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auf der einen Seite bei dem christenfeindlichen Marocco den Eindruck eines unparteijshe treuen Freundes zu machen, und es auf diese Weise eben so lange an deyeite der Verwollendst" umbundenen Gängelbande zu erhalten, und auf der Ausdehnung europäischer breitung abendländischer Cultur, und der von ihr unzertritischen Collisionen, welche eben Relationen und Niederlassungen, die schließte, führen könnten, hinderlich in den Weg England in Marocco vermieden mice en, die Zeit ist gewiß schon vorüber, wo derlei unnatürliche, Allein gemeine Anstrengungen einer Nation gegen die Fortschritte und den felbftano einer anderen dauernd ungestraft fortgesetzt werden könnten.

zu treten.

Auch in Marecco, hoffen wir, haben wir sogar ein begründetes Recht zu hoffen, wird den Gegenbemühungen Englands zum Troße der erwärmende Strahl der Civilisation, welcher, gleich der Feuersäule, dem Gedanken- und Erzeugniß-Austausche der Nationen voran und hinterher leuchtet, früher oder später seinen wohlthuenden Effect nicht verfehlen.

Die Franzosen, als die Nachbarn Marocco's im Besitze von Algerien auf der einen Seite, und die Spanier auf der anderen, hatten zu oft Veranlassung gehabt, diese Intriguen Englands zu durchblicken und sogar zu fühlen, und haben daher seit jüngster Zeit feine Gelegenheit verfäumt, um in friegerischen oder friedlichen Demonstrationen Marocco die Ueberzeugung beizubringen, daß es für es selber nothwendig und für Europa wünschenswerth, und schließlich ein dringendes Bedürfniß sei, jenseits der Meerenge von Gibraltar abendländische Cultur, Duldung, Ordnung und Sicherheit einzuführen.

Und thatsächlich ist es dem letzten Friedensvertrage Spaniens mit Marocco, wel= cher zu Tetuan im Jahre 1860 mit Moulai Abas, dem Bruder des gegenwärtigen Sultans Sidi Muhamed, geschlossen wurde, zu verdanken, daß Marocco endlich von seiner hafenreichen Küste an bis hinab zur Wüste Sahara für europäischen Verkehr und europäische Gesittung erschlossen und zugänglich gemacht wurde.

Seitdem dürfen, wenigstens von gesetzeswegen, die Angehörigen aller Nationen im ganzen Reiche, selbst im Innern desselben, sich niederlassen, liegendes Eigenthum erwerben, Feldbau betreiben und ihre Religion öffentlich ausüben.

Seitdem haben alle Staatsmonopole, mit Ausnahme von Tabak und Schießpulver, in Marocco aufgehört; seitdem find die Ein- und Ausfuhrzölle auf das Maximum von höchstens 10% ad valorem herabgesetzt worden.

Seitdem werden die Flaggen und Kriegsschiffe aller Nationen mit gleichen Ehren und Auszeichnungen behandelt und die Repräsentanten christlicher Mächte vom Sultan persönlich empfangen und alljährlich in Fez oder Marocco tagelanger Unterredungen gewürdigt; heute ist es endlich leichter, überhaupt möglich geworden, von der Regierung des Sultans für empfangene Unbilden, Ungerechtigkeiten und zugefügten Schaden von Seite der Bevölkerung, welche auch dort durch den Einfluß der Derwische und Moscheen= diener fanatisirt und intolerant erhalten wird, Genugthuung zu erlangen, sowie für die Begründung und Ausdehnung solider und lucrativer Geschäftsverbindungen nachdrücklichen Schuß und unparteiische Gerechtigkeit zu erwirken.

Mittlerweile hat auch die Dampfkraft, jene mächtige Potenz zur Förderung civilisatorischen und commerciellen Fortschrittes, Marocco und seine Bevölkerung mit in den Kreis ihres wohlthätigen Wirkens gezogen, und von Tanger aus bis nach Mogador die Nord- und Nordwestküste Marocco's in frequente Verbindung mit Gibraltar, Marseille, Genua, London und Liverpool gebracht, und so den Bemühungen der Völker, der Strömung der Civilisation und des Handels, dem unwiderstehlichen Geiste der Zeit in die Hände zu arbeiten sich angeschickt.

Und der Wohlstand Marocco's, seine Productivität und seine Bedürfnisse haben sich seitdem mehr als verzehnfacht.

Allein, meine Herren, währenddem fast jeder einzelne Staat Europa's an diesem großen politisch und commerciell so höchst wichtigen Umschwunge in Marocco nach seiner Art und Fähigkeit theilgenommen; währenddem die kleinsten und entlegensten Staaten fich beeilt haben, in Marocco fich frühzeitig ein Plätzchen, einen Einfluß, einen Vortheil zu erringen; währenddem . B. Schweden und Norwegen für ihr Holz und

Eisen, Belgien für seinen Zucker und seine Tücher in Marocco sich einen Markt geschaffen; währenddem Portugal zum Vortheile seiner Schifffahrt des maroccanischen Küstenhandels sich beslissen; Frankreich und Spanien zum Vortheile ihrer selbst und dem aller Welt den mächtigen Einfluß Englands in Marocco auf das letzte Drittheil herabge= bracht; währenddem selbst das industrielose Italien durch die patriotischen Bemühungen' seines eigenen Vertreters zu Marocco wenigstens die Sympathien der Bevölkerung der maroccanischen Hafenstädte, die ihm nicht nur moralisch, sondern bereits materiell zu gute gekommen sind, zu gewinnen sich bemüht hat: ist unser großes, noch immer mächtiges Desterreich mit allen seinen kleineren und größeren Industrien, mit all' seinem Uebermaße an Brotstoffen, welche Marocco so oft und ganz besonders eben jest äußerst noth thun, mit all' dem Drucke, unter welchem seine heimische Industrie, unter anderm auch wegen Mangel an Abfatquellen leidet, ist Oesterreich in Marocco kaum dem Namen nach gekannt!

Nicht etwa, meine Herren, weil zufällig Marocco solcher Industrieproducte bedarf, die eben nicht in Desterreich erzeugt werden; nein, meine Herren! im Gegentheile: die Stapel-Erzeugnisse Desterreichs sind so recht die eigentlichen, welcher Marocco bedarf und die es von den Märkten und Fabriken anderer Nationen bezieht, wie wir bald GeLegenheit haben werden, demonstrativ darzuthun; auch nicht etwa darum, meine Herren, weil diese Erzeugnisse Desterreichs an Güte und Preiswürdigkeit denen anderer Nationen nachstehen, auch das ist nicht der Fall; denn wie wir später zu hören Gelegenheit haben. werden, gibt es gar viele Handelsartikel österreichischen Ursprunges, welche in Marocco als französisch oder englisch und noch mit gutem Nußen verkauft werden, obwohl sie bereits aus dritter Hand dahin gelangen.

Auch nicht darum, meine Herren, daß man hier vielleicht eine Abneigung gegen den directen Verkehr mit Marocco hegte, oder wenigstens, daß maroccanischerseits hiefür Motive vorhanden wären; nein, meine Herren! auch das ist nicht der Fall; denn ich hatte erst dieser Tage die Gelegenheit, von ehrenwerthen Mitgliedern der österreichischen Handels- und Gewerbekammer zu vernehmen, daß man daselbst bei Gelegenheit der Besichtigung von Mustern europäischer Waaren, welche an Marocco verkauft werden, die ich in Tetuan gesammelt und, mit den dort currenten Preisen versehen, hierher geschickt hatte, zu der Ueberzeugung gekommen sei, daß Oesterreich in verschiedenen Artikeln mit anderen Ländern concurriren fönne und daß diese Ueberzeugung bei einigen der geehrten Mitglieder den Wunsch rege gemacht habe, endlich Verbindungen mit Marocco anknüpfen zu wollen.

Allein, daß dies bis jetzt noch nicht geschehen ist, hat ganz einfach seinen Grund darin, daß Desterreich in Marocco außer meiner Wenigkeit anch nicht eine einzige Persönlichkeit besißt, die es sich von amtswegen, oder durch Combination eigener Intereffen, eder aus reinem Patriotismus zur Pflicht und ausschließlichen Aufgabe stellte, für die Einführung und die Verbreitung solcher heimischen Industrieproducte in Marocco sich zu bemühen.

An wen anders natürlich, als an den Generalvertreter Desterreichs wollte man sich wenden, um dieses gewiß anstrebenswerthe und nutzbringende Ziel - die Einführung und Verbreitung unserer Industrieproducte in Marocco zu erreichen?

Allein, meine Herren, dann müßten vor Allem die österreichischen Handlungshäuser englische Commis halten,, denn die Sprache und Schrift der Deutschen würde man auf dem . f. General-Consulate zu Tanger nicht nur nicht verstehen, sondern principiell nicht zulassen; und selbst nach Anwendung der englischen Sprache würde man erst die traurige Erfahrung machen, daß auch sie nicht ausreichte, unseren t. t. General-Agenten in Tanger zu veranlassen, im Interesse des Handels Desterreichs des Staates, der ihm doch fremd. ift fich zu bemühen:

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Der englische Ministerresident zu Tanger, der selbst nicht einmal mit den Specialfragen des Handels seines eigenen Landes mit Marocco sich abzugeben braucht, die er seinem ihm beigeordneten Generalconsul überläßt, währenddem „Se. Excellenz" blos der Diplomatie und Politik Englands, die wir heute bereits kennen gelernt haben, zu dienen berufen ist; der englische Ministerresident zu Tanger, sage ich, ist der Vertreter österreichischer Handels- und Schifffahrts- Interessen in Marocco!

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Meine Herren, gestatten Sie mir, Sie zu verfichern, daß ich weit entfernt bin, diese Mittheilung - als gegen die Persönlichkeit unseres t. t. provisorischen GeneralAgenten zu Marocco gerichtet allhier zu machen; es sind die Zustände und nicht die Persönlichkeit, welche mir hier vor Augen schweben.

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Und angesichts des großen Erfolges, dessen der moderne Binnenverkehr durch die Einführung des sogenannten Voyageur-Systemes sich zu erfreuen hat, glaube ich, dürfte es mir auch gar nicht schwer fallen, Sie von den Vortheilen der größtmöglichen Ausbehnung eben desselben Systemes auf den Staaten- und Weltverkehr im Großen und Allgemeinen zu überzeugen, denn was die Voyageurs für das Handlungshaus, das sind unter Anderem die Consularbeamten für den Handelsstaat.

Von dieser Anschauung geleitet, haben wenigstens England, Frankreich und Amerika in den verschiedensten und entlegensten Puncten der Erde, selbst da, wo sie besondere politische Zwecke nicht verfolgen, ihre eigenen Handelsagenten, und es sind geradezu diese letteren, welche zu der Verbreitung der commerciellen Intereffen jener Staaten so mächtig beigetragen haben.

Die Einen als Missionäre, die Andern als Aerzte, Naturforscher und Reisende, anscheinend und auch wirklich ganz heterogenen Berufen folgend, erhielten sie dennoch von ihren Staaten die ausdrückliche Weisung, die ämtlich auferlegte Pflicht und die nöthige Unterstüßung, für die Handelsangelegenheiten ihrer Heimat sich zu intereffiren,

Sie waren die Pionniere, welche den nachfolgenden commerziellen Verbindungen porangeeilt, für diese die Terraine recognoscirt und praktisch zugänglich gemacht hatten. In Desterreich ist diesem praktischen Vorbilde nicht einmal in Beziehung auf Marocco, bem Lande, das ihm maritim nachbarlich gegenüber liegt, nachgeahmt worden.

Hier heißt es allgemein, wenn Marocco unserer Industrieproducte bedarf (!), so foll es doch eben selber die Initiative mit recht vielen Bestellungen in unseren Fabriken und Märkten ergreifen, oder aber sollten doch ganz gewiß unsere eigenen Producenten und Kaufleute für den Abfaß ihrer Waare daselbst sich selber bemühen, oder sich mit der Vermittlung Englands, Frankreichs und Italiens, welche österreichische Waaren daselbst als ihre eigenen verkaufen, um so eher begnügen, als diese Art des Absatzes die bequemste ist."

Meine Herren, so kleinstaatisch und spießbürgerlich, möchte ich sagen, so ganz und gar zuwider dem Geiste und Drange unseres communicativen Zeitalters und den wahren und großen Intereffen Oesterreichs die eben angeführten Ansichten sind, so allgemein verbreitet habe ich sie dennoch hier vorgefunden.

Nun Marocco wird eben die Initiative mit Bestellungen bei uns so lange nicht ergreifen, als es sich Niemand angelegen lassen sein wird, die etwas vorsichtigen maurischen und jüdischen Kaufleute des Landes von den wirklichen Vortheilen, welche ihnen zunächst daraus erwachsen, zu überzeugen.

Dies könnte doch wehl nur entweder ein in Marocco etablirtes österr. Handlungshaus oder ein mit der österr. Production wohl vertrauter und für ihre Verbreitung in Marocco berufener und mit Amtseinfluß versehener Vertreter Desterreichs thun. Nun gibt es aber weder das Eine noch den Anderen zu Marocco.

Wohl aber gibt es 8-10 österr. Consularagenten und eben so viele Dolmetsche an den k. k. Agenturen zu Marccco, die alle die Auszeichnung, die positiven Vortheile und den Schuß, welche ihnen dieser Ehrenposten Desterreichs bringt, nicht etwa zur Beförderung österreichischen, sondern geradezu englischen Verkehrs mit Marocco ausbeuten; denn die meisten dieser österr. Confular-Agenten sind ebenfalls entweder englische Kaufleute oder Eingeborne von Marocco, weldy' letztere aus der Amtsverschmelzung der obersten österr. Generalvertretung mit der der englischen Repräsentanz in der Person des englischen Ministers zu Tanger zu der irrigen, bei ihrer geographischen und politischen Unkenntniß verzeihlichen Ansicht verleitet werden, daß Oesterreich und England so ziemlich Eines seien und daß man, um österr. Ehrenposten sich würdig zu machen, eben nur recht viele englische Verbindungen einzugehen braucht.

Würden solche eingeborne Consular- Agenten und Dolmetsche von einem österreichisch fühlenden und patriotisch gesinnten General-Vertreter, ebenso wie die Dependenten der felben Classe anderer Nationen von ihren respectiven Chefs dazu veranlaßt werden,

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fich um die Verbreitung österreichischer Industrieproducte und die Begründung eines directen Verkehrs mit Desterreich verdient zu machen, so thäten sie dies um so gewisser, als ihnen dadurch wie wir später an dem Beispiele meines eigenen Dolmetsches, der auf mein Anrathen mir hierher nach Wien gefolgt ist uns zu überzeugen Gelegenheit haben werden, nur Nußen und Vortheil erwachsen und als der Schutz, welchen ihnen Desterreich dann gewährte, zu gewähren bereits verpflichtet ist, ein reeller und nicht nomineller, und ein aus ihrem eigenen Verdienste um unser Vaterland geschaffener wäre.

Einen solchen fremdländischen Schuß, meine Herren, schäßt man in Marocco gar sehr hoch, haben die Eingebornen, die sonst der Willkür, Habsucht und Ungerechtigkeit eines jeden Scheifs, Pascha's und selbst des Sultans preisgegeben sind, allen Grund, hoch zu schätzen; allein England, Frankreich, Spanien, Italien und die anderen in Marocco vertretenen Mächte wissen eben mittelst der Tausende solcher unter ihren Schuß gestellten Agenten ihre verschiedenen politischen und commerziellen Interessen in Marocco zu verfolgen und auch zu erreichen.

Daß die Bemühungen österreichischer Kaufleute, in Marocco directe Geschäfte zu machen, ohne solche Vorarbeiten eines obersten österreichischen Generalvertreters, ohne Sympathie und stets thätige persönliche Mitwirkung desselben erfolglos blieben, ja nicht einmal die ersten Wurzeln faßten; das, meine Herren, fann ich Sie aus Erfahrungen, die ich leider selber gemacht, und bei der Kenntniß des Landes und der Bewohner Marocco's, die ich mir während meines siebenjährigen Aufenthaltes daselbst erworben, nur versichern; daß es aber mit der Würde, der Politik, den materiellen Interessen, der steten Ausbildung und Erweiterung des Verkehres und Absages eines jeden Staates, und folglich auch Desterreichs sich nicht vertrage, der Vormundschaft und Vermittlung anderer Nationen zum Verkaufe seiner eigenen Industrieproducte, blos deßhalb, weil es recht bequem" -wenn auch eben nicht so vortheilhaft ist, zu bedienen; darauf, meine Herren, halte ich wohl für überflüssig, in einer Versammlung wie diese, von solch' erleuchteten und zugleich praktischen Männern, hinzuweisen.

Wir wollen nun die einzelnen Artikel, welche mehr oder weniger für den Exporthandel nach Marocco von Bedeutung sind, der Reihe nach hier besprechen.

Unstreitig den obersten Rang unter denselben nimmt das Roheisen ein; der Bedarf hierfür ist relativ ziemlich groß und dürfte fich für das ganze Land auf ungefähr 30 bis 50.000 Ctr. per Jahr erstrecken. Außer der Anwendung, welcher dieser Artikel, wie in allen übrigen Ländern, zur Verfertigung von Haus-, Ackerbau- und HandwerkerGeräthen findet, wird ein großer Theil der eingeführten Quantität zur Fabrication von heimischen Schießgewehren verwendet und je nachdem es diesem letzteren Zwecke oder den oben angeführten dient, ist die Qualität, welche man beansprucht, eine verschiedene; für die Fusile nämlich wird das sprödeste, fasrige engliche Eisen vorgezogen, während die Verarbeitung zu Geräthen ein weiches, geschmeidiges Rohmaterial bedingt, für welchen Zweck das schwedische, spanische und französische Eisen bis jetzt dort verwendet wird.

Daß diese beiden Qualitäten in Desterreich vorkommen, bedarf wohl keiner weiteren Auseinandersetzung, allein daß unser weiches steirisches Eisen in Marocco das theure schwedische ganz verdrängen und mit dem spanischen und französischen Concurrenz aus halten könnte, kann ich Sie aus gemachten Untersuchungen über diesen Gegenstand nur versichern.

Freilich ist gerade jest nicht der günstigste Moment für die Exportation von Eisen aus Desterreich, nach welchem Lande immerhin.

Der große momentane Bedarf an diesem Artikel in Desterreich selbst und der damit verbundene theuere Preis, gegenüber dem von England, wo dieselbe Waare im Werthe herabgedrückt steht, dürften dem Export von Eisen nach Marocco hin für jezt wenigstens entgegenstehen.

Dem Eisen wollen wir Stahl und die sogenannten Stahlwaaren folgen lassen. Obwohl von Desterreich aus direct nach Marocco auch nicht ein Pfund Stahl, noch irgend ein bescheidenes Messer oder anderes Stahlwerkzeug geliefert wird, so steht es doch bereits als Factum da, daß Tausente von Kisten eben derselben Industrieproducte österreichischen Ursprunges von Marseille und Genua aus, als französische und italienische Waare nach Tanger, Tetuan, Fez 11. s. w. abgesetzt werden.

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Mein Dolmetsch, Herr Coriat, den ich absichtlich diesmal mit mir nach Wien gebracht, um von der traurigen Gewißheit dieses für Desterreich beschämenden Zustandes Andere und mich selber zu überzeugen, versichert mir mehr als einmal des Tages, wenn er eben von seinen Excursionen in die hiesigen Magazine und Fabriken zurückkehrt, daß viele Artikel aus dieser Branche hier selbst um 30-50 Procent billiger zu bekommen sind, als dies in Marseille und London der Fall ist, und dech hat er bis jetzt von der Größe und Leistungsfähigkeit unserer niederösterreichischen und steirischen StahlwaarenFabriken auch nicht annähernd eine Anschauung bekommen.

Dasselbe sachverständige Zeugniß stellt uns Hr. Coriat selbst in Beziehung auf noch viele andere in Marecco gangbare Artikel aus.

Dies Zeugniß, meine Herren, dürfte um so viel größeren Werth für Sie und die Producenten Desterreichs haben, als mein Dolmetsch), für dessen gründliche Waarenkunde ich bürge, bereits Einkäufe in denselben Artikeln allhier gemacht hat, und nach Abzug aller Spesen und Zölle in seiner Heimat sich bei denselben eines viel höheren Gewinnes für gewiß hält, als er im Stande gewesen wäre zu erreichen, hätte er in England oder Frankreich seine Einkäufe gemacht.

Er verspricht sich besonders vertheilhafte Operationen von der Einführung österreichischer Tücher, die er hier in Wien bereits in den für Marocco gangbaren Qualitäten und Farben unter sehr concurrenzfähigen Bedingungen vorgefunden.

Selbst manche Baumwollstoffe, was man uns am Wenigsten zugemuthet hätte, fand er preiswürdig und lohnend für seinen heimatlichen Absatz.

Nicht minder günstig fällt sein Urtheil in Beziehung auf Leinengewebe aus. Perlen und Korallen aus Glas, ordinäre Handspiegel, sowie Glas- und SteingutWaaren im Allgemeinen hat er hier zu bedeutend billigeren Preisen als irgendwo anders vorgefunden, und doch sind dies so recht eigentlich die Lieblingsartikel Marocco's, in denen es mit Europa große Geschäfte macht; selbst Rohseide, behauptet Herr Coriat, noch zu convenablen Bedingungen im Vergleich mit Marseille von hier beziehen zu können. Die rothen Feß ganz besonders haben ihn wegen ihrer vorzüglichen Qualität, ihrer schönen Farbe und nur mittelmäßigen Preise im Vergleiche mit französischer Waare überrascht und zum Abschlusse eines Geschäftes veranlaßt.

Er ersuchte mich ferner hier auf den großen Bedarf aufmerksam zu machen, welchen Marocco für Runkelrübenzucker entfaltet hat.

Der große Consum an schwarzem Kaffee unter der armen Bevölkerung Marocco's und die Ausdehnung, welche das Theetrinken unter den reichen Mauren erlangt hat, haben dem Absaße des Zuckers in Marocco ein nicht unbedeutendes Gebiet eröffnet.

Der Preis, welchen Zucker — der nach dorthin stets in kleinen Broten von 5 bis 6 Zollpfunden geschickt werden müßte in den Häfen Marecco's heute behauptet, ist 55 Fres. für 100 Zollpfunde, und die Quantität, welche jährlich nach dorthin eingeführt wird, dürfte das Gewicht von 30.000 Ctrn. übersteigen.

Auch Stearinkerzen untergeordneter Qualität, welche dort zu 80-85 Fres. pr. 100 Zellpfund verkauft werden, bilden einen ebenfalls nicht zu verachtenden Gegenstand des Exporthandels nach Marocco, welcher heute von Frankreich aus in der Menge von 500-800 Ctrn. per Jahr geliefert wird.

Endlich verdient das Schreib- und Packpapier als ein für denselben Exporthandel lohnendes Material erwähnt zu werden, in welchem bis jetzt Frankreich recht rentable Geschäfte mit Marocco zu machen scheint, weil mein Dolmetsch die hiesigen Preise viel niedriger als die von Marseille verlangten findet.

Und schließlich muß ich noch erwähnen, daß in diesem Augenblicke durch den großen Mangel, welchen Marocco im heurigen Jahre an Brodstoffen leidet, es eines der besten, lohnendsten und unmittelbaren Geschäfte wäre, 10 bis 20.000 Meßen der verschiedenen Cerealien, besonders der billigen und fecundären Sorten, auf eigenen Segelschiffen von Triest nach Tetuan oder Tanger zu schicken.

Marocco würde außerdem durch diesen ersten Versuch von Seite Desterreichs directe Handels- und Schiffahrtsverbindungen zwischen beiden Ländern zu etabliren uns bleibend dankbar und verbindlich gemacht werden, und es als ein glückliches Omen für Die künftigen gegenseitigen Relationen hinnehmen, daß unter der Flagge der alten Austria,

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