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auftreten, in einer Zeit, wo die Kinder die Anstalt oft schon verlassen haben.) Ausser diesen Fällen von Nephritis habe ich aber in der folgenden Tabelle noch sämmtliche Fälle von ScharlachDiphtherie mitzuberücksichtigen gesucht. Da diese nur, wenn bei ihnen die Angina recht ausgeprägt war, in die chirurgische Anstalt kamen, so konnten sie nicht immer von der reinen, genuinen Diphtherie getrennt werden und mussten daher auch in unserer Statistik ihren Platz finden.

Tabelle V.

Frequenz- und Mortalitäts-Verhältniss a) der mit Nephritis complicirten Fälle, b) der Fälle von Scharlach-Diphtherie.

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Das Resultat ist naturgemäss in den verschiedenen Jahren wieder ein äusserst schwankendes: man erkennt deutlich, dass die Nierenentzündung bei Scharlach-Diphtherie sowohl in ihrer Frequenz, als ihrer Mortalität hinter der nicht scarlatinösen steht. Die Durchschnittszahlen betragen bei Scarlatina 8,6 pCt. für die Frequenz und 41,2 pCt. für die Mortalität; bei nicht scarlatinöser Nephritis stellen sie sich auf 17,2 pCt. resp. 76,0 pCt. Die Pro

gnose bei Diphtherie, verbunden mit Nephritis, darf daher wohl immer schlecht, die Prognose bei Scharlach-Diphtherie zwar etwas besser, aber doch auch nicht günstig gestellt werden. Von den 228 Fällen von Scharlach-Diphtherie sind übrigens nur 85 oder 37,2 pCt. tracheotomirt worden.

Wir kommen nun zu der letzten Frage, die wir uns zur Beantwortung vorgelegt haben: Am wievielten Krankheitstage wurden die Kinder in die Anstalt aufgenommen, und in welcher Weise wurde durch ein längeres oder kürzeres Kranksein vor der Aufnahme der Verlauf der Krankheit beeinflusst? In der folgenden Tabelle habe ich sämmtliche Fälle nach diesem Gesichtspunkte übersichtlich zusammenzustellen versucht.

Tabelle VI.

Frequenz- und Mortalitäts-Verhältniss sämmtlicher Diphtherie-Fälle in Bezug auf den Krankheitstag.

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Das Resultat dieser statistischen Zusammenstellung ist schlagend. Je später die Kinder in Behandlung kommen, um so schlechter die Prognose. In Betreff der Frequenz ergiebt sich, dass am

1) d. h. 9 und mehr Tage vor der Einlieferung erkrankt.

902 Dr. V. Hirsch, Sterblichkeit bei 2658 Fällen von Diphtherie etc.

ersten und nach dem IX. Krankheitstage ungefähr gleich viel Kinder zur Behandlung kamen, bei Weitem am meisten aber am VII-VIII., während der V. fast die geringste Anzahl aufzuweisen hat. Die Mortalität steigt sowohl bei Berechnung sämmtlicher, als auch bei der der operirten Fälle, vom 1. bis zum IX. Krankheitstage in ununterbrochener Reihenfolge, so dass sie von 18,3 pCt. resp. 45,3 pCt. schliesslich die ansehnliche Höhe von 81,6 pCt. resp. 82,1 pCt. erreicht, und somit im ersten Falle beinahe um das Fünffache, im zweiten beinahe um die Hälfte anwächst. Betrachten wir nun noch die letzte Rubrik der Tabelle, wo die Ausführung der Tracheotomie in pCt. angegeben ist, so haben wir wiederum genau dasselbe Resultat: je länger die Kinder vor ihrer Aufnahme krank sind, um so heftiger die Erkrankung, um so schlechter die Prognose, und um so häufiger auch die Indication zur Tracheotomie. Daher bei den Eltern die immer noch grosse Furcht vor dem Luftröhrenschnitte. Auf Grund dieser statistischen Erfahrung muss dringend gerathen werden: wenn überhaupt, dann möglichst früh die Kinder in die Anstalt zu schicken, wo schon in den günstigen hygienischen Verhältnissen und der steten sachkundigen Aufsicht ein nicht unbedeutender Factor der Heilung gegeben ist.

Was die weitere Behandlung der Diphtherie in der Klinik anlangt, so ist diese eine nur wenig eingreifende gewesen. Maassgebend waren für dieselbe die Grundsätze, welche Rauchfuss in seiner musterhaften Arbeit über Croup und Diphtheritis 1878 in Gerhardt's Sammelwerke entwickelt hat.

Diese Behandlung und dieses Regime sind dieselben auch für die Jahre 1894 und 1895 geblieben. Nur erhält seit dem ersten August 1894 jedes in die Abtheilung aufgenommene Kind die Serum-Injectionen in der Weise, wie solche von Behring und seinen Jüngern jezeitig als besonders wirksam empfohlen werden. Wir werden nicht ermangeln am Schlusse des Prüfungs-Jahres über diese Beobachtungen zu berichten.

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Zu den Triumphen, welche das neue Diphtheriemittel von Professor Behring augenblicklich feiert, gesellen sich doch Misserfolge in nicht so geringer Zahl. Mithin dürfte die Zeit noch nicht gekommen sein, in welcher man der operativen Massnahmen bei der Diphtheritis zu entrathen vermag. Von Neuem lenkt sich das Interesse den alt erprobten Methoden, der Tracheotomie wie der Intubation zu, und es wird nicht für verlorene Mühe gelten, ferner an deren feinerem Ausbau zu arbeiten.

Wenn ich im Nachfolgenden mir gestatte, einen glücklich verlaufenen Fall von Intubation bei erschwertem Décanulement nach einer zweizeitigen Tracheotomie zu schildern, so bin ich mir wohl bewusst, dass ich wie dies auf einem so viel befahrenem Gebiete nicht anders sein kann nur in Einzelheiten und Kleinigkeiten Neues bringe. Aber diese scheinen mir für den Praktiker nicht ohne einige Bedeutung zu sein.

Am 28. Januar 1894 wurde ich Nachmittags vier Uhr telephonisch zu dem am Ende des ersten Lebensjahres stehenden Söhnchen Rudolf des Herrn G. in Radebeul gerufen, mit dem Bemerken, die für einen erforderlichen Kehlkopfschnitt nöthigen Instrumente mitzubringen. Da vier Wochen vorher ein älterer Sohn des Herrn G. nach vollzogener Tracheotomie in einem öffentlichen Krankenhause der Diphtheritis erlegen war, so hegte die Familie G. Scheu vor der Ueberführung des zweiten Kindes in eine Klinik. Der bisher behandelnde Arzt

hatte in Folge eines Zwistes mit den Eltern sein Amt niedergelegt, nicht ohne zuletzt noch auf baldige Vornahme eines operativen Eingriffes zu dringen. Da mir die Eltern für ärztliche Assistenz zu sorgen versprachen, so kümmerte ich mich nicht weiter darum und fuhr unter Mitnahme der nöthigen Instrumente sofort nach dem Orte meiner Bestimmung. Dieser war von meiner Wohnung aus beim günstigsten Fahrtanschluss in einer Stunde zu erreichen. An Ort und Stelle angekommen verhinderten verschiedene ungünstige Umstände die Erlangung der mir zugesagten ärztlichen Beihilfe. Nebenbei sei nur erwähnt, dass der fragliche Vorgang sich an einem Sonntage abspielte.

Bei meiner Ankunft war das noch leidlich wohlgenährte Kind schon cyanotisch. Ein unzählbarer Puls, der respiratorische Stridor, die Einziehungen des Jugulum und im Scrobiculum cordis gaben die volle Berechtigung zur schleunigen Vornahme des Kehlkopfschnittes. Ohne also noch länger auf das Eintreffen eines Collegen zu warten, führte ich eine halbe Stunde nach meiner Ankunft unter den obligaten Hindernissen der Laienassistenz in Chloroformnarkose die unter diesen Umständen leichtere hohe Tracheotomie aus. Dabei geschah es, dass durch die unvorsichtige Bewegung eines Mitwirkenden das Glas, welches das Unterbindungsmaterial enthielt, zu Boden fiel. Somit musste ich um so vorsichtiger vorgehen und konnte die stark entwickelte Glandula thyreoidea, die mit dem Processus pyramidalis bis über die Cartilago cricoidea. reichte, nur auf kurze Entfernung hin stumpf ablösen. Die Blutstillung erfolgte durch Forcipressur. Zur Einführung der Canüle No. 1 musste ich bei den abnorm kleinen Verhältnissen dieses kindlichen Halses die Cartilago thyreoidea in ihrem unteren Rande ein wenig einschneiden, die Cartilago cricoidea völlig spalten. Nach Aussaugung der Trachea mit dem Katheter und Aufstreuen des Sprengel'schen Tracheotomie-Pulvers 1) (Rp. Jodoformii, Calomelanos ana) wurde die Canüle eingesetzt, das Schild derselben mit Jodoformgaze unterfüttert und mit einem breiten Bande am Halse befestigt. Ich verordnete Aqua calcis zur Inhalation, den Genuss reinen Wassers, abgekochte Milch und Mandelmilch als Nahrung und verliess, nachdem noch eine tüchtige Pflegerin installirt war, Abends 9 Uhr das gut athmende Kind mit einer Temperatur von 38,8, Puls 140.

Unter freundlicher Assistenz des Herrn Dr. Greif aus Radebeul nahm ich am anderen Tage bereits, wie in allen meinen bisherigen Fällen, den Canülenwechsel vor und führte eine stärkere und längere Nummer (2) ein, das Kind schluckte zwar gut, es wurden jedoch, um einem etwaigen Erbrechen vorzubeugen, täglich drei Nährclystiere von Eigelb, Portwein, Beaftea und Wasser gemischt verabreicht. Da ich auf der Brust R. H. U. Dämpfung und Rasseln fand, so verordnete ich noch für jeden zweiten Tag eine Schwitzpackung, zweimal täglich ein warmes Bad mit kühlerer Nackenübergiessung, sowie das häufige Einflössen von Tokayer.

Täglich wurde nun die äussere Canüle von mir gewechselt, die innere von den Pflegerinnen nach Bedarf. Hervorheben will ich, dass ich hier wie in

1) S. Jahresbericht der Gesellschaft für Natur- und Heilkunde in Dresden. 1892. S. 66.

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