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schiedene Nachkommenschaft, wie die Infantados und Electorals, erzeugt wurde. Die gänzliche Bedeutungslosigkeit spanischer Namen für deutsche Zuchten und der ganz deutsche Ursprung dieser sogenannten reinen Negrettizuchten als Nachkommen von Hoschlig, welche in der That als eine Abart, die durch eine absichtliche Ausioahl aus einem schon sehr veränderten Stamme erzeugt wurde, zu betrachten sind, müssen Allen klar einleuchten. Auf der anderen Seite hat es reingezüchtete hoschlizer Negrettischafe in Mecklenburg und Pommern gegeben, und wenn die Eigenthümer derfelben mit gleicher Sorgfalt und Intelligenz fortgezüchtet hätten, wie ihr Meister, der Baron von Geißlern, so würden diese Zuchten ohne Zweifel jezt noch die gläns zenden Sterne unter den deutschen Schafzüchtern sein, was sie aber sicher nicht mehr find. Die Negretti-Züchter verfehlten, ihr ursprüngliches Princip, feine und schwere Fließe zu produciren, ausdauernd zu verfolgen, und die Negrettizucht war in der That ein bloßes Handelsgeschäft mit Schafen von großem Ruf geworden, denn die Negrettis in Mecklenburg und Pommern, in welchen Ländern das Klima und das Futter wenig dazu geeignet sind, schwere Fließe seiner und werthvoller Wolle für höhere Fabricationszwecke zu erzeugen, hatten durch die beiden Kaunig einen großen Ruf erlangt, und sehr viele mecklenburger und pommern'sche Bauern, die sich diesen Ruf zu Nußen machen wollten, zeigten, um mit den hoschliger Heerden zu concurris ren, ihre Verkäufe von reingezüchteten, Vollblut- oder Original-Negretti Lämmern und Schafen an. Es ist erstaunlich, wie viele von diesen „reingezüchteten, Vollblutoder selbst Original-spanischen Negrettis," wie ihre Eigenthümer sie zu nennen belichten, auf einmal wie Pilze aus der Erde sprangen, und zwar in einem Lande, dessen Einwohner nie ein Interesse für edle Merinozucht an den Tag legten. Mecklenburg führte nie rein spanisches Blut ein, sondern hatte durch die Kreuzzung seiner einheis mischen Schafe mit Rambouillets und östreichischen Infantados, 2c., einen merinoähnlichen, großen Kammwolle-Mischling (Boldsbock) erzeugt — ein Thier, das, mit Rücksicht auf Blut, aus den verschiedenartigsten Elementen zusammengesezt ist, durch einige Tropfen reinen Negrettiblutes zu einer Modeform gestempelt, mit einem passenden Geschäftsnamen getauft, wodurch es in der That eine Zeit hindurch gelang, die bedeutenden Gewinne der Verkäufe von Negrettis einzustreichen. Viele Bauern glaubten noch, daß diese sogenannten Original-Negrettis wirklich die reingezüchteten Nachkommen von der berühmten Cabana des Conde Negretti waren. Der geringere Werth dieser Zucht wurde jedoch natürlich bald durch die große Grobheit und Uns gleichheit der Wolle bei den Nachkommen entdeckt, und die sehr schlechte Stapelentwickelung der Fließe drohte die Zucht auf den niedrigen Standpunkt der Infantados herabzuseßen. Die wohlgegründeten Klagen der Wollhändler und Fabrikanten und anderer competenten Autoritäten bewogen die Negretti-Züchter zu einer abermaligen Kreuzung, und zwar mit schlesischen Böcken. Es gelang ihnen auch wirklich, die Fließe zu verbessern, aber sie verdarben zu gleicher Zeit den Körper ganz. Sie betrie= ben jedoch ihr Geschäft gut, und um große Körper mit den jeßt erzielten feineren Fließen zu verbinden, begannen die Negretti-Züchter ein Mästungssystem mit dem kräftigsten Futter, wie Erbsen, Bohnen, Weizen, Hafer und selbst Reismehl. Der Gewinn war natürlich ein Doppelter die kleinen, abgedachten Schultern wurden. mehr geründet, und die Fließe wurden schwerer durch den Ueberfluß an Wollfett.

Dies ist eine wahre und unparteiische Skizze von diesen modernen Negrettis Zuchten, wie die besten Schafzüchter, deren Bekanntschaft ich in Stettin machte, mir sag

ten, und wie aus Hrn. Neuhaus' Brief hervorgeht. Die besten Eigenschaften des Flicßes wie des Körpers werden, wenn sie bloß durch Vollstopfung mit kräftigem Futter erlangt werden, nie auf die Nachkommen vererbt. Die einzige Schäferei, wo ein rationelles System der Schafzucht, das mit mäßiger Fütterung verbunden, und durch die Wolle wie das Fleisch einträglich ist, seit Jahren befolgt worden ist, und welche von allen intelligenten Züchtern jetzt wirklich als die beste anerkannt wird, ist Hrn. H. A. Staiger's Heerde in Sachsen. Hrn. Staiger's Heerde war einige Jahre lang die feinste auf dem Continent, indem er natürlich dem Princip folgte, welches zu jener Zeit am einträglichsten war. Später gelang es Hrn. Staiger, den Körper seiner Schafe durch das Princip der Southdown Zucht zu verbessern, und dasselbe mit Perault de Jolewps Princip zu verbinden — nämlich, eine feine Wolle auf ciner dünnen Haut zu produciren. Diese beiden Principien lassen sich ganz gut vereinigen, weil eine dünne Haut für die Bildung eines großen, starken Körpers ebenso nothwendig ist, als für die Production einer feinen Wolle. Durch die Befolgung dieses Princips wird der Züchter in den Stand geseßt, durch die Erzeugung einer dicht organisirten Haut dichte und wohlreiche Flicße zu erlangen; und wenn er die Haut auf jedem Theile des Körpers gleich macht, so erlangt er eine gleichmäßige, feine Wolle mit regelmäßigem Stapel üben den ganzen Körper. Nachdem ich den Gegenstand studirt, und einige der berühmtesten Merinoschäfereien auf dem Continent gesehen habe, bin ich genöthigt zu sagen, daß Hrn. Staiger's Heerde nicht blos die beste auf dem Continent ist, sondern auch die schäßbarste für die Züchtung. Jene Zucht besigt ein ganz außerordentliches Vermögen, ihre Eigenschaften auf die Nachkommen. zu vererben, in viel höherem Grade, als irgend eine andere Merino-Zucht.

Es kann nicht der geringste Zweifel darüber obwalten, daß unsre Züchter, wenn fie ein rationelles und vortheilhaftes System befolgen, in kurzer Zeit weit bessere Schafe erzeugen werden, als die auf dem Continent, weil schon angestellte Experimente beweisen, daß das Futter und das Klima der Vereinigten Staaten sich weit besser für die Merino-Zucht eignen; allein sie werden wohl importirtes Material nöthig haben, so lange noch keine gewisse Gleichförmigkeit in der Wolle und dem Körperbau erlangt ist, verbunden mit dem zuverlässigen Vermögen, ihre Eigenschaften zu vererben, welche blos dadurch erzielt werden kann, daß dasselbe Zuchtprincip Jahre Lang fortgesetzt wird. So lange ein solcher Stand der Dinge noch nicht allgemein vorherrscht, wird es für die Züchter immer weit vortheilhafter sein, gute Thiere zu importiren, als schlechtes Material unter sich zu vermischen. Das Mittel, um bessere Körperformen durch Vermischung zu erzeugen, ist eine geschickte Auswahl der Zuchtthiere; aber es ist die langsamste, und deßhalb die theuerste Methode, weil eben viel Zeit damit verloren geht. Die Schafzüchter müssen sie bestreben, eine vollkommene Kenntniß der Qualitäten zu erlangen, welche die Wollen für den Fabrikanten werthvoll machen. Ausstellungen von reingewaschenen sowohl als von schmutzigen FlieBen, wie Georg W. Pollock sie auf der Staatsschauausstellung in 1864 hatte, würde sehr viel zur Erzielung dieses Resultates beitragen. Viele wichtige Fragen in der Merino-Zucht, worüber viele Züchter noch Zweifel hegen, sind von deutschen Autoritäten besprochen und befriedigend beantwortet worden, wie in den Werken von Weckherlin, Mengel, Rhode, zc. Die richtigen Grundsäge der Klassification sind auch durch Experimente in solcher Weise erprobt worden, daß die Merino-Zucht nicht mehr als in ihrer Kindheit stehend betrachtet werden kann, sondern sie ist eine vollkommene

Wissenschaft geworden, die schon reichlich sechszig Jahre lang von wissenschaftlichen und praktischen Züchtern in Deutschland praktizirt und gefördert worden ist. Nach den Worten des Karl Darwin, „hat nicht Einer unter Tausend Scharfblick und Urtheil genug, um ein ausgezeichneter Züchter zu werden. Wenn er, mit diesen Eigenschaften begabt, seinen Gegenstand Jahre lang studirt, und mit unermüdlicher Ausdauer demselben seine Lebenszeit widmet, wird er mit Erfolg gekrönt werden und große Verbesserungen machen; wenn ihm irgend eine dieser Qualitäten mangelt, so wird er sicher nicht erfolgreich sein."

Berlin ist der große Wollmarkt in Preußen, und darnach Breslau in Schlesien. In Breslau fängt der Wollmarkt am ersten Juni an, und dauert einige Tage; die Wellhändler und Fabrikanten kommen aus allen Theilen Europas, selbst aus England und Frankreich dort zusammen, um feine Wollen zu kaufen. Die in Berlin verkauften feinen Wollen werden in der Regel dort von den Fabriken verbraucht, aber die in Breslau verkauften gehen nach England und Frankreich. Der größere Theil der in Breslau verkauften extrafeinen Wolle kommt aus Sachsen. Von Wehrmann, von dem Ministeriellen Landwirthschaf lichen Bureau Preußens, theilte mir gütigst die folgende Statistik von den Wollverkäufen in Preußen in 1862-3-4 mit, welche die spätesten waren, die er hatte. Daraus ersteht man, daß Preußen durchs schnittlich circa 30,000,000 Pfd. Wolle verkauft. (Siche Tabelle auf der nächsten Seite.) M. von Elsner, von Gronow, Kalinowig, Schlesien, ein sehr ehrenwerther Mann, dessen Bekanntschaft ich so glücklich war auf dem Schauplage zu machen, schäßt die Anzahl der Schafe in Preußen auf 17,500,000,* und das Durchschnittsgewicht des Fließes 23/4 Pfund, was einen Gesammtertrag von 48,125,000 Pfund macht.

* Siche Ohio Ackerbaubericht von 1864, Seite 344.

Preußische Wollmärkte für 1862-3-4.

Städte.

Extrafei Feine
ne Wolle. Wolle.

Mittlere Ordinäre
Wolle. Wolle.

1862.

Ertrafei
Insgene Wolle. FeineWolle.
Centner. Centner. Centner. Centner. sammt. Thaler Centner.
Thaler per

Ordinäre
Wolle.

1863.

Mittlere
Extrafei Feine Mittlere Ordinäre
Wolle.
ne Wolle. Wolle. Wolle. Wolle. Ingge
Thaler per Thaler per Gentner. Centner. Centner. Centner.

Centner.

Centner.

sammt.

per Ctn.

Berlin

30,000 110,810.

Breslau

19,000 61,810 3,000 18,000 30,000 8,000 59,000 98 bis 106 88 bis 95 72 bis 85

78 bis 88

65 bis 77

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Feine Wolle. Wolle.

Städte.

Extrafeine
Wolle.
Thaler per
Centner.

Mittlere Ordinäre
FeineWolle.
Wolle. Wolle.
Ertrafei Feine Mittlere Ordinäre Inkge.
Thaler per
ne Wolle. Wolle. Wolle. Wolle. fammt.
Thaler Thaler
Centner.
Centner. Centner. Centner. Centner. Centner.
per Ctn. per Ctn.

Thaler per Centner.

Thaler per Ctn.

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