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Eine Beschreibung dieser 144 Institute würde hier zu viel Raum erfordern, weßhalb ich blos einige der hervoragendsten beschreiben und nicht weiter auf Details eingehen will, als zu einem gehörigen Verständniß des allgemeinen Planes nothwendig ist.

Da Hohenheim nicht blos das älteste, sondern auch das berühmteste der jezt bestehenden Institute dieser Art ist, so habe ich ihm den ersten Plag auf der Liste cingeräumt. Es wurde am 26. Mai 1818 gegründet, besaß zu der Zeit ein Gehöft von zwei hundert und fünfzig Aeckern geklarten Landes, und seine Leitung wurde dem damals schon sechszigjährigen Baron Nepomuk Schwerz, einem sehr berühmten wissenschaftlichen Landwirthe anvertraut. Am 20. November 1818 wurde das Institut mit acht Studenten eröffnet. Die Gebäude wurden in den Jahren 1770-80 auf den Ruinen eines alten Schlosses, das Herzog Karl als ein Residenzschloß für sich selbst und seine Leibgarde errichtete, erbaut, und diese Gebäude selbst waren auch beinahe zu Ruinen verfallen, als König Wilhelm beschloß, dort eine landwirtb= schaftliche Hochschule zu errichten. In 1822 wurde ein Theil des Königlichen Gestüts und der Königlichen Schäfer.i unter die Leitung des Instituts gestellt. Sch habe diese Data mit Mühe gesammelt, um die Thatsache feststellen zu können, daß erst in den legten fünfzig Jahren, ob mit richtiger oder unrichtiger Tendenz, Schritte gethan worden sind, um die Wissenschaft der Landwirthschaft in ihren verschiedenen Zweigen, so weit sie bekannt waren, in dem bevölkertsten, erleuchtetsten und civilisitesten Theile Europa's zu lehren. Europa hat eine geschriebene Geschichte von reichlich zwei tausend Jahren, und ein Theil hat eine geschriebene Geschichte von beinahe drei tausend Jahren, während welcher die jetzige Civilisation auf der Erde ihren Ans fang nahm, sich mehr und mehr entwickelte und ihren gegenwärtigen Standpunkt erreichte. Es gab Schulen für die Kunst, für die Theologie, für die Jurisprudenz, für die Medicin, für die Architektur, aber keine für den wichtigsten unter allen mensc lichen Berufen die Landwirthschaft. Wer jetzt Europa bereist und beobachtet, wie sorgfältig jeder Quadratfuß Landes bebaut, und wie sorgsam jede Substanz aufgeheben und nugbar gemacht wird, und zugleich die Producte der Gegenwart mit den vor ein hundert Jahren gebauten vergleicht, der muß die Ueberzeugung gewinnen, daß die Hand der Industrie, unter der Leitung der Wissenschaft oder systematischer Einsicht, fast unglaubliche Resultate erzielt hat. Vor ein hundert Jahren war der Wein das einzige landwirthschaftliche Product, wovon Deutschland mehr baute als es selbst gebrauchte; heutigen Tages führt es bei einer fast vierfachen Bevölkerung alle Arten von landwirthschaftlichen Producten, mit Einschluß von Rindvich und Schafen, aus. Dies sind geschichtliche Thatsachen, die keinen Widerspruch leiden, und ihre Lösung ist allein in der Intelligenz des deutschen Landwirthes zu suchen, der den Naturgesegen der Landwirthschaft gemäß arbeitet.

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Das Hohenheimer Institut umfaßt drei besondere Schulen, nämlich, die eigentliche Hochschule, die landwirthschaftliche Schule und die Gartenbau-Schule, und dazu kommen noch einige specielle Unterrichts- und Studiencurse, die sich aber immer auf Landwirthschaft beziehen.

Das höhere Institut wurde 1847 in eine Akademie verwandelt. In diese Akademie werden nur Studenten aufgenommen, die nicht unter 18 Jahren alt sind, die nöthigen Vorkenntnisse besigen, und sich eine Kenntniß der Landwirthschaft in allen. ihren Zweigen und Beziehungen zu erwerben wünschen, so daß sie in Zukunft ihre

eigenen Gehöfte bewirthschaften, oder die Verwaltung großer Landgüter für Andere übernehmen können. Der Unterricht besteht in Vorlesungen und praktischen Demonstrationen, und der Cursus ist ein zweijähriger.

Die landwirthschaftliche Schule ist von der Akademie unabhängig und wurde in der Absicht errichtet, um eine Klasse von gründlich praktischen Verwaltern und Aufsehern über kleinere Gehöfte heranzubilden, die den Pflug selbst in die Hand zu nehmen bereit sind; gegenwärtig ist es mehr ihr Zweck, junge Leute, die selbst kleine Gehöfte besigen, zu unterrichten, wie sie jede nothwendige landwirthschafiliche Arbeit mit ihren eigenen Händen zu verrichten haben. Weil ihre praktische Erziehung den Hauptzweck bildet, so wird der größte Theil ihrer Zeit den wirklichen Arbeiten auf der Wirthschaft gewidmet; allein sie kommen auf jeden Tag in den Hörsaal und erhalten zwei Stunden Unterricht von den Professoren. Für jeden Termin ist die Zahl der Zöglinge auf fünf und zwanzig beschränkt, und sie müssen alle Einwohner Würs temberg's sein, denn Ausländer werden unter keinen Umständen in diese Schule aufgenommen. Sie müssen wenigstens sechszehn Jahre alt sein und eine Vorerziehung genossen haben. Der Cursus dauert drei Jahre.

Die dritte Schule wurde in 1844 errichtet, und heißt die Gartenbauschule. Es werden jährlich sechs Zöglinge aufgenommen, die einen einjährigen theoretisch-praktischen Unterrichtscursns durchmachen. Die erfordernisse zur Aufnahmee in diese Echule sind daß der Applicant sechszehn Jahre alt ist, und drei Jahre in einem Garten oder Weinberge als Lehrling gearbeitet, oder, statt dessen, einen Cursus in der landwirthschaftlichen Schule durchgemacht hat. Der Zweck dieser Stule ist dee Vollendung der theoretischen und praktischen Erziehung in der Gartenbaukunft, welche die Studenten auf anderen Schulen genossen haben.

Außer diesen drei Schulen wi d jedes Jahr ein Unterrichts-Cursus über Obstzucht, über Wiesenbau und Behandlung, über Schäfereiwesen und über Schulunterricht gegeben.

Der Obstzüchter - Cursus findet seit 1850 jedes Jahr statt. Die Zöglinge find junge Leute von achtzehn Jahren und darüber, welche die Obstzucht zu ihrem Geschäft machen wollen. Der Studiencursus umfaßt vier bis fünf Wochen im Frühjahr und einige Tage im Sommer, um das Oculiren oder Acugeln praktssch zu lernen. In den letzten Jahren wünschen jedoch so Viele an diesem speciellen Cursus theilzu nehmen, daß er um die Mitte März's eröffnet und Ausgangs Mai geschlossen wird, so daß drei Klassen nach einander den ganzen Cursus durchmachen können.

Der Cursus der Vorl fungen über Wiesenbau wurde in 1844 angefangen, und in 1852 aufgehoben, aber in 1855 wieder eröffnet.. Es ist ein Cursus von fünf Wochen im Frühjahr, und besteht aus Vorlesungen über praktische Drainirung, Landmessung, 2c., für Diejenigen, welche Ingenieurs bei landwirthschaf lichen Operatio= nen, wie Drainirung, Bewässerung, c., werden wollen. Seit der Eröffnung dieser Vorlesungen belief sich die Zahl der Zuhörer durchschnittlich auf a ch t.

Der Schäfer-Cursus wurde in 1855 eröffnet, und hat jährlich regelmäßig eine Klasse von acht bis zehn Zuhörern gehabt. Die Erfordernisse zum Eintritt in diese Klaffe find, daß der Applicant zwanzig Jahre alt ist, und wenigstens vier Jahre als Lehrling in einer Schäferei gedient hat. Dieser Cursus fängt im Februar an, und dauert vier Wochen.

Der Schullehrer- Cursus ist dem System unserer Normalschulen etwas ähnlich, und sein Zweck ist, landwirthschaftlichen Elementar-Unterricht in die öffentlichen Schulen einzuführen. Die Zahl der Auscultanten ist auf fünf und zwanzig beschränkt. Der Cursus dauert drei Wochen und findet blos im Herbste statt.

Diese außerordentlichen Curse von Vorlesungen werden entweder von den Pro fessoren der Institute oder von Sachverständigen in diesen respectiven Fäch rn gehalten, die von dem Directorium für diese besonderen Vorlesungen engagirt werden.

Von 1840 bis 1846 wurde jährlich ein Cursus von Vorlesungen über die Cultur und Zubereitung des Flachses gehalten, wurde aber wieder aufgegeben, als ein „Institut für die Förderung des Flachsbaues“ in Stuttgart gegründet wurde. Seit 1852 stehen die verschiedenen Werkstätten, Muster- und Modell-Niederlagen und Musäen den Handwerk-Meistern offen, welche zehn Tage in dem Institut bleiben dürfen, um Beobachtungen und Nachfragen anzustellen, und Bemerkungen, Zeichnungen, zc,, von den Modellen und anderen dortigen Verbefferungen zu machen. Sieben und siebenzig Grobschmiedmeister und acht und fünfzig Rademachermeister haben Zeugnisse abgelegt von dem, was sie während ihres zehntägigen Aufenthaltes in dem Institut lernten und erfuhren.

Außer allen diesen giebt es noch besondere Curse für Regierungs - Beamten oder solche, die Aussicht auf erbliche Aemter haben.

Auch ist ein Special-Curfus für die Zucht und Behandlung der Biene und Seidenraupe eingeführt worden.

Die Musterwirthschaft.

Die Musterwirthschaft besteht aus circa 1,000 Morgen (778 Aecker.) Der Dis rector läßt die Idee nicht aufkommen, daß es eine Musterwirthschaft im gewöhnlichen Sinne des Wortes ist, sondern sie hat den Zweck, Verbesserungen in der Landwirthschaft zu lehren und zu demonstriren, unter anderen, ein nationelles Saatenwechselsystem, eine sorgfältige und gründliche Bearbeitung des Bodens, eine gehörige Behandlung der Düngungsmittel, Unterdrainirung, Bewässerung, c. Von diesen 1,000 Morgen find blos 835 in wirklichem urbarem Zustande, wie folgt:

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Die übrigen 165 Morgen sind zu Experimenten, Demonstrationen, 2c., bestimmt, und enthalten einen botanischen Garten, Experimental-Parcellen, einen Gemüsegarten, einen Weinberg und eine Baumschule für landwirthschaftliche und GartenbauZw de. Die Experimentalfelder bestehen aus sieben und neunzig Parcellen, jede von einem Viertelmorgen. Auf diesen Parcellen werden Experimente aller Art angestellt, wie über das Pflügen bis auf verschiedene Tiefen, über die Wirkungen der verschiedenen Düngungsmitel, über die Resultate der verschiedenen Rotationssysteme, über die Wirkungen des eine Reihe von Jahren fortgefeßten Baues einer Art von Frucht, wie Weizen, Rapps, Kartoffeln, :c., über die Wirkungen des übermäßigen Düngens, des Dif- und Dünnsäens, des Säens mit der Drille und mit der Hand. Auf diesen Feldern werden auch seltene und werthvolle Samenarten zur Bertheilung unter die Bauern gebaut. Zur Zeit meines Besuches waren die Erperimental-Felder meistens mit Getreide Weizen, Roggen, Gerste und Hafer bestellt, aber einige auch mit Kartoffeln, Rapps, Lupinen, Erbsen, Bobnen, Mohnsamen, Mangoldwurzeln, schwedis schen and Zucker-Rüben, Möhren und Sorgho.

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Das Departement der angewandten Chemie umfaßt eine Rüben Zuckerfabrik, eine Brauerei, eine Branntweinbrennerei, eine Stärkefabrik, e:ne Effigfabrik, cine Malz- und Obstdarre, eine Dach- und Drainziegelfabrik, 2c.

Die Fabrik zur Anfertigung von Ackergeräthen und landwirthschaftlichen Maschinen wurde nicht in der Absicht errichtet, um die Umgegend mit den besten Geräthen und Maschinen zu den niedrigsten Preisen zu versehen, sondern als eine Schule, wo junge Leute praktische, ausgebildete Handwerker werden können. Sie beschäftigt dreis ßig bis vierzig Arbeiter, von denen zwei bis drei ausschließlich Modelle von land, wirthschaftlichen Maschinen und Geräthen fabriciren.

In der Seidefabrik wird Alles gelehrt, was von diesem Industriezweige bekannt ist, nämlich die Aufziehung und Behandlung der Seidenraupe, das Haspeln der Cocons, und die Zubereitung der Seide zum Weben und Nähen.

Das Depa tement für die Zubereitung des Flachses besteht noch, aber es beschränkt sich darauf, den Flachs während des Winters in Wasser fäulen zu lassen, und ihn zu brechen und zu schwingen, und jeßt ist sein einziger Zweck, das niederlän= dische System der Flachszubereitung in Würtemberg einzuführen.

Außerdem befindet sich auf dieser Musterwirthschaft ein Etablissement zur Vertheilung von Samen unter die Bauern im Königreich. Jährlich werden über tausend Sorten vertheilt. Auch findet dort jährlich ein Verkauf von Bullen und Böcken zur Veredlung des Nindviches und der Schafe statt.

Ich habe nichts über das Forst- Departement gesagt. Der Forst besteht aus 6,290 Morgen und enthält alle Arten von einheimischen Bäumen, Sträuchern und Pflanzen, und ein Stück von 25 Morgen mit ausländischen Bäumen und Sträuchern.

Unterrichtsplan und -Zweige.

In der Akademie wird der Unterricht theils vermittelst Vorlesungen, theils vermittelst Demonstrationen und Ercursionen, und theils vermittelst wirklicher Praxis ertheilt. Folgendes ist der Plan und Cursus der Vorlesungen :

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Die obengenanten allgemeinen Unterrichtszweige können jeder als der Tis tel eines ziemlich dicken Buches angesehen werden. Die Titel der Vorlesungen selbst füllen ungefähr fünf und zwanzig große eng und klein gedruckte Seiten. So z. B. ist der Gegenstand Allgemeine Landwirthschaft und Pflanzenbau" in folgende zehn Abschnitte eingetheilt: 1. Einleitung; 2. Klima und Meteorologie; 3. der Boden; 4. landwirthschaftliche Geräthe und Maschinen; 5. Zubereitung des Bodens; 6. Vermehrung der Pflanzen; 7. Düngungsmittel; 8. Beschüßung der Saat; 9. Schneis den und Heimsen; 10. Aufbewahrung der landwirthschaftlichen Producte.

Jeder dieser Abschnitte zerfällt wieder in besondere Gegenstände, und über jeden dieser besonderen Gegenstände werden Borlesungen gehalten. So z. B., ist der zweite Abschnitt, Klima und Meteorologie," in die folgenden besonderen Gegenstände eingetheilt, und über jeden derselben wird eine besondere Vorlesung gehalten, nämlich: 1. die Atmosphäre ihre Zusammenseßung, ihre Höhe und ihr Druck; 2. Feuchtigkeit-Than, Nebel, Wolken, Regen, Schnee und Hagel; 3. Winde; 4. Elektricität und Blig; 5. Wärme- ihre horizontale, perpendiculäre und winkelichte

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