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tinental-Staaten durch Errichtung von Maschingarn - Spinnereien hat die Suprematie Englands in dem legten Decennium größtentheils beseitigt, und ein anderer Factor trat wieder als maßgebend in den Vordergrund, der höhere oder niedere Arbeitslohn, und dieser richtet sich eben nach dem größern oder mindern Consum und den dazu vorhandenen Arbeitskräften.

Betrachten wir nun, abgesehen von dem inländischen Consum, die Exportziffern

der verschiedenen Staaten, so zeigte sich im Jahre 1865/66

für Großbritannien eine Ausfuhr von 1.060,000 Ctr. mit fl. 90.000,000 Werth,

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Es ist daher natürlich, daß Großbritannien für seinen kolossalen Bedarf auch die meisten Arbeitskräfte brauchte. Es ist aber auch Jedermann bekannt, daß England seine Arbeitskraft theurer als jedes andere Land, Frankreich ausgenommen, zahlen muß und bei günstiger Handels-Conjunctur an Mangel an Arbeitskraft leidet.

Wollten also die Industriellen Großbritanniens in Folge der durch hohen ArbeitsIch vertheuerten Waare nicht jene Prämienvortheile einbüßen, welche sie in den Zeiten des Uebergangs von Hantgarn zu Maschingarn errungen, so mußten sie einen Ersat für die theure Arbeitskraft suchen, und sie fanden ihn in dem mechanischen Webstuhl.

So wie die mechanische Spindel ver der Handspindel den Vorzug einer größern Productionskraft und eines gleichern reinern Gespinnstes hat, ebenso wird durch den mechanischen Webstuhl die Productionskraft erhöht, das Gewebe selbst durch die vollkommen geregelte gleiche Bewegungskraft der Lade und Schüße ein viel reineres, gleicheres als beim Handwebstuhl.

Vergleichen wir nun die tägliche Production eines mechanischen zum Handwebstuhl, so zeigt sich, daß ein mechanischer Webstuhl in den ordinären Nummern bei 12 Arbeitsstunden 36-40 Ellen, während der Handstuhl höchstens 9-10 Ellen per Tag erzeugen kann. Welcher Gewinn an Arbeitskraft zeigt sich hierdurch beim mechanischen Webstuhl für die Massenproduction ordinärer Leinen, und welche Vortheile bietet der Umstand dem Producenten, daß er es in der Macht hat, seine Production einzuschränken oder auszudehnen, je nachdem er die Arbeitszeit verkürzt oder ausdehnt.

Dieses System der mechanischen Weberei hat in den letzten 5 Jahren nicht allein. in England an Ausdehnung gewonnen, sondern hat sich auch nach Frankreich und Belgien verpflanzt. Nach den statistischen Tabellen sind in Großbritannien ca. 20,000, in Frankreich 6000, in Belgien 3000, im Zollverein 1800, in Oesterreich nur versuchsweise 60 Stühle im Gang. Es hat sich aber dieses System in den letzten Jahren in Construction der Maschinen auch dahin vervollkommnet, daß man selbe von den bisher gewebten ordinären Sorten Leinen auf mittelfeine und feine ausgedehnt und besonders in der Verwerthung für ganz breite Leinen bis 4 Ellen breit einen großen Vortheil gegen die Handweberei erzielte.

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Die Ursache, warum sich diese mechanische Weberei in den Con= tinental Staaten noch nicht in dem Maße ausgebreitet, liegt in der größeren Anzahl disponibler Arbeitskräfte zum Verhältniß des Consum und in dem billigern Arbeitslohn, welcher insbesonders in Oesterreich noch ge= zahlt wird.

Vergleichen wir den letztern Facter in den verschiedenen Staaten, so zeigt sich, daß für Handweberei sich der Arbeitslohn ven ordinärer und mittlerer Sorte in Großbritannien von 75 bis 85, in Frankreich von 85 bis 95, in Belgien von 65 bis 85, im Zollverein von 60 bis 70 und in Oesterreich von 40 bis 50 stellt, was gegen England uns ein Avance des Arbeitslohnes von 80 % zeigt.

Es ergibt sich nun einfach die Frage, würde es denn für Oesterreich lohnend sein, die mechanische Weberei einzuführen, und würde es zu rechtfertigen sein, Taufende von menschlichen Arbeitskräften brotlos zu machen?

Die Lösung dieser Frage könnten wir einfach mit dem Hinweis auf dieselbe damals gestellte humanitäre Frage zurückführen, als die Handgespinnste den Maschingespinnsten weichen mußten. Die Humanität hat viele österreichische Industrielle lange Zeit zurückgehalten, mechanische Spinnereien zu errichten. Was war die Folge? Unsere Leinenfabritate, wenn auch billiger, aber unreiner, ungleicher im Gewebe, verloren immer mehr den Weltmarkt, und hiedurch verringerte sich nicht allein der Bedarf an Garnen und entwerthete die Gespinnste, nein, auch unsere Weber fanden nicht genügend Arbeit, mit einem Wort, Spinner und Weber kamen in Noth; der Fabrikant selbst, der nicht zu rechter Zeit einlenkte, mußte verarmen.

Man könnte aber sagen: das ist bei der Weberei nicht der Fall; denn wir haben keinen solchen Massenbedarf, daß die menschliche Arbeitskraft nicht genüge, und was für Vortheile bietet denn sonst die mechanische Weberei?

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Gehen wir von dem Gesichtspunct aus, daß Defterreichs Leinen-Industrie eben nur geschaffen ist, um die inländische Confuntion zu decken, nun dann könnte man dieser Ansicht, daß unsere Arbeitskräfte genügen, einige Berechtigung zumuthen, doch in der Voraussetzung selbst liegt eben schon ein Fehler. Die Zeiten sind vorüber, wo der Fabrikant mit einem mäßigen Umsaße sein Schärflein in's Trockene bringen konnte. Will nun ein Fabrikant diesen Namen wirklich verdienen, so darf er nicht blos vegetiren, er muß floriren, d. h. er muß sein Absatzgebiet auch noch hinaus ausdehnen, und so gut die Handelsverträge den fremden Nationen die Möglichkeit und das Recht wahren, auf unserm Markt als Concurrent zu erscheinen, so müssen auch wir mit unserm Fabricat den ausländischen Markt zu erobern trachten. Dazu gehört aber vor Allem, daß wir über genügende, jederzeit disponible Arbeitskraft verfügen können.

Wie stellen sich aber bei uns die Arbeitsverhältnisse für Leinen-Fabrication? Wir haben schon darauf hingewiesen, daß ein Weber sich pr. Tag für ordinäre bis mittlere Waare 40 bis 50 kr. 5. W. verdient; dabei hilft ihm Weib und Kinder mit Aufbäumen, Schlichten, Spulen des Garnes 2c.

Nun liegt es in der Natur des Menschen, daß er trachtet, wenn er hiezu die Fähigkeit besitt, entweder durch Uebernahme feiner Arbeit am Webstuhl selbst mehr zu verdienen, oder wenn er nicht durch die Familie am Webstuhl gebunden ist, einen anderweitigen bessern Verdienst zu suchen. Die natürliche Folge ist, daß sich auf Stühle für ordinäre Leinen eben nur der Anfänger feßt, Lehrbuben, minder gute Gesellen, welche eben größtentheils nur Mangelhaftes erzeugen können; man kann also nie auf eine ganz gleich gute Waare vom Webstuhl rechnen. In den Sommermonaten, wo die Feldarbeit beginnt, oder bei KriegsEventualitäten, wo ein großer Theil der jungen Arbeitskräfte der Industrie entzogen wird, da steht dann ein großer Theil dieser Stühle leer, und der Fabrikant sieht sich gezwungen, entweder bessern Lohn zu zahlen oder zu warten, bis der Winter oder Friede die Arbeitskräfte wieder zuführt. Beides vertheuert das Fabricat wesentlich. Im erstern Falle kann er die Concurrenz nicht bestehen oder muß ordinäre Waare unter dem Erzeugungspreis geben; im zweiten Falle steht er ohne Waare. Eine gleich große Calamität trifft aber den Fabrikanten, wenn ein lebhafter Geschäftsgang eintritt.

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Das ehemals patriarchalische Verhältniß zwischen Arbeitsgeber und Arbeitsnehmer hat eben mit der Bertheuerung alles dessen, was der Mensch zum Leben braucht, und dem dadurch sich steigernden Pauperismus sein Ende erreicht; denn es ist eben der Kampf um die bessere Existenz des einzelnen 3ch, welcher in den Vordergrund getreten; der Arbeiter bleibt deshalb nur insolange bei seinem Arbeitsgeber, als er nicht eine gesicherte bessere Arbeit und Lohn anderswo erreichen kann, und alle die vorher erwähnten Uebelstände treten für den Fabrikanten bei lebhaftem Absage in erhöhtem Maße ein und hemmen ihn im Umfaß, ja entziehen ihm selbst die Möglich keit, seine Fabrication auszudehnen. Sobald ich aber den Satz als richtig erkenne, daß der Fabrikant nur in der erhöhten Production den Ersatz für einen auf das Minimum herabgedrückten Gewinn finden darf, weil er sonst mit dem Auslande nicht concurrenz

fähig bleibt, so muß es auch sein Hauptaugenmert sein, eine gesicherte gute Arbeitstraft zu finden.

Diese aber findet er zwar in der Fabrication mit feineren Leinen zur Genüge, aber sie fehlt ihm oft für Fabricate ordinärer Leinen sowohl quantitativ als qualitativ, und dieser Mangel wird eben um so fühlbarer, je mehr es ihm gelingt, seinen Consum zu erweitern.

Vergleichen wir nun die Leistungen eines mechanischen Webstuhles mit denen eines Handwebstuhles, so lassen sich selbe nach drei Richtungen beurtheilen:

in der Stabilität der Arbeitskraft;

in der Productivität der Arbeitskraft;

in der Preiswürdigkeit der geleisteten Arbeit.

Wenn die mechanische Weberei im geordneten Gange, so kann der Fabrikant, außerordentliche Fälle ausgenommen, die Menge seiner Production genau nach der Anzahl der verwendeten täglichen Arbeitsstunden bemessen; er kann also auch je nach Verminderung oder Vermehrung der Arbeitsstunden seine Fabrication nach Bedarf einschränken oder ausdehnen.

Die Arbeitskräfte für das Spulen, den Schuß für den Stuhl selbst find Mädchen von 14-20 Jahren, welche anderwärts nicht so leicht einen Verdienst finden, meist Kinder von Webern, die schon zu Hause mit beim Stuhle geholfen und daher schnell abgerichtet sind, aber eben so leicht bei ihrer mechanischen Arbeit zu ersehen sind, da sie eben nur darauf zu sehen haben, daß wenn ein Faden reißt selber gleich angeknüpft wird. Diese Arbeitskraft bleibt Sommer und Winter, ob Krieg oder Frieden, ja je lebhafter das Geschäft, desto gesicherter ist die Arbeitskraft, weil sich die Arbeiterin durch die Nachstunden noch mehr verdienen kann, die Einstellung der Arbeit aber nicht wie bei Handweberei die ganze Familie brodlos macht. Die gesicherte Arbeitskraft erhält aber noch einen bedeutenden Werth durch die große Productivität.

Ein Handweber kann des Tages, wenn er fleißig den ganzen Tag webt, in 6 Arbeitstagen ein Stück mit 60 Ellen anfertigen. Ein mech. Webstuhl erzeugt bei Arbeitszeit von 13-14 Stunden bis 40 Ellen, was also in 6 Tagen 240 Ellen oder das Bierfache der Handweberei ausmacht.

Ist aber Noth an Waare, so kann durch längere Tagearbeit oder Nachtarbeit, wie es oft schon in den Spinnereien der Fall war, ein Stuhl 60-70 Ellen erzeugen. Rechnet man nun, daß bei der Handweberei eben in solchen Zeiten viele Stühle aus Mangel an Arbeitskraft leer stehen, so fann man mit Sicherheit den Schluß ziehen, daß die Production eines mech, Webstuhles auf das Achtfache des Handwebstuhles gerechnet werden kann.

Geht man nun auf die Beurtheilung der Preiswürdigkeit der geleisteten Arbeit, bas heißt den gewebten Leinen über, so läßt sich diese nach zwei Richtungen beurtheilen. 1. Wie stellt sich der Arbeitslohn eines mech. Webstuhles gegen den Handwebstuhl? 2. Wie stellt sich der Werth der auf mechanischeu Webstühlen erzeugten Leinen gegen jene von Handwebern?

Würde man nur den Weblohn in Betracht ziehen, so kommen

10 Ellen eines Handwebstuhles .

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mech. Webstuhles..

pr. Tag auf 40-50 fr.

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d. h. die Elle Handweberei auf 4-5 kr., die Elle mech. Weberei 3-1 fr. Rechnet man aber bei der mech. Weberei die Herstellungskosten des fabrikmäßigen Betriebes, nämlich Grund und Boden, Wasser- und Dampfkraft, Vorbereitung, Webmaschinen, Scheeren, Spulen, Schlichte, Aufbäumen, die zum Maschinenbetriebe nothwendigen intelligenten Arbeitskräfte, endlich Verinteressirung und Amortisation des Anlagecapitals, welche Summen von Ausgaben bei der Handweberei nicht vorhanden, da der Handweber Schlichten, Spulen, Aufbäumen 2c. sich alles selbst, sowie seinen Webstuhl herstellen muß, ohne eine Entschädigung zu erhalten, so zeigt sich das Resultat der Webekosten in folgendem Verhältniß:

Für 60 Ellen Weblohn auf Handstuhl zahlt man 2 fl. 40 kr. bis 3 fl.; 60 Ellen auf mech. Webstuhl kommen auf 2 fl. 60 fr. bis 3 fl. 20 kr. zu stehen.

Es würde dasselbe Quantum auf Handstuhl in Großbrittannien 4 fl. 50 kr. bis 5 fl. 10 kr. kosten, auf mech. Webstuhl`4 fl. bis 4 ft. 30 fr.

Während sich die mech. Weberei in Großbritannien um ca. 10-15% billiger als Handarbeit stellt, kommt die mech. Weberei in Oesterreich um ca. 10% theurer als Handarbeit zu stehen.

Man könnte nun natürlicherweise die Schlußfolgerung ziehen: Ja, wenn wir für mech. Arbeit noch mehr zahlen sollen als für Handarbeit, wer wird sich herbeilassen, mech. Webstühle zu errichten, wer würde hartherzig genug sein, den Handwebern ihren Verdienst zu entziehen? Doch auch dies ist nicht stichhältig.

Nicht immer die der Bezahlung nach billigste Kraft ist auch die vortheilhafteste, weil billige Arbeitskraft nur dann einen Werth hat, wenn sie das Gleiche leistet, was die theure Arbeitskraft leistet.

Hinsichtlich der Arbeitskraft haben wir in den für die Industrie dienstbar gemachten Naturkräften den einfachsten Beleg zur Begründung unseres Nachweises, daß nicht immer billige Arbeitskraft die zweckmäßigste ist.

Es berarf wohl erst keines Nachweises, daß die Wasserkraft der billigste Motor der bewegenden Kraft ist.

Für den Industriellen, der eine Fabrik errichtet, ist der Besit einer Wasserkraft von hohem Werthe, und er zahlt oft eine einfache Säge- oder Mahlmühle um den dreifachen Preis, blos um die Wasserkraft ausbeuten zu können.

Die Fabrik wird nun im Verhältnisse zur Wasserkraft eingerichtet, in Betrieb gefeßt. Doch wie lange eben genügt diese Wasserkraft, wenn überhaupt das Unternehmen ein lebensfähiges, der Betrieb ein schwunghafter ist.

Ein erweiterter Betriebsabsatz verringert die Regiekosten im Allgemeinen; je größer die Masse des Umfaßes, mit um so geringerem Nußen kann der Fabrikant arbeiten, desto mehr steigert sich seine Concurrenzfähigkeit.

Um das zu ermöglichen, reicht die Wasserkraft nicht aus; der Fabrikant ist durch feine bestehende Fabrik, die abgerichteten Arbeiter, die nothwendige Concentrirung und Ueberwachung an den Ort gebunden, er wird also und muß für die fehlende WasserBetriebskraft einen Ersatz in der Dampfkraft suchen müssen.

Es zwingt den Fabrikanten aber noch ein anderer Factor zur Benütung des Dampfes als Hilfskraft.

Es gehört zu den Seltenheiten, daß die Wasserkraft eine vollkommen constante genannt werden kann. Die meisten der Wässer, an welchen die Werke liegen, haben ihren Zufluß aus dem Gebirge.

Im Winter und Herbst sind die Wässer am kleinsten, ja reduciren sich oft auf 50% ihres im Frühjahre und Sommer abgebenden Quantums. Es treten aber selbst während des Laufes eines Tages bedeutende Verschiedenheiten in der Wassermenge ein, je nachtem z. B. im Winter plögliches Thauwetter, im Sommer heftige Niederschläge stattfinden.

Bei dem Betriebe von Spinn- und Webmaschinen ist aber die constante gleiche Betriebskraft ein unbedingtes Erforderniß für ein gutes Fabrikat, denn es ist nicht gleich, ob die Spindel z. B. 140 oder nur 80-100 Touren in der Minute macht, und eben dasselbe ist es bei Geweben, da nur bei gleicher Umdrehung, bei gleichem Schlage die Menge und Qualität erreicht werden kann.

Wir sehen daher in den meisten mit Wasserkraft betriebenen Werken eine Dampfmaschine als ausgleichende Hilfskraft verwendet.

Eben dasselbe Bedürfniß einer die constante, gleichmäßige Arbeitskraft ausglei= chenden mechanischen Kraft zeigt sich für den Fabrikanten mit Rücksicht auf die zur Verwerthung nöthigen Hilfskräfte.

Wir haben schon früher angedeutet, daß für die Erzeugung von Leinen nicht allein eft menschliche Arbeitskräfte fehlen, sondern daß diese Arbeitskräfte selbst mangelhaft sind.

Je lebhafter der Absatz, desto mehr muß der Fabrikant seine Arbeiskräfte in der Anzahl und räumlich ausdehnen.

Er wird also die feineren Artikel in der Nähe seiner Fabrik anfertigen lassen, um eine bessere Ueberwachung zu haben, weil er eben seine Arbeitskräfte da schon besser abgerichtet. Die anderen Leinen muß er mehrere Meilen weit in die Dörfer geben; der Transport hin und her, die Ueberwachung, alles ist mit Auslagen verbunden und die Erzeugnisse sind größten heils weil ohne Controle mangelhaft.

Man könnte aber sagen, wenn das Geschäft so lebhaft, so liegt ja nichts daran, wenn der Fabrikant auch nicht viel ordinäre Waare gewebt erhält, er soll sich begnügen mit dem Absaß der feineren Waare; doch wer die Genesis des Leinengeschäftes kennt, weiß, daß Leinen eben nur im Großen in Sortiments abzusetzen, wo die ordinären Leinen in bestimmtem, meist überwiegendem Verhältnisse zu feineren Leinen vertreten sein müssen; kann er daher nicht genügend ordinäre Leinen fabriciren, so kann er auch keine feinen verkaufen. Vergleicht man aber den Werth der Arbeit eines mech. Webstuhles gegen die Arbeit eines mittelmäßigen Webers, nun se darf man wohl nicht zweifeln, wie hoch die Vortheile anzuschlagen sind, daß mechanisch aus besserem Garne gewebte Leinen ein Stück dem an= dern gleich, während bei Handstühlen es eben von der Accuratesse des Arbeiters und seiner größeren oder minderen Ehrlichkeit abhängt, wie das Stück ausfällt. Der Werth einer mechanisch gewebten Leinwand ist daher ein wesentlich höherer durch die Gleichheit und Reinheit des Gewebes.

Wenn also der Fabrikant dem Weber nur das nimmt, was er oft gar nicht arbeiten will oder nicht gern arbeitet und nicht schön arbeitet, wenn der Fabrikant durch die in seiner Macht stehende willkürliche Vermehrung der Production in ordinären Leinen zugleich seinen Absatz mit feinen Leinen erhöht, und dadurch dem Weber einen besseren Ersat bietet, so kann man nur sagen, der Fabrikant hat nach allen Seiten den Vortheil der Leinenindustrie, des Webers und seinen eigenen Vortheil befördert.

Desterreich gibt auch bei der mech. Weberei den Vortheil wohlfeileren Arbeitslohnes nicht auf, aber erhöht seine Productionskraft und seine Concurrenzfähigkeit, denn England zahlt für Hilfskraft bei mechanischer Weberei an Weberlohn bei 10stündiger Arbeitszeit 70-90 fr., Desterreich bei 13-14stündiger Arbeit 30-40 fr. Wie sehr sich die Fabrication auf mechanischen Webstühlen in Großbritannien in den letzten fünf Jahren ausgedehnt, zeigen die Ziffern von 20.000 Powerloom - Stühlen, welche so viel als 100.000 Handstühle erzeugen.

Ich glaube durch diese ausführlichen Details jene Scheingründe der Philantropie widerlegt zu haben, welche sich ein jeder dem Zeitgeiste und den Fortschritten huldigende Industriezweig gefallen lassen soll, welche in den Worten gipfelt: „Ja wenn man alles der menschlichen Arbeitskraft nimmt, was sollen dann die Menschen anfangen ?"

Es wird wohl niemand all' den Einkehrwirthshäusern, Wirthen, Postmeistern, Fuhrknechten nachweinen, deren Industrie oder Einkommen durch die Eisenbahnen verloren; ja im Gegentheil wird Oesterreich der Vorwurf gemacht, noch zu weit gegen andere Staaten zurück zu sein, und dadurch ein volkswirthschaftliches Vergehen sich haben zu Schulden kommen lassen. Sehen wir unsere Leinenindustrie an und jene Bezirke, wo früher die Handspinnerei florirt und jezt Maschinenspinnereien stehen. Sind diese Gegenden jest verarmt, nein sie sind wohlhabend geworden durch die Massenproduction der Spinnereien und ihren Export, die Leinenfabrication hat sich gehoben, ist wieder concurrenzfähig geworden.

Darum, meine Herren, es gibt kein Liebäugeln auch in der Fabrication mit alten Systemen; der intelligente Industrielle wird und muß mit dem Zeitgeiste fortschreiten, will er seine Rolle behaupten und will er den Segen der Arbeit um sich und seine Arbeitskräfte verbreitet erhalten.

Der beste Regulator aber für die menschlicheu Arbeitskräfte besteht darin, daß man zur Errichtung und Betriebe eines jeden, die Menschenkraft erseßenden Werkes wieder eine Menge Hilfskräfte gebraucht, und daß die gesteigerte Fabrication eben dieser Hilfskräfte den Ersatz für den Entgang eines Theils der am wenigsten lohnenden Arbeit bietet.

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