arthaber. S. 59;
Ueber die Haushaltungsgegenstände auf der Pariser Weltausstellung. S. 62;
Englische
Gewichtseintheilungen. S. 66. Protocoll der Monatsversammlung vom 22. Jänner. S. 66.
Wochenversammlung am 24. Jänner. S. 19. Kleine Mittheilungen: Says zur La-
petenfabrication. S. 71; Shawldruck. S. 72;
Populäre Vorträge des n. ö. Gewerbe-Vercines. S. 72.

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Licitations-Ausschreibung. S. 72.

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Vereins-Anzeigen.

Versammlungen, Vorträge und Sizungen

des nied.-ößterr. Gewerbe-Vereines.

Woche vom 27. Jänner bis incl. 2. Februar 1868.

Montag, 27. Jänner. Sizung der besonderen Commission für die Aenderung der Statuten, um 6 Uhr Abends. Populärer öffentlicher Vortrag des Herrn

Prof. Dr. Ditscheiner: „Ueber Elektro-Magnetismus“ (Schluß), um 7 Uhr
Abends.

Donnerstag, 30. Jänner. Populärer öffentlicher Vortrag des Hrn. Prof. Dr. Pisko: „Ueber die neueren Wetteranzeiger", um 7 Uhr Abends.

Freitag, 31. Jänner. Sizung der Abtheilung für Vorträge 2c. um 6 Uhr Abends. Wochenversammlung um 7 Uhr Abends.

Programm: 1. Ueber den Perreau'schen Schmelzofen, vom Hrn. Prof. Dr. Alex. Bauer. 2. Die Wasserversorgung von Städten und Privatgebäuden, von Hrn. Ant. Freisler.

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Bur Ausstellung: 1. Amerikanische Oefen von Hrn. Friedr. Weeger.
2. Hausaltar von Hrn. Bildhauer Joseph Leimer. - 3. Der Ber-
reau'sche Schmelzofen und mehrere andere Gas-Heiz- und Ventilations-
Apparate von Hrn. E. Scheler & Co. 4. Erzeugnisse aus der
t. t. a. pr. Harmonica-Fabrik des Hrn. Wilh. Thie.

Sonntag, 2. Februar. Das Lesezimmer der Bibliothek ist für die Gewerbetrei benden, welche im Besize von Eintrittskarten sind, von 9—12 Uhr Vormittage und von 3-6 Uhr Abends geöffnet.

Mittheilungen.

Die Verkehrsverhältnisse, die Urproduction und der Exporthandel Marocco's. Von Dr. Maximilian Schmidl, k. t. Consular-Agenten zu Tetuan_in_Marocco *).

Meine Herren! Das Interesse, welches meinen an dieser Stelle gemachten Mittheifungen in Beziehung auf den maroccanischen Handel gelungen ist allenthalben anzuregen; die Aufmerksamkeit, welche eben diese Besprechungen nicht verfehlten, von Seiten der hohen Regierung und möglicherweise zur Bessergestaltung unserer ConfularVertretungszustände zu Marocco - auf sich zu lenken; so wie endlich die positiven, commerciell-wichtigen Resultate, zu welchen dieselben durch Anknüpfung von verschiedenen 3m- und Exportgeschäften hiesiger Handlungshäuser mit Tanger und Tetuan mittlerweile bereits geführt haben, veranlassen mich, nochmals vor Sie hinzutreten, um das hinzuzufügen und zu ergänzen, was zum Gesammtbilte Marocco's als Handelsstaates nothwendiger Weise gehört. Doch wage ich dies wiederum nur gestützt auf dieselbe Nachsicht und Güte, deren Sie mich bei meinem letzten Erscheinen gewürdigt hatten, zu versuchen, und ich erlaube mir hiemit, Sie um freundliche Gewährung derselben zu bitten. Meine Herren! In den mündlichen Unterhaltungen, welche ich Gelegenheit hatte, feit Veröffentlichung meines leßten Vortrages mit verschiedenen Herren zu pflegen, sind mir unter Anderem folgende Ansichten begegnet:

Erstens, daß der Handel Marocco's, wie ich ihn selber in Ziffern abgeschlossen hingestellt hatte, an Werth und Umfang zu geringfügig sei, als daß er es verdiente, die Aufmerksamkeit der hohen Regierung und des geehrten Kaufmannstandes irgendwie, noch weniger aber in tem Maße, wie ich es für nöthig und uns würdig erachtet, auf sich zu lenten.

Zweitens, daß Verbindungen mit uncivilisirten Ländern, zumal mahomedanischer Religion, größeren Gefahren und Verlusten ausgesezt seien, als jene mit civilifirten Völkern, und deßhalb eben nicht sehr angestrebt zu werden verdienen.

Drittens, daß Verbindungen Oesterreichs mit Marocco und vice versa wegen der Entfernung letteren Landes, wegen der Unkenntniß, die hier von seinen politischen, so cialen und mercantilen Verhältnissen u. s. w. vorherrscht, practisch unmöglich wären.

Gestatten Sie mir demnach, diese Ansichten hier öffentlich, so gut als ich in der Lage und im Stande bin, zu widerlegen.

Vor Allem habe ich in abgeschlossenen Ziffern nur in Beziehung auf drei Artikel Eisen, Zucker und Kerzen gesprochen, während bei den übrigen Waaren, welche noch immer im Gesammtwerthe von 8 Millionen Francs per Jahr eingeführt werden, nur allgemein gehaltene Daten angegeben wurden.

Was nun die Ziffern betrifft, welche ich in Beziehung auf jene drei Gegenstände als die für den Export nach Marocco giltigen hingestellt hatte, so refultirten dieselben aus der statistischen Zusammenstellung der in den Häfen Marocco's einlaufenden Quantitäten; allein Marocco empfängt noch außerdem auf drei verschiedenen Landwegen seine Waaren, die europäisch - confularischerseits nicht controlirt werden können; nämlich von Algerien aus fast ausschließlich französische, und von den spanischen Strafcelonien und Freihäfen zu Ceuta und Melilla meistens englische Waaren, entwet er auf legale Weise oder als Contrebande.

Allein, meine Herren, abgesehen hiervon, so gering die Ziffern allerdings sind, welche ich in Beziehung auf die drei obgenannten Artikel angegeben hatte, so bedeutungsvoll und vielversprechend, vom handelspolitischen Standpuncte aus betrachtet, so enorm groß, selbst numerisch, müssen dieselben erscheinen, wenn man sie mit jenen aus der jüngsten Vergangenheit in der Entwicklung des maroccanischen Handels vergleicht; vor etwa 35 Jahren, meine Herren. waren von allen Häfen Marocco's nur zwei bis drei von Gesetzeswegen, in der Praxis aber nur ein Hafen, — der von Tetuan, Handel Europa's zugänglich; damals war die Einführung des Eisens aus Europa eine sehr beschränkte, in der That eine um so beschränktere, als der Ackerbau und die Gewerbe Marocco's, welche heute noch um Jahrhunderte gegen die Europa's zurückstehen,

Vorgetragen in der Wochenversammlung am 17. Jänner 1. J.

dem

fich zu jener Zeit noch auf der niedrigsten Stufe primitiver Existenz befanden; ferner wurde damals Zucker, als ausschließliches Monopol in Händen von sultanischen Pächtern, in Tetuan zu dem Preise von circa 160 fl. per Centner verkauft, und höchstens zu ein paar tausend Pfunden im ganzen Lande per Jahr consumirt, weil das Volk, obwohl soust für versüßte Speisen, candirtes Obst und Confituren sehr eingenommen, in dem damals fast preislosen und selbst heute noch recht billigen Honige seinen Erfaß für den theueren und fremden Zucker fand, und bis zu gewissem Grace heute noch findet.

Stearinkerzen endlich sind ja selbst noch in unserer täglichen Hauswirthschaft ein Luxusartikel; in Marocco aber, wo sie seit ein paar Jahren erst gekannt sind, haben sie fich wirklich auf eine unerklärlich schnelle Weise eingebürgert und werden gegenwärtig in relativ ziemlich bedeutender Quantität verbraucht, obwohl das inländische billige Wachs, der Talg und das im Ueberfluffe vorhandene Olivenöl, als natürliche und zunächstliegende Concurrenten ihnen gegenüber auftreten.

Heute, meine Herren, bewegt sich der Handel Marocco's mit Europa bereits in den 6 Haupthäfen Tetuan, Tanger, Rabat, Casablanca, Safi und Mogador,\und sind Tausend Schiffe für den Im- und Export desselben Landes jährlich beschäftigt, der vor zwei Decennien noch mit 80-100 Fahrzeugen sich begnügte.

Und gerade in demselben Verhältnisse, als die handeltreibenden Völker Europa's fich bemüht haben und künftigbin sich bemühen werden, auf den Märkten Marocco's mit einander zu concurriren, immer neue, beffere und billigere Industrieproducte einzus führen; in demselben Maße, als sie sich es angelegen sein ließen und fernerhin es sich angelegen sein lassen werden, von der maroccanischen Regierung Privilegien, Zugeftänds nisse und Garantien zu Gunsten der Ausdehnung gegenseitiger Handelsrelationen z erwirken; in demselben Maße, als die Rohproducte Marocco's selbst, durch die Exportation nach allen Richtungen hin, zu Hause im Werthe gestiegen sind und fernerhin steigen werden, im innigen proportionalen Zusammenhange mit dem Verhältnisse, in welchem der Wohlstand und die Bedürfnisse der Eingebornen sich gehoben haben und sich ferner heben werden: in demselben Maße hat der Handel Marocco's an Umfang und Bedeutung zugenommen, und wird seine stetige und progressive Entwicklung fernerhin ganz denselben Gesezen des Fortschrittes folgen, welchen der Handel aller Länder und zu allen Zeiter gefolgt ist.

Ich habe gerade deshalb mich bemüht, in meiner letzten Besprechung die Enty wicklungsgeschichte des maroccanischen Verkehres in weiten Umrissen darzustellen, um vo ihr auf die fünftige Bedeutung desselben von selbst folgern zu lassen.

Man müßte an die Möglichkeit und an das Vorhandensein von Motiven eines ferneren Stillstandes in dem Handel Marocco's glauben, um an seinem künftigen Forts schritte zu zweifeln; allein ein Blick auf die Lage und Gestaltung Marocco's, die wir später näher in's Auge fassen wollen, muß jeden denkenden Menschen vom Gegentheil überzeugen, außerdem aber das Beispiel anderer Nationen, welche weniger scheu, mißtrauisch und calculirend vom Beginne an mit Vortheil an dem Handel Marocco's sich betheiligt haben, ihn in dieser Ueberzeugung nur bestärken.

Was nun die besondere Gefahr betrifft, die ein Verkehr mit muhamedanischen Ländern gegen andere voraushaben soll, so bin ich nicht in der Lage, die allerdings traurigen Erfahrungen, welche österreichische Handlungshäuser in ihren Geschäften miş ter Türkei und Egypten gemacht haben sollen, weder zu motiviren noch zu entschuldigen weil mir eben jene Länder und ihre Bewohner völlig unbekannt sind; allein ob es lo gisch richtig und juridisch gerecht ist, von der Türkei und Egypten und den Türken und Beduinen auf Marocco und die Mauren zu schließen und zu urtheilen; ob überhaupt Der zufällige, isolirt dastehende Verlust einzelner Handlungshäuser und in einer Epoche, welche gerade in den civilisirtesten Ländern der Welt an Falliments so außerordentlich reich war, dazu berechtigt, die Moralität eines ganzen Landes und Volkes ohne weiters in Frage zu ziehen; oder aber, selbst alle Prämissen zugestanden, rb dies wirklich ein Motiv fein kann, den Verkehr mit solchen Ländern und Völkern abzubrechen oder gar nicht zy begiunen: das, meine Herren, sollte man glauben, wird tech Niemandem einfallen beg haupten zu wollen.

Wollten die Völker als Ganzes von selchen Motiven und Ansichten sich bestimmen und beeinflussen lassen, so wäre das Tausende von Meilen entlegene Indien noch nicht gekannt, die Mauern und Schranken des himmlischen Reiches Mittelafiens noch nicht durchbrochen, Japan und Cochinchina von Europäern noch nicht betreten, viel weniger colonifirt.

Es ist und wird nachher wie vorher Sache jedes Einzelnen verbleiben, zu ent scheiden, ob er diese oder jene geschäftliche Verbindung eingehen oder unterlassen wolle, je nachdem ihm selbe solid oder gewagt erscheinen sollte; allein einen ganzen Kaufmannfland und einzelne Individuen auf das Vorhandensein einer Möglichkeit, Geschäfte überhaupt anknüpfen zu können, aufmerksam zu machen; ihnen die Art und Weise wie, die Bedingungen unter denen, die Leute und Pläße, mit welchen sie solche Geschäfte machen könnten, angeben, ja in gewissen Fällen sie vor der Anknüpfung von Relationen warnen; überhaupt ihnen mit Rath und That, mit persönlichem und amtlichem Einflusse und Einschreiten beizu stehen: das ist von jeher Sache der von Staatswegen berufenen Consular beamten gewesen und wird wohl, gerade je uncivilisirter ein Land ist, desto nothwendigerweise Sache derselben bleiben; und es war ja gerade die Abwesenheit eines solchen von österreichischer Seite ausdrücklich und absichtlich zu oben angegebenem Zwecke berufenen Mannes in Marocco, der vor Allem in unserer Muttersprache mit den Kaufleuten Desterreichs correspondiren könnte, und dies vermöge seiner amtlichen Stellung zu thun verpflichtet und durch kein anderes, wie immer Namen habendes Motiv verhindert sein dürfte, auf welche ich in meiner lehten Besprechung hinzuweisen mir erlaubt hatte.

Doch zur Ehre der maroccanischen Kaufleute halte ich mich verpflichtet hier zu erwähnen, daß man ihnen Unrecht thäte, auf sie das gegen die Levantiner gehegte Mißtrauen auszudehnen, indem die Erfahrung bis jetzt gelehrt hat, daß absichtliche und betrügerische Schuldeneinstellungen in Marocco fast nie vorkommen; daß solche unter den eigenthümlich judiciösen Verhältnissen des Landes, bei dem nüchternen Charakter des Volkes, bei seiner einfachen, fast frugalen Lebensweise und bei der Stabilität und Sicherheit seiner Abfazquellen im Sudan und unter den primitiven Stämmen von InnerAfrika auch gar nicht so leicht vorkommen können; obwohl es andererseits nicht zu läugnen ist, daß unvorhergesehene Unglücksfälle, Elementarschäden u. s. w. auch zum Sturze und Ruine dortiger Häuser beitragen können, wofür bereits ebenfalls Beispiele vorliegen.

Allein der europäische Verkehr mit Marocco wird fast ausnahmslos nur durch solche Persönlichkeiten vermittelt, die aus einem oder dem andern Motive zu den respectiven europäischen Consularämtern in irgend welcher abhängigen und verantwortlichen Stellung stehen; entweder sind es die Dolmetsche der jeweiligen Consulate, Vice-Consulate oder Agenturen, die, wie ich bereits Gelegenheit hatte, in meiner leßten Besprechung mitzutheilen, wenn auch nicht von amtswegen, doch auf officiöses Verlangen ihrer Consulatsvorsteher dazu veranlaßt werden, im Intereffe des Staates, dem sie dienen und deffen Schuß fie genießen, und am Ende vor Allem in ihrem eigenen Interesse, für die Einführung von gewissen Handelsartikeln unter ihren Landsleuten sich zu bemühen. Oder aber es sind eigene Handelsagenten, welche jedes europäische Großhandlungshaus nach ausdrücklichem Edicte des Sultans zu zweien in jedem maroccanischen Hafen befizen, und unter den Schuß seiner respectiven Regierung aufzunehmen berechtigt ist, die mit dem Absage europäischer und dem Einkauf maroccanischer Rohproducte auf eigene Rechnung oder für die ihrer Mandatare sich befassen.

Nun ist es aber ausnahmslos der Fall, daß zum Amte der Dolmetsche oder PrivatHandelsagenten blos solche sich melden und zugelassen werden, welche sowohl durch ihre materielle Stellung, als durch ihren unbescholtenen Ruf genügende Garantie für jede mögliche Eventualität bieten, und die gleichzeitig mit ihrer kaufmännischen Fähigkeit ausgedehnte eigene commercielle Relationen besißen, wodurch fie eben am besten geeignet sind, sobald fie einmal von der Rentabilität eines Geschäftes, das ihrer Exploitation efficiös anheim gestellt wurde, fich überzeugt haben, selbes dann auf eigene Rechnung und Gefahr forts zuführen. Auf diese Weise, meine Herren, geschieht es, daß England, Frankreich, Belgien, Italien u. f. w. meist mittelst englischer, französischer, belgischer, italienischer u. s. w. Dolmetsche und Agenten, die wohl maroccanischer Nationalität, doch unter dem respec

tiven Schuße und der Gerichtsbarkeit dieser Länder stehen, ihren Verkehr mit Marocco treiben und dadurch unmittelbaren Einfluß auf die Solidität und die Ausdehnnng desselben ausüben.

Sie ersehen aus dem Vorgetragenen, meine Herren, daß man mit Marocco Verbindungen eingehen und in denselben, so man nur will, sich blos auf den Verkehr mit folchen Persönlichkeiten beschränken kann, die entweder unter dem Schuße und der Gerechtsame unseres eigenen, oder unter denen eines anderen europäischen Staates stehen, und auf diese Weise für etwaige Reclamationen, Beschuldigungen u. s. w. gerichtlich ebenso leicht, wenn nicht leichter belangt, verpflichtet und bestraft werden können, als dies im Verkehre mit civilifirten Personen und Völkern der Fall ist. Allein ich muß es nochmals wiederholen, daß selbst solche eingeborne Kaufleute des Landes, die unter keinerlei Schutz einer europäischen Nation stehen, in der großen Mehrzahl durch ihren biederen und ehren. vollen Charakter sich auszeichnen.

"

Wir kommen nun zur Beleuchtung der dritten angeblichen Schwierigkeit, welche Manche als dem Verkehre mit Marocco entgegentretend hinzustellen sich berechtigt halten. Marocco ist ja so weit von uns entfernt," sagen sie, wir haben ja teine eigenen Schiffe wie die Franzosen und Engländer, um nach dorthin zu gelangen, oder wenigstens unsere Waaren zu versenden. Desterreich hat überhaupt weder den Beruf_noch die Macht, überseeischen Handel zu treiben und ihn nöthigenfalls zu beschützen."

Nun, meine Herren, was die Entfernung betrifft, muß ein Blick auf die Karte und die Verfolgung der bereits befahrenen Schienenwege jedes bezügliche Vorurtheil zum Schweigen bringen. Man kann von Wien aus mit Benütung der spanischen Eisenbahnen bis Cadix und der Dampfschiffverbindungen dieses lettgenannten Ortes mit Gibraltar und Tanger, nach Fez, der im Herzen Marocco's gelegenen Hauptstadt, binnen 9-10 Tagen gelangen! und ist einmal die bereits projectirte Eisenbahnverbindung der spanischen Stadt Cadig mit Gibraltar vollendet, so können Waaren, Geldsendungen und Briefe von Wien aus nach Tanger, dem bedeutendsten Hafen, der Residenzstadt der europäischen Vertreter und General - Consuln in Marocco, binnen 4-5 Tagen ein, treffen, und so, um ein Beispiel zu wählen, ein am 25. Tage des Fastenmonats „Ramadan“ plößlich eingetretener Mangel von werthvollen Stoffen, Tüchern, rothen Fez u. s. w. mittelst telegraphischen Aviso's von Gibraltar aus durch ein Wiener Haus noch zur rechten Zeit für die leßten Tage desselben Monats gedeckt werden.

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Käme es aber auf eine billigere, wenn auch langsamere Bewegung unserer Waaren an, so bemerke ich zur Beruhigung Aller, die an eine commercielle Verbindung mit Marocco ernstlich denken, und ich bin so glücklich, Sie versichern zu können, daß ich beren bereits viele ausfindig gemacht habe, daß von Triest, unserem eigenen Seehafen aus, monatlich mindestens drei Dampfschiffe nach Gibraltar, dem Stapelplaße der für Marocco bestimmten Waaren auslaufen, und daß Gibraltar selber in continuirlicher Dampf- und Segelschifffahrtsverbindung mit dem ihm in dreißtündiger Entfernung gegenüberliegenden Tanger steht. Auch ist die Fracht von Triest nach Gibraltar eine sehr geringe, nämlich zu 50-80 Kreuzern per Centner und die von Gibraltar nach Tanger ju 10-15 Kreuzern.

Sind nur einmal erst, meine Herren, die präliminaren Bedingungen für die Mög= lichkeit einer Begründung, eines Gedeihens und einer stetigen Erweiterung unserer geschäftlichen Verbindungen mit Marocco, auf die Art und Weise, wie ich mir heute und bei meiner letzten Auseinandersetzung anzugeben erlaubt hatte, erfüllt; haben unsere Fabrikanten und Kaufleute nur erst den Geschmack und die Bedürfnisse des maroccanischen Markies durch häufige Anschauung von Mustern der dort gangbaren Waaren kennen gelernt, und sich angeschickt, sie zu befriedigen; ist es ihnen nur erst gelungen, unter dem Einflusse, dem Schuße und der Sympathie der österreichischen Consularbeamten zu Marocco mit den Erzeugnissen Anderer vortheilhaft zu concurriren; hat man nur erst auch die vielen und mannigfachen Rohproducte Marocco's hier kennen gelernt und erfahren, wel chen bedeutenden pecuniären Unterschied es macht, sie direct dort ankaufen und nach hieher befördern zu lassen oder sie aus Londoner und Marseiller Händen zu empfangen: dann, meine Herren, werden Schwierigkeiten, wie die der Entfernung und des Trans

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