Pagina-afbeeldingen
PDF
ePub

speciell auch in unserem Fall, culturartig auswächst, als solchen zu erkennen, legen wir auf jene Differenz hier keinen absoluten Werth, weil die Probe durch die Reincultur bei der Parotitis fehlt. Diese Lücke ist überdies schon bereits durch Dunin und Fränkel und Simonds an dem sehr günstigen Objecte der posttyphösen Parotitis ausgefüllt worden. Es hat sich indess nachträglich noch eine Thatsache gefunden, welche die rein mikroskopisch erwiesene Differenz der Mikrokken in dem Parotiseiter und in den Herden des übrigen Körpers auf eine festere Grundlage stellt. Es liessen sich nämlich in der Submaxillaris dextra mehrfach in kleinen Venen und zwar zwischen und in angesammelten Leucocythen oder auch im Fibrin kleine Anhäufungen deutlicher Kettenkokken auffinden, ebenso in kleinen Venen des periglandulären Fettgewebes, ferner in spärlicher Menge zwischen den rothen Blutkörpern in einer Arterie der linken Unterkieferdrüse und endlich auch in der kranken Parotis innerhalb und zwischen den Leukocythen in einer Arterie, wenn auch nur in sehr geringer Menge, so dass nur wenige kurze Ketten von 3-4 Exemplaren und Gruppen von 2 oder 4 Individuen vorhanden waren. In der gesunden Parotis enthielt nur ein Gefäss ein paar vereinzelte Kokken. Hieraus folgt, dass auch im Gefässsystem der Speicheldrüsen selbst, der gesunden wie der kranken, soweit rein mikroskopisch zu erkennen, Streptokokken oder wenigstens auch Streptokokken vorhanden waren, während sie im Gangsystem dergleichen Drüsen fehlten. Dass der in Fig. 13 wiedergegebene seltene und neue Befund von Kokken in Alveolen für die stomatogene Genese der Parotitis spricht, davon sind wir fest überzeugt. Waren doch die Kokken in dem zu dem betreffenden Läppchen führenden Gange reichlicher vorhanden als in einem Theil der Alveolen, abgesehen davon, dass ein Theil der letzteren sogar kokkenfrei war und abgesehen von der stärkeren Füllung der zugehörigen grösseren Gänge.

Als Einwand gegen die von uns vertheidigte Ansicht könnte noch angeführt werden, dass die Affection der Wand des Ductus Stenonianus der vereiterten Drüse in seinem peripheren Theil geringer ist, als in seinem centralen. Dieses Argument ist indess nicht zwingend, einmal, weil die Untersuchung des Ganginhalts (der verloren gegangen war) fehlt und dann, weil wir bei der aufsteigen

den eiterigen Infection der Harnwege sehr wohl das sogenannte Uebersprungenwerden des Ureteren kennen. Hierüber müssen, wie schon oben gesagt, weitere Untersuchungen am uneröffnet gehärteten Gang vereiterter Drüsen Auskunft geben. Nicht uninteressant war es, dass die kleinen accessorischen Drüsenbildungen um den Ausführungsgang erst weniger ergriffen waren, als die ferner gelegene Hauptdrüse. Es scheint, als ob die vorschreitende Infection den geraden Weg des Hauptganges und sein weiteres Lumen bevorzugt, die querabgehenden engen Seitenzweige dagegen weniger leicht befällt. Endlich haben wir noch die Zungenschleimhaut untersucht und dieselbe von einem wahren Rasen der verschiedensten Organismen in ihrer oberen Epithelschicht durchsetzt gefunden. Die Wangenmucosa an der Mündung des Ductus der kranken Drüse zeigte viel abgeblättertes, noch unvollkommen haftendes Epithel mit sehr zahlreichen Organismen, besonders Kokken, auf und unter den losgelösten Massen, während auf der gesunden Seite diese Abblätterung, sowie die Menge der Kokken auffallend gering war. Wir führen diese Befunde der Vollständigkeit wegen an, ohne begreiflicherweise da keine Controlluntersuchungen vorliegen ihnen vorerst viel Werth beizulegen. Zur Vervollständigung unserer Untersuchungen wurde noch das übrige uns zu Gebote stehende Material von Speicheldrüsenentzündung verarbeitet.

1. Ein Fall von doppelseitiger eiteriger Parotitis purulenta bei Gangraena senilis, von welchem eine Anzahl Drüsenstücke conservirt waren. Die Eiterung war hier schon weit vorgeschritten und die Kokken waren in den Abscessen in relativ kleinen und nicht in compakten Massen, die die Gestalt der früheren Speichelgänge wiedergeben, vorhanden (vgl. Hanau 1. c.). Das Object war also für die Erforschung der Pathogenese ein weniger günstiges. Nichts destoweniger liess sich an den immerhin noch vorhandenen, wenn auch spärlichen und kleineren Stellen, an welchen der Process erst im Anfangsstadium war, deutlich erkennen, wie zuerst Eiter und Kokken in der bekannten Weise im Lumen der zunächst noch intacten Speichelröhren auftraten, dass ferner die Vereiterung des Gewebes von diesen ausging. Ueberdies nahm auch hier die eiterige Schmelzung der Läppchen ihren Ausgang vom Centrum derselben. Dass ausserdem an vorgeschrittenen Stellen auch gesonderte Eiterung in der Peripherie der Läppchen selten vorkommen konnte, ändert an der Deutung nichts, weil dieser ausnahmsweise Befund (für den sich Mangels Serienschnitten keine exacte Ursache feststellen liess) sich durch die Ausbreitung der Eiterung von interlobulären Gängen her erklären lässt. Kettenform der Kokken fehlte.

J

2. Glandulae submaxillares in einem Falle von Erysipelas phlegmonosum, welches vom Kopf auf den Hals fortgeschritten war. Die Drüsen waren an der eiterigen Infiltration betheiligt. Es standen uns gleichfalls in Spiritus gehärtete Stücke zu Gebote. Hier war das mikroskopische Bild ein ganz anderes als in den Fällen von richtiger Speicheldrüsenentzündung. Die Drüsenläppchen waren ganz intact, ebenso die Ausführungsgänge, eine einzige, unten angeführte Stelle abgerechnet. Dagegen war das interstitielle Gewebe mit feinfädigem, dichtgewobenen Fibrin und nicht besonders reichlichen Leukocythen durchsetzt. In sehr vielen, alsdann auch. stark verbreiterten Knotenpunkten der Septen fallen sofort etwa 1/2-2mm breite als stärker gefärbte rothe, runde oder mit 2-3 kurzen abgerundeten Ausläufern versehene Flecke, Ansammlungen von Eiterzellen auf, die zum Theil auch eine gestreckte oder mehr verzweigte Gestalt annehmen. Es sind dies ihrer ganzen Form nach verschiedenartige Durchschnitte durch verzweigte Herde. Mit der Lupe sieht man auch schon in ihrer Mitte einen blauen Punkt oder Strich, welcher dem Contour der Eitermasse parallel läuft.

Diese Eiterherde sind z. Th. nicht scharf begrenzt, indem sie bis an oder sogar in das Drüsengewebe benachbarter Läppchen gehen, zum Theil sind sie aber durch eine discrete, sehr dünne, bindegewebige Wand gegen das übrige interstitielle Gewebe abgeschlossen. Dies gilt besonders für kleinere Herde mit kleineren nicht compacten Kokkenmassen. Zuweilen hat sich auch eine centrale, weichere Eitermasse durch Schrumpfung von der peripheren, dem vereiterten Gewebe, partiell abgehoben und ein Saum von Kokken kann den Rand der ersteren überziehen. Mit stärkerer Vergrösserung kann man in dem vereiterten Gewebe alsdann noch feine Fasern erkennen. Die Kokkenmassen erscheinen mit stärkerer Vergrösserung auch in mehreren Ballen oder in event. unterbrochenen Doppelstreifen angeordnet. Die Innenfläche der die Kokken-Eitermassen umschliessenden dünnen Wand kann deutliches Endothel zeigen, auch können glatte Muskelfasern spärlich in ihr zu erkennen sein.

Es fragt sich nun: sind diese dünnwandigen Röhren, in welchen Kokken und Eiter auftreten, und von welchen aus der Process dann auf das Bindegewebe übergreift, Venen oder Lymphgefässe? In jedem einzelnen Falle lässt sich dies nicht entscheiden, jedoch ist ein Theil derselben sicherlich venös. Einmal zeigen die Venen der Drüse überhaupt eine sehr dünne überwiegend bindegewebige Wand, dann sind mehrfach reichlich rothe Blutkörperchen am Rande des Eiterpfropfes im gleichen Lumen vorhanden, endlich finden sich im periglandulären Gewebe Venen, welche mit stark kokkenhaltigen, geschichteten, zum Theil aus Blutplättchen bestehenden Thromben gefüllt sind. Andererseits finden sich aber auch solche Gefässfüllungen dicht neben intacten Venendurchschnitten vor und dann können rothe Blutkörper im Lumen auch fehlen und nur eine eiterige oder auch fibrinähnliche aber ungefärbte etwas grobbalkige oder matte homogene Masse ausser den Kokken vorhanden sein. Kettenform fehlt auch hier. Nur einmal fand sich ein grösserer interlobulärer, sonst normaler Speichelgang, welcher eine mässige Anzahl Kokken, meist in kleinen Häufchen, zum Theil auch in Ketten bis 3 Exemplaren enthielt. Dieselben

lagen in einem feinkörnigen Material, das noch meist mit grösserem, runden Kern versehene Rundzellen enthielt. Diese Masse lag wandständig einer benachbarten interstitiellen Eiterung zugekehrt.

Dieser Fall ist gleichsam der Beweis e contrario für die Entstehung der typischen Speicheldrüsenentzündung vom Munde aus, denn trotz der Phlebitis septica e Phlegmone der Drüse mit Periphlebitis fehlt jede Betheiligung des Drüsengewebes und des Gangsystems bis auf eine vereinzelte Stelle, an welcher der Process direct auf einen Gang übergegriffen haben dürfte.

Erklärung der Abbildungen auf Taf. VIII.

Fig. 1-11. Harnkanälchen mit ausgeschiedenen Streptokokken im Lumen und verschiedenen Graden der Epithelzerstörung.

Fig. 1-3. Zum Theil deutliche Streptokokken im Lumen von Kanälchen mit intactem Epithel eingelagert in eine fast homogene Masse. In Fig. 1 auch ein zweifelhafter Leukocythenkern im Lumen.

Fig. 4. Partielle Invasion und Nekrose des Epithels durch Kokken.
Desgl. höherer Grad mit Zerfall des Epithels.

Fig. 5.

Fig. 6.

Die Kokken im Lumen meist in Phagocythen liegend, geringe Invasion des Epithels bei c.

[blocks in formation]

Fig. 8.

Desgl. noch höherer Grad mit Zerstörung des grössten Theils des Epithelsaums (a a). Bei d Ersatz des todten Epithels durch Phagocythen. Bei b Invasion des lebenden Epithels. c Grenze des lebenden Epithels. Links im Lumen nekrotischer Eiter.

Fig. 9. In der Mitte des Lumens ein hyaliner Cylinder umgeben von Phagocythen. Das Epithel ist trotz der relativ geringen Zahl von Kokken schon stark zerstört, durch Phagocythen ersetzt. aa deformirte Epithelien mit verzerrten Kernen, bei bb hyaline „Tropfen“. Grosse Kokkenmasse im Lumen bei geringer Epithelzerstörung bei a. Phagocythen und abgefallene heruntergeschwemmte Epithelmassen im Lumen eines Kanälchenquerschnittes mit geringem Epitheldefect. Vas rectum mit Phagocythen vollgepfropft. Aus der eiterigen Parotitis.

Fig. 10.
Fig. 11.

Fig. 12.

Fig. 13.

Durchschnitt durch ein kleines sehr locker gebautes Läppchen. a centraler Hauptgang des Läppchens mit Kokken gefüllt, b und c zu denselben gehörige Endtubuli, sogenannte Alveolen, in sehr ungleicher Weise oder auch gar nicht mit Kokken gefüllt. d und e Alveolen, deren Verbindung ausserhalb der Schnittebene liegt. Bei f diffuse Zerstreuung von Kokken in der Umgebung. Das Epithel, rothgezeichnet, ist noch überall erhalten.

XXVIII.

Zur Frage der schrägen Gesichtsspalte.

Bemerkungen zu dem Aufsatze:

Herhold, Zur Frage der schrägen Wangenspalte.

Von

Prof. Th. Kölliker,

in Leipzig.

Herhold1) beschreibt in diesem Archiv einen Fall von schräger Wangenspalte, der ihm ein Beweis für die doppelte Anlage des Zwischenkiefers zu sein scheint.

Dem gegenüber möchte ich das Folgende bemerken:

Die typische schräge Gesichtsspalte, auf Hemmungsbildung beruhend, von Morian2) als erste Form der schrägen Gesichtsspalte beschrieben, beginnt als Hasenscharte, verläuft um den Nasenflügel herum und erstreckt sich zwischen Nase und Wange zum inneren Augenwinkel. Sie entsteht durch ausbleibende Vereinigung zwischen innerem und äusserem Nasenfortsatze des Stirnfortsatzes einerseits und Oberkieferfortsatze andererseits.

[ocr errors]

Bei dem von Herhold beschriebenen Falle handelt es sich, wie er selbst sagt, nicht um eine Hemmungsbildung, sondern um eine Missbildung: Aber gerade dieser, wenn ich mich so ausdrücken soll, atypische Verlauf der Furche (Wangenfurche rechts) weist uns auf die Entstehung der in unserem Falle vorliegenden linksseitigen Spalte und rechtsseitigen Furche durch die Einwirkung eines amniotischen Stranges hin". Es kann demnach im Herhold'schen Falle die Lage des Processus nasalis des Oberkiefers auch nicht als beweisend für embryologische Verhältnisse betrachtet werden.

1) Archiv für klin. Chirurgie. 1894. Bd. 48. H. 4.
2) Archiv für klin. Chirurgie. 1887. Bd. 35. H. 2.

« VorigeDoorgaan »