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einen, dem jeßigen Zweck entsprechenden Zeichenunterricht, ein unerläßliches Bedürfniß sei, und werden sich daher gewiß sehr dankverpflichtet fühlen, wenn der nied. österr. Gewerb-Verein ihrer Anstalt von dieser Seite eine Unterstüßung angedeihen lassen würde.

Bei Besichtigung sämmtlicher Manufactur - Zeichenschulen, welche sich hauptsächlich mit dem Unterricht im Uebertragen der Zeichnungen in die Carta rigata beschäftigen, glauben wir auch nebenbei bemerkt zu haben, daß in diesen Schulen alle in Wien befindlichen Fabrikszeichner, Werkmeister 2c. hinreichend Gelegenheit finden, sich diesen Unterricht eigen zu machen, daher sich keis neswegs die Nothwendigkeit herausstellt, in der Copir-Anstalt schon jezt auch diesen Zweig zu lehren; denn der Zweck der Copir-Anstalt war keineswegs, mit schon bestehenden Zeichnungs-Lehr - Anstalten in Concurrenz zu treten, sondern eine Anstalt zu gründen, welche auf die künstlerische Ausbildung aller Industriellen und Gewerbtreibenden hinwirkt, und welche in der unseren jezigen Bez dürfnissen angemessenen Ausdehnung noch gar nicht besteht.

Unter den Zeichenschulen, welche vorzugsweise für Tischler eingerichtet sind, verdient die des Herrn Lorenz Schön (Jägerzeile Nr. 57) wohl am meisten berücksichtigt zu werden; denn aus der Menge und guten Wahl seiner zum Unterrichte verwens deten Originalien sieht man deutlich, wie sehr er bemüht ist das Neue und Gute nach Kräften für seine Schule zu benüßen, auch hat er unter allen Tischlerschulen die meisten Schüler. Die Schule des Herrn Ladislaus Kerösy (Wieden Nr. 882) ist eben in ihrem ersten Entstehen. Dieser Mann ist zwar ein ganz einfacher Tischler, demungeachtet zeigen aber seine eigenen Zeichnungen von Meubel- und Bau-Gegenständen, einen netten und fleißigen Zeichner, an welchem das Streben nach etwas besseren gewiß nicht zu verkennen ist, daher eine Unterstüßung von Seite der Copir-Unstalt nicht unrecht angewendet seyn dürfte.

Unter denjenigen Zeichenschulen, welche von allen der Zeichnungsfertigkeit bedürftigen Gewerbsleuten besucht werden, dürften zu berücksichtigen seyn:

Jene des Herrn Vinzenz Grünauer (Wieden Nr. 817),
Carl Schmid (Wieden Nr. 820),

»

und

Jene des Herrn Vinzenz Bauer (Leimgrube Nr. 104),
Matthäus Prem (Alt - Lerchenfeld

» »

Nr. 110).

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Obwohl dieser Bericht nicht zum Zweck hat, alle Ursachen, welche den Unterricht in so mancher Privat-Sonntags-Zeichenschule für das praktische Leben und die Ausbildung des Gewerbsmannes so nuglos machen, hier anzuführen, so glauben wir außer den mangelhaften Originalien eine zweite Hauptursache, welche wir bei Besichtigung der Sonntags-Zeichenschulen bemerkt haben, hier nicht übergehen zu dürfen; fie besteht nämlich darin, daß die Zöglinge nur zu selten aufmerksam gemacht werden, vor allem das mit Verstand durchzustudiren und zu zeichnen, was sie im täglichen Leben braus chen, um nicht durch unnüße Spielerei ihre so kostbare Zeit und ihr mühsam erworbenes Geld zu verlieren. So zeichnet und tuscht oft ohne allen Verstand, mit dem größten Zeitaufwande, ein Tischlergeselle einen Tempel oder eine Säule über Eck, während es ihm viel nüglicher wäre, wenn er eine zweckmäßige Construction eines Fensters, einer Thüre, eines Meubels u. s. w., durchstudiren, groß auftragen, und so zu gleicher Zeit die Sache verstehen und zeichnen lernen würde, damit, wenn ihm in der Zus kunft eine Zeichnung zur Ausführung übergeben wird, er sich doch in der Lage befinde, entweder als Arbeiter die Angabe seines Meisters zu verstehen, oder aber als Meister sie seinem Arbeiter zur Anfertigung angeben zu können.

Ein anderer und zwar der allgemeinste Grund der mangelhaften Einrichtung so mancher Privat-Sonntags-Zeichenschule ist wohl auch der, welchen wir leider nur zu oft an so vielen Privat-Unterrichtsanstalten sehen, daß nämlich der Schul-Inhaber zur Erhaltung feiner Familie auf den Ertrag der Schule angewiesen ist. Es bestimmt ihn dann selten die Liebe für den Unterricht, sondern eins zig und allein die Nothwendigkeit dazu; er wird auch nur immer seine eigenen Interessen vor Augen haben, und es ist daher an ein Opfer zum Besten der Schüler gar nicht zu denken; er ist so zu sagen ein Geschäftsmann, der mit den mindesten Regieauslagen den größtmöglichsten Nußen ziehen will.

Ueberhaupt ist eine allgemeine technische Bildung ein

unerläßliches Erforderniß für einen Gewerbe-Zeichenschul-Inhaber ; aber leider wird sie so oft vermißt.

Nachdem die Copir-Anstalt in neuerer Zeit eine für alle Industrielle und Gewerbetreibenden so allgemein nüßliche Ausdehnung erhalten hat, so wird es auch nothwendig seyn, sobald dem Mangel an ornamentalen Originalen nur einigermaßen abgeholfen ist, auf Mittel zu denken, wie auf eine billige Weise dem eben so großen und fühlbaren Mangel der nicht ornamentalen, oder constructiven Vorlagen, abgeholfen werden kann.

Unter den gewöhnlichen Sonntags-Zeichenschulen haben wir auch die des in Wien bestehenden Vereines zur Beförderung des Handwerksbetriebes unter den inländischen Israeliten als eine sehr beachtenswerthe Anstalt kennen gelernt, und glauben, der nied. österr. Gewerb-Verein dürfte seinen wohlgemeinten Zweck nicht verfehlen, wenn er auch diese Anstalt, gleich den übrigen Sonntagsschulen, sowohl mit gezeichneten als plastischen Vorlagen bedenken würde.

Der Verein genehmigte hierauf die von seiner Copir-Anstalt zu veranstaltende unentgeltliche Vertheilung von Vorlagen, an die von der Abtheilung für gewerbliche Zeichnung, in dem vorstehenden Berichte bezeichneten Privat-Sonntags-Zeichenschulen in Wien.

Ueber die industriellen Fortschritte Frankreich's.

Von

Herrn Michael Spoerlin,

k. k. Hof- und priv. Papier - Tapeten - Fabrikant.

(Vorgetragen in der Monatsversammlung am 4. November 1844.)

Die Die im verflossenen Sommer zu Paris Statt gefundene Industrie-Ausstellung ist zwar in öffentlichen Blättern vielfach besprochen, und von einer großen Anzahl Vereins-Mitglieder persönlich besucht worden, allein es dürfte dennoch für die heutige Versammlung nicht ohne Interesse seyn, eine gedrängte Uebersicht jener Industrie-Zweige zu erlangen, welche vorzugsweise die in der neueren Zeit in Frankreich gemachten Fortschritte bezeichnen. Diese Schilderung befindet sich in der interessanten Rede des Präsidenten der Central - Beurtheilungs - Commission, die er bei der feierlichen Vertheilung von Decorationen und Medaillen an die ausgezeichnetsten Industriellen gehalten hat. — Ich werde mir daher erlauben, Ihnen jenen Theil der Rede vorzutragen, welcher sich auf die obenangeführte Schilderung bezieht, und diejenigen verehrten Mitglieder, welche die erwähnte Rede im Originalterte lesen wollen, auf das Bulletin de la Société d'encouragement vom Monate August, aufmerksam zu machen, in welchem die Rede des Baron Thénard, sammt der Antwort des Königs, enthal ten ist.

„Die Ausstellungen der Jahre 1834 und 1839 haben in unserem Geiste großartige Erinnerungen zurück gelassen, allein die vom Jahre 1844 wird deren noch weit größere hinterlassen; sie übertrifft im hohen Grade die Erwartungen, welche man von ihr gehegt hatte. Die Industrie verfolgt ihre fortschreitende Bahn, denn nicht fortzuschreiten würde für sie ein Rückschritt seyn - fie

erkennt es auch und verdoppelt ihre Anstrengungen, um stets neue, aber friedliche und fruchtbringende Eroberungen zu machen.

Kein Gewerbe beinahe ist stehen geblieben; viele haben bedeutende Fortschritte gemacht, andere ganz neue sind entstanden, die Mehrzahl der Erzeugnisse ist wohlfeiler geworden. Die gelehrten Berichterstatter der Beurtheilungs - Commission werden. das vollständige Gemälde aller Erfindungen und Verbesserungen entwerfen, welche diese Ausstellung auszeichnet; mir sei es nur vergönt, eine gedrängte Skizze davon zu entwerfen.

Unsere Seefahrer werden in der Zukunft nie mehr an Wasser Mangel zu leiden haben; der Feuerherd, der auf unseren Schiffen zum Kochen der Nahrungsmittel dient, bewirkt zu gleicher Zeit die Destillation des Seewassers, und verwandelt es in ein vortreffliches Trinkwasser.

So haben Kunst und Wissenschaft Hand in Hand in kurzer Zeit unserer Schifffahrt sehr wichtige Dienste geleistet, — sie beschenkten sie mit stets frischen Nahrungsmitteln, mit Ueberfluß an Wasser, mit vortrefflichen und billigen Chronometern, sie beschenkten sie endlich mit dem Dampfe, um die stärksten Strömungen zu überwinden, um zwischen Klippen und unter Stürmen gefahrlos zu steuern.

Die Erzeugung unserer Hohöfen hat sich seit 25 Jahren vervierfacht; der Wärmestoff wird jezt vollständig benüßt, neue Heizmethoden sind erfunden worden; kurz, alles, was zur Erzeugung des Eisens dient, hat große Verbesserungen erhalten, und dennoch erkennt die Theorie zum voraus noch viele andere, welche gefunden werden können.

Die Volta'sche Batterie, welche das Feld der Wissenschaft so sehr erweitert hat, wird nun auf die vortheilhafteste Weise angewendet, zum Vergolden und Versilbern der unedlen Metalle, und wird vielleicht einst noch die Grundlage zur Gewinnung des Goldes, Silbers und Kupfers aus ihren Erzen.

Linsen von Flintglas von 60 Centimetres Durchmesser, und vollkommen rein, werden heute mit Leichtigkeit erzeugt, ja selbst noch größere Durchmesser sind schon erreicht worden, und Alles läßt hoffen, daß die Astronomie in kurzer Zeit Objective von einer nie

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