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Kurbeldrehung; aber zur Ausführung dieses Gedankens haben beide Erfinder sehr verschiedene Mittel gewählt, und Willmann's Maschine hat an Zweckmäßigkeit der Anordnung und Stabilität der einzelnen Theile, so wie an Sicherheit ihrer Leistungen, die Blümel'sche Maschine so weit überflügelt, daß man gedrungen ist zu sagen: Willmann habe das Werkzeug erst zur Maschine gemacht.

Uebrigens sind beim Gebrauche der Willmann'schen Maschine mehrere Handgriffe unnöthig geworden, die zeitraubend und kraftanstrengend waren; kurz Willmann's Maschine ist, troß der Verwandtschaft des Grundgedankens, so durch und durch anders, so weit vollkommener als die Blümel'sche, daß sie als eine neue eigenthümliche Erfindung zu betrachten ist, selbst wenn er durch die Blümel'sche erst auf die Idee seiner eigenen Maschine gebracht worden wäre. Sollte dieses übrigens der Fall seyn, was zu ergründen Ihrer Abtheilung nicht möglich war, so müßte Herr Blümel, in keinem Falle aber Herr Keil als veranlassende Ursache zu Willmann's Erfindung angesehen werden. Herrn Blümel würde also nächst Willmann Dank und Ehre gebühren.

Daß Herr Zeisel, bei Gelegenheit der Verhandlungen über Willmann's Auszeichnung, nicht auch den betreffenden Antheil für seinen Vorfahrer Herrn Blümel in Anspruch genommen, dürfte wohl die Veranlassung der Reclamationen zu Gunsten des Herrn Keil geworden seyn.

Daß Herr Zeisel aber damals die Ansprüche seines Vors gängers nicht geltend gemacht, hatte seiner eigenen Aeußerung nach darin seinen Grund, daß er selbst Willmann's Maschine als eine selbstständige Erfindung anerkannte, gegen die alles ähnliche Bestandene und Bestehende zurücktreten muß.

Was die von Herrn Janoch angeführten späteren Verbesserungen des Herrn Keil an der Willmann'schen Maschine anbelangt, so kann die Abtheilung sie nicht als solche anerkennen; denn die schmiedeeisenen Bestandtheile von Willmann's Maschine in Gußeisen zu copiren, und dadurch wohlfeilere Maschinen herzustellen, was Janoch selbst als von Herrn Keil geschehen angibt, kann Leßterem wohl nicht zum Verdienste angerechnet werden.

Die Leistung der Maschine durch einmaliges Umdrehen der Kurbel, statt durch zweimaliges, zu bewerkstelligen, kann nicht als Verbesserung erkannt werden, weil dadurch nichts gewonnen wird; die Maschine geht schwerer, und leistet deßhalb nicht mehr als die Willmann'sche.

Ihre Abtheilung hofft durch diese kurze Mittheilung die wahre Sachlage genügend beleuchtet zu haben, und stellt deßwegen den Antrag: Herrn Philipp Janoch, in Antwort auf seine Eingabe, eine Abschrift dieses Berichtes zustellen zu lassen.

Der Antrag wurde genehmiget.

Bericht der besonderen Commission, welche die geeigneten Mittel zur allgemeineren Verbreitung der holzgenagelten Fußbekleidung in Berathung zu ziehen hatte.

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Herrn Franz Hauke,

Supplent des Lehrfaches der Technologie am k. k. polytechnischen Institute. (Vorgetragen in der Monatsversammlung am 7. October 1844.) (Siehe dieses Heft, Seite 56.)

Die Commission, welche mit der Untersuchung über holzgenagelte Fußbekleidung in Folge eines Beschlusses der lehten Monatsversammlung betraut war, zog die ihr zugewiesene interessante Angelegenheit in wiederholte ernste Berathung, und erklärte, daß die von dem zweiten Vereinssecretär, Herrn Dr. Schwarz, angegebenen Vortheile dieser Arbeit vollkommen bes gründet sind. Konnten auch wegen Kürze der Zeit, und wegen anderer Umstände, keine weitläufigen, genau vergleichenden Versuche über die Dauerhaftigkeit holzgenagelter Schuhmacherarbeit angestellt werden, so seßte doch, abgesehen von den günstigen Ergebnissen der in Berlin, Dresden und Mainz gepflogenen Untersuchungen, Niemand einen Zweifel in das Vorhandenseyn dieser Eigenschaft, um so mehr, da Herr Demmer nicht nur erklärte: seine Kunden, die einmal mit solcher Arbeit bedient worden seien, wollten zu genähter Fußbekleidung nicht mehr zurückkehren, sondern, da er auch an vielen vorgezeigten alten Stiefeln mit durchgegangener Sohle nachwies, daß sie, ungeachtet der größten Abnügung, doch nicht getrennt seien, eine Thatsache, welche auch mehrere Vereinsmitglieder, die solche Stiefeln Verh. d. n ö. Gew.-Ver. 12. Heft.

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getragen hatten, bestätigten. Ist auch der Preis genagelter Fußbekleidung noch etwas höher, so wird doch dieses Verhältniß durch den Vortheil größerer Dauerhaftigkeit mehr als compensirt, wozu noch der Vortheil kommt, daß das Eindringen von Feuchtigkeit, welches bei genähter Arbeit auch ohne Trennung hauptsächlich an der Nahtlinie erfolgt und der Gesundheit nachtheilig ist, hier nicht leicht erfolgen kann. Die holzgenagelte Arbeit wird ferner auch durch den Umstand empfohlen, daß die durchgegangene Sohle, sei es nun in der Mitte oder an den Seiten, durch aufgenagelte abgeschärfte Sohlenstücke leicht wieder ergänzt werden kann, und daß die Stiftarbeit eben so auf die schwerste Landarbeit, wie auf die elegantesten Modestiefeln und Damenschuhe, gleich anwendbar ist, ja vielleicht die Hervorbringung schöner genauer Formen mehr begünstiget als Näharbeit.

Ueber die Geschichte dieser Erfindung wurde nichts Neues aufgefunden. Bemerkenswerth dürfte indessen seyn, daß in dem Fabriksproducten - Cabinete des k. k. polytechnischen Institutes sich eine bedeutende Anzahl von nicht genähten Schuhen und Stiefeln befindet, bei denen die Sohle mit Kupfer- oder Messingstiften aufgenagelt ist. Diese Arbeiten, welche von den Jahren 1820 bis 1823 herrühren, und aus Mailand, Linz, Prag, Innsbruck und dem Königreiche Würtemberg eingesendet wurden, sind ganz genau in derselben Art gemacht, wie die holzgenagelten Stiefel. Ja es findet sich daselbst sogar ein alter durchgegangener Schuh vor, der mit aufgenagelten, abgeschärften Sohlenflecken reparirt ist, und diese Arbeit konnte doch ohne Zweifel nur in der Absicht als Cabinetsstück eingesendet werden, damit daran die Vortheile aufgenagelter Sohlen ersichtlich werden. Die Erfindung genagelter Fußbekleidung scheint demnach lange unbemerkt an verschiedenen Orten fortvegetirt zu haben, bis sie nach mancherlei Modificationen Kraft genug erhielt, sich am Tageslichte der öffentlichen Verhandlung zu zeigen.

Nach diesen Ergebnissen sprach sich nun der Wunsch aus, die Erfindung allgemeiner verbreitet zu sehen. Eine Schwierigkeit jedoch wurde in dem Umstande besorgt, daß Neuerungen sich meistens nur langsam Bahn brechen. Diese Besorgniß zeigte sich

aber bald als ungegründet, denn die bei der Commission zahlreich anwesenden Herren Schuhmacher erklärten, gleich mit diesem neuen Arbeitszweige Versuche machen zu wollen; es wurde jedem Einzelnen eine schriftliche Anweisung über das Verfahren bei Anfertigung holzgenagelter Fußbekleidung durch die Vereinskanzlei zugestellt; ferner erklärte sich Herr Demmer, dem diese Arbeit durch größeren Betrieb schon zur Fertigkeit geworden war, in höchst uneigennüßiger Art bereit, Jedermann mit seinen praktischen Erfahrungen gerne an die Hand zu gehen. Das Vereinslocale, in welchem Musterarbeiten und Werkzeuge zur Verfertigung derselben deponirt lagen, wurde von vielen Meistern und Gesellen mit gutem Vorsage besucht; Zeugschmiede und Mechaniker bekamen Bestellungen auf neue Werkzeuge, und der Obervorsteher der Schuhmacherzunft, Herr Johann Wudy, erklärte: er wolle in der bevorstehenden Quartal - Versammlung seinen Innungsgenossen insgesammt holzgenagelte Fußbekleidung öffentlich empfehlen.

Das erste Hinderniß der Verbreitung dieser Erfindung, welches anfänglich in der zu geringen Vertrautheit der Schuhmacher mit dieser neuen Sache vermuthet wurde, kann mithin als gänzlich beseitiget angesehen werden. Eine andere Wendung aber nahmen die Berathungen, da als zweites Hinderniß der Umstand angeführt wurde, daß das Wiener Sohlenleder sich für Stiftstiefeln nicht eigne, in Folge dessen Herr Demmer, nach wiederholten undankbaren Versuchen mit hiesigem Sohlenleder, wieder zum ausländischen zurückgekehrt sei. In Uebereinstimmung mit dem aus Berlin eingesendeten Berichte nämlich wurde als ein Haupterforderniß des für Stiftstiefeln geeigneten Sohlenleders angegeben, daß es mit Eichenlohe gegärbt seyn müsse; jedoch versicherten mehrere Schuhmacher, auch mit Knoppernleder von bester Art genaue Versuche machen zu wollen. Die Commission überließ sich sehr ernsthaften Betrachtungen über den Zustand der hiesigen Fabrikation von Sohlenleder sowohl als von Oberleder; sie drückte übrigens die Ueberzeugung aus, daß es mehreren der Herren Lederfabrikanten weder an gutem Willen noch an materiellen Mitteln fehle, um ihren Industriezweig auf

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