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dem es besiegt worden, zerstückt in alle vier Winde zerstreut wird. Den Schluß des Gedichtes bildet die Schilderung eines christlichen Tempels, dessen Ort die Eintracht mit der Meßruthe absteckt; der Dichter schaut im Geiste die Herrlichkeiten des erhabenen Baues, und schließt mit einem Gebete an Christus, in dessen Gnade die Seelen reichgeschmückt mit Tugenden zu unvergänglichen Zierden des Thrones der ewigen Weisheit werden mögen.

Drittes Buch.

Der Kampf des christlichen Geistes gegen die ethnifirenden Speculationen der Gnostiker und Manichäer.

§. 131.

Der Kampf gegen den Gnosticismus, d. i. gegen einen mit dem falschen Scheine der Christlichkeit sich umhüllenden, weltlich und heidnisch gesinnten Sophismus nahm bereits mit dem Zeit alter der Apostel seinen Anfang. Dahin deuten verschiedene Äußerungen in den Apostelbriefen, so namentlich in den Briefen Pauli an die Theffalonicenser 1), Ephesier 2), Koloffer 3), an Timotheus und Titus *) ferner in den Briefen der Apostel Petrus 5), Jo= hannes 6) und Judas. Unter den unmittelbaren Schülern der Apostel nehmen Clemens von Rom7) und Ignatius von Antiochien®)

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1) 1 Theff. 4, 13 ff.; 5, 1 ff. 14; 2 Thess. 2, 7; 3, 6. 11 ff.

2) Ephef. 1, 21; 2, 2; 3, 10; 5, 3 ff.; 6, 12.

3) Koloss. 1, 16; 2, 8. 20.

4) 1 Tim. 1, 4. 7. 20; 4, 7; 6, 4; 2 Tim. 2, 16; 3, 8; 4, 4; Tit. 1, 14; 3, 9. 5) 2 Petr. 2, 1 ff.

) 1 Joh. 1, 1-3; 4, 2 ff.; 2 Joh. 7.

7) In seinem ersten Briefe an die Korinther. Vgl. Lutterbeck Neutestamentliche Lehrbegriffe, Bd. II, S. 50.

8) Ephes., c. 7. 18; Smyrn., c. 1–8; Magnes., c. 8 u. s. w.

auf die gnostischen Irrlehren näheren Bezug. In den bei Justinus M. vorkommenden Angaben erscheinen die Gnostiker bereits als vielgenannte, mannigfach gruppirte Parteien unter bestimmten Häuptern und Führern; neben Simon Magus, auf welchen Justinus zu wiederholten Malen zu sprechen kommt'), und dessen unmittelbaren Schülern werden im Dialogus cum Tryphone vornehmlich die Marcioniten, Valentinianer, Saturnilier, Basilidianer 2) hervorges hoben, mit dem Beisaße, daß es außerdem noch andere Secten ähnlicher Art gebe. Eine gegen Marcion gerichtete Schrift Justin's 3) ist nicht mehr vorhanden; andere verloren gegangene Widerlegungsschriften sind jene von Miltiades, der die Valentinianer bekämpfte *), Modestus, der gegen die Marcioniten schrieb 5), Musanus, Verfasser einer Schrift gegen die Enkratiten 6), Rhodon, welcher den Tatian) und die Marcioniten, unter Leßteren namentlich einen gewissen Apelles, in zwei Schriften bekämpfte. Auch das Werk des Maximus über den Ursprung des Bösen) war vornehmlich gegen die Marcioniten 9) gekehrt. Zu den für uns verlornen Büchern müssen ferner zwei Schriften des heiligen Jrenäus gegen Valentinus 10) und Marcion gerechnet werden. Hingegen sind uns seine libri quinque adversus haereses erhalten, das bedeutendste unter den gegen den Gnosticismus gerichteten Werken der altchristlichen Literatur. Neben Jrenäus ist Tertullian der hervorragendste

1) Apol. I, 26. 56; II, 15.

2) Dial. c. Tryph., c. 35.

3) Vgl. Irenaeus Adv. haeres. IV, 6.

4) Vgl. Tertullianus Adv. Valentinianos, c. 5.

5) Vgl. Euseb. H. E. IV, 25; Hieron. Catal. 32.

6) Euseb. H. E. IV, 28. 21; Hieron. Catal. 31. Neben Musanus wird von Theodoret im Besonderen auch noch Apollinaris von Hierapolis als Bestreiter der Enkratiten genannt.

7) Euseb. H. E. V, 13.

8) Vgl. oben §. 98.

9) Als Bestreiter der Lehre Marcion's werden nebstdem von Theodoret noch Theophilus von Antiochien, der Bischof Philippus von Gortyne und Eusebius von Emesa genannt.

10) Περὶ Ογδοάδος: De Octava.

Auch die verlorne antidualistische Schrift

des Frenäus De Monarchia wird hier zu nennen sein. Vgl. Euseb. H. E. V, 20. 26; Hieron. Catal., c. 35.

antignostische Schriftsteller; ein großer Theil seiner Werke ist der Bekämpfung der gnostischen Irrthümer gewidmet. Clemens Alexandrinus und Origenes haben zwar keine besonderen Schriften gegen den Gnosticismus abgefaßt, nehmen jedoch gelegentlich auf denselben mehr oder weniger einläßlich Bezug. Die dialogisirte Schrift des Adamantius De recta fide adversus haereticos ist vornehmlich gegen das dualistische Element der häretischen Gnosis gerichtet; dasselbe gilt von den antignostischen Reden des Syrus Ephremus. Für die nähere historische Kenntniß der verschiedenen Formen des Gnosticismus sind mehrere häresiologische Werke von Bedeutung, welche mehr oder weniger vollständige Übersichten und Zusammenstellungen der gnostischen Irrlehren enthalten. Dahin gehören die Philosophumena des Hippolytus, ferner das Panarium des heiligen Epiphanius, welcher nebst den Werken des Frenäus und Clemens Alexandrinus nach Photius' Angabe 1) auch das Syntagma des Hippolytus, einen gegenwärtig nicht mehr vorhandenen Auszug aus dem Werke des Jrenäus benügte, gleichwie Theodoret Hippolyt's Philosophumena als theilweise Quelle für die von den gnostischen Häresieen handelnden Partieen seines Sammelwerkes über die Häresieen) gebrauchte. Übersichtliche Skizzen ähnlicher Art finden sich auch in der Schrift des Philastrius De haeresibus und in Augustin's Liber ad Quodvultdeum de haeresibus.

§. 132.

Frenäus sucht die erste geschichtliche Wurzel des weitverzweigten und in üppigen Schößlingen wuchernden Gebildes der gnostischen Irrlehren in den Lehren des Samariters Simon des Magiers 3), der sich selber die allerhöchste Kraft nannte, welche den Juden als Sohn sich geoffenbart, zu den Samaritern als Vater niedergestiegen sei, unter den Heidenvölkern aber als heiliger Geist gewirkt habe. Seine Begleiterin Helena, eine in Tyrus aufgefundene Dirne, gab er für eine Einleibung der göttlichen "Evvoia aus, der ersten Geistgeburt der allerhöchsten Kraft; in dieser "Evvoia concipirte der Allerhöchste die Creation der Engel und Erzengel. Um den Schöpfer

1) Biblioth., cod. 221.

2) Haereticarum fabularum Libri V.

3) Adv. haeres. I, c. 23.

gedanken ihres göttlichen Vaters in Wirklichkeit umzuseßen, ließ sich die Ennoia in die Welträume herab, und erzeugte die Engel und Mächte, durch welche hinwiederum diese sichtbare Welt in's Dasein gerufen worden ist. Die Äonen aber, welchen der ewige Vater durch die Ennoia das Dasein gegeben, wollten nicht für Hervorbringungen eines Anderen, sondern für Ungezeugte gelten; deßhalb verbargen sie der Welt die Kunde von der allerhöchsten Kraft, der Ennoia thaten sie alle Schmach an und stießen sie in die Körperwelt hinab, so daß sie durch eine Reihe von Menschengenerationen aus einem Menschenkörper in den anderen wandern mußte, und dabei allen Schicksalen eines schwachen, wehrlosen Weibes preisgegeben war, bis sie sie zulest als feile Dirne Erwerb suchte. Die Ennoia aus dieser Gefangenschaft zu erlösen, und zugleich der Welt die bis dahin durch die weltherrschenden Engel vorenthaltene Kunde von der allerhöchsten Kraft zu offenbaren, sei diese aus sich selber herausgetreten, und habe, den Äonen sich verähnlichend, auf Erden unter der Hülle eines Scheinleibes sich gezeigt; Leiden und Tod des Gott- Erlösers unter den Juden sei nur etwas Scheinbares gewesen. Da nun aber der Höchste selber sich gezeigt, so wäre auf Moses und die Propheten, die nur unter Eingebung der weltschaffenden Engel geredet, nicht weiter zu achten; alle Gebote und Vorschriften des A. T. seien nur willkürliche Sagungen gewesen, und nicht durch deren Beobachtung, sondern durch den Glauben an Simon und Helena sollten die Menschen fortan selig werden, und mögen sich im Bes size dieses Glaubens einer unbeschränkten Willkür ihres sonstigen Thuns und Lassens erfreuen. Demgemäß gehen die Priester der Simonianer mit dem Beispiele eines zügellosen Lebens und Wandels voran, befassen sich nebstbei mit Exorcismen und Zauberfünsten 1), Traumdeuterei und Wahrsagerei, bereiten Liebestränke u. s. w. Simon und Helena werden bei den Simonianern unter den Gestalten von Jupiter und Minerva abgebildet, und diesen Bildern wird ein besonderer Cult geweiht. Simon's Schüler und Nachfolger, Menander, gleichfalls ein Samariter fährt Frenäus

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trat vollkommen in die Fußstapfen seines Lehrers und gab

1) In Hippolyt's Philosophumenis VI, 7 heißt es, Simon Magus habe die Leute durch die Kunst des Thrasymedes getäuscht; was man unter dieser Kunst zu verstehen habe, wird Phil. IV, 28-41 näher beschrieben.

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