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ihnen stellen die Propheten vor, die große Zahl der Sterne zweiten Ranges das Volk der Gerechten. Die Planeten (Irrsterne) sind Bilder der von Gott abirrenden Menschen. Das Meer ist das Bild der Welt; wie das Meer wegen seiner Salzigkeit längst vers trocknet wäre, wenn es nicht fortwährend durch Quellen und Flüsse gespeist würde, so wäre auch die Welt längst zu Grunde gegangen, wenn sie nicht durch die in Gefeß und Propheten zuströmenden Quellen der göttlichen Sanftmuth, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit erhalten würde. Im Meere gibt es fruchtbare und öde, steinige Inseln; erstere finnbilden die heiligen Kirchen, in welchen die Landenden durch die Wahrheit des Herrn gestärkt und erquickt werden, lettere die Schulen der Irrlehrer. Der Unterschied zwischen den sanften, unschädlichen Thieren und den Raubthieren ist ein Bild des sittlichen Unterschiedes unter den Menschen; die Raubsüchtigen, Mordlustigen und Gottlosen sind den Raubfischen, wilden Thieren und fleischfressenden Vögeln ähnlich. Der Name Wildthiere" (θήρια) fommt vom Bermildern (ἀπὸ τοῦ θερεύεσθαι); fie waren also anfangs, als sie von Gott erschaffen wurden, nicht wild. Denn Gott, der durch keine präexistirende Materie in seinem Schaffen bedingt und behindert ist, schuf anfangs Alles vollkommen gut. Ursache der Verwilderung ist die Menschensünde; mit dem Menschen wichen auch jene Geschöpfe von der rechten Ordnung ab. Gleichwie der Gebieter eines Hauses die Knechte desselben zum Guten oder Bösen bestimmt und nöthiget, so hat auch der Mensch einen nöthigenden Einfluß auf die ihn umgebende und ihm dienende Thierwelt genommen, und sie in seinen Fall nachgezogen. Kehrt der Mensch-einst vollkommen zu Gott zurück, so wird er eben hiedurch auch jene Knechte seiner Erdenarbeit in ihre frühere Sanftmuth zurückverseßen.

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Gott schuf nur Ein Menschenpaar, und das erste Weib aus der Rippe des Mannes, damit dem Glauben vorgebeugt werde, als hätte sie einen anderen Schöpfer als der Mann. Von dem Einen Paare stammt das ganze Menschengeschlecht, hat also auch nur den Einen Schöpfer jenes Paares zu seinem Urheber. Daher ist auch von dieser Seite betrachtet der Polytheismus widersinnig. Der ursprüngliche Beruf des Menschen war, aus dem Zustande geistiger Kindheit sich allmählig zu erheben, fortzuschreiten, sich zu vervollkommnen, ja endlich in's Göttliche verklärt aus dem Para

diese zum Himmel zu entschweben und die Unsterblichkeit zu erlangen. Der Mensch war ursprünglich weder dem Tode unterworfen, noch seiner Natur nach unsterblich, was nur Gott sein kann, sondern ein Mittleres zwischen Beiden, wie das Paradies seiner Schönheit nach ein Mittleres zwischen Himmel und Erde ist. Gott gab ihm die Fähigkeit, durch seine Wahl das ewige Leben zu gewinnen oder auch die Ursache seines Todes zu werden. Die in Folge seiner Sünde eintretenden übel, Schmerz, Krankheit u. s. w. kamen nicht von der Frucht des verbotenen Baumes als solcher, sondern vom Ungehorsame des Menschen; die Verstoßung aus dem Paradiese war nicht etwa die That eines göttlichen Neides, der dem Menschen das Gut der Erkenntniß nicht gönnen wollte, sondern der göttlichen Erbarmung, die den Verstoßenen durch die ihn treffenden Züchtigungen bessern und für das ewige Leben retten wollte. Wie ein miß, bildetes Gefäß zerbrochen und umgeschmolzen wird, so wird der Mensch jezt durch den Tod zerbrochen, damit bei der zukünftigen Auferstehung ein vollkommener Mensch aus ihm gebildet werde. Eben dann soll auch möglich werden, Gott von Angesicht zu Angesicht zu schauen. Da nun gerade die Auferstehung mit unverweslichem Leibe der heidnischen Denkart das Alleranstößigste ist, so fragt Theophilus, ob denn der sich selbst verbrennende Herkules, der vom Blige erschlagene Äskulap nach heidnischer Ansicht nicht mehr als Jene existirten, die sie einst waren? Die ganze Natur weist prophetisch auf die künftige Auferstehung hin; die stete Wiederkehr des Morgens, des Frühlings, die monatliche Erneuerung des Mondlichtes, das Aufgehen des Halmes aus dem verwesten Samenkorne sind solche Bilder der zukünftigen leiblichen Auferstehung des Menschen.

Auch Theophilus geht auf die bekannten Anklagen ein, welche den Christen grobe Unsittlichkeit zur Last legten. Sie sind unwahr, und derlei Ausschweifungen durch das christliche Gesez verboten. Die Heiden mögen sich an die schamlosen Handlungen ihrer Götter und an die mancherlei Aussprüche ihrer Philosophen erinnern. Zeno, Diogenes, Kleanthes lehren, daß man Menschenfleisch essen sollte, daß Kinder von ihren eigenen Eltern gegessen werden sollten. Plato lehrt Weibergemeinschaft, Epikur und die Stoiker vertheidigen die Blutschande mit Müttern und Schwestern und die selbst durch Geseze verbotene Päderastie.

Schließlich sucht Theophilus das Alterthum der heiligen Bücher darzuthun. Sie reichen weit über den Anfang der griechischen Geschichte und Literatur, ja weit über die griechische Mythenzeit hinauf, wie sich aus Daten ergibt, die sich im Geschichtswerke des Ägypters Manetho, in der tyrischen Geschichte des Menander von Ephesus und bei dem Chaldäer Berosus finden. Moses muß diesen Angaben zufolge 900 bis 1000 Jahre vor dem trojanischen Kriege gelebt haben. Das Alter der Welt (bis auf das Todesjahr des Marcus Aurelius gerechnet) ist nach den Angaben des Alten Testamentes und römischer Historiker auf 5698 Jahre zu veranschlagen. Die griechischen Schriftsteller haben eine höchst beschränkte und unzuverläßige Kunde von der älteren Weltgeschichte; Plato hat den Einfall, vom Diluvium bis Dädalus 100,000 Jahre zu rechnen. Was die Griechen über das Diluvium, über Deucalion und Pyrrha u. s. w. sagen, ist ein Nachklang aus den Schriften der Hebräer. Daß diese von den Griechen so selten erwähnt werden, hat seinen Grund in der Sucht, mit Fremdem zu glänzen, und in der Abneigung gegen die Wahrheit und Offenbarung, welcher sie ihre phantastischen Erfindungen vorziehen.

An der Schrift des Theophilus wurde schon von Hieronymus 1) der zierliche Stil und die gefällige Ausdrucksweise gerühmt. Sie zeichnet sich durch schwungreiche Wohlredenheit aus, und ist reich an schönen, theilweise wahrhaft erhabenen Stellen. Wie seine Auffassung des Christenthums tief und innig ist, so zeigt er auch eine große Vertrautheit mit der Geschichte und Literatur der Griechenwelt. Der Mittheilung ausführlicher Proben hievon überheben wir uns, da sich in späteren Abschnitten hinlänglich Gelegenheit zur Hervorhebung dieser Seite an den apologetischen Schriften der patristischen Epoche bieten wird.

§. 41.

Minucius Felix, ein römischer Sachwalter 2), dessen Lebensblüthe in den Anfang des 3ten Jahrhunderts fällt3), hinterließ ein

1) Vir. illustr., c. 25.

2) Non ignobilis inter causidicos loci (i. e. Romae) (Instit. div., V, 1) von ihm.

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3) Hieronymus (Vir. illustr.) reiht ihn zwischen Tertullian und Cyprian ein.

Gespräch apologetischen Inhaltes, welches nach dem Namen eines der beiden, darin miteinander verhandelnden Colloquenten „Octavius“ betitelt ist. Es ist in Ciceronianischer Manier gehalten, Inhalt und Gedanke sind vielfach aus Tertullian entlehnt. Eine einleitende Erzählung erzählt anmuthig den Anlaß des Gespräches. Januarius Octavius, ein Standesgenosse und vertrauter Freund des Minucius, und gleich diesem Christ geworden, war in den Herbstferien nach Rom gekommen, um sich auf einige Zeit des Umganges des Minucius zu erfreuen. Diesem Umgange gesellte sich als Dritter Cäcilius Natalis bei, der, mit Minucius in Einem Hause wohnend, demselben innig anhieng, nebstbei aber entschieden gegen das Christenthum eingenommen war. Dieß nahm Octavius mit Schmerz wahr, und harrte der Gelegenheit, den Cäcilius zu richtigeren Einsichten zu bringen. Einstmals lustwandelten die drei Freunde gegen Ostia, um die erfrischende Meeresluft zu genießen. Ihr Weg führte sie vor einem Serapis vorüber, welchem Cäcilius mit der Hand einen Kuß zuwarf. Dieß bemerkte Octavius und äußerte, gegen Minucius gefehrt, daß es ihm eben nicht zur Ehre gereiche, einen so nahen und beständig mit ihm verkehrenden Freund am hellen Tage über einen solchen Stein, wie die Serapisstatue sei, stolpern zu lassen. Cäcilius hörte es und wurde einfilbig und schweigsam. Mittlerweile langten die Freunde am freien Meeresufer an, und sahen dem Spiele einiger Knaben zu, welche Muscheln in schrägem Wurfe über den Wasserspiegel tanzen ließen, und Denjenigen aus ihnen, dem der weiteste Wurf gelang, als Sieger im Spiele bejauchzten. Während die beiden anderen Freunde sich an dem fröhlichen Spiele der Knaben und den Reizen der Uferlandschaft ergößten, blieb Cäcilius theilnahmslos, und zeigte sogar eine verdroffene Stimmung. Um die Ursache derselben befragt, erwähnte er der Äußerung, die Octavius über ihn gethan, und meinte, derselbe werde, wenn er sich in eine ernstliche Erörterung mit einem gebildeten Heiden einlassen wolle, einsehen lernen, daß sich die Sache nicht mit ein paar wegwerfenden Worten abthun laffe, nach Art jener, die Octavius gesprochen. Octavius nahm die Herausforderung zu einer ernstlichen Erörterung an; und so nahmen die drei Freunde, Minucius in der Mitte zwischen ihnen als Schiedsrichter, auf Steinfißen Plaß, um die Gründe ihrer beiderseitigen entgegengeseßten Ansichten aneinander zu messen.

Cäcilius begann der Erste zu reden; nach einer vorausgehenden Mahnung an Minucius, die richterliche Unparteilichkeit zu wahren, entwickelte er die Gründe, aus welchen er den christlichen Überzeu gungen nicht zustimmen könne. Das Erste, woran er sich stößt, ist, daß ungebildete, dem niedersten Arbeiterstande angehörende Menschen, was doch die Christen meistentheils sind, sich anmaßen, über die höchsten Gegenstände, über welche kein Philosoph etwas Sicheres weiß, die zuverläßigsten Aufschlüsse und Einsichten zu besigen. Woher wissen die Christen, daß ihr Gott die Welt geschaffen habe? Wozu bedarf es eines Schöpfers, da sich die Entstehung der Dinge aus dem mechanischen Zufallsspiele der Atomverbindungen gleichfalls, und zwar verständlicher und natürlicher erklären läßt? Wozu eine Vorsehung, gegen welche augenscheinlich der gewohnte Lauf der Dinge spricht? Schonen die empörten Elemente Leben und Habe des Guten, kommen die Guten eben so häufig und noch häus figer zum Besize und Genusse von Ehre, Macht und allen anderen Glücksgütern, als die Schlechten? Also müsse die Lehre von einer allgemeinen Weltregierung zum Mindesten dahin gestellt bleiben; weit besser und verständiger sei es, bei der ererbten Religion der Väter stehen zu bleiben, und die Schußmächte zu ehren, welchen das Vaterland eines Jeden erweislich seinen Bestand, seine Größe und Prosperität verdankt; Augurien, Orakel, Auspicien u. s. w. haben sich nach den Berichten aus der Vorzeit thatsächlich durch den Erfolg erprobt, also sei es vermessen, die ererbte Religion zu verachten. Die Christen thun sich auf ihren Einen Gott so viel zu Gute; von demselben hat aber bisher Niemand etwas gewußt außer den Juden; hat er diese vor dem Schwerte der Römer zu schüßen vermocht? Schüßt er die Christen vor ihren Verfolgern, müssen nicht gerade die Besseren unter ihnen am Meisten leiden? Seine Verehrer legen ihm die sonderbarsten Eigenschaften bei, und machen aus ihm einen wahren überall und Nirgends; er ist nach ihrer Lehre mit einer bis in's Einzelnste und Kleinste gehenden Aufmerksamkeit auf Alles, was ist und geschieht, belästiget, ohne jedoch im Einzelnen helfen oder richtige Verhältnisse nach Wunsch und Willen der Menschen herstellen zu können, weil dieß eben, wie jeder Berständige begreift, gegen die ewige Nothwendigkeit streitet. Es gibt keine andere höchste und oberste Macht, als das Fatum; und die Lehren der Christen über zukünftige Belohnungen und Strafen

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