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Fällen die Ursache der Kesselerplosionen, über welche bis dahin ein unheimliches Dunkel herrschte, nach der Dufour'schen Theorie ganz gut und ungezwungen finden losse.

Selbst in jenen Fällen, in welchen man eine Keffelerplosion durch eine Corrosion oder Schwächung der Kesselbleche erklären zu müssen glaubte, ist man heute genöthigt, diese Erklärung aufzugeben und zur Hypothese des Siedeverzuges zu greifen. Statt vieler Fälle erinnere ich nur an die im Jahre 1864 zu Aberdare (Süd-Wales) stattgefundene Explosion zweier Dampfkessel, wobei nicht weniger als 15 Personen um's Leben kamen. Da die Kessel eine Zeit lang mit schwefelsäurehaltigem Grubenwasser gespeist worden, so war man natürlich der Meinung, daß sich die schwerer verdampfende Schwefelsäure nach und nach concentrirt, die Kessselwände angegriffen habe und so endlich die Veranlassung zu dieser verhängnißvollen Explosion geworden sei.

Diese Meinung wurde besonders dadurch unterstützt, daß sich in den Bruchstücken der Keffelwände, welche Fairbairn der Philosophical Society zu Manchester vorlegte, tiefgehende, durch chemische Wirkung verursachte Corrosionen zeigten.

Allein nach dem, was ich bereits oben erwähnt, kann eine durch Verrosten oder Corrosirung herbeigeführte Schwächung der Kesselbleche wohl ein Lecken oder Reißen des Kessels, jedoch unter normalen Umständen keine Explosion desselben herbeiführen. Dagegen ist es, weil das Wasser, wie ebenfalls schon erwähnt, auch durch eine geringe Beimischung von Schwefelsäure zu einem Siedeverzug disponirt wird, in hohem Grade wahrscheinlich, daß auch in diesem Falle die Kesselexplosion durch ein solches Zurückbleiben des Siedens und eine darauf erfolgte Störung des labilen Gleichgewichtes herbeigeführt wurde.

Nun, meine Herren, komme ich zum Schlusse dieser Theorie, zu der für die Praxis wichtigen Frage: wie und durch welche Mittel läßt sich dieser geschilderten Gefahr vor, beugen und ein Siedeverzug oder eine Ueberhigung des Kesselwassers verhindern? Die Beantwortung dieser Frage liegt ganz einfach in der Berücksichtigung alles des bisher über die Dufour'sche Theorie Gesagten.

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Was zunächst die Gasentwicklung im Kesselwasser betrifft, auf welche schon Donny hinweist und die nach Dufour durch einen elektrischen Strom hervorgerufen wer den soll, so halte ich dieses Mittel für viel zu künstlich, als daß es im praktischen Leben allgemeinen Eingang finden könnte. Man wird sich daher eher jener Mittel bedienen müssen, durch welche sowohl ein zu weit getriebenes Auskochen des Wassers, wodurch es zu viel Luft verliert, als eine vollkommene Ruhe des Kesselwassers verhindert wird. In ersterer Beziehung empfiehlt sich das allabendliche Ausblasen des Kessels und Füllen mit frischem Wasser was besonders nach einem Sonn- oder Feiertag, wenn an diesem Tage nicht gearbeitet wird, zu beobachten wäre; in letterer Hinsicht ist das Unterhalten einer fortwährenden Dampferzeugung während der kurzen Stillstandspausen der Maschine, sei es durch das Lüften eines Sicherheitsventils, sei es durch das Speisen des Kessels mit der Pumpe oder dem Injector (um frisches, lufthaltiges Waffer in den Kessel zu bringen) oder in sonstiger Weise anzurathen ein Verfahren, welches sich ganz besonders bei Locomotiven oder Schiffsmaschinen während ihres Stillstandes auf den Anhaltstationen empfiehlt. Henson ließ sich deßhalb schon im Jahre 1842 einen Regulator patentiren, welcher, an einem Sicherheitsventil angebracht, dasselbe lüftet, sobald die Dampfmaschine außer Thätigkeit gesezt wird.

Auch hat man Sorge zu tragen, daß weder Fett noch Säuren in das Speisewaffer gelangen, weil durch solche Beimischungen der Siedepunct ebenfalls verrückt werden kann. Zu den vom Baurathe Dr. Scheffler vorgeschlagenen Sicherheitsmitteln gehört wohl in erster Linie ein dem Maschinisten oder Maschinenwärter leicht sichtbares Thermometer, welches die Temperatur des Kesselwassers oder, noch besser und einfacher, unmittelbar die dieser Temperatur entsprechende Dampfspannung angibt. So lange nun kein Siedeverzug eintritt, wird der durch das Thermometer angezeigte Druck mit jenem übereinstimmen, welchen das Manometer angibt; beginnt dagegen das Thermometer einen höheren Druck als das Manometer anzuzeigen, so ist auch ein dieser Differenz entspre= chendes Zurückbleiben des Siedepunctes im Kesselwasser eingetreten und der Dampfkessel befindet sich in einem gefahrdrohenden Zustande. In diesem Falle muß man augenblicklich dafür Sorge tragen, daß die Temperatur des Kesselwassers, mit Beibehaltung oder

wo möglich noch unter Erhöhung der vorhandenen Dampfspannung herabgebracht werde. Dazu wird man das Feuer und bei Locomotiven außerdem auch die Geschwindigkeit mäßigen, also in diesem letteren Falle die Regulatoröffnung verengen, wodurch zugleich auch der Dampfdruck im Kessel erhöht wird. In vielen Fällen kann auch ein Nachpumpen von Wasser zweckmäßig sein.

Sollte jedoch plötzlich eine bedeutende Erhöhung des Thermometers über das Manometer eingetreten sein, so müßte man mit möglichster Vermeidung von Stößen und Erschütterungen des Kessels, durch Ausziehen der Roststäbe das Feuer vom Kessel entfernen und dasselbe mit Lösche oder feuchter Asche abdämpfen und sich wohl hüten, irgend ein Ventil zu öffnen, so lange nicht der Dampfdruck am Thermometer mit jenem am Manometer wieder übereinstimmt.

Als Schutzmittel gegen eine bedenkliche, durch ein zu vehementes Anlassen der Maschine herbeigeführte Druckverminderung im Kessel, könnte man allerdings, wie Scheffler vorschlägt, im Dampfrohr ein Ventil mit solcher Belastung anbringen, daß dadurch das Ausströmen des Dampfes unter einem bestimmten Minimaldruck unmöglich wird, obschon ich der Meinung bin, daß ohne einer vorausgegangenen Ueberhitung des Wassers, eine solche, bei einem gehörigen Dampfraume, jedenfalls nur geringe Druckverminderung nicht leicht gefährlich werden kann.

Da nach den obigen Bemerkungen vollkommene Ruhe eine Hauptbedingung zur Herbeiführung des gefahrvollen Zustandes eines Siedeverzuges ist, so empfiehlt Poggendorff die Anwendung einer Rührvorrichtung, wie etwa eines kleinen Schaufelrädchens, um den Ruhestand des Wassers zu stören.

Schließlich will ich hier nur noch andeuten, was ich am Ende dieser Vorträge noch ausführlicher zu besprechen gedenke, nämlich, daß man schon bei der Construction der Dampfkessel auf eine leichte Circulation des Wassers Rücksicht nehmen sollte.

So dürfte zum Beispiele für die am 13. Juni 1863 in Worms stattgefundene Dampfkesselexplosion als hauptsächliche Ursache die Außerachtlassung dieser Bedingung gefunden werden.

Nach den Mittheilungen des technischen Directors der dortigen Wollgarn-Spinnerei war der betreffende, circa 8 Meter lange Hauptkessel durch je 2 Stußen mit 2 Siedern verbunden, und die beiden Verbindungsstußen waren an jedem Siederohr so nahe gegen die Mitte angebracht, daß sie nur um 1.9 Meter von einander, daher von den Enden der Sieder um nahezu 3 Meter entfernt standen. Die Feuerung befand sich unter den Siedern.

Der explodirte Refsel war 10 Monate früher aufgestellt worden und zeigte bei der Probe keinerlei Fehler, während an einem daneben liegenden, der zugleich mit aufgestellt wurde, 2 Nieten nachgebessert werden mußten. Außerdem lagen in demselben Raume noch 2 andere Kessel, welche seit 5 Jahren im Betriebe waren und verschiedene Reparaturen erhalten hatten.

Diese 4 Reffel, welche zugleich im Betrieb waren und einen gemeinschaftlichen Dampfraum hatten, wurden Abends jeder für sich abgesperrt und am Morgen vor Beginn der Arbeit wieder miteinander in Verbindung gebracht.

Am 13. Juni Morgens, 1 Stunde vor Beginn der Arbeit, explodirte eines der beiden am genannten Kessel befindlichen Siederohre mit einer solchen Gewalt, daß nicht nur das Kesselhaus und die daran stoßenden Gebäulichkeiten größtentheils zerstört wur den, sondern der Kessel selbst mit dem zweiten Siederohr noch verbunden und zusammen mit dem Wasser bei 400 Centner wiegend, wurde so hoch in die Luft geschleudert, daß er auf das Dach des daneben liegenden Trockenhauses fiel und dasselbe durchschlug. Der hintere, 6, Centner schwere Theil des explodirten Siederohres wurde in horizontaler Richtung über 100 Schritt weit fortgeschleudert, dabei den Widerstand mehrerer Gesträuche überwindend und zuletzt noch eine Mauer durchbrechend.

Durch die unzweckmäßige Verbindung der Siederöhren mit dem Kessel wurde die Circulation des Wassers im Kessel offenbar erschwert und es konnte daher in den Siederöhren leicht eine Ueberhitung des Wassers während der Nachtruhe durch das erhißte Mauerwert eingetreten sei, wodurch, nachdem die Dampfhähne geöffnet worden waren, einige Minuten darauf die Explosion eintrat. Allerdings muß man als wahrscheinlichy

annehmen, daß das Wasser blos in dem explodirten Siederohr, welches in kleine Stücke zerrissen wurde (während das nebengelegene zweite Rohr und der Kessel fast unversehrt geblieben und nur durch den Fall in etwas beschädigt worden) überhitzt gewesen sei. Ich werde übrigens Gelegenheit haben, diese Explosion auch nach der Kaiser'schen Hypothese folgerichtig zu erklären.

(Fortsetzung folgt.)

Ueber die Haushaltungsgegenstände auf der Pariser Weltausstellung *). Von J. C. Ackermann, Beamten des n. ö. Gewerbe-Vereines.

(Fortsetzung.)

Wagenheber von Barbou. (Preis 25 Frcs.) Unter den Hebevorrichtungen zeichnet sich auch der vorliegende Wagenheber von Barbou besonders durch seine tragbare Form und einfache Construction aus. Er wird durch den Hebel á gehoben und durch Sperrhaken b auf jede beliebige Höhe festgestellt **).

Universalstöpsel. (Preis pr. Stück 12 und 5 Silbgr.) Ueber die Art, die Flaschen gut zu verschließen, hatte man schon die verschiedensten Verrichtungen erfonnen. Wenn Kautschuk eine gleichbleibende lang= dauernde Consistenz hätte, so wären jene Hauben oder Müzen, die man über den Flaschenhals zieht, das Einfachste und Beste. Jedenfalls bietet aber Kautschuk den Vortheil, daß er sich zusammendrücken läßt, in Folge dessen ein Stück Gummi, wenn es gleichmäßig zusammengedrückt wird, in vie Breite geht, d. h. an Umfang gewinnt. Zwei solche Universalstöpsel liegen hier vor. Ein solcher besteht aus mehreren Theilen u. z. aus einem durchlochten vulkanisirten runden Stück Kautschuk a, aus einer durch denselben gehenden messingenen Schraube mit einer Kopfplatte d und einer Schraubenmutter b. Zwischen Schraubenmutter und Kautschuk liegt eine Metallplatte e, welche den Kautschuk gegen die reibende Einwirkung der Schraubenmutter schüßt.

Fig. 1. Fig. II.

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Fig. I zeigt den Stöpsel vor dem Gebranche, Fig. II denselben im Durchschnitte, bereits in der Flasche festsitzend. Durch das Zusammendrücken mit der Schraube hat derselbe seinen Umfang derart erweitert, daß man entweder den Kautschuk vernichten oder die Flasche brechen würde, wenn man den Stöpfel mit Gewalt und ohne Zurückziehen der Schraubenmutter aus der Flasche entfernen wollte. Durch eine Zurückdrehung der Mutterschraube erhält der Stöpsel seine vorige Gestalt und

man kann sodann die Flasche leicht öffnen.

Schlösser von Marlette. (Preis pr. Stück 1 Frc.) Schon im Jahre 1862 hatte ich die Ehre, ein einfaches und dabei billiges Schloß vorzuzeigen, welches durch feinen einfachen Mechanismus sowohl, als auch durch die Möglichkeit einer tausendfältigen Variation des Schlüssels selbst sich besonders auszeichnet.

Heutzutage hat Marlette in Paris schon Hunderttausende solcher Schlösser erzeugt u. 3. zu einem Preise, der in Bezug auf die gute solide Art, spottbillig genannt werden muß, da derselbe nur mit 1 Frc. und auch billiger festgestellt ist.

Wie oft es vorkommt, daß man unter vielen Schlüsseln nie den rechten herausfinden kann, weil ihm jedwede Vezeichnung mangelt, dies wissen Alle diejenigen, welche ein etwas größeres Haus führen, oder deren Geschäft die Anwendung vieler Schlösser bedingt. Um nun auch in dieser Beziehung dem Gedächtnisse zu Hilfe zu kommen, diesen fleine Schlüsselringe, woran Täfelchen von weißzgrundirtem Pergamente befestigt sind, auf welche man die nöthige Bezeichnung machen kann. Der Gegenstand ist uralt, aber bei

*) Vorgetragen in der Wochenversammlung des n. ö. Gewerbe-Vereins am 6. Dec. 1867. **) Diese Wagenheber werden jetzt durch das Vereinsmitglied Herrn A. Haas angefertigt und sind um den Preis von circa 12–14 fl. bei A. Burg & Sohn, Maschinenfabrikanten (Wie den, Favoritenstraße 42) zu erhalten. Wenn sich das Bedürfniß zeigt, diese Hebevorrichtung für größere Lasten zu verwenden, werden dieselben auch stärker (im Verhältnisse theurer) angefertigt.

uns als Handels- Artikel neu. In Paris werken derlei Täfelchen maffenhaft verkauft, das Hundert um 1 Frc. 50 C.

Ehe wir in ein Zimmer treten, wünschen wir doch möglichst wenig Staub mit hin einzutragen. Dazu dient nun die von dem bekannten Verbreiter von Haushaltungsgegenständen in London, W. Kent, ausgestellte drehbare Fußbürste. Diese besteht aus einem achteckig gebauten, nach vorne enger werdenden Behälter, der inwendig mit langen Borsten versehen ist und liegend auf einem Pestamente ruht. Der Ruhepunct für den Absatz des Stiefels ist besonders erhöht. Wenn man nun den Stiefel in diese dütenförmige Hülle steckt, so kann diese lettere durch eine am äußern Ende angebrachte Verzahnung, in welche eine Leitstange eingreift, um den Fuß herumgedreht werden, und wird so der Stiefel von allen Seiten gereinigt. (Preis: 16 Frcs.)

Ein neuartiger Teppich zum Warmhalten der Füße fiel mir durch seine Farbenpracht und besondere Elasticität auf. Ueber den Stoff konnten Biele nicht einig werden, und doch war die Sache einfach genug; es waren die abgestreiften Federn von Gänsekielen, mit Anilinfarben gefärbt und sehr dicht aneinander gewebt.

Es ist wohl natürlich, daß diejenigen, deren Hauptwerkzeug die Feder ist, sich auch hauptsächlich mit denjenigen Objecten gerne vertraut machen, die zu den Annehmlichkeiten eines wohlgeordneteu Schreibtisches gehören.

Ob nun Rhagueneau's autographische Presse dahin gehört, will ich dem Ermessen eines Jeden anheimstellen; mir scheint es, daß ein Apparat zur Vervielfältigung von Briefen, Preiscourants c. gewiß Manchem willkommen sein wird; zumal wenn man ohne Anstrengung sein eigener Drucker sein kann, da die Presse hier gänzlich entfällt. Das Verfahren ist alt, die Methode aber sehr vereinfacht und gewiß nicht überall befannt.

Mit chemischer Tinte beschriebenes Papier legt man auf eine Zinkplatte, diese ist auf ein Brett festgemacht. Am Rande des Brettes ist ein Stück Preßspan befestigt. Nachdem das Papier auf der unbeschriebenen Seite befeuchtet wurde, legt man diesen Preßspan darüber, und streicht mit einem glatten Stück Holz einige Male darüber hin

Das beschriebene Blatt gibt die Schrift ab; die Zinkplatte wird nun mit dem gewöhnlichen Aezmittel präparirt und ist sodann für den eigentlichen Druck fertig. Mittelst einer kleinen Walze wird geschwärzt und dann das zu bedruckende etwas befeuchtete Papier ebenso behandelt, wie vorhin der Umdruck des Geschriebenen bewerkstelligt wurde.

Um nun dem Abdruck ein hübsches Ansehen geben und denselben zusammenlegen zu können, wird mittelst eines in Bronzepulver getauchten Pinsels über die naffen Druckstellen gefahren.

Daß der Verkäufer den Muth hat, für diese einfachen Vorrichtungen zum Abbrucke eines Detavblattes 65 Frcs. zu begehren, verdient bemerkt zu werden, da das Ganze um höchstens 6 Frcs. herzustellen ist.

Nebst anderen Copirmitteln, die auf der Ausstellung zu sehen waren, erregte die allgemeine Aufmerksamkeit die sympathische Tinte (Encre sympathique) des Doctors Autier. Derselbe schreibt: „Mit dieser Tinte kann man Briefe copiren ohne Mechanismus, ohne vorherige Befeuchtung des Copirpapieres und ohne etwas Anderes nöthig zu haben, als das sympathische Papier."

Abgesehen von dem zweideutigen Worte „sympathisch", durch welches man etwas mißtrauisch gemacht wird, ist diese Tinte an und für sich eine sehr angenehme Sache. Sie besteht aus nichts Anderem, als aus einem Absud von Fernambufholz, mit Glycerin und wenigen anderen Zuthaten versehen. Man schreibt damit auf gewöhnlichem Papier uud belegt entweder gleich oder nach einer Weile das Geschriebene mit Seidenpapier, fährt mit den Fingern darüber, und alles Geschriebene druckt sich ab, ohne die mindeste Anstrengung und Mühe, ja ohne daß der Brief darunter leidet. Bei feinem Seidenpapier ist es sogar möglich, zweimal auf diese Weise den Brief abzudrucken.

Eine sehr complicirte, sinnreiche Maschine ist die Visitkarten- Presse von Berthier & Comp. Von ihr kann man sagen, sie hat unter den Pressen in der Ausstellung das meiste Aufsehen erregt, weil fie auf trockenem Wege steife Karten mittelst eines ungemein dünnen, einseitig gefärbten Papiers und darunter geschobenen Lettern bedruckt. Die zu bedruckende Karte wird auf das farbige Papier gelegt und hier ift

nun die Schnelligkeit und Genauigkeit bemerkenswerth, wie die einzelnen Maschinentheile die aufgeschlichteten Karten erfassen und auf das färbende Papier legen, wie eine unter der Spindelführung angebrachte Eisenplatte die Karte auf das Papier und auf die darunter liegenden Lettern preßt, und eine dritte Vorrichtung die Karte ablegt, um einer neuen Plaß zu machen, indeß das abfärbende Papier nach jedem Drucke um eine Linie weiter geschoben wird, um wieder die volle Farbe abzugeben. Der Preis dieser Presse ist 800 Frcs. und wäre nicht theuer, wenn nicht 1. die Lettern auffallend schnell zu Grunde gingen, und 2. wenn nicht diese Maschine so complicirt wäre, daß nur ein besonders geschickter und verständiger Maschinist selbe zu handhaben im Stande ist. Die große Anzahl von Karten, welche der Erfinder vertheilte, dürften daher auch sicher mittelst Lettern von Stahl gedruckt worden sein.

Ich habe vorhin der Visitkarten-Presse von Berthier Erwähnung gethan, bei welcher leicht zerreißbares Papier benügt wird; in der amerikanisch en Stempelpresse producirt sich aber ein Werkzeug, welches jedwede Schrift, die erhaben gravirt ist, auf ein blaugefärbtes feines Seidenband druckt und so in blauer Farbe an das Papier wieder abgibt. Das Seidenband ist an beiden Seiten der Presse, u. z. an Rollen angebracht; diese leßteren werden einfach um ihre Are gedreht, sobald der Farbstoff auf einer Stelle nicht mehr genügend abfärbt.

Ein wichtiges Capitel spielen im Zimmer die Beheizungs- und Beleuchtungsobjecte. Für die ersteren hat noch immer Amerika das Meiste gethan. Es wäre nur wünschenswerth, wenn alle diese zierlichen, mit vielem Kunstsinn ausgestatteten gußeisernen Defen eine andere, mehr dem Zimmer anpassende Farbe hätten. Die unfreundliche schwarze Farbe könnte jezt so leicht durch einen Anstrich mit Wasserglas vermieden werden.

Ich habe nämlich solche Wasserglas-Anstriche bei den Lackfabrikanten Kailan & Gummi *) an einem gußeisernen Ofen gesehen. Der Wasserglasanstrich_haftet nun über ein Jahr ganz fest darauf. Ich selbst habe an einem Säulenofen aus Blech, also auf eine ungleich glattere, weil gewalzte Fläche, einen Versuch mit einem Anstrich von Wasserglas gemacht, welcher eine lichtgraue Farbe hatte. Dieser Ofen wird täglich zum Glühen gebracht, allein der Anstrich bleibt unveränderlich und springt durchaus nicht ab, wie ich Anfangs befürchtete.

Außer den mit Wasserglas verzierten Defen sah ich noch vielfältige andere Anwendungen des Wasserglases Anwendungen, welche selbst der Erfinder desselben, Hofrath Fuchs in München, für nicht möglich gehalten hat, nämlich große Gemälde 1 Klafter hoch auf Leinwand mit Wasserglasfarben gemalt. Derlei Bilder auf Leinwand, Mauerwerk, Zink 2c. sind nicht etwa wohl verwahrt, sondern hängen an der Wetterseite des Hauses und sie haben seit 7 Jahren ihres Bestandes noch keinen Schaden gelitten.

Anstriche auf Rohziegeln in allen Farben sind ebenso exponirt, und ein Dach aus Schiefer ist mit den buntesten Farben bemalt. Die Malereien, Patronirungen 2c. wurden, um mir die Echtheit zu zeigen, kräftigst mit Wasser abgewaschen, und da jeder Besu= cher des erwähnten Etablissements einige Wasserglaspräparate als Souvenir bekommt, so erhielt ich auch Einiges, was ich hiemit vorzeige.

Zu einer Ausstellung der gewiß interessanten Producte konnte ich aber Herrn Kailan nicht bewegen. Er gab an, seine Muster und Präparate seien zu wenig auf den Glanz hergerichtet, sie seien eben nur Studienobjecte.

Was die Fitte betrifft, so ist besonders hervorzubeben: Unlöslichkeit im Wasser und durchgehende, nicht blos oberflächliche Härte. Derlei Kitte find in allen Farben und allen Härten darstellbar. Das schwarze Stück gibt am Stahl Funken und würde sich die Masse vieleicht für Schleifsteine eignen, denn sie besigt gleichmäßige Härte.

Auch ein Stück Stoff, mit rother Wasserglasfarbe angestrichen, liegt bei und es zeigt sich, daß die Präparation der Wasserglasfarben eine eigenthümliche sein muß, denn auf diesem Stückchen wenigstens hat das Wasserglas alle Sprödigkeit verloren.

*) In Nußdorf bei Wien. Niederlage bei Jos. Oszvald, Stadt, Elisabethstraße 10.

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