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Ueber das Schnecken - Gebläse.

Von

Herrn Leopold Descher,
Architekt.

(Siehe Heft 2, Seite 7.)

(Vorgetragen in der Monatsverlammlung am 7. Juni 1811.)

Neuerer Zeit erregten die rotirenden hydraulischen Gebläse,

nämlich die Schrauben- und Schnecken - Gebläse, die Aufmerksamkeit der hohen und höchsten Behörden in bedeutendem Grade; und es wurde zuerst nach meinem Entwurfe und unter meiner Leitung auf dem k. Eisenwerke zu Kudsir in Siebenbürgen ein 9'10'," im Durchmesser haltendes Schrauben - Gebläse aus Eisenblech für drei Zerrennfeuer auf Schwall i. J. 1837 ausgeführt, welches wiewohl die Ausführung selbst als erster Versuch und mit den schwächsten Mitteln bewirkt, noch Vieles zu wünschen übrig ließ — dennoch hinlänglich erwies:

»Daß mit einem derartigen Gebläse eine eigenthümliche, » auf den Frischprozeß ungemein sich günstig äußernde Wirkung » verbunden sei, mithin auch das damit verknüpfte Princip: Gleich» förmigkeit und Intensität der Hiße, anerkannt da» stehe. «

Allein die Ausführung eines solchen, in den vorhin angegebenen Dimensionen construirten Schrauben - Gebläses ist, aufrichtig gesagt, selbst in der mit allen Mitteln reichen Hauptstadt, eine schwierige und delikate Sache; nebstdem ist auch das KostenErforderniß, obwohl im Vergleiche zu Cylindergebläsen weit niedriger, dennoch von einigem Belange.

Ueber beide berührte Punkte kann der Beweis in der hiesigen k.k. Münze ersehen werden, weil daselbst auf Anordnung Sr. Durchl. des Herrn Präsidenten der hohen Hofkammer im Münz- und

Bergwesen, Fürsten v. Lobkowicz, ein solches Werk im kleinen Maßstabe bereits zur Ausführung gediehen ist.

Diese berührten, bei Herstellung solcher Schrauben - Gebläse vorkommenden Schwierigkeiten einerseits, andererseits die Beabsichtigung einer noch bedeutenderen Ersparung an Kosten, waren es vorzüglich, welche Herr Bergrath M. v. Debreczeny, einer unserer ausgezeichnetsten und genialsten Hüttenmänner, sogleich einsah, und dadurch bewogen wurde, auf der Grundlage dieses Principes, die Schraube in eine Schnecke, jedoch in der Art zu verwandeln, daß leßtere in einer horizontalen Lage angewendet erscheine. - Es begann daher von diesem Zeitpunkte ausgehend, so zu sagen, eine neue Aera für den Eisen- Frischund Schmelzbetrieb, und alle Vortheile, die hieraus noch in der Folge erwachsen müssen, sind gleichsam ihm allein zuzuschreiben.

Der so äußerst günstige Erfolg bei der Benüßung eines doppelten Schnecken - Gebläses zum Betriebe eines Eisenhochofens in Siebenbürgen lehrte sodann, daß auch der Eisen - Schmelzprozeß auf eine weit bessere Weise als bisher, sowohl mit kaltem als heißem Winde geführt werden könne, und vermöge dieses hocherfreulichen Umstandes sah sich hierauf eine hohe Hofkammer im Múnz- und Bergwesen im Verlaufe des vorigen Jahres bewogen, mir den ehrenvollen Auftrag zu ertheilen, über die in Siebenbürgen c. 2c. bestehenden Gebläse- Vorrichtungen an Ort und Stelle die geeigneten Untersuchungen zu pflegen, was wieder einige meinerseits eingeleitete, vielleicht nicht sehr unwesentliche Veränderungen in der Anlage und Construction des SchneckenGebläses zur Folge hatte.

In dem nebenstehenden Modelle, welches aus der Werkstätte unseres geehrten Mitgliedes, Herrn Samuel Bollinger hervorging, beliebe die Versammlung sich hierüber, so wie über die Ausführung selbst in Kenntniß zu sehen.

Bemerkungen für den Montanistiker.

a) Thatsache ist es, daß bei Anwendung des 8,füßigen doppelten Schnecken - Gebläses in Siebenbürgen mit einem kalten Windquantum von circa 1000 K. F. pro. Minute und einer 26

zölligen Wasserfäulen-Spannung die wöchentliche Erzeugung an Floßen von der besten Qualität, die enorme Zahl von 1647 Zent: ner erreichte, während früher, fast unter gleichen Betriebsverhältnissen, die wöchentliche Erzeugung nur in 750—780 bis 816 Zentner bestand, mithin durchschnittlich um das Doppelte erhöht wurde.

b) Scheint mir die äußerst günstige Wirkung dieser Gebläse theils in der großen Gleichförmigkeit, theils in der besseren Qualität des Windes, oder mit anderen Worten, in der so großen Intensität der Hiße zu liegen; denn erstere, nämlich die Gleichförmigkeit, ist bedeutend größer, als bei jedem, mit dem besten Regulator und Condensator versehenen, bis jezt bekannten Gebläse (Wassertrommeln und Ventilatoren ausgenommen); leßtere, die größere Intensität der Hiße nämlich, scheint sich aber dadurch herauszustellen, daß der Wind etwas feucht, also auch etwas wasserhältig wird, sodann im Ofen eine Zerlegung des Wassers Statt findet, daselbst Kohlenwasserstoffgas und Kohlenorydgas gebildet, und sogleich wiederholt verbrannt wird.

c) Mit 1000 K. F. kalten Windes, 28 Zoll WassersäulenSpannung, kann man bei einem dreißigfüßigen Hochofen mit harten Kohlen einen äußerst guten und zweckmäßigen Betrjeh realifiren.

d) Gestatten es die Verhältnisse hinsichtlich der Wasser= kraft, des Anlagskapitals 2c. 2c., so dürfte das Marimum an Höhe des Ofens in 36 Fuß, das Windquantum höchstens in 1500 Kubikfuß, die Spannung in 32 Wasserzollen bei harten, und in 26 bei weichen Kohlen liegen; über diese Höhe hinaus den Ofen aufzuführen, scheint mir nicht von Vortheil zu sein.

e) Streckfeuer benöthigten 110 K. F. Luft, mit einer Spannung von 16 Wasserzollen.

f) Zerrennfeuer, besonders auf Schwall, sind aber mit 250 K. F. Luft, von 24 Zoll Wassersäulenspannung, zu betreiben.

g) Möchte auf jedem größeren Etablissement für Eisenerzeugung ein Ofen mit kaltem Winde im Betriebe erhalten werden, indem es Gegenstände gibt, die Eisen; mit kaltem Winde erblasen, zu fordern scheinen.

Alle hier oben angegebenen Windmengen sind natürlich so zu verstehen, daß sie auch wirklich dem Feuer abgeliefert, und nicht etwa, wie es gewöhnlich bei Kasten - und Cylinder - Gebläfen geschieht, nach der Wechslung berechnet werden.

Bemerkungen für den Baulustigen eines fol= chen Gebläses.

1. Sind alle Vorgelege möglichst zu vermeiden, was gewiß bei unseren Wasserverhältnissen in den meisten Fällen thunlich ist.

2. Lasse man sich durch die theoretische Regel, daß das Wasserrad mit der halben Geschwindigkeit des einströmenden Strahles umlaufen soll, nicht zu sehr ängstigen, weil durch die Praxis erwiesen ist, daß bei gut construirten oberschlächtigen Wasserrädern ein Schwanken zwischen o-3 und o8 der Geschwindigkeit des Strahles, der Effekt des Nades selbst nicht bedeutend vom Marimum entfernt wird*).

3. Daß ein Wasserrad nicht zwei, sondern nur Eine Schne centrommel treiben soll; es sei denn, daß die günstigste Anlage durch Lokal-Verhältnisse, und zwar der Art möglich wäre, daß das Wasserrad in der Mitte, die beiden Schneckentrommeln rechts und links, und also alle drei Objekte in einer und derselben Achse Liegen.

4. Daß die nur immer zu wünschende große Gleichförmigkeit des Blasens, und ein sicherer fester Verband der Trommel mit der Welle dadurch erhalten wird, wenn man drei Abtheilungen, jede mit drei Schnecken, zusammen also neun Schnecken in einer Trommel, beantragt.

5. Gebe man der Schneckentrommel keine zu große Umlaufsgeschwindigkeit; mit höchstens sieben Umdrehungen pro Minute reicht man mit Windbedarf und Pressung bei 81/1⁄2 schuhigen Schnecengebläsen nach den bisherigen Erfahrungen hinlänglich aus; die Ursache, daß also keine Uebertreibung im Gange der Maschine Statt finden soll, liegt wohl auf platter Hand **).

*) Bei größeren nämlich ; bei kleineren (unter 15′) zwischen o 4 und o‘6. *) Weil heftige Bewegungen des Wassers im Wasserkasten zu vermeiden sind.

6) Ist das geeignetste und wohlfeilste Material zur Ausführung Holz, und damit auch die leichteste und sicherste Ausführung selbst vereint; es sei denn, daß man alle einzelnen Gegenstände aus Metallen, nämlich aus Gußeisen, Schmiedeeisen und Kupferblech, und, so zu sagen, für eine ungeheure Dauer herstellen will; in diesem Falle hätte man nur zu bedenken, daß der Galvanismus, also auch die Verrostung, so viel möglich unschädlich gemacht, dieß aber nicht etwa durch einen, auf nur sehr kurze Zeit dauernden Delanstrich, sondern durch möglichste Vermeidung der Berührung von den heterogensten Metallen, bezweckt werde. 7. Ist, in Ansehung der Erbauungskosten und Leistung, dieses Gebläse, meiner Meinung nach, das wohlfeilste und zweckmäßigste.

Schließlich sei mir noch vergönnt, für jedes, besonders dem Baufache zugewiesene Individuum die geziemende Bemerkung einzuschalten, daß Erfahrungen in dem so schwierigen Hüttenbaufache von großem Belange für den Civilbau sind, wenn man auf die Anwendung der Materialien, besonders des Eisens, auf die Wirkungen der Wärme, auf die Anlage der hierzu nöthigen Upparate, und auf jene Gefeße reflektiren will, die auch auf die Erwärmung unserer Wohnungen giltig sein müssen; wenigstens kann ich, von Jugend auf dem Civilbaufache zugewandt, die bestimmte Versicherung geben, daß mir der dreijährige hohe Montandienst in mancher Beziehung von sehr wesentlichem Nugen war. —

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