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1 Mos. 14, 19. 22; 24, 3. 7; Jerem. 23, 24; Jesai. 40, 12. 22. 26; 42, 5; 44, 24; Psalm 138, 7. Man halte diese Aussprüche mit den Lehren der heidnischen Philosophen zusammen, welche Gott läugnen, oder die Gestirne oder das Licht der Gestirne für Gott halten, eine göttliche Weltregierung entweder gar nicht oder doch nur in bes schränktem Sinne zugeben, die Ewigkeit der Welt behaupten u. s. w. Der hebräische Philosoph Philo hat es sich solchen Meinungen gegenüber zur besonderen Aufgabe gemacht, die zeitliche Entstehung der Weltdinge und das Walten der göttlichen Providenz als rich, tender und vergeltender Macht nachzuweisen.

fährt Eusebius

Da der anfanglose und ungezeugte Gott fort über jede Vermischung und Berührung mit den Dingen erhaben ist, so wirkt er nicht unmittelbar selber, sondern mittelst einer aus ihm gezeugten congenialen Kraft und Natur, die als zweites Princip von ihm als ersten Princip hervorgeht. Dieses Princip heißt in der hebräischen Lehrweisheit Logos, Sophia, Kraft Gottes. Vgl. Job 28, 20; Psalm 32, 6; Sprichw. 8, 12. 22; Weish. 6, 24; 7, 22; 8, 1. Jn ihm wurde Gott den Frommen der alten Zeit sichtbar; es wird als von Gott zu sendender Arzt der Seelen bezeichnet Psalm 106, 20; 147, 4. Es ist das Wort, durch welches Gott sprach, als er am Anfange die Dinge schuf 1 Mos. 1, vgl. Psalm 32, 9, und welches mit Gott dem Vater gleiche Herrlichkeit genießt Psalm 109, 1. Philo nennt dieses zweite Princip den erstgebornen Sohn Gottes (vgl. Psalm 109, 4), und postulirt es 1) als ein nothwendig zu denkendes, indem keine andere, als eine göttliche Kraft ausreichen könne, das unermeßliche Weltganze bewältigend zu ordnen, die einander widerstrebenden Kräfte desselben zum einträchtigen Wirken zu verbinden, und den Gesezen der Har monie und Schönheit siegreich zu unterwerfen. Der Logos erscheint ihm in dieser Beziehung dem Statthalter eines großen Königs ähnlich 2). Die Gottähnlichkeit der vernunftbegabten Seele hat für ihn nur unter der Vorausseßung einen Sinn, daß eine vom ungezeugten, über jede Ähnlichkeit mit irgend einem geschaffenen Dinge erhabenen Vater zu unterscheidende göttliche Urvernunft (Weltvernunft) existirt, deren Bild eben in der Menschenseele abgedrückt ist.

1) In seiner Schrift De agricultura, Lib. 2dus.

2) O. c., Lib. 1.

Werner, apol. u. pol. Lit., I.

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Aristobulus sagt, daß einige Peripatetiker von der göttlichen Weißheit als einer Leuchte gesprochen hätten, welche die ihr Folgenden von aller Störung und Verwirrtheit frei erhalte; die dieser Äußerung zu Grunde liegende Idee stimme mit der ungleich deutlicheren Beschreibung zusammen, welche in Salomo's Büchern über die göttliche Weisheit gegeben werde.

Wie das ungezeugte Princip in den Sohn die Fülle seines Wesens ergießt, so dieser in jene göttliche Kraft, welche von den hebräischen Theologen der heilige Geist genannt wird, und zum Sohne sich verhält, wie der Sohn zum Vater. Der Geist verhält sich zum Sohne, wie der Mond zur Sonne, der Sohn zum Vater, wie die Sonne zum unsichtbaren Lichte, welches für jedes geschöpfliche Auge nur finstere Nacht ist. Nur dem Geiste, welcher die Propheten erleuchtet hat, sagen die hebräischen Theologen, theilt der Sohn oder das zweite Princip alle seine Vollkommenheiten mit, den Himmelsgeistern aber theilt er sich in den mannigfaltigsten und verschiedensten Weisen, nach allen Arten und Graden seiner Mittheilbarkeit mit, so daß diese, den Sternen des Himmels vergleichbar, auch gleich denselben an Größe, Leuchtkraft und Rangstellung verschieden sind. Der sichtbare Himmel ist ein Bild des unsichtbaren Geisterhimmels, und wir können uns die Wunder des leßteren nur durch die vom Anblicke des sichtbaren Himmels entlehnten Bilder vergegenwärtigen. Unzählbar sind die Schaaren der himmlischen Lichtgeister (Dan. 7, 10); Gott allein zählt sie und nennt sie alle mit Namen. (Psalm 146, 4).

Neben jenem Reiche des ewigen Lichtes, in welchem dem ewigen Vater endloser Preis tönt (Psalm 148, 1 ff.), läßt die hebräische Theologie vor unseren Blicken die bodenlosen Tiefen des dämonischen Nachtreiches sich aufthun, welches durch den Sturz der wider Gott empörten Himmelsgeister entstanden ist (Jesai. 14, 12). Einen kleinen Theil dieser gefallenen Engel läßt Gott zeitweilig in der fublunaren Luftsphäre hausen, damit die Frommen der Erde als rüstige Athleten im heldenmäßigen Kampfe wider das Böse sich üben mögen. Psalm 91, 13 (nach der Vulg. 90, 13).

Ebenso erhaben und wahr, wie die Lehren der hebräischen Theologie und Kosmologie, sind die Aufschlüsse der hebräischen Weisheit über den Menschen. Philo weist unter Berufung auf 1 Mos. 2, 7 die falsche Lehre griechischer Philosophen zurück, nach

welcher der menschliche Geist ein Äthertheilchen oder Ätherfunke wäre; er ist etwas Höheres, er ist unkörperlich, himmlischer Natur, und trägt als echte Münze das Gepräge des göttlichen Logos an fich. Die körperliche Organisation und Gestalt des Menschen versichtbart nach Philo in entsprechender Weise dieses edle Wesen des inneren geistigen Menschen. In dieser seiner himmlischen Lichtnatur, erklären die hebräischen Weisen, ist das Vermögen des Menschen begründet, die irdischen und sichtbaren Dinge zu erkennen, und zum Gedanken der unsichtbaren, ewigen, göttlichen Dinge sich zu erheben; in Kraft dieser seiner Geistanlage ist er für die Liebe zur Weisheit, Gerechtigkeit und allen anderen Tugenden empfänglich. Die heiligen Schriften der Hebräer erklären, was der Mensch anfangs war, und was er durch den Sündenfall geworden; sie weisen auf die Noth. wendigkeit seiner Restitution in den ursprünglichen Stand der Un. schuld, Heiligkeit und beseligenden Gottesgemeinschaft hin, durch deren Verlust der Mensch dem zeitlichen Todesloose anheimgefallenund deuten unverkennbar auf Denjenigen hin, durch welchen dieses Werk der Wiedererneuerung und Wiederherstellung gewirkt werden sollte (vgl. §§. 8 u. 14.).

In dieser kurzen Charakteristik der hebräischen Theologie und Weisheitslehre sind nun auch schon theils unmittelbar, theils mittelbar alle besonderen Lehrpuncte enthalten, welche von den christlichen Apologeten der heidnischen Religion und Philosophie gegenüber speciell zu erörtern waren.

§. 86.

Den Bekennern der heidnischen Religion gegenüber hatten die christlichen Apologeten speciell folgende vier Lehrpuncte des christs lichen Glaubens zu vertreten:

1. Die Einheit Gottes.

2. Die Dreiheit der Personen in Gott.

3. Die Menschwerdung des ewigen Wortes Gottes.

4. Die Auferstehung der Todten.

Die Lehre von dem Einen Gotte und Schöpfer aller Dinge wurde in mehrfacher Weise begründet. Zunächst legten die Vertheidiger des christlichen Monotheismus auf die Thatsache Nachdruck, daß die Weisen unter den Heiden selber zum mindesten den rohen

Polytheismus des heidnischen Volksglaubens verwarfen, oder demselben doch nur zum Scheine Huldigungen darbrachten; die philosophischen Umdeutungen desselben widersprächen dem geschichtlichen Ursprunge und der ursprünglichen Bedeutung des heidnischen Göttercultes, und führten aus dem Gebiete der Religion auf jenes der Physik hinüber, über deren ursprüngliche rohsinnliche Erklärungsgründe sich die bessere Philosophie der Hellenen unter dem Einflusse der religiösen Traditionen vorhellenischer Zeiten wenigstens bis zur Anerkennung einer höchsten unsinnlichen Weltursache erhoben habe. Zu näheren Erörterungen über Wesen und Eigenschaften kam es erst im Kampfe mit den von der heidnischen Philosophie beein flußten Anschauungen der Manichäer und Gnostiker. Wol aber dachten die Vertheidiger des christlichen Glaubens dem Heidenthume gegenüber an überzeugende Beweise für die Einheit Gottes, und der Erste, bei welchem wir auf einen stricten Vernunftbeweis für diese Wahrheit stoßen, ist Athenagoras 1). Origenes 2), Athanasius 3) und Lactantius *) argumentiren aus der unverkennbaren Einheit und Zusammenstimmung des Weltganzen für die Einheit Gottes. Minucius Felix 5) und Cyprian 6) nahmen für die höchste Weltleitung die Einheit und Untheilbarkeit der Gewalt in Anspruch. Magnes7) dringt darauf, den höchsten Weltregenten, welcher xvoios und övtws Gott ist, zu unterscheiden von den Engeln, welche aozóuɛvoi dɛoi sind. Wer das Sein Gottes annimmt - lehrt Gregor von Nyssa ) -, muß auch zugeben, daß Gott nur Einer sei. Er wird nämlich nicht läugnen können, daß Gott in jeder Beziehung vollkommen sein müsse. Sollten nun mehrere Götter sein, so müßten sie in Dem, was ́sie vollkommen macht, einander so gleichen, daß sie in dieser Hinsicht nicht unterscheidbar wären. Da nun aber eben das Vollkommen

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7) Vgl. die in Pitra's Spicil. Solesm. Tom. I, p. 308 ff. mitgetheilten Bruchstücke aus der Disputation des Magnes mit einem peripatetischen Philosophen. Näheres über Magnes bei Pitra a. a. D. p. 544 ff.

*) Oratio catechetica, Prooem.

sein die Proprietät des göttlichen Seins im Unterschiede von jedem anderen Sein ausmacht, so coincidirt es mit dem Gottsein, und es läßt sich daher ebenso wenig eine Mehrheit des Gottseins, als eine Mehrheit des Vollkommenseins unterscheiden.

§. 87.

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Die Lehre vom Wirken Gottes nach Außen veranlaßte die christ, lichen Apologeten zur Hervorkehrung der Bedeutung, welche die Dreieinigkeitslehre für das christliche Denken habe. Die Heiden können den Gedanken des Geschaffenseins der Dinge nicht fassen. hebt Theophilus hervor — weil sie die biblische Lehre vom Logos nicht kennen; Hesiod kann, selbst das uranfängliche Chaos zugegeben, nicht sagen, wodurch die Dinge aus dem Chaos geworden sind, welches nach ihm allen Göttern vorausgeht. Für den Christen bedeutet der Logos das Wort der göttlichen Macht, durch welches die Dinge und die Materie, aus welcher sie geworden, schöpferisch hervorgebracht worden sind. Das Walten Gottes in den geschaffenen Geistern durch innere Erleuchtung ist auf den heiligen Geist zurückzuführen, von welchem die Schrift sagt, daß er durch die Propheten geredet hat.

Man hat, um die speculative Trinitätslehre der ersten griechis schen Väter richtig zu würdigen, im Auge zu behalten, daß sie nicht die immanenten Wesensverhältnisse Gottes als solche zum Gegenstande ihres Nachdenkens machten, sondern auf die göttliche τgias 1) nur insoferne sich bezogen, als es ihnen um Nachweisung eines zureichenden Grundes des von den Heiden gar nicht, oder nur falsch und halb erklärten Seins der Dinge und des Weiseseins (religiösen Erkennens) der Menschen zu thun war. Die Prädicate: Uranfang (dozń), Macht, Weisheit, welche Theophilus Gott beilegt, wollen kein exacter Ausdruck, sondern bloß eine analogische Verdeutlichung des göttlichen Ternars sein 2); und der jenen drei Prädicaten zu

1) Ein zuerst bei Theophilus (ad Autol. II, 15) vorkommender Ausdruck. 2) Daß Theophilus eigentlich nur die den drei Personen in Gott appropriirten Eigenschaften des allen Drei gemeinsamen Wesens im Auge hat, erhellt 3. 28. aus folgender Stelle: Ἔχων οὖν ὁ θεὸς τὸν ἑαυτοῦ λόγον ἐνδιάθετον ἐν τοῖς ἰδίοις σπλάγχνοις, ἐγέννησεν αὐτὸν μετὰ τῆς ἑαυτοῦ σοφίας εξερευ ξάμενος πρὸ τῶν ὅλων. Ad Autol. II, 15.

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