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Langte. Es scheint, daß irgend welche Feldfrucht, zum Beispiel Weizen, durch die Cultur auf einem Gehöft mit angemessenem Beden bedeutend verbessert werden kann. aber es giebt eine Grenze für die Verbesserurg dieser Varietät, welche ich als Varietät A auf diesem Gehöft bezeichnen will, und legteres als Gehöft Nr. 1. Nachdem die Grenze oder die höchste Stufe der Verbesserung auf Nr. 1 erlangt worden ist, bleibt die Varietät während einer Reihe von Jahren auf derselben Stufe stehen, aber dar= nach wird sie, selbst bei der besten Cultur, schlechter. Allein wenn sie ihre höchste Stufe auf dem Gehöft Nr. 1 erreicht hat, und dann auf ein Gehöft Nr. 2 mit einem ebenso guten oder besseren Boden verpflanzt wird, so scheint sie noch einer weiteren Verbesserung fähig zu sein, bis sie die höchste Stufe auf Nr. 2 erreicht hat; und dann kann sie wieder auf Schöft Nr. 3 verbessert werden, u. s. w. Während die Varietät A auf Gehöft Nr. 1 schlechter wird, wird die Varietät B von dem Gehöft Nr. 2 oder 3, bei gehöriger Behandlung neben der ersteren besser. Deßhalb haben die deutschen Bauern ein Samen.vechsel - System eingeführt, und sind sehr begierig, Samen aus fremden Ländern zu erhalten. Sie scheinen dem Gegenstande große Aufmerksamkeit gewidmet, und den Boden, die Meteorologie, und die Höhe des Landes über dem Meeresspiegel, wo der Samen wuchs, in Betracht gezogen zu haben, und ich bin geneigt, zu glauben, daß sie es zu einem Hauptpunkt machen, guten Samen zu erlan gen, der in hochgelegenen Gegenden auf einem schlechteren Boden gewachsen ist. Die Umwechselungen werden meistens von den landwirthschaftlichen Vereinen in den vers schiedenen Districten besorgt. Der landwirthschaftliche Verein von Sonderhausen hat viele Experimente im Samenwechsel gemacht, und empfiehlt jegt als das Resultat seiner Erfahrungen, daß „es vortheilhaft ist, Samen von einem guten, fetten Boden nach einem kalten, schlechteren zu verpflanzen, und umgekehrt ebenfalls."

Hr.

Düngungsmittel.

zeigte mir einige Felder und sagte, „diese Felder sind seit den Tagen Karl des Großen unter Cultur gewesen.“ „Dann,“ erwiderte ich, „ist die Lehre, die Liebig aufstellt, daß nämlich das deutsche Wirthschaftssystem ein Raubsystem ist, und seine Lehre von der Erschöpfung des Bodens nicht wahr ?" "Liebig ist ein großer Mann," entgegnete Hr., und hat viel für die Landwirthschaft gethan, aber der gute Gott hat den Boden so geschaffen, daß er bei gehöriger Behandlung und Bes arbeitung dem Menschen Nahrung geben wird, so lange derselbe auf Erden lebt. Was die deutsche Landwirthschaft betrifft, so muß ich sagen, daß wir viele Hypothesen, Speculationen und einige Theorien haben, aber keineswegs ein so praktisches Volk find, als ihr Amerikaner, und daher müssen wir oft indirect thun, was wir direct nicht ers zielen könnten. Viele Jahre hindurch führte England ungeheure Quantitäten von Knochen aus Deutschland ein; unsre Bauern sahen keinen Boden in diesen Knochen, und verkauften sie daher gerne, weil sie Geld dafür empfingen. Wir alle wußten, daß England großen Nugen aus diesen Knochen zeg, aber in unseren Epeculationen kamen wir zu dem Schlusse, daß das Klima und der Boden Englands die Knochen zu einem sehr nüglichen Hülfsmittel machten, während sie in Deutschland keinen wohle thätigen Einfluß ausüben würden. Liebig's Lehre führte uns zum Denken; und gleichviel ob seine Lehreu richtig oder unrichtig sind, wenn man blos die Bauern zum Denken, Forschen und Debattiren bringen kann, so wird sich die Wahrheit

herausstellen, richtige Grundsäge werden die Oberhand gewinnen, und Naturgesege werden entdeckt werden. Die Wirkung der Lehre Liebig's war das Aufhören der Knochenausfuhr, und seitdem wir sie in ihren verschiedenen Formen als Dünger ange= wandt haben, sind unsre Aernten viel reichlicher ausgefallen. Vor Liebig's Zeit tha= ten wir in Bezug auf Düngung fast nichts weiter, als daß wir Stalldünger, Kalk und Gyps anwandten; aber jegt brauchen wir nicht blos diese Düngungsmittel in ebenso reichlichem Maße als früher, sondern außerdem auch Knochenmehl, Superphosphat, Guano, Chili-Salpeter und Pottasche. Die Welt wird Liebig nie bezahlen, was sie ihm schuldig ist; und hier in Deutschland ist es eine schwierige Sache, gelehrte Leute dazu zu bewegen, die Wohlthaten, welche die Wissenschaft und Landwirthschaft ihm. verdanken, anzuerkennen, weil eben die meisten derselben ihn beneiden wegen seines wohlverdienten Rufes; und jeder von ihnen scheint eine Lieblingstheorie oder Lehre gegen Liebig geltend machen zu wolen; aber selbst wenn er sich zuweilen geirrt hat, so ist sein ganzes System doch höchst heilbringend gewesen.“

Allein ich bin von dem Gegenstande abgeschweift und will jegt auf meine Notizen zurückkommen.

Düngung.

Wiesen auf den Flußufern werden gewöhnlich im Frühjahr überschwemmt, und es bleibt ein fetter angeschwemmter Schlamm auf ihnen zurück, so daß sie selten gedüngt zu werden brauchen; aber Hochlandwiesen werden mit Compost und Mistjauche gedüngt, was eine sehr wohlthätige Wirkung hat. In einigen Districten mischt man Holzasche und Guano zur Düngung. In Loburg braucht man darnach Asche und Gyps, zuweilen auch vor der Mistjauche; in Liebenwerda werden Knochenmehl und Guano mit besserem Erfolg angewandt, als Guano und Asche.

Seitdem der Futterpflanzenbau sich mehr ausgedehnt hat, ist das Vich besser gefüttert und viel mehr Dünger gemacht worden, auch wird der Dünger im Stalle sowohl wie im Haufen besser behandelt, und sorgfältiger aufgehoben. In der Altmark bleibt der Dünger im Stall, bis er auf's Feld gefahren wird. In Neuhalderėleben find die Stalle so gebaut, daß sie eine besondere Abtheilung für den Mist haben — allein man glaubt, daß dieser Plan dea Thieren schädlich ist, und besonders der Schweinemist. Um den Dünger im Hof gut zu erhalten, wird er meistens fest niedergetreten, und Schichten von Erde, Gyps und Kalk werden dazwischen gestreut, was sehr gut sein soll; in Ranis braucht man kalkhaltigen Sand dazn, in Halberstadt nimmt man Braun- und Torferde dazu. In Obisfelde wird Pferde-, Rinder- und Schweinemist oft in einen Haufen zusammen geworfen, und mit Schichten von Braunerde zu gleichen Theilen dazwischen. Trockene Baunerde wird bei langem Streustroh in Schafhürden gebraucht, um die Verdünstung des Ammoniums zu verhüten. In der Regel wird aver Erde in die Schafhürden gestreut, und der Schafmist wird selten. eher weggeholt, als bis er gradezu auf's Feld gefahren und untergepflügt wird. In Halberstadt wird der Schafmist täglich mit einer Mischung von 2 Centnern Gyps und 2 Centnern Knochenmehl auf 120 Centner Mist bestreut. Stalldünger wird gewöhn lich für Futterpflanzen. Behackfrüchte, Wintergetreide, Hülse früchte und Raps gebraucht. In Querfurt hat man die Beobachtung gemacht, daß in trockenen Jahren gedüngte Gerstenfelder nicht so reichliche Frucht trugen, als ungedüngte, außer wenn der Dünger im vorigen Jahre untergepflügt wurde. In Oschersleben werden alle

drei Jahre circa sechs Tonnen Dünger per Morgen (5% Acker) angewandt, aber in Ranis 10 bis 15 Tonnen; einige sehr erfolgreiche Bauern brauchen diese Quantität alle zwei Jahre, und als Grund geben sie dafür an, daß das Land sehr flach ist, und viel Kalk und Sand enthält. In der Regel wird der Dünger ausgestreut und untergepflügt, sobald er auf dem Felde ist, außer in Sondershausen, wo er jeden Monat auf's Feld gefahren und ausgestreut wird, und dann bis zur Pflugzeit liegen bleibt. Die Erfahrung hat sie gelehrt, daß der Dünger, wenn er während des Winters auf dem Felde ausgebreitet liegen bleibt, die Oberfläche des Bodens mürbe macht, und sehr gute Wirkung auf die erste Frucht hat, aber sehr wenig oder gar keine auf die späteren. In Halberstadt wird der Dünger gewöhnlich für Getreidesaaten 6 bis 8 Zoll, und für Kartoffeln 10 Zoll tief untergepflügt, was mit einem Gespann von vier Pferden gethan wird; aber in Dachwig wird er für Getreidesaaten blos 3 bis 4 Zoll untergepflügt. Die Kosten des Stalldüngers ist sehr verschieden; wo das Vich gut gehalten und reichlich gefüttert wird, kostet der Dünger nicht so viel, als wo das Vich schlecht gehalten und gefüttert wird. Eine Tonne Dünger machen kostet, mit Einschluß des Strohes, von $1.75 bis $3.25. Allein selbst zu diesem Preise wird der Stalldünger für wohlfeiler, einträglicher und leichter erlangbar gehalten, als die künstlichen oder commerziellen Düngungsmittel.

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Mistjauche. Die Mistjauche wird jezt sorgsam in ausgemauerte Behälter gesammelt, und wird allgemeiner kenußt. In Erfurt ist dieser Fortschritt theils einem Gesez zuzuschreiben, welches verbietet, die Mißtjauche in den Gossen abfließen zu lafsen, und theils hat man ihn den Empfehlungen des dortigen landwirthschaftlichen Vereines zu verdanken. Allein auf manchen Gehöften wird sie noch nicht gesammelt. Sie wird auf verschiedene Weise angewandt; gewöhnlich wird sie zur Begießung des Compost-Haufens und des trockenen Düngers gebraucht, oder mit Braunkohle vermischt. Die güngstigsten Resultate wurden erzielt, wo die Mistjauche geradezu auf die Wiesen und Composthaufen gegossen wurde. Auf großen Gütern, wo auch tech= nische Industriezweige betrieben werden, sind die Wirkungen der Mistjauche nicht immer gleich günstig. Die Erfahrung hat gelehrt, daß die Mistjauche auf Behackfrüchte mehr Wirkung ausübt, als auf Getreide. Bei einer Besichtigung der Gehöfte, die in der Zuckerrübencultur concurrirten, fand man, daß in Sondershausen der Ertrag an Rüben um 450 bis 800 Centner per Morgen durch Düngung mit Mistjauche vergrö= Bert worden war. In Neuschmidtstedt wurde die Kartoffelfrucht dadurch bedeutend vermehrt. In Zwethau hat sie eine gute Wirkung auf Mais (Welschkorn). Auf einigen Schöften fand man, daß die Düngung mit Mistjauche den Boden mit Salzen überlud, die zu leicht löslich sind, und somit den Saaten schadete, statt ihnen zu nügen.

Compost. Abfall, Schutt und Auswurf aller Art, und selbst das Seifenwafser aus dem Waschhaus wird in den Composthausen geworfen; und es wird behaup= tet, daß der Composthausen desto werthvoller wird, je mehr verschiedenartige Substan= zen in denselben geworfen werden, weil die Substanzen auf einander ein- und rückwirken, und dadurch eine bessere Pflanzennahrung bilden. Fabrikabfall, Zuckerrüben= und Aepfelbrei (nach Ausdrückung des Saftes) und alle derartigen Dinge finden einen Platz im Composthaufen; und somit werden auch die Häuser und Scheuerhöhe reiner gehalten, während der Composthaufen zu gleicher Zeit besser dadurch wird. Es wird Erde oder Braunkohle auf den Kaufen geworfen, und derselbe dann häufig gewendet

und vermischt, und im zweiten Jahre wird er auf's Land gebracht. Der von Kalks stein gebrannte Kalk ist für landwirthschaftliche Zwecke viel wirksamer befunden worden, als der Muschelkalk. Wo man Schwarzerde haben kann, wird dieselbe im Herbst auf das Feld gefahren, mehrere Mal während des Sommers umgewendet, und dann im folgenden Herbst mit dem Dünger untergepflügt. Die Düngung der Wiesen mit Compost ist sehr allgemein und einträglich; diese Düngung hat erstaunliche Resultate ergeben; ja, der Ertrag ist verdoppelt, und die Qualität des Heus verbessert worden. In Obisfelde werden viele Wiesen künstlich bewässert, und auf denselben hat der Compost unerwartet günstige Resultate geliefert. Es hat sich herausgestellt, daß Compost für alle anderen Saaten besser ist, als für Getreide.

Künstliche, mineralische Düngungsmittel und Guano. — Von den commerziellen Düngungsmitteln wird der peruanische Guano am meisten in der Provinz Sachsen gebraucht, besonders in Verbindung mit Knochenmehl, Superphosphaten, zc. Im Allgemeinen hat die Anwendung commerzieller Düngungsmittel in legter Zeit rasch zugenommen, selbst unter den kleinen Bauern. So, zum Beispiel, werden in dem kleinen Kreis Stumsdorf, wo fast ausschließlich kleine Bauern. wohnen, jegt wenigstens 10,000 Centner Guano, und 3,000 bis 4,000 Centner Sugerphosphate jedes Jahr gebraucht. Der Guano wird vermittelst Guano-Streumaschinen auf den Boden gebracht, und theils auch eingeegget; wenn er tief untergePflügt wird, ist er wirkungslos. Guano hat sehr wenig Wirkung auf Kalksteinboden. Im Kreis Köthen werden Guano und phosphorsaurer Kalk zu gleichen Theilen mit einander vermischt, und hauptsächlich auf Zuckerrübenfelder angewandt. Felder, welche die zweite Frucht tragen, werden mit 11/2 Centnern, und erschöpfte Felder mit zwei Centnern und noch mehr per Morgen gedüngt. Im Kreise Nordhausen hat ein Bauer dreizehn Jahre lang den Guano theils mit Knochenmehl, Gyps und Erde vermischt, und Getreide-, Zuckerrüben- und Kartoffelfelder mit außerordentlichem Erfolge damit gedüngt. In Genthin hat die Erfahrung gelehrt, daß die anhaltende Düngung mit Guano schädlich ist. Die Landwirthe find der Ansicht, daß künstliche Düngungsmittel bløs in Verbindung mit einer gehörigen Beimischung von Stalls Dünger und vegetabilischen Düngungsmitteln eine dauernde Wirkung haben können; wenn sie daher zwei bis drei Jahre künstliche Düngerarten angewandt haben, so düngen sie darnach ausschließlich mit Stalldünger, und zwar in großen Quantitäten. In Ranis benugten mehrere Bauern Delkuchen als Dünger und fanden, daß dieselben eine ebenso kräftige und dauernde Wirkung hatten, als der Guano.

Brandenburg.

Aerntemethoden und Aufbewahrung der Früchte.

Es befinden sich blos zwei Schnittermaschinen in dieser Provinz, und ich wundere mich zwar nicht, daß sie keine bessere Aufnahme finden, denn es sind die schweren, unbeholfenen, vierspännigen Schnittermaschinen, die in England fabricirt werden. Obwohl er sich nicht direct über diesen Gegenstand verbreitet, aber doch Bezug darauf hat, will ich für einen Theil eines Briefes einrücken, welchen ich am 13. Mai 1865 an den Präsidenten der Staats-Ackerbau-Behörde von Ohio von Berlin aus schrieb:

„Gestern ging ich, in Gesellschaft des Geheimrathes des Königlichen Ministeriums, Hrn. Wehrmann und Professors Karl Koch nach Prenzlau in Nordpreußen, um einer District-Versammlung der Central. Ackerbau-Behörde der Mark Brandenburg und der Unterlausiß beizuwohnen. Prenzlau liegt circa fünf und siebenzig Meilen nördlich von Berlin. Von Berlin nach Prezlau ist das Land eine sandige Ebene, und ungefähr so wellenförmig wie Madison County. Es giebt hier mehr Wald, als ich je in irgend einer Gegend traf, aber der Wald ist, wie sie es nennen, ausschließlich ein künstlicher, das heißt, jeder Baum ist von einem Förster gepflanzt und gepflegt worden. Diese Wälder enthalten gar kein niedriges Gebüsch, und die Bäume stehen alle in Reihen. Sie haben ein sehr schönes, malerisches Ansehen. Die Feldfrüchte, die hier gebaut werden, find Lupinen (für Schafe) Seradella, Roggen, Kartoffeln, Raps und Erbsen. Die Rapssaat hat in dieser Gegend bedeutend durch den Frost gelitten, aber ich sah doch einige sehr schöne Felder, die einem hellgelben, wogenden Blüthensee glichen. Ich glaube, innerhalb fünfzig Meilen um Berlin nach allen Richtungen hin wird kein Buschel Weizen gebaut. Sie bauen viel Korn als Grünfutter, aber es wird hier nie reif. Sie pflanzen unser altes „Pferdezahn“ Korn und meinen, keine andere Varietät würde dort wachsen.

Allein ich wollte Ihnen einen Vericht über die Versammlung geben, weßhalb ich mich darauf beschränke, bis ich damit fertig bin. Als der Zug in Prenzlau ankam, führte man uns in eine große Halle, wo Size für Prof. Dr. Koch und mich reservirt waren. Die Behörde besteht aus zwölf Mitgliedern. Sie saßen auf einer Plattform oder Bühne, der Präsident in der Mitte. Er legte den Zweck der gegen. wärtigen Versammlung in kurzen Worten dar und verlas mehrere Mittheilungen über verschiedene Gegenstände, die ihm zugesandt worden waren. Dann verlas der Schaßmeister seinen Bericht von den Einnahmen und Ausgaben. Nachdem derselbe angenommen und richtig befunden war, schritt die Convention zur Besprechung der gedruckten Fragen auf dem Programm.

Discussion über Finanzmaßregeln.

Unter den Mittheilungen befand sich eine vom Minister des Ackerbaus, worin gefragt wurde, ob Veränderungen in dem auf Mortgages (Hypotheken) bezüglichen Geseß nothwendig wären, und welche Procentrate als Zinsfuß für Darlehen an Landwirthe festgestellt werden sollte. Dies rief eine sehr lebhafte Discussion hervor. Einige Mitglieder (die Convention zählte circa fünfzig außer der Behörde) bestanden darauf, daß ein Bauer lieber kein Geld borgen, als zu hohe Zinsen bezahlen sollte. Andere dagegen wandten ein, daß, wenn der Zinsfuß zu niedrig wäre, die Capitalisten den Bauern kein Geld liefern würden, obwohl die Bauern-Mortgages von den Capitalisten immer für sicherer als die Staatspapiere gehalten und deßhalb vorgezogen würden. Mein Freund Wehrmann sagte, die Sache würde sich von selbst reguliren, und ein festgeseßter Zinsfuß würde üble Folgen haben; so zum Beispiel, in Westphalen hatte ein Bürgermeister einige tausend Thaler auf Mortgage zu verleihen und verlangte vier und ein halbes Procent, aber Niemand wollte mehr als vier bezahlen; er behielt sein Geld ein Jahr lang, und verlich es dann zu vier Procent. In Schlesien und Pommern könnte Niemand Geld unter se ch 8 Procent borgen; wenn daher das Ministerum den Zinsfuß auf fünf Procent feststellte, so würde Niemand in Westphalen borgen, und Niemand könnte in Schlesien borgen.

Ein Mitglied der Behörde meinte, ein Vanquier oder Kaufmann könnte viel leichter zehn Procent bezahlen, als ein Bauer vier, und wenn der Zinsfuß nicht festgestellt würde, so würden alle Bauern ruinirt. Ein Hr. Karber (Mitglied) sagte, er hätte auf ein Eigenthum, das 100,000 Thaler werth wäre, vergebens 6,000 Thaler auf Mortgange zu borgen versucht, aber er hätte es nicht unter Bankraten bekommen können; und da dies blos auf kurze (zwei Jahre) Zeit verliehen würde, und er verpflichtet wäre, alle Ausgaben an Anwälte, Taratoren und Registratoren zu bezahlen, so würde es zu viel kosten, und er hätte lieber kein Geld geborgt. Wie es scheint, werden die Darlehen an Bauern gewöhnlich auf fünfzehn bis zwanzig Jahre gemacht. Im Laufe dieser Discussion hörte ich sehr vernünftige Bemerkungen über das Geldverleihen. Der Er-Präsident (ein Mann von fünf und sechzig bis siebenzig Jahren) sagte, die Thatsache, daß Eigenthümer Geld borgen könnten, wäre in vielen Fällen verderblich für sie, und er glaubte, daß der Fortschritt der Landwirthschaft mehr dadurch verzögert als gefördert würde.

Wenn ein Mann seine Taschen voll Geld hätte, so würde er manche Dinge kaufen oder genießen, die er sonst recht gut entbehren fönnte; er für seine Person meinte, daß ein Bauer, wenn er für Wirthschaftszwecke Geld borgte, flüger, sparsamer und fleißiger als früher sein sollte, bis die Schuld bezahlt wäre. Allein die Discussion bewirkte weiter nichts. Es wurde durch Abstimmung beschlossen, an den

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