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X.

(Aus der Königl. chirurg. Klinik in Breslau.) Mittheilungen aus der chirurgischen Casuistik

und

kleinere Mittheilungen.

Maschinenverletzung der Hand, Zermalmung der Finger, ausgedehnter Substanzverlust auf dem Dorsum der Hand, secundäre Deckung desselben durch den Rest der Fingerhaut.

Von

Dr. Alexander Tietze,

Assistenzarzt der Klinik, Privatdocent für Chirurgie.
(Hierzu eine Figur).

Patient N., 31 Jahre alt, gerieth drei Jahre vor seiner Aufnahme in die chirurgische Klinik mit der rechten Hand unter eine Chausseewalze und erlitt dadurch mehrfache complicirte Fracturen der drei äusseren Finger der rechten Hand, einen Abriss eines grossen Theiles der Dorsalhaut nebst den darunterliegenden Strecksehnen und eine Fractur des V. Metacarpalknochens. Unter langwieriger Eiterung heilten die Wunden endlich bis auf eine feine Fistel über dem Metacarpus V., welche den Patienten veranlasste, die Hülfe der chirurgischen Klinik nachzusuchen.

Bei der Aufnahme des sonst gesunden Mannes fanden sich die drei äusseren Finger der rechten Hand in rechtwinkliger Volarflexion fixirt, der kleine Finger gleichzeitig über den vierten etwas adducirt; im zweiten Phalangealgelenk sind dieselben hyperextendirt. Auf dem Dorsum der Hand eine dasselbe fast ganz bedeckende Narbe, welche am Knochen fest adhärirt. Der Metacarpus V ist am oberen Ende verdickt, rauh, auf denselben führt eine feine Fistel, welche eine geringe Menge eitrigen Sekretes producirt.

Der dritte und vierte Finger können noch etwas gebeugt werden, der fünfte ist total ankylotisch.

Um wenigstens einen Theil der Finger zu erhalten, versuchte Herr Dr. Kader die Narbe am Handrücken zu excidiren, die an den Fingern noch vor

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Dr. A. Tietze, Maschinenverletzung der Hand, etc.

handenen Strecksehnen freizulegen, die Fingerphalangen so weit zu reseciren oder zu exarticuliren, dass der distale Rest an die Metacarpen herangezogen und die Strecksehnen mit den jenseits der Narbe liegenden centralen Sehnenstümpfen vereinigt werden konnten. Dieser Versuch misslang jedoch, da die Sehnen sich nekrotisch abstiessen.

Der nunmehrige Status war folgender:

Es war auf dem Rücken der Hand ein Geschwür geblieben, welches sich über den drei äusseren Metacarpen ausdehnte. Ausserdem existirten von den drei äusseren Fingern nur rudimentäre unbrauchbare Stümpfe, welche jedoch fast die ganze normale Hautbedeckung auf der Volarseite besassen.

Diesen letzten Umstand benutzend, beauftragte mich Herr Geheimrath Mikulicz, den Rest der Finger unter Bildung grosser volarer Lappen zu exarticuliren, die resultirenden Hautlappen nach hinten umzuklappen und auf diese Weise den dorsalen Hautdefect so gut als möglich zu decken.

Die Operation wurde genau nach dieser Anweisung ausgeführt und hatte einen vollkommenen Erfolg.

Die Hautlappen erhielten sich vollständig und reichten fast ganz aus, um den Substanzverlust am Handrücken zu decken; der Rest heilte durch Granulation.

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Jetzt liegen, wie die Abbildung zeigt, die volaren Hautbekleidungen der drei Finger auf dem Dorsum der Hand neben einander und bilden eine feste und etwas verschiebliche Bedeckung. Das normale Gefühl hat sich wieder hergestellt, Daumen und Zeigefinger sind normal beweglich.

Dem Bericht ist nicht viel hinzuzufügen. Auf's Neue erhellt aus demselben die ausserordentliche Plasticität der Fingerhaut, eine Eigenschaft, deren man sich vielleicht auch in anderen Fällen wird mit Vortheil bedienen können.

Gedruckt bei L. Schumacher in Berlin.

XI.

(Aus dem pathologischen Institut zu München.) Ueber die traumatische Entstehung der

Geschwülste.

Von

Dr. Carl Löwenthal,

aus Rothenburg ob der Tauber.

(Schluss zu S. 100.)

Adenom.

Tabelle No. 16. 10 Fälle: 4 Männer, 6 Weiber.

359. [1]. August Scholz, 31 J. 1873 (148). Stoss in die rechte Unterbauchgegend durch eine Deichsel vor etwa 5 Monaten. Seit 1 Woche. 31 J. Adenoma destruens des Blinddarms. Bei Palpation der Coecalgegend findet man eine flache, auffallend harte Geschwulst, deren Druck sehr schmerzhaft ist. Sectionsbefund: Entsprechend einer Stelle der hinteren Wand des Coecum findet sich ein kraterförmiges, von knolligen und blumenkohlartigen Neubildungsmassen umwuchertes Geschwür von etwa Thalergrösse. Die Geschwulstmasse ist ziemlich derb, aber bröcklig und erstreckt sich tief ins Bindegewebe und die benachbarte Muskulatur. Das Trauma hatte ausser mehrere Tage anhaltender Schmerzhaftigkeit keine weiteren Folgen. Erst seit 1 Woche stellte sich in der rechten Lendengegend dicht über der Crista ilei eine Geschwulst mit Röthung ein, die aufbrach und wenig Eiter entleerte. Die Sonde dringt in der Richtung nach vorn und innen tief ein. Nach Dilatation der Fistel wurden die überall sich vordrängenden Granulationen herausbefördert. Pat. starb am 18. 3. 1874. Mikroskopischer Befund: Adenom der Darmschleimhaut; die epithelialen Einlagerungen haben überall ihren typischen Charakter bewahrt.

360. [2]. Johann Goez, 71 J. Holzmacher. 1879 (149). (Patholog. Institut München). Stoss gegen die rechte Brust durch eine Wagendeichsel vor 15 Jahren. Vor 15 Jahren. 56 J. Adenom der rechten Mamma. - 4-5 Wochen nach dem Stosse entwickelte sich unter der Haut an der betreffenden Stelle ein erbsengrosser, unter derselben verschieblicher Tumor, der im Verlauf von 12 Jahren langsam und schmerzlos heranwuchs. Im Jahre 1877 allmäliges Weichwerden und schliesslich Perforation der Geschwulst nach aussen; mit der Zeit nahm 18

Archiv für klin. Chirurgie. XLIX. 2.

das Sekret einen stinkenden Geruch an. Zu gleicher Zeit Entwicklung eines neuen Tumors, der nach 6 Wochen ebenfalls perforirte. Im October 1879 Exstirpation der Tumoren. Nach 2 Jahren vollständiges Wohlbefinden.

361. [3]. Katharina Wock, 38 J. Näherin. 1882 (97). Patholog. Institut München). Stoss an die rechte Brust vor 2 Jahren. - 1881. 37 J. Adenoma mammae sin. In der linken Mamma im unteren äusseren Quadranten ein mehr als bohnengrosser Knoten, verschiebbar auf seiner Unterlage, tief in die Brustdrüse eingebettet. Häufige Schmerzen. - Stoss an die Brust vor 2 Jahren; Entzündung daran vor 1Jahre. Geschwulst seit 1/2 Jahre. Exstirpation im April 1882. 362. [4]. 51 jähr. Frau. 1882 (97). (Patholog. Institut Münrhen). Stoss an die Brust vor 16 Jahren. Pflaumengrosser Tumor.

Vor 16 Jahren. 35 J. Cystadenom der Mamma. Stoss vor 16 Jahren an die betreffende Stelle; seitdem kleine Verhärtung; auffallende Vergrösserung seit ca. 3 Monaten. Schmerzen dabei gering und unbestimmt. Exstirpation am 9. 2. 1882.

363. [5]. 17jähr. Mädchen. 1882 (97). (Patholog. Institut München). Trauma. Vor 3 Jahren. 16J.-Adenoma carcinomatodes der rechten Mamma. 364. [6]. Weinich. 46 J. 1883 (72). Fall mit der linken Seite des Thorax auf einen Steinhaufen. Vor 4 Monaten. 46 J. Fibro-Adenom der linken Mamma. Gänseeigrosser Tumor von unveränderter Haut bedeckt, mit dieser nicht verwachsen. Oberfläche glatt. Bei Druck keine besondere Schmerzhaftigkeit. Patient, der Potator und Epileptiker ist, fiel in einem epileptischen Anfall mit der linken Seite des Thorax auf einen Steinhaufen auf und beobachtete seitdem die Entwicklung einer Geschwulst in der linken Mamma. Exstirpation im August 1883. Bis Anfang des Jahres 1885 kein Recidiv. 365. [7]. Frau. 1887 (47). (Patholog. Institut München).

Mamma.

Biss in die 1884. Fibro-Adenom der Mamma. Operation am 30. 12. 1887. 366. [8]. 33jähr. Mann. 1888 (48). (Patholog. Institut München). Trauma vor 3 Jahren. 1886. 31 J. Fibro-Adenom des Hodens. — Patient hat die Geschwulst, die langsam wuchs, seit 2 Jahren beobachtet. Hereditär Nichts bekannt. Trauma vor 3 Jahren; ebenso Gonorrhoe vorausgegangen. Operation 7. 11. 1888.

367. [9]. 33jähr. Frau. 1890 (150). Starke Quetschung der linken Mamma vor ca. 6 Monaten. - ? - Cystadenom der Mamma. In beiden Mammae, besonders aber im unteren Abschnitt der linken, treten erbsen- bis bohnengrosse, harte, unter dem palpirenden Finger etwas hin- und hergleitende Prominenzen des Drüsenkörpers auf, welche alle unter der Haut sehr verschieblich sind. Seit der Quetschung Schmerzen in der linken Mamma, welche besonders heftig werden, wenn Patientin längere Zeit umhergegangen ist und gearbeitet hat. Ekzeme und Entzündungen an den Brüsten sind nie da gewesen. Von einem operativen Eingriff wird Abstand genommen und lediglich ein die Mamma gut stützendes Corsett verordnet.

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368. [10]. W., Directorsfrau. 1892 (52). (Patholog. Institut München). — Stoss an die linke Mamma. 1890. Fibro-Adenom der linken Mamma. Pflaumengrosser Tumor; unregelmässig begrenzt, nicht scharf zu bestimmen in seinen Grenzen; zäh, derb. Auf dem Schnitt von grauröthlicher Farbe, speckig

glänzend; nicht ganz gleichmässig, sondern aus kleinsten Läppchen aufgebaut. Operation am 19.8.1892. Mikroskopischer Befund: Im Zupfpräparat reichlich fasriges Bindegewebe mit deutlichen Spindelzellen, die an einzelnen Stellen so zahlreich werden, dass deutlich sarkomatöser Bau erscheint. Ferner sieht man frei Lagen zusammenhängender kleiner Epithelien, die aussehen, wie aus dem Stroma irgendwo herausgefallen; offenbar solide Zellzapfen.

B. Bindegewebs-Geschwülste.

Fibrom.

Tabelle No. 17. 21 Fälle: 12 Männer, 8 Weiber, 1 unbest.

1867. 14 J.

Distor

Fibrom

369. [1]. Gustav B., 18 J. Bürstenbinderlehrling. 1871 (65). sion des linken Fussgelenks im Alter von 4 Jahren. des linken Unterschenkels. Beide Seiten des linken Fussgelenks sind von der Geschwulst umgeben, welche sich bis über die Mitte des Unterschenkels hinauferstreckt. Die Geschwulst verursacht keine Schmerzen und setzt auch die Leistungsfähigkeit des Fusses nicht herab. Pat. sprang im Alter von 4 Jahren von der Fussbank und verstauchte sich dabei den linken Fuss. Dieser wurde bald wieder brauchbar und es blieb an demselben keine Abnormität zurück. Vor 4 Jahren trat Pat. in die Lehre als Bürstenbinder und seit dieser Zeit bemerkte er, dass am linken Fussgelenk sich allmälig eine kleine Anschwellung ausbildete.

370. [2]. Theresia O., 29 J. 1872 (151). Stoss an der linken Temporalgegend vor 10 Jahren. Bald nach dem Trauma. - Fibroma molle musc. temporalis. Die linke Temporalgegend, sowie die Partie gerade unter dem Pons zygomaticus von einer flach sphärischen Geschwulst vorgewölbt. Die Tumoroberfläche glatt, vollkommen sphärisch. Consistenz sehr weich; deutliche Fluctuationen. Pat. wurde vor 10 Jahren von dem Joche eines ausfahrenden Ochsen an der linken Temporalgegend gestossen. Bald nachher soll sich der jetzige Tumor entwickelt haben und anfänglich in der Grösse einer Haselnuss über der Mitte des Pons zygomaticus als eine weiche, elastische Beule aufgesessen sein. In dieser Grösse blieb der Tumor lange Zeit stationär, bis er vor 22 Jahren merklich zu wachsen anfing. 4. 11. Exstirpation. Pat. wurde geheilt entlassen.

371. [3]. 38jähr. Knecht. 1872 (151). Hufschlag in die rechte Hälfte der Regio epigastrica vor 3 Jahren. ? Fibrom der Regio epigastrica. Wegen der localen Recidive und des verhältnissmässig raschen Wachsthums wurde die Diagnose auf Sarcom gestellt; die microscopische Untersuchung ergab ein Fibrom. An der getroffenen Stelle entwickelte sich ein durch 1 Jahr stationär bleibender haselnussgrosser Knoten, der späterhin jedoch allmälig an Grösse zunahm. Erste Operation im Februar 1872. Jedoch 14 Tage nach der bald eingetretenen Vernarbung entwickelten sich zu beiden Seiten der früheren Incisionsstelle neue Tumoren. Exstirpation. Heilung.

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