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Seine Schußschrift für Titus Livius 1) war eigentlich nur ein maskirter Angriff auf das positive Christenthum, das er als Aberglauben hinstellte, und diesen für schädlicher ausgab, als der Atheismus fei. Sein Pantheisticon ) fann, je nachdem es als eine scherzhafte oder als eine ernstlich gemeinte Gesinnungskundgebung angesehen wird, entweder als eine Parodie der anglicanischen Kirche, oder als ein Bekenntniß seines Spinozismus genommen werden. Collins trat als erklärter Anwalt des sogenannten Freidenkerthums auf, und griff in zwei Abhandlungen „über die Gründe und Beweise der christlichen Religion" 3) und „über den wahren oder buchstäblichen Verstand der sogenannten Weissagungen“ *) den christlichen Glauben direct an. Th. Woolston bewegte sich in verwandter Richtung, und griff im Besonderen die evangelischen Wundererzählungen an 5). Tindal suchte in seinem schon oben genannten Werke 6) die Unthunlichkeit jeder Offenbarungsreligion zu zeigen, und läßt das Christenthum nur in so weit gelten, als es der Herrschaft der einzig wahren und vollkommenen natürlichen Religion die Wege bereiten soll. In Tindal's Fußtapfen trat Th. Morgan, dem die moralische Wahrheit als das höchste Kriterium religiöser Lehren 7), und der christliche Bibelglaube als pseudochristlicher Judaismus gilt. Chubb 8) kommt

1) Adeisidaemon sive Titus Livius a superstitione vindicatus. Haag, 1709. 2) Pantheisticon, sive formula celebrandae Sodalitatis socraticae, in tres partes divisa, quae Pantheistarum sive Sodalium continent: I. Mores et axiomata; II. Numen et philosophiam; III. Libertatem, et non fallentem legem, neque fallendam. Praemittitur de antiquis et novis Eruditorum Sodalitatibus, ut et de Universo infinito et aeterno Diatriba. Subjicitur de duplici Pantheistarum philosophia sequenda, ac de viri optimi et ornatissimi idea Dissertatiuncula. Cosmopoli, 1720.

3) A discourse of the ground and reasons of the christian religion, 1724. 4) Scheme of literal prophecy, 1726.

5) Discourses of the miracles of our Saviour, 1727.

discourses of the miracles.

6) Vgl. Oben S. 44, Anm. 4.

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Defence of the

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7) The moral philosopher. In a dialogue between Philalethes, a christian Deist, and Theophanes, a christian Jew. London, 1737 ff.; 3 Voll. Defence of the moral philosopher against a pamphlet (von Hallet) intituled: The immorality of the moral philosopher. Vindication of the moral philosopher. The axt laid to the root of christian priestcraft etc. *) Vgl. Oben S. 45, Anm. 1.

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im Ganzen auf Herbert's kleine Summe natürlicher Wahrheiten der Religion zurück, Bolingbroke verirrt sich bereits in die Irrgänge eines sensualistisch - materialistischen Skepticismus, und berührt sich hiedurch geistig mit den Choriphäen der französischen Freigeisterei und Starkgeisterei, die leztlich in den Rasereien der Revolutionsstürme in offene und förmliche Gottesläugnung auslief.

§. 817.

Die von den Deisten ausgehenden Angriffe auf das Christenthum und den geoffenbarten Glauben riefen im christlichen England im Laufe des 18ten Jahrhunderts eine reiche apologetische Literatur in's Dasein, die man als den ersten Anfang der neuzeitlichen christlichen Apologetik anzusehen hat. Die Verfasser dieser apologetischen Schriften sezten sich theils die Vertheidigung der Religion im Allgemeinen, theils des christlichen Offenbarungsglaubens im Besonderen zum Zwecke; ferner sind ihre Schriften entweder gegen irreligiöse und widerchristliche Zeittendenzen im Allgemeinen oder gegen bestimmte besondere Gegner gerichtet. Die Boyle'schen Preisreden 1) sind gleich sehr der Vertheidigung der natürlichen und der geoffenbarten Religion gewidmet; Clarke 2) unterscheidet vier Classen von Deisten, und faßt unter diesen vier Classen alle Arten von Gegnern der Religion und des Christenthums zusammen. Die Deisten der ersten Classe sind eigentlich nur verkappte Atheisten; zur zweiten Classe gehören diejenigen, die zwar aufrichtig Gottes Dasein bekennen, deren Grundsäge aber consequenter Weise zum Atheismus führen, da sie die sogenannten moralischen Eigenschaften Gottes läugnen. Die Vertreter der dritten Classe machen sich durch die Läugnung der Seelenunsterblichkeit die richtige Würdigung der allerdings formell anerkannten moralischen Eigenschaften unmöglich; die zur vierten Classe Gehörigen anerkennen zwar alle Lehren und Wahr

1) Vgl. Oben §. 806.

3) The obligation of natural religion etc. (Vgl. Oben S. 80, Anm. 2.). Jn französischer Überseßung unter dem Titel: Discours sur les devoirs immuables de la religion naturelle et sur la vérité et la certitude de la religion chretienne (Amsterdam, 1727), abgedruckt bei Migne, Tom. V, p. 1069 ff.

heiten der sogenannten natürlichen Religion, wollen sich aber strenge auf eine sogenannte Vernunftreligion beschränken und von einer geoffenbarten Religion nichts wiffen. Gegen die zu den ersten drei Claffen gehörigen Gegner des religiösen Glaubens find außer den schon oben (§§. 806 ff.) vorgeführten Schriften von größtentheils physikotheologischem Inhalte noch jene von Sharnok 1), Stillingfleet 2), Parker 3), Sherlof 4), W. Wollaston 5) gerichtet, welche die natürliche Religion entweder im Ganzen, oder einzelne Wahrheiten derselben vertheidigen. Apologien des christlichen Glaubens erschienen in großer Zahl unter den mannigfaltigsten Darstellungsformen; wir nennen aus denselben jene von Tillotson ), Ch. Lesley 7), ►

1) Sharnok veröffentlichte a. 1681 ein Werk über Gottes Dasein und Eigenschaften, über die Vorsehung im Allgemeinen und die Kirche im Besonderen. Der letztere Theil dieser Schrift erschien in deutscher übersehung. Ber

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2) Origines sacrae adversus Atheos. Orford, 1701.

Epistola ad Dei

stam, ex Anglico, interprete A. A. Hochsteber. Ulm, 1695.

3) Disputationes de Deo et Providentia. Orford, 1704.

4) Practical discourses concerning death; concerning a future judgment; concerning the happiness of good men and the punishment of the wicked (mehrmals in's Deutsche und Französische übersezt).

of providence (v. Mosheim überseßt 1726).

Discourse

5) The religion of nature delineated. London, 1724. 6) Über Tillotson († 1694) im Allgemeinen vgl. Lechler, Gesch. des engl. Deismus (Stuttgart, 1841), S. 146 ff. Tillotson's Predigten wurden in's Deutsche und Französische überseßt; aus Barbeyrac's Überseßung derselben (Sermons sur diverses matières importantes, traduits de l'Anglois de feu M. Tillotson; 6 Voll.) ist mehreres abgedruckt bei Migne Tom. VII, p. 171-336.

7) Lesley trat zunächst gegen Ch. Blount, den Herausgeber des Leben des Apollonius Thanäus in die Schranken; der Titel seiner zu London a. 1699 erschienenen Schrift lautet in französischer Übersetzung: Methode courte et aisée contre les deistes, dans laquelle la certitude de la religion chrétienne est demontrée par la preuve infaillible de quatre règles, qui sont incompatibles avec aucune des impostures arrivées jusqu'ici ou qui serait même possible (abgedruckt bei Migne Tom. IV, p. 855 ff.). — Daran schloßen sich in weiterer Folge: Defense de la Methode contre les deistes (Migne, S. 871 ff.) Lettre concernant le dieu des Siamois, Sommonochodom (Migne, S. 879 ff.) La verité du christianisme demontrée; dialogue entre un chretien et un deiste (Migne, S. 885 ff.)

G. Burnet 1), Gastrell 2), Nicholl 3), Duchal *), Gibson 5), Stackhouse 6), Warburton 7), Jos. Butler "), Blair 9), welche fast sämmtlich nebst mehreren anderen auch in fremde Sprachen, d. i. in's Deutsche oder Französische überseßt wurden. Auch die nationale Dichtkunst nahm an diesem Kampfe Theil; die drei bedeutendften Dichter Englands aus der diesen Kampf umfassenden Epoche: Milton, Young, Pope brachten der Religion die Huldigung eines gläubigen Gemüthes dar; Milton sang das verlorne Paradies, Young mahnte an die in die Täuschungen und Eitelkeiten des vergänglichen Erdendaseins mit furchtbarem Ernste hereinragende Ewig

Lettre de l'auteur à un deiste converti (Migne, S. 945 ff.) Dissertation sur le jugement particulier (Migne, S. 993 ff.).

') Aus Burnet's Werken ist in französischer Überseßung bei Migne (Tom. IV, S. 617-689) abgedruckt: La vraie religion, demontrée par un enchainement de consequences, deduites de principes surs et incontestables. 2) Gewißheit und Nothwendigkeit sowol der Religion überhaupt, als auch der christlichen Religion insonderheit. Aus dem Englischen. Leipzig, 1716; 2 Theile.

3) Conference with a Theist etc. London, 1723; 3 Voll.

1) Vermuthungsgründe für die Wahrheit und das göttliche Ansehen der christlichen Religion, in 10 Betrachtungen. Aus dem Englischen. Zürch, 1767. 5) Five Pastoral Letters to the People of his Diocese, particularly to these of the two Great Cities of London and Westminster 1728 ff., zusammen London, 1751. Die drei ersten dieser Hirtenschreiben überseßt v. Nambach, im Anhang zu Bentley's Phileleuth. Lips. (vgl. folg. Seite, Anm. 5.) ").A defense of the christian religion from the several objections of modern antiscripturists. London, 1731; 2 Voll.

*) The divine legation of Moses demonstrated on the principles of a religious Deist, from the omission of the doctrine of a future state of rewards and punishments in the jewish dispensation. In six books London, 1738 ff.). Eine andere Schrift Warburton's ist bei Migne (Tom. IX, p. 248-583) in französischer Überseßung abgedruckt unter dem Titel: Sur l'union de la religion, de la morale et de la politique. Grundlehren der natürlichen und der geoffenbarten Religion. Aus dem Englischen. Hof, 1760.

8) The analogy of religion natural and revealed to the constitution and course of nature. London, 1736.

*) Mehrere seiner religiösen Reden in französischer Überseßung abgedruckt bei Migne, Tom. XII, S. 557-653.

keit 1), Pope widmete dem Erlöser der Christen einen Weihegesang, und verfaßte eine im Sinne des King'schen Buches vom Ursprung des Übels gedachte poetische Theodicee. Addison erwies die Glaubhaftigkeit der evangelischen Geschichte aus ihrer Bezeugung durch die sonstigen Quellen unserer geschichtlichen Kunde vom Zeitalter Jesu 2); Locke vertheidigte die Vernunftmäßigkeit des biblischen Christenthums 3), dessen positiver Inhalt sich aber freilich in seiner Auffassung so ziemlich auf den in der arminianischen und socinianischen Theologie festgehaltenen Glaubensgehalt beschränkt. Berkeley, der in seinem philosophischen Idealismus ein radicales Heilmittel gegen den Materialismus und Skepticismus gefunden zu haben glaubte*), trat in seinem Gespräche Alciphron als Apologet des religiösen und christlichen Glaubens auf.

Neben diesen, den Deismus und Naturalismus im Allgemeinen bekämpfenden Schriften sammelte sich im Laufe des Jahrhunderts eine reichliche Anzahl solcher, welche gegen die speciellen Lehren und Meinungen der einzelnen Stimmführer des Deismus gerichtet waren. Lesley's vorerwähnte methodologische Vorschläge in Bekämpfung des Deismus wurden durch Blount's Hervorziehung der fabelhaften Lebensbeschreibung des Apollonius von Thana veranlaßt. Der Freidenker Collins wurde von Bentley 5) und Hoadley 6) zurechtgewiesen, 1) Young, der Dichter der Nachtgedanken, veröffentlichte auch eine scharfe, gegen Bolingbroke gerichtete Schrift über die Meinungen und Sitten jener religionslosen Wüstlinge, in welchen die alte Fabel von den Centauren oder Thiermenschen zur Wirklichkeit zu werden drohe: The Centaur, not fabulous; in six Letters to a Friend, on the Life in Vogue. London, 1755. 2) Siehe Migne Tom. IX, S. 879-1105.

3) The reasonableness of christianity, as delivered in the scriptures, 1695. Über Locke's Verhältniß zu Religion, Christenthum und Kirche vgl. Lech = Ier a. a. D., S. 159 ff.

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4) Schriften: New theory of vision, 1709. Treatise on the principles of human Knowledge, 1710. Dialogues between Hylas and Philonous, 1713.

5) Remarks upon a late discourse of Freethinkings in a letter to F. H. (Hare) by Phileleutherius Lipsiensis, 1713. Später erschien eine Überseßung dieser Schrift unter dem Titel: La friponerie laïque des pretendues Esprits forts dans l'Angleterre, ou remarques de Phileutherius de Leipsic sur le Discours de la liberté de penser. Amsterdam, 1738. Queries recommanded to the Auctor of the late discourse of Freething. London, 1715.

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