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2. Sohlenerhöhungen.

Von

Dr. Otto Thilo in Riga.

(Hierzu 4 Abbildungen.)

Die dicken Sohlen werden von den Patienten sehr ungern getragen. Selbst Kranke, deren Beine einen Längenunterschied von 3-4 Ctm. aufweisen, behaupten, sie gingen besser mit einer dünnen Sohle und hohem Absatze, als mit einer Sohle, die gleichmässig am Vordertheil und am Absatze erhöht ist. Der Hauptgrund ist wohl in dem unschönen Aussehen der Sohle zu suchen.

Immerhin darf nicht übersehen werden, dass die dicken, steifen Sohlen schlecht sich abwickeln lassen und dass sie entschieden die Bewegungen des Fusses hemmen. Diese Hemmungen sind um so fühlbarer, als die Träger hoher Sohlen gewöhnlich den Fuss mit der Spitze aufzusetzen gezwungen sind, da sie stets ungenügend die Sohle erhöhen lassen. Natürlich verursachen diese Hemmungen, verbunden mit dem schon ohnehin sehr angreifenden Spitzengang in den meist atrophischen Beinen die verschiedensten Schmerzen und Beschwerden.

Zur Beseitigung dieser Uebelstände verwende ich daher eine Sohlenerhöhung, welche 1. das Abwickeln der Sohle erleichtert, 2. den Spitzengang unnöthig macht.

An dem hier abgebildeten Stiefel sieht man eine Sohlenerhöhung, die das Mittelstück der Sohle überwölbt. Sie macht das Abwickeln der Sohle sehr bequem und bewirkt zugleich, dass der Fuss beim Gehen nie ausschliesslich auf die Spitze sich stützt.

Allerdings verfallen Patienten, die vorher hohe Sohlen getragen haben, anfangs beim Gebrauch meiner Erhöhung immer wieder in den Spitzengang, doch gelang es mir durch Uebung, die Patienten dahin zu bringen, dass sie schliesslich beim Gehen mit der Spitze kaum den Boden berührten und angaben, diese Gangart ermüde sie am wenigsten.

Ich verwende die hier beschriebene Vorrichtung zu Erhöhungen von 3 Ctm. an. Bei Erhöhungen von 3 Ctm. begnüge ich mich, den Absatz vom Hacken auf das Mittelstück der Sohle zu versetzen. Bei Erhöhungen von 10 Ctm. an, besonders bei schwachem Fussgelenk, sind am Stiefelschaft Einlagen aus Eisen oder Sohlenleder anzubringen, wie sie die Kunstschlittschuhläufer tragen.

Die Herstellung der Sohlenerhöhung

ist eine so einfache, dass der Mechaniker meiner Anstalt, der selbst eine Sohlenerhöhung tragen muss, im Stande ist, in einigen Stunden dieselbe anzufertigen und anzulegen. Die Anfertigung eines dicksohligen Stiefels dauert einige Tage.

Zwei Bögen aus dickem Stahldraht werden durch Blech mit einander verbunden, mit Leder gedeckt und an die Sohle befestigt. Die Dicke des Drahtes richtet sich nach dem Körpergewichte des Trägers der Sohlenerhöhung. Für ein Körpergewicht von 80 Kilo ist Federdraht von 5 Mm. Dicke erforderlich, d. i. No. 6, eines Drahtes, der zu Matratzenfedern verwandt wird und im Handel broncirt erscheint.

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Da dieser Federdraht kalt zu den Matratzenfedern gebogen wird, so kann man ohne grosse Schwierigkeiten aus ihm kalt das zu einer Sohlenerhöhnng erforderliche Gestell biegen.

Beistehende Fig. 2 zeigt dieses Gestell flach ausgebreitet. Der eine Bogen ist nach links umgelegt der andere nach rechts.

Zunächst wird der Bogen AH nach der Form des Hacken gekrümmt. hierauf die Sohle gerichteten Theile AB und HG; dann die Bögen BCD und GFE. Die hier wiedergegebene Form dieser Bögen erwies sich mir nach vielen Gehversuchen als beste. Sie gestattet auf dem Fusse zu stehen und eignet sich auch zugleich zum Gehen.

Zuletzt werden die Enden DE und ED nach der Sohlenbreite gekürzt.
Gebunden wird mit Schwarzblech, welches um die Bögen ABD und GFE

geschlagen und Nieten befestigt wird. Das Stück AB und mit HG bleibt frei vom Blech, um den Ausfall des Sandes beim Gehen zu ermöglichen.

Das Hackenstück AH wird mit Bandeisen überbrückt.

Bei den ersten Versuchen wurden das Hackenstück und das Stück CDEF blos mit Holzschrauben an die Sohle befestigt.

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Jetzt füge ich, als doppelte Sicherheit, zu dieser Befestigung Klammern aus Bandeisen hinzu, die nach Art des Klemmsystems an den Halifaxschlittschuhen angebracht werden.

Zur einen Seite der Sohle wird die Klammer a eingeschlagen, zur anderen die Klammer b. Der an die Klammer a genietete Haken c wird mit seinem Einschnitte auf den Zapfen an der Klammer b getrieben.

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Diese Klammern werden sowohl am Absatz, als am Vordertheil der Sohle angebracht. Sie halten sehr fest und sind doch leicht zu lösen, was bei Reparaturen, Aenderungen u. s. w. von grosser Wichtigkeit ist.

Zur oben angedeuteten Deckung des Bleches wird Sohlenleder mit Wienerkleister und Nieten an das Blech befestigt.

Fig. 4.

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Bei sehr bedeutenden Erhöhungen (10-20 Ctm.) ist das Gewölbe durch ein Drahtgestell (Fig. 4) zu unter stützen, dem beistehende Form zu geben ist. Der Theil a wird mit Blech gedeckt und ans Mittelstück der Sohlen mit den oben beschriebenene Klammern befestigt. Die freien Enden sind den Bögen BCD und GFE anzufügen (Fig. 2.)

Am Stiefelschaft bringe man die oben erwähnten Einlagen aus Bandeisen oder Sohlenleder an.

3. Rundstäbe als Corsetstützen.

Von

Dr. Otto Thilo

in Riga.

(Hierzu 5 Figuren.)

Die hier beschriebenen Rundstäbe sind aus Federdraht von 3-4 Mm. Dicke gefertigt.

Ich verwende dieselben seit einer längeren Reihe von Jahren an meinen Corseten, da sie vor den allgemein gebräuchlichen Stützen aus Flachstahl folgende Vorzüge haben:

1. Rundstäbe aus Federdraht kann der Arzt mit eigener Hand, ohne Modell, ohne Erwärmung, ohne Hämmern im Schraubstocke mit Leichtigkeit nach den Körperformen biegen.

2. Rundstäbe besitzen nach allen Richtungen hin eine gleichmässige Biegungsfähigkeit. Sie eignen sich daher mehr zu Stützvorrichtungen für die so sehr bewegliche Wirbelsäule als der Flachstahl, dessen Biegungsfestigkeit gerade nach den Richtungen, die bei Corsetstützen am meisten in Frage kommen am schwächsten entwickelt ist.

Wohl nur der Umstand, dass flache Stützen sich besser dem Körper anschmiegen als runde und ihn daher weniger empfindlich drücken, gab die Veranlassung dazu, an den Corseten die flachen Auflagen den runden vorzuziehen.

Diesen Nachtheil der Rundstäbe beseitige ich dadurch, dass ich unter jedem Rundstab eine möglichst breite und dünne Stahlplanchette schiebe, die sich jedenfalls besser dem Körper anschmiegt, als der gebräuchliche, steife, dicke Flachstahl.

Der zu den Rundstäben verwandte Federdraht erscheint im Handel broncirt.

Aus ihm werden im kalten Zusande die Matratzenfedern gefertigt.

Man kann daher mit Leichtigkeit aus ihm Corsetstützen nach allen Körperformen im Schraubstocke biegen und so ihn zur Herstellung der verschiedensten Corsetarten benutzen.

Ein Corset nach Beely z. B. fertige ich folgendermaassen an:

Ich lasse ein Stoffcorset, vorn und hinten zum Schnüren, möglichst genau anpassen und in den Rücken- und Bauchtheil desselben einige Planchetten schieben, damit es bei der Anprobe ohne Falten sitze.

Mit Bleistift ziehe ich auf dem angelegten Corset dort Striche, wo ich die Stützen anzubringen wünsche. Die Striche werden nach beistehendem Schema numerirt.

Für I, II, V, VI kommen Drähte von 2-4 Mm. Dicke zur Verwendung. Die Dicke schwankt nach der Körpergrösse. An das untere Ende lasse ich eine dreieckige Oese biegen. Hierzu verwende ich beistehende von mir erson

nene Vorrichtung, die in einem Schraubstock befestigt wird. In das freie Ende der Oese lasse ich mit einer dreikantigen Feile die Nummern feilen. Diese Stäbe formt man genau nach den Bleistiftstrichen auf dem angelegten Corset.

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Man lasse den Patienten beim Anbiegen der Stäbe zuerst sitzen, damit man die Länge der vorderen Stäbe bestimmen kann.

Fig. 2.

Drahtbieger.

Hierauf lasse man ihn stehen, da beim Stehen in Folge der veränderten Beckenstellung die Biegungen der Wirbelsäule erheblich anders als beim Sitzen ausfallen. Besonders auffallend ist dieses an den Rückenstäben. Ihnen ist eine Biegung zu geben, die zwischen den Biegungen der Steh- und Sitzbiegung der Wirbelsäule liegt.

Fig. 3.

Seitenstab.

Wer erst mit eigener Hand für verschiedene Körperstellungen Corsetstützen gebogen hat, der wird einsehen, dass Corsete nie so genau am Körper sitzen können, als es oft angenommen wird. Nachdem man über die Bleistiftstriche Zeugstreifen mit der Nähmaschine hat nähen lassen, schiebt man unter dieselben zuerst die Stahlplanchetten und dann über diese die nach den Körperformen gebogenen Stäbe.

Die unteren Enden der Stäbe werden in Lederhülsen geschoben, die man an das Corset näht. Auf die oberen Enden der Stäbe setze ich beistehende

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