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PT 2392

L2 A6

1859 v. 2

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Sechzigstes Fragment.

Cenci.

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Und nun noch ein auffallendes, allanziehendes Gefichtchen! Von Guido vermuthlich unlange vor ihrem Tode gezeichnet, von einem guten Maler kopirt, von Sturzens Meisterhand nachkrayonnirt, und von Lipsen radirt und nicht erreicht, und dennoch wie sprechend für alle Menschenaugen! Wo ist der Barbar, der ihm Liebe nicht ansehe, und ihm Liebe versage? Das Gefichtchen darf, uns nichts geben, aber wir wünschten, ihm geben zu können! Wir hören die Stimme der sanften Liebe aus diesen Lippen! wir glauben die Güte und Unschuld zusammengefloffen zu sehen!! wenn so ein Geficht nicht wohl thut! und doch erzitterst du nicht, Menschenherz? erröthest du nicht, Physiognomik? und doch ist's das Geficht einer Vatermörderin, die zu Rom enthauptet wurde. Nein! erzittere nicht, Menschenherz, und erröthe nicht, Physiognomik! Scham und Aberglaube, Schwärmerei und Abscheu vor Unnatur zeugen unnatürliche Thaten, die wie Gift den gesundesten Körper, die gesundeste Seele verwüsten. Willst du des Physiognomisten lachen, der einen sonst gesunden Körper, der vom Gifte zerstöret ist, gesund nennt? Sein Lachen, wenn er ein Gesicht erhaben nennt, das vom Gifte einer Leidenschaft angefreffen, abscheulich handelt, und Thaten thut, die Greuel sind in der Menschen Augen, die das Schwert des Rächers strafen muß, und die in Gottes Augen vielleicht unschuldig, vielleicht

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