Pagina-afbeeldingen
PDF
ePub
[ocr errors]

drei Delegirte zu entsenden. Der Herr Vorsitzende bemerkt, daß ihm dieses, im Fragekasten vorgefundene Schreiben zu spät zugekommen sei, als daß er noch hätte die Verfammlung als Monats versammlung conftituiren können. Bei der Dringlichkeit des Falles möge man jedoch, wie dies schon öfter geschehen, über dieses formelle Gebrechen hinaussehen und sich vorerst über die Frage entscheiden, ob überhaupt auf die Einladung des voltewirthschaftlichen Vereines einzugehen sei. Da diese Vorfrage mit großer Stim menmehrheit bejaht wird, so schreitet der Herr Präsident zur Wahl der Delegirten und werden hierzu durch Namensnennung von Seite der Versammlung die H. H. F. W. Haardt, Leep. Abeles und Fr. . Spanraft berufen.

Der Vereinsbeamte Hr. 3. C. Adermann bespricht hierauf die in den Nebenzimmern ausgestellten Gegenstände. Es sind dies die Stahl- und gravirten Bronzewaaren des Jos. Dütmär, ferner eine mit großem Fleiß ausgeführte Dankadresse, bestimmt für den kais. Rath und Fabriksbefizer Anton Harpke, welche demselben für seine Verdienste als Jurymitglied von mehreren Ausstellern der Pariser Exposition dargebracht wurde. Die Zeichnung und der Entwurf des Deckels wurde von Hrn. Auton Rigler, die Stickerei von Frl. Betti Hansner und die kalligraphische Ausstattung von Hrn. Fellinger ausgeführt. Sämmtliche Genannte sind in der Kunstanstalt des Hrn. Carl Giani beschäftigt. Der Einband und die Metallarbeiten stammen aus dem Atelier des Herrn Hofbuchbinders L. Groner.

Schließlich weist Herr Ackermann auf einen, dem Herrn Hofrath Ritter von Schaeffer gehörigen prachtvollen Stereoskopkasten hin, welcher 500 Bilder (Ansichten von der Weltausstellung) enthält und besonders denjenigen Herren, welche die 'Ausstellung besuchten, eine angenehme Erinnernng bietet. Die Mittheilung, daß der genannte Herr Hofrath die 2. Serie dieser Bilder mit einem Stereoskopkasten den Mitgliedern auf mehrere Tage zur Ansicht überlasse und jene Bilder (100 an der Zahl) bei Tage nach Bequemlichkeit besichtigt werden können, wird beifällig aufgenommen.

Herr Baurath Winterhalter theilt der Versammlung die Preisausschreibung zur Erlangung von Planskizzen für die Bauten zu den im Juli 1868 in Wien abzuhaltenden critten deutschen Bundesschießen mit. Das betreffende Programm enthält folgende Bestimmungen: 1. Die Schießstätte sammt allen dazu gehörigen Festbauten wird im t. t. Prater auf den hiezu von Se. Majestät dem Kaiser allergnädigst bewilligten Pläßen, unter der sogenannten Circuswiese, zwischen der Prater-Hauptallee und dem Donaucanale errichtet werden. Auf dem betreffenden Situationsplane ist der Umfang des zu benüßenden Platzes ersichtlich gemacht. 2. Die am zweckmäßigsten erscheinende Anordnung der verschiedenen Baulichkeiten wird dem freien Ermessen eines jeden Projec tanten überlassen und ist dabei nur zu beachten, daß der Stand der Scheiben, respective das Ausschießen längs dem Walde an der südöstlichen Grenze des Schieß- und Fest= plates gewünscht wird. 3. Der betreffende Situationsplan mit den eingeschriebenen Niveaucoten, sowie das detaillirte Bauprogramm, resp. die zu berücksichtigenden Bedingungen für die verschiedenen Bauten selbst, können in dem Centralbureau des dritten deutschen Bundesschießens, Stadt, Sterngasse Nr. 4, gegen Angabe von Namen und Wohnort des Künstlers in Empfang genommen werden. Daselbst werden auch die Pläne der Schießstätten und Festlocalitäten zur Ansicht aufliegen, welche beim ersten und zweiten Bundesschießen in Frankfurt und Bremen ausgeführt worden sind; auch wird die Skizze einer Schießhalle aufgestellt sein, wie dieselbe dem Programme beiläufig entspricht. 4. Jeder Concurrent hat mindestens folgende Skizzen beizubringen: a) Einen Situationsplan über alle Anlagen im Maßstabe von einem Wiener-Zoll 20 Klafter, und kann die projectirte Anlage auch in den hinausgegebenen Situationsplan eingezeichnet werden. b) Den Grundriß eines jeden Gebäudes, und von mehrstöckigen Gebäuden den eines jeden Geschoßes. c) Das Profil von jedem Gebäude. d) Die Hauptfaçaden der Fest= halle, des Gabentempels, des Belvederes und des Hauptportales. Die unter b, c, d bezeichneten Skizzen sind im Maßstabe von drei Linien Wiener Maß = 1 Klafter zu entwerfen. Außerdem steht es jedem Concurrenten frei, außer den eben bezeichneten Skizzen auch noch Uebersichtsfaçaden, Details und was sonst noch zur Erläuterung seines Entwurfes dienen kann, mitzuliefern. 5. Da die ganze Dauer des Schüßenfestes sich auf zehn Tage beschränkt, so können die sämmtlichen Gebäude nur provisorische und aus

=

[ocr errors]

Holz construirte sein. Es wird daher bei den Entwürfen außer der Zweckmäßigkeit der ganzen Anlage und der schönen äußeren Erscheinung, zugleich auch auf die möglichste Billigfeit der Ausführung Bedacht zu nehmen sein. 6. Die mit der Namensunterschrift und Adresse des Verfassers versehenen Concurrenzarbeiten sind längstens bis zum 30. Jänner 1868 Abends 6 Uhr in dem obgenannten Centralbureau gegen eine Uebernahmsbestätigung einzureichen und werden durch 8 Tage öffentlich ausgestellt werden. Später einlangende Arbeiten können bei der Preisbeurtheilung nicht berücksichtigt werden. 7. Das Preisgericht wird aus 7 Personen und zwar aus 4 Architekten und 3 Schüßen bestehen; die 4 Architekten wählt das Baucomité aus seiner Mitte, dagegen werden die 3 Schüßen von dem Centralcomité für das dritte deutsche Bundesschießen gewählt werden. Die Entscheidung des Preisgerichtes wird am dritten Tage nach Schluß der Ausstellung ver öffentlicht werden. 8. Für diejenigen Projecte, welche vom Preisgerichte als die besten bezeichnet werden, kommen drei Preise zur Vertheilung und zwar:

der erste Preis mit 600 Gulden De. W. in Silber,

[merged small][merged small][ocr errors][merged small][ocr errors][ocr errors][merged small][ocr errors][merged small][ocr errors][merged small][merged small][ocr errors][ocr errors][merged small][merged small]

9. Die preisgekrönten Projecte gehen in das Eigenthum des Centralcomité's für das dritte deutsche Bundesschießen über, welches sich die Entscheidung über die Ausführung vorbehält und diese auch wegen der Kürze des Bautermins an mehrere HH. Concurrenten vertheilen kann. Die nicht prämiirten Arbeiten können nach Bekanntgabe der Entscheidung des Preisgerichtes gegen Rückstellung der Uebernahmsbestätigung wieder in Empfang genommen werden.

Schließlich hält Herr Präsident Freih. v. Burg einen längeren Vortrag über die Ursachen der Dampfkessel-Explosionen*).

Der Herr Vortragende gibt einen kurzen Rückblick über seine früheren, den nämlichen Gegenstand betreffenden Mittheilungen. Es sei oft das schwefelhältige Brennmateriale, welches tas spröde Schwefeleisen gebildet, an Explosionen schuld; der durch das Wasser häufig hervorgebrachte Kesselstein bedinge einen bedeutenden Mehrverbrauch an Brennmaterial; säurehaltiges Wasser das Ansehen des schädlichen Rostes; Fetttheile im Wasser bilden einen pulverigen Niederschlag und haben schon manchen Kessel explodiren gemacht. Die noch von manchem Gelehrten aufrecht erhaltene „Knallgastheorie" perhorrescire er noch immer.

Als sehr vortheilhaft empfehlen sich dünne Bleche und seien daher Bessemerstahlbleche besonders passend, da man in Kesseln aus solchen Blechen viel schneller und billiger Dampf erzeugt.

Eine frühere Ansicht des Vortragenden, als könne dadurch, daß eine glühende Stelle des Kessels mit Wasser direct in Contact tritt, eine Explosion erfolgen, wird durch die Versuche des Franklin'schen Institutes widerlegt.

Durch die Dampfspannung allein kann, nach Ansicht des Vortragenden, keine Explosion stattfinden; wohl aber dann, wenn irgend ein Riß im Kessel vorhanden ist. Wenn Dampf plößlich entwickelt wird, so entstehen dadurch Risse auf den Kesselwänden, denen fie oft nicht gewachsen sind, und dies ist die Hauptursache der Explosionen.

Den Grund dieser plötzlichen massenhaften Dampfentwicklung sucht man auf zweierlei Art zu erklären: Der Prof. der Physik zu Lausanne Hr. Dufour erklärt diese Er. scheinung durch den Siedeverzug des Wassers, Ingenieur Kaiser aus Breslau dadurch, daß in der Spannung des Dampfes im Kessel eine plötzliche Verminderung eintritt, wo durch sich der Dampf in unberechenbarer Weise entwickelt. Diese zwei Theorien widersprechen sich nicht, sondern ergänzen sich gegenseitig. Bezüglich einer vor Kurzem in der "Breffe" beschriebenen Dampfkesselexplosion, die dadurch entstanden sein soll, daß der Heizer beim Putzen mit Licht in den Kessel gefahren sei, bemerkt Redner, daß sich nicht im Kessel, sondern nur im Feuerraume solche explosive Gase entwickeln, wenn man das Register zu früh schließt. (Hr. Ing. Kohn bemerkt hierzu, die Nachricht sei unrichtig gewesen, denn es war kein Kessel, sondern die Blase eines Destillirapparates und es waren Alkoholdämpfe, welche sich an dem Lichte entzündeten.)

*) Wir bringen diesen Vortrag in der nächsten Nummer der Vereinszeitschrift. (D. Neb.)

Seit Dufour weiß man, daß das Dalton'sche Gesetz zur thèilweise richtig ist, indem es nur die Minimaltemperatur angibt, bei der der Dampf entstehen kann, aber nicht muß.

Man kann Wasser weit über den Siedepunct, sogar bis 178° C. erhißen, ohne daß es aufhört, flüssig zu sein, sowie man Wasser bis 9 Grad erkälten kann, ohne daß es gefriert. Viel hängt bei der Dampfbildung auch vom Gefäße ab und dieselbe geht in Metallgefäßen leichter vor sich, als in Glasgefäßen, weil die ersteren mehr Luft an ihren Flächen haften haben.

Wenn sich ein Kessel abkühlt, so ist gerade da, nach Dufour, der Moment eingetreten, wo ein Siedeverzug stattfinden kann; bei der geringsten Erschütterung entwickelt. sich plötzlich so viel Dampf, daß der Kessel nicht mehr widerstehen kann.

Als Schutzmittel gegen diese Gefahren der Explosionen empfehlen sich folgende: Anlassen mit frischem Wasser nach den Arbeitspausen, Oeffnen des Sicherheitsventiles, was sich besonders bei Locomotiven leicht durchführen läßt; ferner das Hintanhalten von Fett oder Säure.

Weiters soll der Maschinist ein nach Atmosphären getheiltes Thermometer haben, das ihm, leicht sichtbar, zur Vergleichung mit seinem Manometer dienen soll. Ist die Spannung schon zu hoch gestiegen, so hüte man sich ja, ein Ventil zu öffnen, sondern forge dafür, daß die Temperatur des Kesselwassers normal werde; bei Locomotiven wird das Feuer und die Geschwindigkeit zu mäßigen sein auch Nachpumpen von Wasser kann vortheilhaft sein.

Bei sehr großer Ueberspannung wird man die Roststäbe ausziehen, um das Feuer vom Kessel zu entfernen, aber nie ein Ventil aufmachen, bis nicht der Thermometer und Manometer übereinstimmen.

Explosionen, die durch zu vehementes Anlassen der Maschine provocirt werden fönnten, kann man durch ein im Dampfrohre angebrachtes Ventil verhindern, das die Zuströmung des Dampfes regulirt.

Ein Hauptschutzmittel ist die leichte Circulation des Wassers, und es soll darauf schon bei Construction des Kessels Rücksicht genommen werden.

Da die Zeit schon zu weit vorgeschritten war, so wurden die Mittheilungen des Vereinsbeamten Hrn. 3. C. Ackermann über die Haushaltungsgegenstände auf der Pariser Weltausstellung auf die nächste Wochenversammlung am 10. d. M. verschoben.

Kleine Mittheilungen.

(Eine neue Anwendung der Bandsäge.) In der Ausstellung des englischen Kriegsministeriums im Ausstellungsparke zu Paris - sie liegt rechts am Haupteingange von der Jenabrücke her findet sich neben vielem höchst Interessanten ein verhältnißzmäßig unscheinbarer Gegenstand, der aber gewiß alle Aufmerksamkeit verdient. In einer der Werkstätten des Arsenals in Woolwich kam man nämlich darauf, daß sich mehrere Zoll dicke Platten Schmiedeisen ohne große Mühe mittelst einer kaum gezahnten Bandsäge sowohl gerade als nach beliebigen krummen Linien durchschneiden lassen. Zur Veranschaulichung dieses sind Stücke von ichmiedeisernen Panzerplatten für Schiffsbekleidung, bekanntlich 3-4" dick, ausgestellt, aus denen Namenszüge, sowie beliebige Curven mit ziemlicher Genauigkeit ausgesägt sind, und wobei sowohl das ausgeschnittene Stüc als der Abfall zur genauen Ansicht vorliegen. Nach einer Notiz, welche den Proben beiliegt, hat man gefunden, daß nach angestellten Versuchen die vortheilhafteste Geschwindigkeit, welche man einer Bandsäge zu diesem Zwecke zu geben hat, ungefähr 250 engl. Fuß per Minute beträgt. Um sich ein Bild von der Arbeitsleistung zu machen, ist ferner gesagt, daß in einer 1 Zoll dicken Platte eine Schnittlänge von 11⁄2 Zoll per Minute erzielt werden kann. Es ist selbstverständlich, daß die Platte kalt gesägt wird und daß der Schnittfläche ftets etwas Oel oder Seifenwasser zuzufließen hat. Diese ganze Arbeitsweise der Bandsäge in dem Eisen ist unseres Wissens neu und überraschend; unter gewissen Verhältnissen dürfte sie allgemeinere Anwendung finden können und der Zweck dieser kurzen Mittheilung ist erreicht, wenn die hier beschriebene Thatsache in weiteren Kreisen bekannt uud geprüft wird. (Gew. Bl. a. Württemb. 1867.)

Verantwortlicher Redacteur: Leopold Fürstedler.

Druck von Earl Gerold's Sohn in Wien. – Selbstverlag des n. 8. Gewerbe-Vereines.

[blocks in formation]

-

Inhalt: Vereins-Anzeigen: Woche vom 13. bis incl. 19. Jänner 1868. S. 17. - Mittheilungen: Ueber die muthmaßlichen Ursachen der Dampfkessel-Explosionen. S. 18; Ueber die Haushaltungsgegenstände auf der Pariser Weltausstellung. S. 26. Literatur bericht: Officieller Ausstellungsbericht. S. 29. Wochenversammlung am 10. Jänner. S. 30. Kleine Mittheilungen: Ueber Luftverschlechterung in Wohnräumen durch künstliche Beleuchtung. S. 31; Handhobelmaschine für Metall. S. 32; — Versteigerung von ärarischen Theerdecken. S. 32.

Vereins-Anzeigen.

Versammlungen, Vorträge und Sizungen

des nied.-ößterr. Gewerbe-Vereines.

Woche vom 13. bis incl. 19. Jänner 1868.

[ocr errors]

Montag, 13. Jänner. Sizung der besonderen Commission für die Aenderung der Statuten, um 6 Uhr Abends. Populärer öffentlicher Vortrag des Herrn

[ocr errors]

Professors Dr. Ditscheiner: Ueber Elektro-Magnetismus", um 7 Uhr

Abends.

Mittwoch, 15. Jänner. Sizung der besonderen Commission für die Errichtung von Gewerbe-Gerichten, um 6 Uhr Abends.

Freitag, 17. Jänner. Sizung der Abtheilung für Vorträge zc. um 6 Uhr Abends. Wochenversammlung um 7 Uhr Abends.

Programm: 1. Die Urproduction, der Exporthandel und die Verkehrsmittel von Marocco. Vom Hrn. Dr. Max Schmidl, t. t. Consularagent in Tetuan. 2. Die Kohlenfrage, besprochen von Hrn. Jul. Hirsch.

-

[ocr errors]

3. Die Wasserversorgung von Städten und Privatgebäuden. Von Hrn. Ant. Freisler.

Sonntag, 19. Jänner. Das Lesezimmer der Bibliothek ist für die Gewerbetreis benden, welche im Besitze von Eintrittskarten sind, von 9—12 Uhr Vormittags und von 3-6 Uhr Abends geöffnet.

Mittheilungen.

Aeber die muthmaßlichen Ursachen der Dampfkessel-Explosionen*).

(Als Fortsetzung früherer Besprechungen.)

Von A. Freiherrn v. Burg.

Verehrte Herren! Ich habe Ihnen von Zeit zu Zeit über stattgefundene Dampftessel-Explosionen Mittheilungen gemacht und daran sowohl Vermuthungen über deren wahrscheinliche Ursachen, als auch Vorschläge zur möglichsten Verminderung solcher Unglücksfälle geknüpft.

Bald war es die Einwirkung und Beschaffenheit des Brennmateriales, wie namentlich der schwefelhaltigen Steinkehlen, welche jene Kesseltheile, die durch Unachtsamkeit des Heizers glühend geworden, in sprödes, brüchiges Schwefeleisen umwandeln '); bald war es die schlechte Beschaffenheit des Speisewassers, welches durch seinen Salzgehalt zur Bildung von Kesselstein oder durch den etwaigen Fettgehalt u pulverigen Niederschlägen und dadurch in beiden Fällen zum Glühendwerden von einzelnen Kesseltheilen Anlaß gibt 2); bald war es der directe Einfluß der Wärme auf die Kesselwandungen, welche dadurch in nachtheiliger Weise ungleichmäßig ausgedehnt, und wenn etwa gar bis zum Glühen erhist, außerordentlich geschwächt und dann zerrissen wurden ), ohne daß man dabei die ominöse Knallgastheorie *), die ich von jeher perhorrescirte, zu Hilfe zu nehmen braucht; bald war es endlich der übermäßige Dampfdruck selbst, welchen man als die unmittelbare Ursache der Explosion hinstellte, obschon es wahrscheinlich ist, daß immer mehrere dieser genannten Factoren dabei mehr oder weniger gleichzeitig mitwirken oder thätig sind.

*) Vorgetragen in der Wochenversammlung am 3. Jänner 1868.

1) Prof. Schafhäut! erwähnt eines Falles, in welchem Stücke eines explodirten Dampftessels in Folge solcher schwefelkieshaltiger Kohlen, aus welchen sich schwefelige Säure entwickelt, so spröde waren, daß sie durch leichte Hammerschläge zerbrochen werden konnten. Bei der Behandlung dieser Bruchstücke mit Salzsäure, welche in einer Retorte vorgenommen wurde, entwickelte sich aus denselben eine bedeutende Menge Schwefelwasserstoffgas. In einem andern Falle wurde ein Stück eines explodirten Kessels, welches glühend geworden war, bei einer Belastung von 2 Centuern abgebrochen, während ein ganz ähnlicher, jedoch nicht glühend gewordener Streifen desselben Bleches mit 3 Centner Belastung nicht gebrochen, sondern fast unter einem rechten Winkel umgebogen wurde. Auch konnte man bei dem ersteren Stücke an der Außenseite bestimmt erkennen, daß das Eisen bis auf eine nicht unbeträchtliche Tiefe eine Verbindung mit Schwefel eingegangen hatte, also Schwefeleisen gebilbet worden war.

2) Zum Fernhalten des Kesselsteins empfiehlt die Manchester Boiler-Association das öftere Ausblasen der Kessel, indem dadurch die noch nicht erhärtete Schlammmasse mitgerissen wird. Kesselstein begünstigt das Glühen der Bleche (namentlich ober der Stichflamme, wo die Strömung am stärksten ist und der Kesselstein sich am häufigsten absetzt) und wenn der Stein abspringt, kommt das Wasser damit in Berührung und kühlt diesen Theil ab. Allerdings erfolgt daraus nicht direct eine Explosion, indem das Comité des Franklin'schen Institutes nachwies, daß kaltes Wasser in einem glühend gemachten Kessel keine Explosion hervorbrachte. Ist das Wasser salz- oder säurehaltig, so wird das glühende Blech leichter orydirt und ausgefressen. Jasserand erwähnt eines Falles, in welchem die vorderen Theile eines explodirten Kessels ganz ausgefressen waren, derart, daß die Blechdicke an diesen Stellen zwischen 10 und 3⁄4 Millimeter variirte.

3) Ich habe schon erwähnt, daß nach Fairbairn's Versuche, Kesselbleche, welche im falten Zustande eine absolute Festigkeit von 50.000 Pfd. besitzen, bei der Rothalühhiße (1200 Grad F. bei Tage sichtbar) schon bei 8000 Pfd. zerrissen werden (also nicht mehr der vorigen Festigkeit befizen). Dicke Kesselbleche werden, da die Temperaturausgleichung zwischen der Feuer- und Wasserseite um so schwieriger wird, eher glühend als dünne, daher sind dünne Bessemerstahlbleche vorzuziehen.

4) Das Comité des Franklin'schen Instituts, welches in einen glühenden Kessel Wasser pumpte, fand in dem aufgefangenen Gase Stickgas mit einem veränderlichen Antheil von Sauerstoffgas (was durch Zersetzung der, mit dem Wasser eingebrachten atmosphärischen Luft entstand). Am Schluß des betreffenden Berichtes heißt es: „Wasser wird, wenn es in einem Dampskessel, dessen Oberfläche rein, aber nicht glänzend ist, mit erhittem Eisen in Berührung gebracht wird, nicht zersett." Weiterhin: Die Zersetzung des Wassers auf rothglühendem Kesselboden wird durch die denselben bedeckende Schicht von Metalloryd verhindert, indem durch sie die Affinität geschwächt wird.“ Prof. Schafhäutl weist durch Versuche nach, daß, wenn sich in der Dampfkammer eines Dampskessels ein explosionsfähiges Gemisch bilden sollte, dieses wenigstens in der doppelten Menge des Dampjes vorhanden sein müßte, um eine Explosion zu bewirken.

« VorigeDoorgaan »