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Prometheus, ein berühmter Weiser und Bildner der Menschen, ges lebt haben; sein Bruder Atlas war ein großer Astrolog. Beiden giengen Merkur und Herkules als historische Personen der griechischen Heroenzeit voraus. Minerva's Zeit fällt noch weiter rückwärts, in die Tage der Ogygischen Fluth (unter König Phoroneus). Sie erschien und wirkte als eine aus der Fremde, Niemand wußte, woher, gekommene Jungfrau am See Triton in Ägypten. Von ihr erhielt Athen den Namen aus folgendem Anlaß: In Athens Weichbild wurde an einer Stelle plöglich ein Ölbaum, an einer anderen Stelle eine sprudelnde Quelle sichtbar. Cefrops fragte beim delphischen Orakel an, was dieß zu bedeuten habe, und erhielt zur Antwort, daß die Quelle den Neptun, der Ölbaum die Minerva (Athene) bedeute, und es den Bewohnern der Stadt anheimgegeben wäre, die Stadt nach der einen oder der anderen der beiden Gottheiten zu benennen. Cekrops rief die gesammte Bevölkerung, Männer und Frauen, zur Abstimmung hierüber zusammen. Die Frauenvota, sämmtlich auf Minerva sich vereinigend, überwogen um Eine Stimme jene der Männer, welche die Stadt nach Neptun genannt wissen wollten. Hierüber erzürnt suchte Neptun die atheniensischen Gefilde mit Überschwemmungen heim. Um ihn zu versöhnen, wurden die Frauen für alle Zeiten des Stimmrechtes beraubt, durften ihre Namen nicht auf ihre Kinder vererben und sich nicht Athenerinnen nennen. In die leßten Jahre des Cekrops fällt der Auszug der Israeliten aus Ägypten, und in die Zeit von diesem Auszuge bis auf den Tod Jofua's die Einführung der verschiedenen Gottheiten und Feste in Griechenland; so die Einführung des Bacchuscultes, die Einführung von Spielen zu Ehren des delphischen Apollo und der Minerva u. s. w. In die Epoche der Richter bei den Hebräern fällt die Entstehung der Fabeln von Triptolemus, der auf Geheiß der Ceres, von geflügelten Schlangen getragen, den unfruchtbaren Ländern Getreide brachte, vom Minotaurus im fretischen Labyrinthe, von den Centauren, vom Cerberus, von Phryxus und Helle, von der Gorgo, von Bellerophon, von Amphion, von Dädalus und Ikarus, von Ödipus und der Sphinx, von Antäus und dessen Besiegung durch Herkules. Leßterer weidete mit Apollo, nicht jenem, der als Dämon zu Delphi durch die Pythia Orakel verkündete, sondern mit Apollo, dem Sohne der Latona, die Rinder Admet's. Gleichzeitig unternahm Liber seinen Zug nach Indien;

feinem Heere folgte eine Schaar Weiber, die durch ihre rasende Wildheit sprichwörtlich geworden sind. Nach Einigen soll er von Perseus im Kampfe getödtet worden sein; der Sieger wurde sammt seiner Gattin Andromeda unter die Sterne verseßt; ebenso Kastor und Pollux. Diese Heroensagen sind noch frei von jenen schmugigen Anstößigkeiten, welche weiter noch in die Götterfabeln eindrangen und dieselben in eine Schandgeschichte verwandelten. Den Dichtertheologen Orpheus, Musäus, Linus gebricht es nicht an erhabenen Anklängen an die Lehre von dem Einen Gotte; ste vermengen aber dieselbe mit heidnischer Superstition, und feiern neben dem Einen Gotte auch die göttlichen Elemente, vergöttern Stern und Engelkräfte, sowie geschichtliche Personen. In den Homerischen Gesängen ist bereits das bare Heidenthum ausgeprägt. Nach Troja's Zerstörung machten die heimkehrenden Griechen ihren ges heimnisvoll verschwundenen Helden Diomedes zum Gotte, und von seinen Genossen behaupteten sie, daß dieselben, in Vögel verwandelt, an dem, auf einer in des Garganus Nähe gelegenen Insel erbauten Tempel des Diomedes Wache hielten, freundlich gegen landende Griechen, feindselig gegen, Fremdlinge nichtgriechischen Stammes. Nach Augustinus Meinung find jene Vögel nicht die verwandelten Gefährten des Diomedes; diese sind vielmehr von boshaften Dämonen vernichtet worden, und die Vögel, welche den Diomedestempel umflattern, natürliche Vögel, welche aus dämonischem Instincte die von ihnen erzählten Verrichtungen ausüben. Die Zerstörung Troja's veranlaßte die übersiedelung des Äneas nach Latium, wo er das Reich des Latinus erbte. Latinus war der Enkel des Picus, welcher zur Zeit der Richterin Debora das Reich der Lau renter gründete. Der Vater des Picus, Sterces, war ein Landmann, welcher von den dankbaren Lateinern als Deus Stercutius verehrt wird, weil er die Vortheile des Felddüngers (stercus) entdeckte. Äneas wurde mit dem gleichzeitigen Sabinerkönige Sancus oder Sanctus gleichfalls nach dem Tode vergöttert, nach ihm aber kein Lateinerkönig mehr, außer Aventin, dem zwölften in der Reihe der Nachfolger des Silvius, des Sohnes des Äneas, und außer Romulus, dem Erbauer Roms, dessen Gründung der Zeit nach mit dem Untergange des assyrischen Reiches zusammenfällt. In diese Epoche fällt das berühmte Vaticinium der erythräischen Sibylle,

welches in den Anfangsbuchstaben seiner Verse die Worte enthält: Ἰησοῦς Χριστὸς Θεοῦ υἱος σωτὴρ 1).

§. 73.

Nachdem das abschließende Urtheil der altchristlichen Zeit über die heidnische Religion und Theologie vorgeführt worden, ist weiter auch zu fragen, in welchem Lichte ihr die heidnische Philosopie erschien? Die Antwort hierauf läßt sich aus mehreren, incidenter Weise bereits vorgeführten Äußerungen eines Justinus, Clemens Alex., Origenes, Athanasius, Cyrillus Alex., Augustinus im Allgemeinen bereits entnehmen. Wir gehen indeß nunmehr näher auf solche Schriften ein, in welchen dieser Gegenstand ex professo behandelt wird. Eine solche ist die, gewöhnlich den Apologeten des 2ten Jahrhunderts angeschlossene: Irrisio philosophorum gentilium 2) des Hermias, in welcher der von Tatian3) angeschlagene Ton wiederklingt, ja fast noch überboten wird. Hermias geht von dem Paulinischen Saße aus, daß alle Weisheit der Welt vor Gott Thorheit sei; sie scheint ihm mit dem Engelfalle ihren Anfang genommen zu haben, und ist ihm lediglich ein Chaos widersprechender Meinungen, aus deren Streite Niemand klug zu werden vermöge. Fragt man, was die Seele ihrer Substanz nach sei, so sagt Demofrit: Feuer, die Stoiker sagen: Luft; nach Heraklit ist sie die Thätig. keit des Bewegens, nach Anderen ein Hauch, nach Einigen eine aus den Gestirnen emanirte Kraft, nach Pythagoras eine mit der Fähigkeit des Bewegens begabte Zahl, nach Hippon die Zeugungs,

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1) Zu derselben Zeit fügt Augustinus noch weiter hinzu begannen auch die Propheten Israels aufzutreten, welche das Kommen des Messias verfündeten: Per ea tempora isti veluti fontes prophetiae pariter eruperunt, quando regnum defecit Assyrium, coepitque Romanum; ut scil. quemadmodum regni Assyriorum primo tempore exstitit Abraham, cui promissiones apertissimae fierent in ejus semine benedictionis omnium gentium, ita occidentalis Babylonis exordio, qua fuerat Christus imperante venturus, in quo implerentur illa promissa oracula Prophetarum, non solum loquentium verum etiam scribentium in tantae rei futurae testimonium solverentur. Civ. Dei XVIII, 27.

3) Διασυρμὸς τῶν ἔξω φιλοσόφων.

3) Siehe oben §. 45.

feuchtigkeit, nach Kritias das Blut, nach Dinarchus die harmonische Stimmung des Organismus, nach Anderen ein Extract aus den übrigen Elementen. Die Lust ist nach Einigen für die Seele etwas Gutes, nach Anderen etwas Schlimmes, wieder Andere meinen, ein Mittleres zwischen Gutem und Schlimmem. Nach den Einen ist die Seele unsterblich, nach Anderen sterblich; Einige lassen sie in Thiere übergehen, Andere in Atome zerstäubt werden, oder eine dreitausendjährige Wanderung durch das ganze Universum antreten. Es wird Einem ganz wunderlich zu Muthe, wenn man die eigene Seele im Lichte dieser verschiedenen Ansichten betrachtet. Läßt man fie in die Seelen aller möglichen laufenden, fliegenden, kriechenden, schwimmenden Thiere sich verwandeln, so kommt zulezt noch Empedokles, um den Menschen zu einem Strauche zu machen '). Man darf sich nicht wundern, wenn es mit den philosophischen Ansichten über Gott und Welt nicht besser aussieht. Wie sollte, wer die eigene Seele nicht erkennt, Gott erkennen? Wie sollte, wer über das Wesen seines eigenen Körpers Nichts zu sagen weiß, über das Universum Aufschlüsse geben können? Anaxagoras sagt, der Geist sei das bewegende, ordnende und gestaltende Princip der Dinge; da kommt Parmenides und sagt, es gibt keine Bewegung, keine Realität der Einzeldinge, sondern nur ein bewegungsloses unendliches All- Eins. Dagegen ereifert sich Anaximenes, der ein beständiges Werden aus einem Grundwesen annimmt, aus der Luft, die durch Verdichtung zu Wasser, durch Verdünnung zu Äther und Feuer wird, welche wieder durch Verdichtung in Luft und Wasser sich wandeln u. s. f. Nicht Verdichtung und Verdünnung, sondern Haß und Liebe - bemerkt Empedokles - sind die Ursachen aller Veränderungen; Alles ist zugleich ähnlich und unähnlich, unendlich und endlich, ewig und geworden. Nicht die Luft, sondern das Wasser ist der Urstoff aller Dinge, meint Thales. Mit Nichten, bemerkt Anaximander hierauf; dem flüssigen Urstoffe geht das Princip der ewigen Bewegung voraus, dieses ist das Erste. Während nun Protagoras gar keine Principien zugibt und sagt, die Dinge seien das, wofür jeder Einzelne fie eben nimmt, behauptet Plato drei

1) Eine Anspielung auf die Verse des Empedokles:

Ἤτοι μὲν γὰρ ἐγὼ γενόμην κουρός τε κόρη τε
Θαμνός τ' οίωνός τε καὶ ἐξ ἁλὸς ἔμπορος ἰχθύς.

Principien: Gott, Idee, Materie. Aristoteles hingegen sagt: Thun und Leiden sind die Principien alles Geschehens; das Wirkende ist der Äther, das Leidende aber hat vier Qualitäten: Trockenheit und Feuchtigkeit, Kälte und Wärme, durch deren Wechsel und Verbindung alles Geschehene bewirkt wird. Pherecydes stellt als die drei. Principien auf: Jupiter (Äther), Tellus (Erde), Saturn (Zeit). Leucipp sagt, daß dieß lauter Possen seien; das Richtige ist die Annahme einer unendlichen Menge kleinster unveränderlicher Urdinge, aus welchen die leichteren sich aufwärts schwingen und Luft und Himmel bilden, während die gröberen sich zu Boden seßen und die Substanz des Wassers und der Erde abgeben. Der lachende Demokrit macht das Volle und Leere (Sein und Nichtsein) zu Prins cipien der Dinge, der weinende Heraklit kennt nur Ein Princip, das Feuer, und zwei Affectionen desselben, passive Verdichtung und active Verdünnung. Epikur mit seiner Atomenlehre will auch Recht haben; daneben behauptet wieder Kleanthes als die zwei Principien Gott und die Materie, welche lettere aus Erde in Wasser, daraus in Luft und Feuer sich wandle. Karneades und Chromachus stellen die Begreiflichkeit der Dinge in Abrede und meinen, jedem richtigen Gedanken sei eine falsche Imagination beigemischt. Und endlich Pythagoras mit seiner Zahlenlehre! Er sezt die Einheit (μovas) als Princip, und will aus deren verschiedenen Gestalten und Maaßverhältnissen die Elemente ableiten: Feuer Pyramide, Luft = Octaeder, Äther Dodekaeder, Wasser Ikosaeder, Erde = Würfel. = So meint er Alles durch das Maaß bestimmen und begränzen zu können; wie will er mit dem Messen der unzähligen Wesen der Einen Welt fertig werden; oder gar erst der unendlich vielen Welten, die Epikur aufstellt!

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Kurz, das Forschen und Grübeln der heidnischen Philosophie ist ziel- und zwecklos, unnüg und eitel; ihre Ergebnisse bestehen weder die Probe der Erfahrung, noch jene der Vernunft.

In ernsterem Tone als Hermias, und auch einläßlicher und vollständiger führt Hippolytus im ersten Buche seiner Philosophumena die Geschichte der antiken griechischen Philosophie vor. Indeß drückt schon die Absicht, in welcher er diese geschichtliche Skizze entwarf, sein durchgängig verwerfendes Urtheil über die Ergebnisse der hellenischen Philosophie aus; er sieht nämlich in dieser eine Bestätigung der Glaublichkeit der atheistischen und sonstigen anstößigen Behaup

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