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Derselbe hatte bereits in seiner zehn Maß haltenden EimerFeuerspriße, die schon bei dem vorigen Versuche gedient hatte, etwa zwei Pfund seines Pulvers geschüttet, welches sich schnell mit Wasser mengte, so daß keine besondere Vorbereitung nothwendig war. Zum Löschen waren fünf Maß Löschflüssigkeit hinreichend, obwohl, wie erwähnt, dieser Haufe darum gewählt wurde, weil er voraussichtlich die größten Schwierigkeiten darbieten mußte.

Das Feuer erlosch an den von der Löschflüssigkeit getroffe= nen Stellen alsogleich, und der sich entwickelnde Dampf und Rauch war geringe, nicht belästigend, und Niemand war genöthigt, sich aus dem Locale zu entfernen. Auch dieser Hause wurde an einer Stelle brennend erhalten.

Zu dem Löschen des dritten Haufens, welcher mit dem ersten so ziemlich einerlei Holzmenge enthalten mochte, wurde geschlemmte Porzellanerde verwendet, da die Thonerde als Feuerlöschmittel bereits empfohlen worden ist. Obgleich nicht zu verkennen war, daß dieses Gemenge günstiger wirke, als bloßes Wasser beim ersten Haufen gewirkt hatte, so stand es doch dem Dietrich'schen Mittel weit nach, wozu auch der Umstand kam, daß die Sprize häufig verstopft wurde, und einen regelmäßigen Gang derselben unmöglich machte. Der Rauch war wieder so belästigend, daß sich Jedermann entfernen mußte. Auch dieser Hause wurde nicht ganz gelöscht. Nachdem das Locale wieder zugänglich geworden war, fand man alle drei Haufen noch brennend; der mittlere, welcher mit dem Dietrich'schen Mittel gelöscht worden war, verlosch jedoch in Kurzem, während die beiden anderen bald wieder in voller Flamme standen, und die Commission sah sich hiedurch in den Stand geseht, auch an diesen beiden das Feuerlöschmittel mit demselben günstigen Erfolge anzuwenden.

Auf den von Herrn Dietrich angetragenen Versuch, Theer oder eine andere sehr brennbare Substanz durch sein trockenes Pulver zu löschen, konnte die Commission nicht eingehen, da sie die Verantwortlichkeit, den bestehenden Vorschriften gegenüber, nicht auf sich nehmen wollte, ganz kleine Versuche aber zu keinem Resultate geführt haben würden.

Schließlich wurde Holzkohle, welche in einem Windofen glühte, naß gelöscht, und man hat sich überzeugt, daß diese Kohle, so weit sie mit dem Mittel durchdrungen, wenigstens eben so schwer verbrennlich ist wie Coaks.

Hiemit wurden die Versuche geschlossen; die Resultate, welche die Commission aus den angeführten Versuchen folgern zu können glaubt, stellen sich folgendermaßen zusammen:

1. Ist bei Anwendung des Dietrich'schen Löschpulvers die Wirkung einer Feuersprige in derselben Zeit wenigstens die fünffache.

2. Braucht man dem einmal gelöschten Körper keine bedeutende Aufmerksamkeit mehr zu schenken, da ein Wiederentzünden desselben an der früheren Stelle nicht leicht zu befürchten ist.

3. Ist jede Stelle, an welcher mit diesem Feuerlöschmittel gelöscht wird, leichter zugänglich, da Rauch und Dampf ohne Vergleich weniger belästigen, als bei Verwendung von bloßem Wasser.

4. Besißt das Dietrich'sche Mittel durch seine Verwendbarkeit als trockenes Pulver eine höchst schäßbare Eigenschaft, und dürfte vielleicht bei Eisenbahnzügen durch kein anderes bekanntes Mittel erseht werden können.

Nach diesen Resultaten glaubt die Commission ihre volle Anerkennung aussprechen zu können, und ihr Urtheil darf um 'so unparteiischer gelten, als sie offen gesteht, daß sie mit dem Vorurtheile zu den Versuchen geschritten: es werde dieses Feuerlöschmit tel, wie so manche andere pomphaft angekündigte Erfindung, nur das Urtheil günstiger Augen und gläubiger Gemüther aushalten, und es mag Herrn Dietrich zur Genugthuung dienen, daß sich mehrere der Commissions - Mitglieder sogleich die Anschaffung seines Mittels angelegen seyn ließen.

Uebrigens haben bedeutende industrielle Unternehmungen (wir nennen hier nur namentlich die k. k. ausschl. priv. Kaiser Ferdinands-Nordbahn), in deren Interesse es liegt, gegen vorkommende Unglücksfälle nicht die unzweckmäßigsten Mittel zu ergreifen, von dem Feuerlöschpulver des Herrn Dietrich, nach vorgenommenen Proben, Gebrauch gemacht. Auch hat die magistratische

Bau-Commission der Stadt Augsburg laut eines legalisirten Protokolles vom 8. Juli 1. J., nach vorgenommenen Proben nicht nur sämmtlichen von Herrn Dietrich nach Augsburg ge= brachten Vorrath seines Feuerlöschpulvers zum Gebrauche der städtischen Feuerlösch - Anstalt angekauft, sondern dorthin auch neue Quantitäten bestellt, zum Beweise, daß man auch bereits anders wärts dieses Mittel würdigt.

Die Commission macht daher den Vorschlag: Die von Herrn Dietrich an den Verein gestellte Bitte um Begutachtung seines Feuerlöschpulvers dadurch zu erledigen, daß ihm eine Abschrift des gegenwärtigen Berichtes zu seinem Gebrauche zugestellt werde.

Der Antrag wurde genehmiget.

Ueber holzgenagelte Fußbekleidung
(Pegged work).

Von

Herrn Dr. Wilhelm Schwarz,
zweiter Secretär des Vereines.

(Vorgetragen in der Monatsversammlung am 5. August 1844.)

Es ist eine bekannte Thatsache, daß die Einführung neuer Erfindungen und Verbesserungen nicht selten auf Widerstände stoßt und mit Hindernissen zu kämpfen hat, die um so größer sind, wenn, wie es oft zu geschehen pflegt, Concurrenten und Mitarbeiter eben so, wie Consumenten, als heftige Gegner von Neuerungen auftreten. Es ist in solchen Fällen gewiß erfreulich, wenn durch Beharrlichkeit und Thätigkeit eines Einzelnen, oder durch ein glückliches Zusammentreffen von Umständen, diese Schwierigkeiten besiegt wer den; erfreulicher jedoch, wenn sich die gute Sache, weil sie gut ist, selbst die Bahn bricht. Wenn wir die Geschichte so mancher Erfindungen verfolgen, so finden wir diese Thatsache vielmal bestätiget, und einen neuerlichen Beleg hiefür liefert uns die Erfindung der sogenannten holzgenagelten Fußbekleidung, was um so befremdender erscheint, als eine gute und dauerhafte Fußbekleidung ein allgemeines Bedürfniß ist, welchem gerade durch die in Rede stehende Methode auf eine so vollkommene Weise entsprochen wird.

Die Eigenthümlichkeit der holzgenagelten Fußbekleidung bes steht darin, daß der ganze Boden (die Sohle) sowohl bei Sties feln, als an Schuhen, statt mit dem gewöhnlichen Pechdrahte aufgenäht zu werden, mit Holzstiften aufgenagelt wird, so daß auch nicht Ein Stich genäht ist. Diese Erfindung, welche

nordamerikanischen Ursprungs ist, ohne daß man den eigentlichen Erfinder, wie es oft zu geschehen pflegt, anzugeben weiß — wahrs scheinlich haben theilweise Verbesserungen der ersten Erfindung nachgeholfen, scheint in jenem Lande durch die feuchten Waldungen, welche ein dichtes, starkes und dabei dennoch leichtes, vor dem Eindringen des Staubes und der Feuchtigkeit schüßendes Schuhwerk bedingen, hervorgerufen worden zu seyn. Ueberhaupt hat der Nordamerikaner dem Gewerbe der Schuhmacher schon seit lange sein praktisches Auge zugewendet, und es dadurch, was Güte und Schnelligkeit der Fabrikation anbelangt, weit über den Standpunkt erhoben, welchen es, abgesehen der Vorzüglichkeit der Wiener, Erfurter und Pariser Schuhmacher - Arbeiten, in Europa einnimmt, während wir auf dem Festlande dieses Gewerbe fast ganz ignoriren würden, wenn wir nicht manchmal dadurch, daß die Stiefel drücken und Staub und Wasser einlassen, an dasselbe, wenn auch auf eine unliebsame Weise, erinnert werden möchten.

Ungeachtet nun die holzgenagelte Fußbekleidung in Nordamerika bereits seit so langer Zeit und ausschließend im Gebrauche ist, sind es ungefähr vier bis fünf Jahre, daß man sie auch in Deutschland einzuführen versuchte, und erst in der jüngsten Zeit scheint sie sich einzubürgern, nachdem die vielen Vorurtheile und Hemmnisse, die sich ihrer Verbreitung entgegenstellten, a¤lmälig schwinden. Der Schuhmacher Krang in Dresden führte sie vor vier Jahren in Sachsen ein, wofür er von der königl. sächsis schen Regierung eine Prämie von 100 Thalern erhielt; seinem Beispiele folgte der Schuhmacher Andresen in Berlin, und der unermüdlichen Ausdauer dieser beiden Gewerbetreibenden gelang es endlich, die Vorzüge dieser Fußbekleidung dergestalt geltend zu machen, daß nicht allein das königl. preußische KriegsMinisterium im Begriffe ist, dergleichen Schuhzeug für die gesammte Armee einzuführen, sondern daß sich dieselbe in Deutschland auch unter dem Publikum immer allgemeiner verbreitet, so zwar, daß beide der vorhin genannten Schuhmacher nicht so viel fertig schaffen können, als von ihnen gefordert wird, und daß viele ihrer Mitmeister, die früher die ärgsten Gegner waren, jest ebenfalls dergleichen Schuhzeug anfertigen. Unser verehrtes

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