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Kapitel IV.

Preußen.

Bevor wir die Landwirthschaft Preußens zu beschreiben anfangen, dürfte es wohl am Plage sein, wenigstens eine kurze Beschreibung des Bodens, auf dem die Landwirthschaft betrieben wird, zu geben. Von der Mündung des Rheins bis zur russischen Grenze gehört der nördliche Theil Deutschlands zur vierten geologischen Bildung, und in ganz Preußen, mit Ausnahme der Rheinprovinzen, besteht diese Bildung aus neuen Sandansäßen. Preußen ist in der That eine große Sandebene; hier und dort kommt ein kleiner Strich oder District von Thon dazwischen vor. Von Mainz bis Bonn hat der Rhein sich sein Bett durch die devonische Erdbildung gebrochen. Von Basel nach Mainz fließt der Rhein durch ein der vierten oder modernen Diluvial-Erdbildung angehörendes, zwanzig Meilen breites Thal; einige Meilen nördlich von Worms fließt er durch die eocenische (dritte) Erdbildung, welche sich bis Bingen fortsetzt, wo die devonische anfängt; daher ist die Scenerie von Bingen bis Drachenfels sehr romantisch und entzückt fast alle Reifenden, die zwischen diesen beiden Punkten den Rhein auf und ab passiren; aber unterhalb Bonn und oberhalb Mainz fließt der Strom durch eine Ebene, und die Scenerie ist daher uninteressant und gleichförmig. Einige Meilen nordwestlich von Dresden in Sachsen hat die Elbe sich durch eine Granitbildung Bahn gebrochen; aber ehe sie die preußische Grenze erreicht, läuft ihr Bett in der großen Sandebene fort, bis sie sich der Deutschen oder der Nordsee nähert. Die Oder, mit ihren Nebenflüssen, entspringt in den Gebirgen Schlesiens und Destreichs, aber sobald sie den Fuß des Gebirges erreicht, tritt fie in die obengenannte große Ebene. Die angeschwemmte oder Thonbildung, welche wir in Ohio haben, findet sich selten in Preußen; aber die Klasse von Boden, die hier in Ohio als „Lehm" bekannt ist, herrscht in der Provinz Sachsen vor, besonders in der Umgegend von Magdeburg, wo es eine neue rothe Sandsteinbildung giebt. Es findet sich ein guter, sandiger Lehm in dem „Oderbruch," einer Gegend, die sich von Frankfurt an der Oder einige deutsche Meilen auf beiden Seiten des Flusses nordwärts erstreckt.

Ehe ich Preußen besuchte, wunderte ich mich oft, in den landwirthschaflichen Statistiken des Landes so geringe Fruchterträge angegeben zu finden; aber nachdem ich das Land bereist hatte, war ich wieder darüber erstaunt, daß so große Erträge erzielt wurden. Ich sah viele Felder, die aus nichts als reinem Sand bestanden so rein, daß ein starker Wind es vor sich hertrieb, und es lag in Dünen, gleich Wogen, welche plöglich zum Stehen gebracht waren. Auf einem großen Felde bei Templehof, in der Umgegend von Berlin, worauf eine gute Frucht Lupinen gebaut worden war, befand sich ein Stück, wo der Sand sechzehn Fuß tief war. In anderen Districten nördlich, östlich und westlich von Berlin fand ich Torf- oder Humusbildungen. Die Urwälder sind seit Jahrhunderten verschwunden, und die große Mehrzahl der Waldbäume gehört zu der Fichtenfamilie. Ich bin überzeugt, daß es ungemein schwierig ist, einen Wald von Bäumen mit jährlichem abfallendem Laube zu ziehen, weil eben der Boden aus Sand besteht und so wenig Thon vorhanden ist. Es ist behauptet worden, daß unsre Hickorybäume dort nicht wachsen würden, allein. ich fand fast alle unsre einheimischen Waldbäume in den botanischen Gärten Berlins

und Potsdams gut gedeihen, aber sie erfordern mehr Pflege und Wartung als die europäischen Bäume.

Was auf den amerikanischen Reisenden dort einen sehr wunderbaren, aber ange= nehmen Eindruck macht, ist der gänzliche Mangel an Fencen oder Hecken — in vielen Districten ist weder eine Hecke, noch eine Fence, noch irgend eine andere Einfriedigung zu sehen. Während ich in Europa war, drängte sich mir oft der Gedanke auf: Könnten die $100,000,000, die wir in Ohio für Fencen verausgabt haben, nicht zu besseren Zwecken verwendet worden sein? Deutschland muß für seine Bevölkerung so gut Brod und Fleisch produciren als wir; es ist viel dichter bevölkert als unser Staat, und doch kommt es ohne Hecken und Fencen viel besser zurecht, als wir mit denselben. Allein auf der andern Seite hat hier in Ohio jeder Landeigenthümer absolute Rechte auf seinen Grund und Boden, und Jedermann muß diese Rechte achten; aber in Europa, besonders in dem fuchsjagenden England sind diese Rechte nicht so ausgedehnt als hier. Doch diese Fencen find physische Beweise der Unabhängigkeit und der Ungeselligkeit.

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Aernteerträge in Preußen. In ganz Europa giebt es kein zuverlässiges System landwirthschaftlicher Statistik. Preußen ist wegen seiner sehr genauen Statistiken berühmt; aber dieser Ruhm oder Ruf muß sich mehr auf die Ge= nauigkeit der Decimalberechnungen in den statistischen Berichten und Tabellen stüßen, als auf positive Angaben, worauf die absolute Kenntniß des Gegenstandes beruht. Die preußischen Statistiker nehmen an, daß ein Morgen (fünf Achtel eines Ackers) einen Durchschnittsertrag von so vielen Scheffeln Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, :c., producirt, und dann werden Leute in den verschiedenen Provinzen angestellt, um in Erfahrung zu bringen, ob die Früchte des laufenden Jahres mehr oder weniger als den Durchschnittsertrag in Zehnten bringen. Dies wäre recht genug, wenn man wüßte, was als Durchschnittsertrag oder als Basis der Berechnung anzunehmen wäre; da aber nie bestimmte øder positive Statistiken gesammelt worden sind, so beruht das ganze System auf Vermuthungen. Mit diesem System nicht zufrieden, nahm Baron von Vincke ein anderes System an. Er brachte in Erfahrung, wie viel Getreide aus dem Königreich ausgeführt und wie viel eingeführt worden war, wie viel in den verschiedenen Mühlen gemahlen, und wie viel von den Destillerien consumirt wurde. Nach diesen Angaben producirte Preußen, wie er annimmt, jährlich an

Weizen..
Roggen

-

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Gerste

Hafer

Oder, was Weizen betrifft, ergaben sich folgende Resultate:

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51,905,248 "

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Gesammtbetrag 45,563,146 Buschel, oder

5,062,572

30,375,431 Scheffel.

Der Scheffel ist circa anderthalb Buschel in Preußen, ist aber fast in jeder Provinz verschieden

in Würtemberg fast vier Buschel.

Aus diesen Statistiken des Barons von Vincke, obwohl sie unbefriedigend sind, fönnen wir doch eine Idee darüber gewinnen, wie viel Brodkorn von jedem Indivis duum consumirt wird. Aus seinen Tabellen ergiebt sich, daß in 1858-59-60 der Verbrauch nach der Kopfzahl der gesammten Bevölkerung war, wie folgt:

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Dies giebt im Durchschnitt 53⁄4, Buschel Weizen und Reggen, das StapelBrodkorn für Menschen, auf jeden Einwohner. Der Verbrauch von Brodkorn in den Vereinigten Staaten wird von unseren Statistikern auf sechs Buschel geschäßt. Wenn wir aber den Weizen auf sechzig Pfund, und den Roggen auf sechs und fünfzig Pfund per Buschel anschlagen, dann verbrauchen die Deutschen beinahe ein Buschel und drei und dreißig Pfund Weizen und fünfthalb Buschel Roggen, oder etwas mehr als sechs Buschel Getreide per Kopf.

In Bezug auf die Aernten in Preußen, ergeben die Berichte seit vielen Jahren und die verschiedenen statistischen Systeme folgenden Durchschnittsertrag für die zehn Jahre bis 1863 inclusive:

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Wenn man bedenkt, daß der größere Theil von Preußen eine große Sandebene ist, und sich schlecht für die Landwirthschaft eignet, so müssen diese Durchschnittserträge außerordentlich e scheinen. Allein man läßt den Saaten eine unermüdliche Bearbeitung, Aufmerksamkeit und Wartung angedeihen, als wenn man sie dadurch zum Wachsen zwingen wollte.

In Preußen ist eine Klassification des Bodens gemacht worden, die auch in den landwirthschaftlichen Schulen gelehrt wird. Die langjährige Erfahrung hat die Eigenschaften der verschiedenen Bodenarten so genau und wissenschaftlich bestimmt, daß nur wenig mehr darüber ermittelt werden kann. Die Bodenarten sind in folgender Weise klassifizirt:

Klasse I.Humusreicher Thonboden.

Ausgezeichnetes Weizen lan d.

Es ist wohlbekannt, daß Alumina, mit Sauerstoff verbunden, Thon- oder Maunerde producirt; daß diese Erde oder dieser Thon die Eigenschaft befißt, viel Feuchtigkeit zu absorbiren und in sich zu halten, und daß er immer mit Kalk und Talk verbunden ist und einen bedeutenden Alkaliengehalt hat. In der Klasse der unter Betrach tung befindlichen Bodenarten ist diese Art Thon vorherrschend.

a. Der Boden besteht aus

60 bis 85 Procent Thon, Kalk und Alkalien.

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b. Der urbare Boden in dieser Klasse ist wenigstens einen Fuß tief; der Unterboden porös und etwas eisenhaltig; die Oberfläche des Landes ist in der Regel eben. c. Bei gutem Wetter ist die Bearbeitung dieses Bodens nicht schwer, allein bei anhaltender Dürre oder in nasser Zeit ist es oft unmöglich, etwas mit demselben zu thun.

d. Die Saaten, welche am bestem auf diesem Boden gedeihen, find Raps, Weizen, Gerste, Hafer, Klee und Bohnen. Diese Bodenklasse befindet sich in der Regel in Niederungen, selten auf bedeutenden Anhöhen.

Klasse II. - Thonboden.

Weizenboden erster Klasse.

Diese Klasse unterscheidet sich dadurch von der vorhergehenden, daß sie mehr Sand und weniger Humus enthält; die Tiefe des urbaren Bodens ist nicht so groß, und der Unterboden ziemlich undurchdringlich. Die Saaten find dieselbe, wie für Klaffe I.

Klasse III.Thoniger Boden.

Diese Klasse unterscheidet sich dadurch von den beiden vorigen, daß er weniger Humus und Kalk enthält.

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b. Die Tiefe des Bodens ist weniger als ein Fuß; der Unterboden ist undurchdringlich für Wasser und eisenhaltig.

c. Er ist schwer zu bearbeiten.

d. Die passendsten Saaten find Weizen, Bohnen, Gerste, Wicken und Hafer.

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b. Die Tiefe des Bodens beträgt von sechs bis achtzehn Zoll -an niedrigen Stellen ist er tiefer; der Unterboden ist porös, etwas eisenhaltig; wenn der Boden viel Sand enthält, ist der Unterboden fester. Diese Bodenklasse ist in der Regel eben, aber frei von Wasser.

c. Die Bearbeitung dieses Bodens ist leicht, und wird selten durch das Wetter unterbrochen, außer wo Thon in bedeutendem Maße vorherrscht.

d. Die für diesen Boden passenden Saaten find Weizen, wo Thon vorherrscht; Roggen, Gerste, Hafer, Wicken, Erbsen, Klee und Luzerne, wo der Thon nicht vorherrschend ist.

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b. Die Tiefe des Bodens ist in der Regel weniger als ein Fuß, mit sehr verschiedenem Unterboden, der jedoch sehr eisenhaltig ist.

c. Die Bearbeitung ist leicht.

d. Die Saaten sind Roggen, Gerste, Hafer, Kartoffeln, rother Klee, Erbsen, Wicken, Hirse, Flachs und Taback.

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Es giebt verschiedene Klassen von Boden, welche, was die Saaten betrifft, füglich folgender Weise klassifizirt werden können :

1. Lehmiger Sandboden, mit geringem Humusgehalt.

2. Schwarzer Erdboden, mit Torfbestandtheilen.

3. Mergelboden.

4. Thonboden mit wenig Humus, Eisenoryd, groben, sandigen Lehm enthaltend, an naffen Plägen mit einem eisenhaltigen, harten Thonunterboden - der sogenannte Weizenboden dritter Klasse.

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